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Im Zweiten Weltkrieg fuhrten die United Staates Army Air Forces USAAF verschiedene Luftangriffe auf Wernigerode aus Am 22 Februar 1944 startete die 8th Air Force einen schweren Luftangriff auf die Harzer Fachwerkstadt Wernigerode war ein vorbereitetes Sekundarziel in der alliierten Luftoffensive Big Week Neunzehn viermotorige Langstreckenbomber vom Typ Boeing B 17 Flying Fortress warfen nach der Mittagszeit 52 5 Tonnen Sprengbomben 210 Stuck auf die Innenstadt wodurch 126 Hauser zerstort und uber 600 weitere schwer bis leicht beschadigt wurden Dabei verloren 192 250 Menschen ihr Leben davon uber 80 Frauen und Kinder Es folgten ein leichterer Bombenangriff am 15 Marz 1944 ein Minenbombenabwurf am 2 November 1944 14 Tote und ein Jagdbomberangriff am 7 April 1945 auf Eisenbahnzuge im Bahnhof Minsleben 32 Tote Inhaltsverzeichnis 1 Wernigerode 1944 2 Die Angriffe 3 Wiederaufbau 4 Literatur 5 EinzelnachweiseWernigerode 1944 BearbeitenWernigerode war Kreisstadt und vielbesuchter Erholungsort am Nordhang des Harzes Es verfugte uber zahlreiche Hotels Fremdenheime und Pensionen Die Bevolkerungszahl und struktur hatten sich im Krieg bis Anfang 1944 gegenuber der Vorkriegszeit 24 500 Einwohner grundlegend geandert 1 Standige Einwohner 26 369 Evakuierte Bombengeschadigte 2 811 Lazarettinsassen 1 500 Schwangere Frauen im Lebensborn Heim Harz 110 Deutsche Bevolkerung gesamt 30 790Auslandische Arbeitskrafte 3 665 Kriegsgefangene 389 KZ Insassen 700 Zusammen Auslander 4 700Bewohner zusammen 35 000 Die Stadt war mit 10 000 Menschen ubervolkert Dem Luftschutz dienten offentliche betriebliche und private Schutzraume Am Galgenberg nordlich der Innenstadt waren lange und verzweigte Luftschutzstollen in den Berg getrieben worden Sie sind heute betonverfullt und die Zugange verschlossen Ab 1943 wurden mit Nachdruck Deckungsstollen in Hausgarten und im offentlichen Raum angelegt Wernigerode war Lazarettstadt mit einer grossen Bettenzahl n 1 500 auch durch Umwandlung von Schulen und Hotels in Reservelazarette Die grosseren Lazarette waren wie international ublich mit einem Roten Kreuz auf dem Dach kenntlich gemacht worden Im Nordwesten der Stadt lag ein Werk der Rautenbach AG Es war seit 1939 die modernste Leichtmetallgiesserei im Reich Sie stellte Flugmotoren Gussteile her und hatte 5 600 Beschaftigte 1944 darunter viele Fremdarbeiter und Kriegsgefangene besonders aus der UdSSR Das Werk wurde nicht bombardiert Die Angriffe Bearbeiten nbsp US Bomber Boeing B 17 Flying Fortress nbsp Langstreckenbegleitjager des Typs P 51 Mustang nbsp Gedenktafel in der Breiten Strasse zum Bombenangriff am 22 Februar 1944 nbsp Hotel Zum Baren vor der ZerstorungAlle Luftangriffe auf Wernigerode wurden 1944 1945 zur Tageszeit und durch US Luftstreitkrafte ausgefuhrt Der Angriff am 22 Februar 1944 fiel in die alliierte Big Week die vom 20 bis 25 Februar 1944 der Zerstorung von Luftrustungsanlagen in Deutschland galt 6 000 schwere strategische Bomber und 3 670 Langstrecken Begleitjager der USAAF und der britischen Royal Air Force waren im Einsatz Konnten die Hauptziele Primarziele nicht angegriffen werden wurde die Bombenlast uber vorbereiteten Ausweichzielen Sekundarzielen Targets of Opportunity abgeworfen 22 Februar 1944 Von ihren Basen in Ostengland starteten an diesem Morgen 289 Boeing B 17 Bomber der 1st Bombardment Wing der 8th Air Force von denen 181 effektiv wurden 2 Sie hatten Sprengbomben Stabbrandbomben Flussigkeitsbrandbomben Phosphorbrandbomben und Phosphorkanister geladen 3 Eskortiert wurden die Fliegenden Festungen von Langstrecken Begleitjagern der Typen P 38 Lightning P 47 Thunderbolt und P 51 Mustang Primarziele waren Aschersleben Bernburg und Halberstadt Zu den Sekundarzielen gehorte Wernigerode 2 Am spaten Vormittag des 22 Februar ertonte in Wernigerode Voralarm gegen 12 00 Uhr Vollalarm Von 14 02 bis 14 04 Uhr wurden aus etwa 7 000 Metern Hohe 210 Stuck hochbrisante 500 lb Sprengbomben 52 5 Tonnen von den B 17 Bombern uber Wernigerode abgeworfen Bei aufgerissener Bewolkung und damit guter Sicht an einem strahlenden Wintertag