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Moritz Gottlieb Saphir 8 Februar 1795 in Lauschbrunn bei Stuhlweissenburg 5 September 1858 in Baden bei Wien eigentlich Moses Saphir war ein osterreichischer Schriftsteller Journalist und Satiriker Moritz Gottlieb Saphir Lithographie von Joseph Kriehuber 1835Baden bei Wien Kaiser Franz Ring 11 Sterbehaus von Moritz Gottlieb Saphir Eisenstadterhaus 1 Moritz Gottlieb Saphir Foto von Carl Ferdinand Stelzner 1843 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Zeitschriftengrundungen 4 Literatur 5 Fussnoten 6 WeblinksLeben BearbeitenSaphir war der Sohn des Kramers Gottlieb vorher Israel Saphir und dessen Ehefrau Charlotte Brull Mit dem Toleranzpatent Kaiser Josephs II vom 2 Januar 1782 wurde allen judischen Untertanen ein Familienname verordnet und Saphirs Vater wahlte sich als einer der ersten Betroffenen diesen Namen Saphir wurde von seiner Familie auf die Talmudschule nach Pressburg geschickt um Rabbiner zu werden Mit elf Jahren hatte sich Saphir daruber derart mit seiner Familie zerstritten dass er 1806 auf eigene Verantwortung nach Prag ging und die dortige Talmudschule besuchte Doch schon kurze Zeit spater entdeckte Saphir fur sich die europaische Literatur und studierte nun Anglistik Germanistik und Romanistik 1814 entzog ihm die Familie die Erlaubnis damit wohl die finanzielle Unterstutzung und holte den noch minderjahrigen Sohn zuruck Da Saphir aber fur das vaterliche Geschaft keinen Gewinn darstellte durfte er einige Zeit spater nach Pest um dort Latein und Griechisch zu studieren Dort begann die schriftstellerische Karriere Saphirs In der Zeitschrift Pannonia konnte er mit ersten Arbeiten debutieren und 1821 erschien sein erstes Buch Poetische Erstlinge ein Gedichtband der uberwiegend wohlwollend aufgenommen wurde Der Verleger Adolf Bauerle lud Saphir 1822 nach Wien ein und engagierte ihn fur seine Wiener Theaterzeitung Hier machte sich Saphir durch gnadenlose Theaterkritiken und verschiedene Essays derart unbeliebt dass er 1825 ausgewiesen wurde und nach Berlin ging Sein dortiges Wirken als Redakteur seines Feuilletons Berliner Schnellpost fur Literatur Theater und Geselligkeit beim Berliner Courier und als Herausgeber des Berliner Theateralmanachs auf das Jahr 1828 nannte Heinrich Hubert Houben 1909 den eigentlichen Beginn der Berliner Journalistik 2 Am 9 Dezember 1827 grundete Saphir die literarische Gesellschaft Tunnel uber der Spree nach dem Vorbild der Ludlamshohle der er in Wien angehort hatte als wie Theodor Fontane Jahrzehnte spater spottete personliche Leibwache in seinen literarischen Fehden 3 Der eloquente Satiriker machte sich in Berlin immer mehr Feinde so dass ihm auch prominente Vereinskollegen vom Tunnel nicht mehr helfen konnten oder wollten Der Breslauer Journalist und Theaterdichter Karl Schall forderte Saphir offentlich zum Duell Im Berliner Courier vom 3 Marz 1828 krankte Saphir die Sangerin Henriette Sontag mit einem Gedicht auf ihre Schwester Nina das zu einem Skandal fuhrte Er wurde in diesem Zusammenhang wegen Unehrerbietigkeit gegenuber der Polizei zu kurzer Festungshaft verurteilt 4 1829 wechselte er nach Munchen Dort grundete er zusammen mit den Brudern Franckh unter anderem die Zeitschriften Der Bazar fur Munchen und Bayern Ein Fruhstuckblatt fur Jedermann und jede Frau 1830 und Der deutsche Horizont 1831 Gerade hier wurde er wieder sehr verletzend in Wort und Schrift Als er auch noch das bayerische Konigshaus satirisch angriff und beleidigte wurde er wegen Majestatsbeleidigung angeklagt verurteilt fur kurze Zeit eingesperrt und nach Verbussung der Strafe aus Munchen ausgewiesen Saphir ging nach Paris und wurde dort sehr schnell durch seine Vortrage beruhmt Seine literarischen Abende im Salon des Buchhandlers Martin Bossange brachten ihm sogar eine Einladung des franzosischen Konigs Louis Philippe ein 1831 kam er wieder nach Munchen zuruck und ubernahm die Redaktion des Bayerischen Beobachters