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Luminol ist eine gelblich bis grun schimmernde in Wasser unlosliche feste chemische Verbindung die sich formal von Anilin Phthalsaure und Hydrazin ableitet StrukturformelAllgemeinesName LuminolAndere Namen 3 Aminophthalhydrazid 3 Aminophthalsaurehydrazid 5 Amino 2 3 dihydrophthalazin 1 4 dionSummenformel C8H7N3O2Kurzbeschreibung blassgelbes kristallines Pulver 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 521 31 3EG Nummer 208 309 4ECHA InfoCard 100 007 556PubChem 10638ChemSpider 10192Wikidata Q408061EigenschaftenMolare Masse 177 16 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Schmelzpunkt 319 320 C 2 Loslichkeit nahezu unloslich in Wasser 3 loslich in Basen 3 loslich in organischen Losungsmitteln 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 4 AchtungH und P Satze H 335 315 319P 302 352 305 351 338 304 340 312 280 261 4 Toxikologische Daten gt 500 mg kg 1 LD50 Ratte oral 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Gewinnung und Herstellung 2 Verwendung 2 1 Kriminalistik 2 2 Biochemische und medizinische Analytik 3 Chemolumineszenzreaktion 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGewinnung und Herstellung BearbeitenDie Herstellung von Luminol erfolgt uber die Nitrierung von Phthalsaure zu 3 Nitrophthalsaure deren Umsetzung mit Hydrazin zu 3 Nitrophthalsaurehydrazid und nachfolgender Reduktion mit Natriumdithionit zum Luminol nbsp Darstellung von LuminolAlternativ ist die Synthese von 3 Nitrophthalhydrazid aus 3 Nitrophthalsaureanhydrid moglich welche bessere Ausbeuten liefert 6 Verwendung BearbeitenKriminalistik Bearbeiten nbsp Chemolumineszenz von Luminol mit HamoglobinLuminol wird in der Kriminalistik zur Spurensuche verwendet selbst geringste Mengen von Blut lassen sich hiermit nachweisen Der Nachweis beruht darauf dass Luminol mit Oxidationsmitteln meist Wasserstoffperoxid unter Emission von blaulichem Licht Chemolumineszenz reagiert Diese Reaktion verlauft nur bei Anwesenheit eines Katalysators hier komplex gebundenes Fe2 oder Fe3 ausreichend schnell d h in der Praxis ist bei der Abwesenheit von Katalysatoren keine Reaktion bzw keine Chemolumineszenz zu beobachten Zur Spurensuche werden zwei Losungen hergestellt Eine Losung von Luminol in Natronlauge und eine verdunnte Wasserstoffperoxid Losung Diese werden kurz vor der Anwendung zusammengegeben und die zu untersuchenden Flachen eingespruht Befinden sich darauf Blutspuren so katalysiert das Ham ein Eisenkomplex des Blutfarbstoffs Hamoglobin die unten beschriebene Reaktion Es kommt also zu einer blaulichen Chemolumineszenz Der Test ist empfindlich genug um winzige Blutmengen im Urin nachzuweisen wodurch Urinflecken ebenfalls positiv erscheinen Allerdings wird die Reaktion auch durch Kupferionen katalysiert welche diesen Test somit storen Durch Zugabe von weiteren Substanzen kann die Empfindlichkeit variiert werden In einer Testreihe konnte nachgewiesen werden dass Wirkstoffe in dem Geschirrspulmittel Fit die Lumineszenz intensivieren zugleich aber auch verkurzen 7 Ursache hierfur konnten Detergentien im Reinigungsmittel sein die die Plasmamembranen der Erythrozyten durchlassiger machen wodurch das Luminol schneller mit dem Fe2 in Kontakt kommt 8 Luminol ermoglicht weiterhin Tests zur Speziesidentifizierung und Blutgruppenbestimmung Zudem hat Luminol keine zerstorerischen Effekte auf DNA sodass diese mittels PCR analysierbar bleibt 9 Eine Weiterentwicklung auf der Basis von Luminol stellt das BlueStar Forensic dar das die DNA der zu untersuchenden Probe in keiner Weise verandert eine starker ausgepragte Chemolumineszenz besitzt und selbst Blutspuren erkennen lasst die schon zuvor weggewischt oder mit Wasser ausgewaschen