mit leichter Schneedecke fielen die Bomben in das Zentrum der Stadt 40 der 210 Bomben gingen im Lustgarten unterhalb des Schlosses nieder sonst waren die Schaden in der Innenstadt noch verheerender gewesen 126 Hauser wurden total zerstort weit uber 600 in verschiedenem Grade beschadigt Die Sprengbomben richteten ihr Unheil in den teilweise leichtgebauten und alten Hausern bis in die Luftschutzkeller an Stark betroffen waren die Neustadt wie auch der Bereich des Nicolaiplatzes der Burgstrasse der Kochstrasse sowie das Gebiet der Hasseroder Brauerei am Auerhahn und des Sonnenbrinks Das Kriegstagebuch der Wehrmacht hob besonders den Totalschaden an der Reservelazarett Abteilung Hotel Zum Baren die schwere Beschadigung der Reservelazarett Abteilung Hotel Reichshof und leichtere Beschadigungen von zwei weiteren Reservelazaretten hervor Nicht bombardiert worden die Rautenbach Werke im Nordwesten der Stadt die auch in keiner Zielplanung der USAAF enthalten waren Neben der Bevolkerung selbst waren zur Bergung von verschutteten Toten und Verwundeten Luftschutzkrafte aus Wernigerode und Umgebung diverse Organisationen und vom 22 bis 27 Februar 1 000 Mann Hilfskommandos vom Wehrkreis XI der Wehrmacht im Einsatz 4 Nach ersten Meldungen kamen 186 Menschen ums Leben und 143 wurden verwundet spater wurden bis 250 Tote angegeben 5 Sachschaden im Einzelnen 22 Februar 1944 Die Berichte differieren wenig Neben 126 total zerstorten und uber 600 beschadigten Hausern werden auch angegeben 112 total zerstorte 109 schwer beschadigte 200 mittelgradig beschadigte und 305 leicht beschadigte Hauser 6 Der Verlust an Wohnraum in der vor allem mit Luftkriegs Evakuierten ubervolkerten Stadt war schwerwiegend Kultur und offentliche Bauten 7 1 8 Zahlreiche historische Fachwerkhauser fielen den Sprengbomben zum Opfer So wurde das ehemalige Faulbaumsche Brauerei und Burgerhaus zerstort ein vierstockiges Fachwerkgebaude von 1680 1684 das spatere Hotel Zum Baren Breite Strasse 78 nur untere zwei Stockwerke wieder instand gesetzt Zwei Metalltafeln an der Strassenseite des Gebaudes erinnern an seine Geschichte und an den amerikanischen Luftangriff vom 22 Februar 1944 Vom Hotel Weisser Hirsch am Marktplatz wurden im hinteren Teil der Festsaal und der Wintergarten zerstort Das Hotel Reichshof und das Postgebaude in der Marktstrasse wurden schwer beschadigt die Capitol Lichtspiele in der Burgstrasse zerstort Die barocke Orangerie im Lustgarten wurde im Westteil zusammen mit dem seitlich angrenzenden Palmenhaus schwer beschadigt Das Lowentor als sudlicher Eingang zum Lustgarten wurde zerstort der wertvolle Baumbestand schwer getroffen Die Johanniskirche wurde beschadigt die Fenster zerbarsten durch die Druckwellen das Kalkstein Masswerk der Fenster trug Schaden davon die heute noch erkennbar sind Bedingt durch das defekte Dach fand das Totengedenken in dem zerstorten Gotteshaus mit Schnee auf den Sargen statt Von Zerstorungen und Beschadigungen waren Geschafts und Wohnhauser betroffen in Breite Strasse Grosse Schenkstrasse Anger Pfarrstrasse Johannisstrasse Untere Burgstrasse Nicolaiplatz Marktstrasse Kochstrasse Oberengengasse Unterengengasse Buchtingenstrasse und Grubestrasse 9 8 Opfer 22 Februar 1944 und BegrabnisstatteZur Zahl der Todesopfer vom 22 Februar findet man Angaben von 181 192 bis 250 10 Die niedrigeren Zahlen erklaren sich teilweise damit dass die spater Verstorbenen oder Aufgefundenen noch nicht erfasst waren und nur Wernigeroder Einwohner und oder keine Fremdarbeiter Haftlinge oder Kriegsgefangenen darin berucksichtigt wurden Das letzte erfasste Opfer verstarb am 16 Juli 1944 143 Menschen wurden verwundet 8 In der ortlichen Presse erschienen kurz nacheinander drei Anzeigen des Gauleiters mit zusammen 168 Todesopfern als Folge des Angriffs vom 22 Februar 1944 Einem feindlichen Terrorangriff fielen zum Opfer 11 Die Liste enthalt ausschliesslich deutsche Familiennamen ist also keinesfalls vollstandig Eine Analyse ergab 82 waren Erwachsene also 18 Kinder n 30 Von den Erwachsenen waren 79 Frauen Frauen und Kinder zusammen stellten 83 der Getoteten Nach einer Trauerfeier am 1 April 