Im darauf folgenden Jahr konvertierte er vom mosaischen zum evangelischen Glauben Dieses und einige literarische Zuruckhaltung bewirkten dass er bald darauf zum Koniglich Bayerischen Hoftheater Intendanzrat ernannt wurde 1834 kehrte er nach Wien zuruck und schrieb da ihm die Grundung einer eigenen Zeitung behordlicherseits verboten wurde wieder fur die Theaterzeitung Erst mit Wirkung vom 1 Januar 1837 wurde dieses Verbot aufgehoben und noch am selben Tag grundete Saphir die satirische Zeitschrift Der Humorist die er bis zu seinem Tode 1858 herausgab sie erschien bald sechsmal wochentlich in Wien bei Leopold Grund und bestand bis 1862 Wahrend der Revolution von 1848 wurde er zuerst an die Spitze eines revolutionaren Schriftstellerverbandes gewahlt trat aber kurz darauf von dieser Funktion zuruck und wartete in Baden die Beruhigung der Verhaltnisse ab Dieses Verhalten und die zunehmende politische Zuruckhaltung in seinen Texten machte ihn den lebenslang von der Zensur Verfolgten spater fur eine neue Schriftstellergeneration als reaktionar angreifbar Legendar wurden unter anderem seine Gegnerschaft zu Johann Nestroy und seine Freundschaft zu Ignaz Franz Castelli Es folgten mehrere Vortragsreisen durch Deutschland Frankreich und Osterreich Nach der Ruckkehr von einer solchen Reise verliess ihn seine Frau 1853 widmete ihm Johann Strauss Sohn den Walzer Wiener Punch Lieder op 131 Im Sommer 1858 reiste Saphir zur Kur nach Baden bei Wien Hier sitze ich und liege krank stehe mit einem Fusse im Grabe gehe mit dem andern dem Tode entgegen schrieb er am 21 Juli an Gustav Heine und fugte ein von ihm als Grabschrift verfasstes Gedicht zur honorarfreien Veroffentlichung bei 5 Am 5 September 1858 starb er im Alter von 63 Jahren Saphir war befreundet mit der Schriftstellerin Marie Gordon mit der er eine Tochter hatte Diese unterzeichnete die Anzeige von dem Hinscheiden ihres innigstgeliebten Oheims resp Vaters und Pflegevaters an zweiter Stelle als Marie Saphir nach Bernhard Saphir und vor August Gordon k k Lieutnant 6 Moritz Saphirs Grabstatte befindet sich auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf Gruppe 1 Nr 168 in Wien In diesem Grab wurde nach ihrem Tod am 5 Juni 1913 im Alter von 76 Jahren auch die Tochter Marie bestattet Werke BearbeitenDeklamatorische Soiree 1858 Dumme Briefe 1834 Konditorei des Jokus 1828 Digitalisiert von der Zentral und Landesbibliothek Berlin 2020 urn nbn de kobv 109 1 15388749 Poetische Erstlinge 1821 Ausgewahlte Schriften 10 Bande 4 Auflage Karafiat Brunn 1870Zeitschriftengrundungen BearbeitenMitternachtsblatt fur den Sternenhimmel der Laune und des Humors 1830 Der deutsche Horizont Ein humoristisches Blatt fur Zeit Geist und Sitte Jaquet Munchen 1 1831 4 1834 Der Humorist Eine Zeitschrift fur Scherz und Ernst Kunst Theater Geselligkeit und Sitte Bolte Wien 1 1837 25 1862 dem zeitweise ein Humoristisch satyrischer Volkskalender 1 1851 8 1858 angegliedert wurde Informationen bei ANNO und Faksimiles bei ANNOLiteratur BearbeitenAndreas Brandtner Saphir Moritz Gottlieb In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 433 f Digitalisat Siegfried Kosterich Saphirs Prosastil Inaugural Dissertation Universitat Frankfurt Frankfurt am Main 1934 W Neuber Saphir Moritz Gottlieb Georg In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 9 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1988 ISBN 3 7001 1483 4 S 419 f Direktlinks auf S 419 S 420 Anton Schlossar Saphir Moritz In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 30 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 364 369 Peter Sprengel Moritz Gottlieb Saphir in Berlin Journalismus und Biedermeierkultur In Gunter Blamberger Manfred Engel Monika Ritzer Hrsg Studien zur Literatur des Fruhrealismus Ulrich Fulleborn zur Emeritierung Lang Frankfurt a M u a 1991 ISBN 3 631 43270 4 S 243 275 Cornelia Szabo Knotik Saphir Moritz Gottlieb In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Jacob