worden sind und fur das blosse Auge nicht mehr erkennbar waren 10 Biochemische und medizinische Analytik Bearbeiten Eine weitere Anwendung findet die Luminol Chemolumineszenz in der biochemischen und medizinischen Analytik Hier werden z B sogenannte Reaktive Sauerstoffspezies ROS in Geweben Extrakten und Korperflussigkeiten direkt durch die Intensitat der Luminol Chemolumineszenz bestimmt Eine weitere wichtige Analysemethode beruht darauf dass auch Peroxidasen in der Lage sind die Luminol Reaktion zu katalysieren Auf diesem Prinzip werden zahlreiche Immunoassays aufgebaut mit denen sich extrem geringe Mengen an Toxinen Krankheitserregern Peptiden und Proteinen nachweisen lassen 11 Die wichtigste hierfur verwendete Peroxidase ist die Meerrettichperoxidase HRP horseradish peroxidase Die katalytische Wirkung der Meerrettichperoxidase kann man selbst testen indem man einige Tropfen einer alkalischen Luminol Wasserstoffperoxid Losung auf ein Stuck frischen Meerrettich tropft Chemolumineszenzreaktion Bearbeiten nbsp Chemolumineszenzreaktion von Luminol Bei der Chemolumineszenz Reaktion handelt es sich bei Luminol als Ausgangsstoff um eine Dicarbonylverbindung ein so genanntes 1 4 Dion Der Stoff wird zunachst in Natronlauge gelost wobei Luminol als Saure unter H Abspaltung mit den Hydroxidionen der Natronlauge reagiert Bei dieser Reaktion handelt es sich um eine reversible Gleichgewichtsreaktion Die entstandenen Dianionen werden durch Mesomerie stabilisiert Die eigentliche Reaktion beginnt mit der Oxidation der Dianionen durch Wasserstoffperoxid oder ein anderes Oxidationsmittel Dabei entsteht neben molekularem Stickstoff ein Phthalat das 3 Aminophthalat Dianion als instabiles Intermediat im angeregten Triplett Zustand T1 Der Triplett Zustand liegt aufgrund von zwei Elektronen mit identischem Spin in einem Orbital eines Sauerstoffatoms vor 2S 1 3 bei S 1 2 1 2 siehe Multiplizitat Durch einen strahlungslosen Ubergang geht das Molekul mit einem Spin Flip in einen isoenergetisch angeregten Singulett Zustand S1 uber Das energiereiche oxidierte Luminol Molekul dient bei dieser Chemolumineszenz gleichzeitig als Sensibilisator Durch den Ubergang des Elektrons aus dem hoher angeregten Singulettzustand in den Singulettgrundzustand S0 wird ein Photon im blauen Bereich des Lichtspektrums emittiert Siehe auch BearbeitenGalavitWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Luminol Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Luminol Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Luminol Herstellung und ExperimenteEinzelnachweise Bearbeiten a b Arnold Willmes Taschenbuch chemische Substanzen Elemente Anorganika Organika Naturstoffe Polymere 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Deutsch Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 8171 1787 1 Eintrag zu 3 Aminophthalhydrazide bei Thermo Fisher Scientific abgerufen am 13 Oktober 2023 a b c Mary Eagleson Concise Encyclopedia Chemistry de Gruyter Berlin 1994 ISBN 978 3 11 011451 5 S 607 a b Eintrag zu 5 Amino 1 2 3 4 tetrahydrophthalazin 1 4 dion in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 20 Januar 2022 JavaScript erforderlich National Academy of Sciences National Research Council Chemical Biological Coordination Center Review 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BLUESTAR als PDF verkurzte Fassung in Evidence Technology Magazine Marz April 2006 Band 4 Nr 2 Steffen Albrecht Herbert Brandl Thomas Zimmermann Chemilumineszenz Reaktionssysteme und ihre Anwendung unter besonderer Berucksichtigung von Biochemie und Medizin Huthig Heidelberg 1996 ISBN 3 7785 2501 8 Normdaten Sachbegriff GND 4336331 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luminol amp oldid 238718101