www.wikidata.de-de.nina.az
Luc d Achery 1609 in Saint Quentin 29 April 1685 in Paris war ein bedeutender Bibliothekar und Historiker der Mauriner der kritische Ausgaben von zahlreichen Quellen herausgab Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenAnders als der Name vermuten lasst gehorte die Familie d Achery nicht dem Adel an Die Familie ist jedoch dem gehobenen Burgertum zuzurechnen die ihre Herkunft von der gleichnamigen Ortschaft Achery in Nordfrankreich bei Mayot ableitet Der Nachname wurde sowohl Dachery als auch d Achery geschrieben wobei letztere Schreibweise sich durchgesetzt hatte Zur Familie gibt es mehrere Nachweise vor der Zeit von Luc d Achery So ist etwa ein d Achery belegt als Doktor der Medizin in Paris der 1415 zum Konzil von Konstanz abgeordnet wurde 1544 stiftete ein Nicolas d Achery ein Kirchenfenster der Abtei Saint Quentin en l Isle In der Stadt Saint Quentin sind mehrere Handler hohe Beamte und Monche der Abtei belegt 1 Luc d Achery trat in den Orden der Benediktiner ein und leistete seine Profess am 4 Oktober 1632 im Alter von 23 Jahren in der Abtei Vendome die zu der Kongregation der Mauriner gehorte Spater wechselte er innerhalb der Kongregation zu Fleury wo er so schwer krank wurde dass bereits die Hoffnung aufgegeben wurde dass er sich je wieder erholen konnte In diesem Zustand besuchte ihn 1636 der Generalsuperior superieur general der Mauriner Gregoire Tarrisse 1575 1648 und empfahl ihm zur Abtei Saint Germain des Pres zu wechseln Luc d Achery folgte 1637 dem Rat und unterzog sich in Paris einer Wasserkur Seine Leiden verringerten sich in der Folge so dass er mit Arbeiten in der Bibliothek von St Germain beginnen konnte Dort bewahrte er sich so sehr dass er 1640 trotz seiner gesundheitlichen Probleme zum Bibliothekar ernannt wurde 2 nbsp Die Abtei St Germain im Jahr 1687 kurz nach dem Tod von Luc d Achery Als neuer Bibliothekar begann Luc d Achery mit der Entwicklung eines neuen Systems nach dem der gesamte Handschriften und Bucherbestand der Bibliothek geordnet und katalogisiert wurde Seine Arbeitsweise verbreitete sich uber die gesamte Kongregation so dass er in kurzer Zeit zu deren fuhrenden Bibliothekar wurde In dieser Funktion verfasste er sein erstes Werk die Methode pour la recherche des manuscrits mit der er eine Anleitung zum Umgang mit Handschriften fur seine Kollegen zur Verfugung stellte Danach stellte er unter dem Titel Catalogue des livres pour les monastere nouveaux einen Grundbestand an Werken zusammen die jede Klosterbibliothek fuhren sollte bzw die bei einer neuen Bibliothek zuerst fur damals insgesamt 527 Livres anzuschaffen waren Ferner wurde mit dem Catalogus librorum non nullorum quibus bibliothecae monasteriorum congregationis S Mauri instrui potuerunt zur besseren Koordinierung der Bibliotheken untereinander ein Katalog aus 456 Titeln zusammengestellt der insbesondere die Bereiche der Exegese der Aszetik und der historischen Literatur abdeckte Mit diesen Instrumentarien wurden die Aktivitaten der Bibliotheken der gesamten Kongregation zentral koordiniert Dazu gehorte der planmassige Ausbau aller Bibliotheken die Kontrolle der Neubeschaffungen und die sachgemasse Erhaltung der alten Handschriften In besonderem Masse profitierte jedoch die Bibliothek von St Germain von seinen Aktivitaten Wahrend zu seinem Amtsantritt als