Toury M G Saphir und K Beck In Walter Grab u a Hrsg Juden im Vormarz und in der Revolution 1848 Burgverlag Stuttgart 1983 ISBN 3 922801 61 7 Viktor Wallner Hauser Menschen und Geschichten ein Badener Anekdotenspaziergang Gesellschaft der Freunde Badens Baden 2002 DNB 965386198 Wulf Wulfing Folgenreiche Witze Moritz Gottlieb Saphir In Joachim Dyck u a Hrsg Rhetorik Ein internationales Jahrbuch Band 12 Rhetorik im 19 Jahrhundert Niemeyer Verlag Tubingen 1993 ISBN 3 484 60389 5 S 73 83 degruyter com Constantin von Wurzbach Saphir Moriz Gottlieb In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 28 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1874 S 213 232 Digitalisat Fussnoten Bearbeiten Das Sterbezimmer liegt an dem zu Haus Nr 9 bestehenden begrunten Bauwich im Bild links In Wallner Hauser S 13 H H Houben Einleitung zu Ludwig Rellstab 1812 Ein historischer Roman F A Brockhaus 1910 https www projekt gutenberg org rellstab 1812 1812 html Von scharfster Ablehnung war hingegen das Urteil Heinrich von Treitschkes im ersten Band seiner Deutschen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts 1879 gekennzeichnet https www projekt gutenberg org treitsch gesc19 1 gesc19 1 html Siehe auch Heinrich Stumcke Henriette Sontag 1913 S 52 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche und Meike Wagner Theater und Offentlichkeit im Vormarz Berlin 2013 S 140 168 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Theodor Fontane Autobiographisches Von Zwanzig bis Dreissig Der Tunnel uber der Spree Erstes Kapitel In zeno org 1898 abgerufen am 17 Januar 2015 Munchener Punsch Ein humoristisches Originalblatt Band 11 Nr 38 19 September 1858 S 295 books google ausfuhrlicher Herrmann Josef Landau Neuer deutscher Hausschatz fur Freunde der Kunste und Wissenschaften 4 Aufl II Theil Literatur Prag 1866 S 1091 4 books google und Heinrich Stumcke Henriette Sontag 1913 S 113 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Vgl auch Dumme Briefe Bilder und Chargen Cypressen Literatur und Humoral Briefe Munchen 1834 S 19 archive org wo Saphir selbst von sechs Wochen Haft spricht und behauptet sein Gedicht sei an die Sangerin Sontag Henriette gerichtet gewesen und Saphirs unter dem Pseudonym Dr Debeck veroffentlichter Monolog eines zu neunwochentlichem Polizei Arrest verurtheilten humoristischen Schriftstellers Der Bazar fur Munchen und Bayern Nro 5 5 Januar 1833 S 22 4 books google Fremden Blatt Nr 166 vom 23 Juli 1858 S 4 r Sp anno onb ac at Munchener Anzeiger Beilage zu den neuesten Nachrichten Nr 254 vom 12 September 1858 Seite 2975 books googleWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Moritz Gottlieb Saphir Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Moritz Gottlieb Saphir Zitate nbsp Commons Moritz Gottlieb Saphir Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien s BLKO Saphir Moriz Gottlieb Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Band 28 1874 Seite 213 232 s ADB Saphir Moritz Allgemeine Deutsche Biographie Band 30 1890 S 364 369 Literatur von und uber Moritz Gottlieb Saphir im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Moritz Gottlieb Saphir in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Moritz Gottlieb Saphir im Projekt Gutenberg DE Moritz Gottlieb Saphir im Internet Archive Moritz Gottlieb Saphir beim eLibrary Austria Projekt eLib Volltexte Saphir auf der Seite des wiedergegrundeten Humorist Memento vom 13 Marz 2012 im Internet Archive Saphir Handschriften in deutschsprachigen Bibliotheken und ArchivenNormdaten Person GND 118794558 lobid OGND AKS LCCN nr88002159 VIAF 18018578 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Saphir Moritz GottliebALTERNATIVNAMEN Saphir Moses wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 8 Februar 1795GEBURTSORT Lovasbereny bei SzekesfehervarSTERBEDATUM 5 September 1858STERBEORT Baden bei Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritz Gottlieb Saphir amp oldid 226198310