1944 wurden die Opfer des Luftangriffs uberwiegend in Reihen Gemeinschaftsgrabern auf dem Zentralfriedhof Wernigerode im Stadtteil Hasserode beigesetzt Auf dem gepflegten Ehrenfriedhof Mauerseite oben unten Kleine Terrasse findet man folgende Inschrift 250 Opfer 1941 1948 Besonders ist hier der Bombenangriff am 22 02 1944 auf Wernigerode zu erwahnen welcher zahlreiche Opfer mit sich zog der alle Generationszweige mit in den Tod nahm Die funf Stelen mit 250 Namen und Vornamen zeigen keine Geburts und Todesdaten Kriegsgraberstatte Zentralfriedhof Wernigerode nbsp Kriegsgraberstatte 2 Weltkrieg nbsp Kriegstote besonders Bombenopfer 1944 nbsp Kriegstote besonders Bombenopfer 194415 Marz 1944Ein erneuter leichterer US Luftangriff fuhrte zu folgenden Schaden 8 5 total zerstorte Hauser 7 schwer beschadigte 15 mittelschwer beschadigte und 58 leichter beschadigte Hauser Dieser Angriff wurde von der 9th Air Force durchgefuhrt die Unterstutzungseinsatze fur die Bomber der 8th Air Force flog 2 November 1944In der Benzingeroder Strasse ging eine US Luftmine nieder Vier Hauser wurden total zerstort weitere beschadigt Es gab 14 Tote 1 7 April 1945Minsleben Ortsteil von Wernigerode Zwei US Jagdbomber beschossen zwei Personenzuge und einen Guterzug mit KZ Haftlingen auf dem Bahnhof Minsleben 32 Todesopfer und zahlreiche Schwerverletzte waren zu beklagen 12 11 April 1945Bei der Besetzung der Stadt durch US Panzertruppen am Nachmittag des Tages kam es nur zu begrenzten Schusswechseln zwischen dem Krankenhaus und dem Westerntor die allerdings zu 20 Gefallenen fuhren 12 19 April 1945Brocken 20 angloamerikanische Bomber zerstorten am spaten Nachmittag die Gebaude auf dem Brocken darunter das Brockenhotel noch am gleichen Tag erfolgte die Besetzung des Brocken Plateaus durch US Truppen 12 Wiederaufbau BearbeitenSicherungs und Instandsetzungsarbeiten an der zerstorten oder beschadigten Bausubstanz setzten trotz des Krieges gleich nach den Angriffen ein Der Wiederaufbau vollzog sich dann unter den Bedingungen der SBZ DDR wobei einige Flachen bis nach 1990 unbebaut blieben und nach der Wiedervereinigung unter denen der Bundesrepublik Nach 1990 wurden die letzten verbliebenen Lucken mit Neubauten geschlossen Er ist insgesamt so gelungen dass der wenig geschichtskundige Besucher heute die baulichen Folgen der Bombardements kaum noch bemerkt Nur Beschadigungen an der Johanniskirche zwei Metalltafeln in der Breiten Strasse 78 ehemaliges Hotel Zum Baren eine Informationstafel mit Hinweis auf die stark beschadigte Orangerie und Splitternarben an erhaltenen Baumen im Lustgarten erinnern daran Literatur BearbeitenBaedeckers Harz 3 Auflage Leipzig Karl Baedecker 1943 Darin Wernigerode und Umgebung S 147 153 Roger A Freeman The Mighty Eighth War Diary JANE s London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 Olaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 3 05 000612 9 Renate Kroll Wernigerode Kreis Wernigerode In Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Henschel Verlag Berlin 1978 Band 1 S 273 274 Peter Nuchterlein Wernigerode Target of Opportunity Ein Forschungsbericht zur Sonderausstellung Der 22 Februar 1944 ein schwarzer Tag in der Geschichte der Stadt Wernigerode Books on Demand 1999 Josef Walz Der Harz Du Mont Kunst Reisefuhrer Du Mont Buchverlag Koln 1993 ISBN 3 7701 2668 8 Seite 190 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Eintrage aus dem Jahr 1944 Wernigerode in Jahreszahlen In wernigerode in jahreszahlen de abgerufen am 22 Januar 2019 a b Freeman 1981 S 185 Nuchterlein 1999 S 12 Nuchterlein 1999 Walz 1993 S 190 Hausgeschichte Wernigerode Breite Strasse unterer Teil ostwarts In hausgeschichte wernigerode de abgerufen am 22 Januar 2019 Kroll 1978 S 273 274 a b c d Hausgeschichte Wernigerode Wernigerode Im Wandel der Zeit In hausgeschichte wernigerode de abgerufen am 22 Januar 2019 Nuchterlein 1999 Walz 1993 S 190 zit nach Nuchterlein S 70 71 a b c Eintrage aus dem Jahr 1945 Wernigerode in Jahreszahlen In wernigerode in jahreszahlen de abgerufen am 22 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Wernigerode amp oldid 210940438