Bibliothekar nur 3 600 Bande zur Verfugung standen stieg diese Zahl wahrend der Lebenszeit von Luc d Achery auf 6 300 Durch die immer besser werdende Bibliothek wurde St Germain zu einem Zentrum der wissenschaftlich historischen Forschung in Frankreich Teilweise geschah dies aber auch zu Lasten anderer Bibliotheken der Kongregation So wurden 1638 mit dem Einverstandnis des Kardinal Richelieu ca 400 der wertvollsten Handschriften aus der Abtei Corbie auf Dauer nach St Germain verlagert weil sie dort als gefahrdet galten nachdem Corbie 1636 fur einige Monate unter die Kontrolle spanischer Truppen geriet 3 Aus der Bibliothek von Fleury wurden ebenfalls nicht wenige Handschriften entliehen in Vorbereitung eines Werks uber Kirchenvater die nur teilweise wieder zuruckgegeben wurden 4 So wurden die Voraussetzungen geschaffen fur ein bis dahin beispielloses Vorhaben das historisch kritische Werke zur Ordensgeschichte zu den Kirchenvatern den Heiligenviten und der kritischen Edition wichtiger Texte vorsah Fur den Generalsuperior Gregoire Tarrisse bereitete Luc d Achery einen Forschungsplan vor bei dem jedes Kloster der Kongregation das eigene Archiv und nach Moglichkeit weitere Archive in der Nachbarschaft systematisch erfassen sollte um das gesamte historische Material und die Urkunden zu erfassen Insbesondere sollte Material zu den Grundungsumstanden des Klosters zur Art der ersten Besiedelung zur geographischen Lage und weiteren Geschichte aufgenommen und ausgewertet werden Dabei wurde Wert gelegt auf eine mit grosster Sorgfalt durchgefuhrte Datierung und auf moglichst exakte Quellenangaben Dieses Vorhaben wurde von dem Generalkapitel der Kongregation 1651 teilweise in die Tat umgesetzt mit einem entsprechenden Auftrag an zwei Monche Daruber hinaus beschaftigte sich Luc d Achery auch selbst mit der Herausgabe textkritischer Editionen So gab Luc d Achery 1648 zum ersten Mal die Briefe von Lanfrank dem fruheren Erzbischof von Canterbury heraus Dies wurde moglich nachdem Luc d Achery in den Besitz einer aus dem 16 Jahrhundert angefertigten Abschrift kam die auf einer Handschrift aus dem 12 Jahrhundert basierte die in der Abtei Le Bec dem Heimatkloster von Lanfrank angefertigt worden ist 5 Diese Edition wurde 1745 in Venedig nachgedruckt ein weiteres Mal 1844 von John Allen Giles 1808 1884 herausgegeben der allerdings aufgrund einer weiteren Handschrift einige Briefe erganzen konnte und die Reihenfolge anderte und schliesslich um die gleiche Zeit im Rahmen der Patrologia Latina von Jacques Paul Migne 6 Erst 1961 erstellte Helen Clover im Rahmen ihrer Dissertation eine neue kritische Ausgabe die einen deutlich grosseren Kreis von Handschriften berucksichtigte nbsp Titelseite des ersten Bands der Spicilegium in der Ausgabe von 1723 In den Jahren 1655 bis 1677 erschien sein dreizehnbandiges Werk Spicilegium zu deutsch Nachlese das eine grosse Auswahl kirchenrechtlicher Texte Chroniken Heiligenviten Briefe Dichtungen und Urkunden umfasste 7 Im zweiten Band findet sich die bis heute massgebliche editio princeps einer kanonischen Sammlung die nach d Achery bis heute als Dacheriana bekannt ist 8 Der 1669 in Paris herausgegebene 9 Band enthielt u a Exzerpte der Collectio Hibernensis die er aus der Handschrift Paris Bibliotheque nationale de France lat 12021 olim Sangerman 121 abdruckte 9 Da wichtige Teile