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Lothar Sieber 7 April 1922 in Dresden 1 Marz 1945 bei Stetten am kalten Markt Nusplingen war ein Pilot der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg 1944 wurde er bei der Firma Bachem in Waldsee als Testpilot ubernommen und fuhrte den ersten bemannten Senkrechtstart eines Raketenflugzeugs in der Geschichte mit der Bachem Ba 349 Natter durch bei dem er sein Leben verlor Das Grab von Lothar Sieber auf dem Friedhof von Stetten am kalten Markt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Flug 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSieber wollte bereits als Kind Pilot werden Er begann seine Ausbildung am 17 Januar 1940 an der Fliegerschule Sch FAR 53 die am 18 Marz 1941 in die FFS A B 122 in Gutenfeld umbenannt wurde Arbeitsplatz Schippenbeil 1 Im Januar 1941 wurde er mit hervorragend ausgezeichnet Sieber war ausserordentlich talentiert und kam bei Kriegseinsatzen problemlos mit unterschiedlichsten Flugzeugtypen zurecht Er flog unter anderem auch einen italienischen Transporter sowie erbeutete sowjetische und US amerikanische Bomber wie die Tupolew TB 3 oder die Boeing B 17 Sieber wurde fur seine Leistungen zum Leutnant befordert und hatte ab 24 April 1942 beim Kampfgeschwader 51 sein erstes Kommando inne Am 11 Februar 1943 wurde er von einem Feldgericht in Minsk wegen eines Wachvergehens durch Alkohol zum einfachen Flieger degradiert Er erhielt nach Intervention durch Hermann Goring sechs Wochen verscharften Arrest Im August 1944 befreite Sieber beim KG 200 in der Ukraine mit einem Kampfzonentransporter Arado Ar 232 wahrend eines lebensgefahrlichen Tiefflugeinsatzes hinter den feindlichen Linien unter Beschuss 23 eingeschlossene Kameraden Dafur erhielt er ein Anerkennungsschreiben durch den damaligen Fuhrer des KG 200 Major Werner Baumbach der selbst ein sehr erfolgreicher Kampfpilot war sowie das Eiserne Kreuz I Klasse Nach weiteren fliegerischen Erfolgen schlug ihn Otto Skorzeny Chef der SS Jagdverbande fur das Deutsche Kreuz in Gold vor Lothar Sieber blieb Flugzeugfuhrer einer Arado Ar 232 bis er im Dezember 1944 Testpilot bei der Firma Bachem Bachem Werke GmbH in Waldsee wurde Der 22 jahrige fuhrte am 1 Marz 1945 den ersten bemannten Flug auf dem senkrecht startenden Raketenflugzeug Bachem Ba 349 Natter durch und kam dabei ums Leben Es war ihm versichert worden dass seine Degradierung nach dem Testflug aufgehoben und er zum Oberleutnant befordert werden sollte Dieser Dienstgrad wurde ihm dann auch postum verliehen Kurz vor dem Start hatte Sieber sich mit der Luftwaffenhelferin Gertrud Nauditt verlobt Der Flug BearbeitenDie Ba 349 war ein bemanntes Raketenflugzeug das innerhalb weniger Minuten eine Hohe von 10 bis 15 km erreichen sollte um die alliierten Bomberverbande zu bekampfen Der Pilot und die wesentlichen Teile des Fluggerates sollten nach dem Einsatz am Fallschirm zu Boden schweben nbsp Abschrift des Testaments von Lothar Sieber nbsp Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Nachdem Lothar Sieber ab Anfang Dezember 1944 das Natterprojekt naher kennengelernt hatte liess er sich von der Raketentechnik begeistern und war von seinem Erfolg bei der Erprobung fest uberzeugt Zum Erfinder und Chefkonstrukteur Erich Bachem hatte er volles Vertrauen und fieberte genauso wie der Konstrukteur selbst bei jedem Startversuch einer Versuchsmaschine mit So war er neben verschiedenen erfolgreichen automatisch gesteuerten Starts diverser Versuchsmaschinen auch zugegen als am 26 Februar 1945 die Natter M33 nach dem Start in der Luft explodierte Trotz aller Begeisterung fur das Projekt und allem Vertrauen in Bachem erkannte er dennoch das erhebliche Risiko das der Start mit sich brachte und verfasste am Vortag des Starts noch sein Testament nbsp Nachgestellte Szene der letzten Anweisungen von Erich Bachem an Lothar Sieber vor dem Nachbau der Natter M23 in der militargeschichtlichen Sammlung Stetten am kalten MarktAm 1 Marz 1945 bestieg Sieber das Gerat an der Startrampe auf dem Ochsenkopf des Truppenubungsplatzes Heuberg zum ersten bemannten Start des Projekts Natter Er bestand vor dem Start darauf die bereits erfolgreich getestete automatische Askania Fluglagesteuerungsautomatik Hersteller Askania Werke Berlin Reinickendorf nicht zu verwenden sondern die Maschine von Hand uber die Ruder zu steuern Vor dem Start wurde Sieber instruiert jeweils eine halbe Rolle zu fliegen falls sich die Maschine auf die Seite legen sollte Der Start gluckte einwandfrei Sieber flog laut Augenzeugen dabei auch die vereinbarte Rolle als eine Neigung des Fluggerats eintrat Nach dem Abwurf der Schmidding Feststoffstarthilfsrakete wurde beobachtet dass sich die Kabinenhaube der Maschine abgelost hatte und zu Boden fiel Daraufhin verschwand die Natter in einer Wolkendecke Den Augenzeugen nach feuerte