in dieser Ausgabe jedoch fehlten wurden spater von Edmond Martene 1654 1739 einer der Schuler von Luc d Achery auf Grundlage der Auswertung einer weiteren Handschrift der Abtei Fecamp Nachtrage im vierten Band des Werks Thesaurus novus 1717 veroffentlicht 10 Es handelt sich hierbei aber keinesfalls um eine kritische Edition nbsp Buste Jean Mabillons in der Kirche St Germain des Pres1664 wurde Jean Mabillon als junges Talent von der Abtei Saint Denis nach St Germain als Unterstutzung fur Luc d Achery berufen um an der Herausgabe der folgenden Bande mitzuwirken Noch im selben Jahr erschien der sechste Band Danach wandte sich jedoch Jean Mabillon der spater zum bedeutendsten Forscher der Mauriner werden sollte der Herausgabe der Werke von Bernhard von Clairvaux zu nachdem im November 1664 Claude Chantelou 1617 1664 starb der sich diesem Projekt zuvor gewidmet hatte 11 Ein weiteres Projekt war die Herausgabe der Acta Sanctorum Ordinis Sancti Benedicti das bereits von Gregoire Tarrisse projektiert worden ist Im Rahmen dieses Projekts sollten in Anlehnung des Acta Sanctorum Vorhabens der Jesuiten Heribert Rosweyde 1569 1629 und Jean Bolland die Lebenslaufe aller Heiligen des Benediktinerordens dargestellt werden Luc d Achery hatte hierzu bereits jahrelang in seiner Bibliothek in St Germain Material gesammelt und Vorarbeiten geleistet Die weitere Arbeit daran ubernahm Jean Mabillon der insbesondere mit zahlreichen Reisen zu Klosterbibliotheken die Forschung weiter ausdehnte Der erste Band der chronologisch geordneten Serie erschien 1668 und deckte das 6 Jahrhundert ab 12 Ein Nachdruck erschien ab 1733 in Venedig 13 Die historisch genaue Arbeitsweise fuhrte zu nachfolgenden Auseinandersetzungen weil nicht wenige Heilige aus der Zusammenstellung aussortiert worden sind die keinen Bezug zum Orden hatten Die beiden Autoren wurden deswegen beschuldigt die Ehre des Ordens verletzt zu haben Jean Mabillon ubernahm die Antwort in der er u a die Aufgaben eines Historikers und die Pflicht zum wissenschaftlichen Ethos darlegte 14 Werke Auswahl BearbeitenBeate Lanfranci Cantuariensis Archiepiscopie et Angliae Primatis Ordinis Sancti Benedicti opera omnia quae reperiri potuerunt evulgavit Domnus Lucas Dacherius Benedictus Congregationis sancti Mauri in Gallia vitam et epistolas notis et observationibus antiquis monumentis abundew locupletatis illustravit et appendicem adjecit Lutetiae Parisiorum 1648 15 Spicilegium 13 Bande erschienen 1655 1677 Acta Sanctorum Ordinis Sancti Benedicti in saeculorum classes distributa Saeculum I quod est ab anno Christi D ad DC collegit Domnus Lucas d Achery Congregationis S Mauri monachus ac cum eo edidit D Johannes Mabillon ejusdem Congregationis qui et universum opus notis observationibus indicibusque necessariis illustravit Lutetiae Parisiorum 1668 16 Literatur BearbeitenJeannine Fohlen Dom Luc d Achery 1609 1685 et les debuts de l erudition mauriste Premiere partie In Revue Mabillon Revue internationale d histoire et de litteratures religieuses Band 55 Nr 222 1965 S 149 175 Jeannine Fohlen Dom Luc d Achery 1609 1685 et les debuts de l erudition mauriste Deuxieme partie In Revue Mabillon Revue internationale d histoire et de litteratures religieuses Band 56 Nr 223 1966 S 1 30 und Band 56 Nr 225 1966 S 73 98 Manfred Weitlauff Die Mauriner und ihr historisch kritisches Werk In Georg Schwaiger Hrsg Historische Kritik in der Theologie Beitrage zu ihrer Geschichte Studien zur Theologie und Geistesgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts 32 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1980 ISBN 3 525 87492 8 S 153 209 Friedrich Wilhelm Bautz Jean Luc d Archery In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 17 18 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Luc d Achery im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Digitalisat der Dacheriana aus der Ausgabe von 1723 des Spicilegium sive collectio veterum aliquot scriptorum Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis Digitalisate von Werken von Luc d Achery im Gallica Projekt der Bibliotheque NationaleAnmerkungen Bearbeiten Die Hinweise zur Familie wurden dem ersten Teil des Aufsatzes von J Fohlen entnommen S 152 Siehe Seite 174 im Aufsatz von Manfred Weitlauff im von F L Cross und E A Livingstone herausgegebenen The Oxford Dictionary of the Christian Church wird 1637 als das Jahr seiner Berufung zum Bibliothekar genannt Siehe Seiten 202 Aufenthalt der Spanier in Corbie und 194 Umzug nach St Germain im Aufsatz von Leslie Webber Jones The Scriptorium at Corbie I The Library erschienen in der Zeitschrift Speculum der Medieval Academy of America Band 22 Heft 2 April 1947 S 191 204 Siehe Seite 32 in Marco Mostert The library of Fleury Hilversum Verloren Publishers 1989 ISBN 90 6550 210 6 Siehe Seite 23 in Helen Clover und Margaret Gibson The Letters of Lanfranc Archbishop of Canterbury Oxford Clarendon Press 1979 ISBN 0 19 822235 1 Diese Abschrift ist jetzt in der Bibliotheque nationale de France unter der Signatur lat 13412 Siehe den Abschnitt The early editions auf Seite 25 der neuen Edition von Helen Clover und Margaret Gibson Siehe Seite 178 aus dem Aufsatz von Manfred Weitlauff Seite Seiten 87 in Lotte Kery Canonical Collections of the Early Middle Ages ca 400 1140 The Catholic University of America Press 1999 ISBN 0 8132 0918 8 Manfred Weitlauff verweist im Gegensatz dazu hier auf den 9 Band Hier liegt jedoch offenbar eine Verwechslung mit der Collectio Canonum Hibernensis vor Siehe dazu auch Seite 877 Fussnote 2 von Friedrich Maassen Geschichte der Quellen und der Literatur des canonischen Rechts im Abendlande bis zum Ausgange des Mittelalters Erster Band Graz 1870 Siehe Seite 877 von Friedrich Maassen Geschichte der Quellen und der Literatur des canonischen Rechts im Abendlande bis zum Ausgange des Mittelalters Erster Band Graz 1870 Siehe Fussnote 3 auf Seite 877 bei Friedrich Maassen Siehe Seiten 181 und 182 im Aufsatz von Manfred Weitlauff Siehe Seiten 184 und 185 im Aufsatz von Manfred Weitlauff Siehe Fussnote 141 auf der Seite 187 des Aufsatzes von Manfred Weitlauff Siehe Seiten 188 und 189 im Aufsatz von Manfred Weitlauff Siehe Fussnote 101 auf Seite 178 des Aufsatzes von Manfred Weitlauff Siehe Fussnote 139 auf Seite 186 des Aufsatzes von Manfred Weitlauff Normdaten Person GND 10009872X lobid OGND AKS LCCN no2012096459 VIAF 32019720 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Achery Luc d ALTERNATIVNAMEN Achery Jean Luc d KURZBESCHREIBUNG Historiker und Bibliothekar der MaurinerGEBURTSDATUM 1609GEBURTSORT Saint QuentinSTERBEDATUM 29 April 1685STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luc d Achery amp oldid 239496204