das Triebwerk auch jetzt noch Kurze Zeit spater kam die Maschine senkrecht abwarts aus den Wolken geschossen und bohrte sich mit hoher Geschwindigkeit in den Boden Der Flug dauerte nur rund 55 Sekunden Die Bodenmannschaft wartete vergeblich auf einen Fallschirm mit dem Piloten Die Absturzstelle befand sich in knapp 7 km Entfernung nahe Nusplingen einem Ortsteil von Stetten am kalten Markt Dort fand man einen 5 m tiefen Einschlagkrater einen halben linken Arm und ein halbes linkes Bein ansonsten nur noch kleinste Leichenteile Spater wurde noch ein 14 cm langer Schadelknochen ausgegraben 2 Die Rekonstruktion des missgluckten Teststarts ergab eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 800 km h Als offizielle Unfallursache wurde ein zu schwach dimensioniertes Haubenscharnier angegeben Tatsachliche Ursache war jedoch eine verklemmte Schmidding Starthilfsrakete die Sieber nach Funkbefehl durch heftige Flugmanover abschutteln sollte Die Haube wurde durch Sieber abgeworfen da er aussteigen wollte um sich mit dem Fallschirm zu retten was ihm jedoch per Funk untersagt worden sein soll Stattdessen sollte Sieber die Maschine mit dem Bremsschirm wieder stabilisieren Dies misslang aber da sich der Bremsschirm im Heck wegen der verklemmten Starthilfsrakete nicht offnen liess Sieber verlor in den tiefliegenden Wolken vermutlich die Orientierung Dadurch bekam das Flugzeug Ruckenlage und flog flacher Der Pilot deutete die Geschwindigkeitszunahme falschlicherweise als Sinkflug und zog offenbar an den Rudern was die Lage verschlimmerte und schliesslich zum unumkehrbaren Sturzflug fuhrte Er versuchte wohl noch aus der Kabine zu entkommen scheiterte jedoch an der extremen Fluggeschwindigkeit Lediglich die linken Extremitaten haben nach Fundlage beim Einschlag aus der Maschine geragt und wurden beim Aufschlag abgetrennt Der Rest seines Korpers zerschlug als sich die Maschine in den Untergrund trieb Nach dem Ungluck sollte die wahre Unfallursache vertuscht werden um eine sonst fallige Uberarbeitung der Konstruktion zu vermeiden Dabei sollen sogar Bilder retuschiert worden sein um zu verschleiern dass die Natter mit einem FUG 16 Funkgerat ausgestattet war Die Natter war als Abfang Raketenflugzeug geplant das von nur kurz ausgebildeten Piloten geflogen werden sollte Wegen der Kriegslage war der erste bemannte Start nur schlecht vorbereitet und im wahrsten Sinne des Wortes ein Himmelfahrtskommando Nach Siebers Tod wurden noch weitere unbemannte Starts auf dem Heuberg durchgefuhrt Diese dienten hauptsachlich der Erprobung der vereinfachten Startlafette aus Holz die auch beim Einsatz der Natter im Rahmen der Operation Krokus als Startstellen hatte zum Einsatz kommen sollen Das nahende Kriegsende und der Vormarsch der alliierten Truppen fuhrten allerdings zu einem jahen Ende des gesamten Projekts Natter Die sterblichen Uberreste von Lothar Sieber wurden am 3 Marz 1945 mit militarischen Ehren auf dem Friedhof von Stetten am kalten Markt beigesetzt Sein ursprungliches Einzelgrab wurde im Rahmen einer Neugestaltung der Graber der Kriegstoten 2005 dort mit einbezogen 1998 99 fanden an der Absturzstelle Lothar Siebers Ausgrabungen statt bei denen auch die Uberreste einer der Schmidding Starthilfsraketen gefunden wurde Dies war der Beweis dafur dass sich eine Hilfsrakete nicht korrekt vom Rumpf der Maschine M23 gelost hatte Die Originalteile der M23 die bei den Ausgrabungen gefunden wurden sind in der militargeschichtlichen Sammlung Stetten am kalten Markt auf dem Lagergelande Heuberg zu besichtigen Dort steht auch ein Nachbau der Versuchsmaschine M23 mit der Sieber ums Leben kam Siehe auch BearbeitenLuftkrieg im Zweiten WeltkriegLiteratur BearbeitenHorst Lommel Der erste bemannte Raketenstart der Welt Geheimaktion Natter Motorbuch Verlag Stuttgart 2 Auflage 1998 ISBN 3 613 01862 4 Horst Lommel Geheimprojekte der deutschen Militarluftfahrt 1939 1945 Motorbuch Verlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 613 03609 3 Horst Lommel Das bemannte Geschoss BA 349 Natter die Technikgeschichte 1 Aufl VDM Zweibrucken 2000 ISBN 3 925480 39 0Weblinks BearbeitenMilitargeschichtliche Sammlung Stetten am kalten Markt Matthias Schulz Mit Vollgas in den Krater SPIEGEL 42 2002 Hollenritt auf der holzrakete Der Spiegel Henry L deZeng IV Douglas G Stankey Luftwaffe Officer Career Summaries Section S Z PDF 2017 S 404 abgerufen am 7 Juli 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Carlsen Meyer Die Flugzeugfuhrer Ausbildung der Deutschen Luftwaffe 1935 1945 1 Band S 133 139 Horst Lommel Der erste bemannte Raketenstart der Welt Motorbuch Verlag 2 Auflage 1998 ISBN 3 613 01862 4 S 90 Normdaten Person GND 1012570614 lobid OGND AKS VIAF 172083035 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sieber LotharKURZBESCHREIBUNG deutscher LuftwaffenpilotGEBURTSDATUM 7 April 1922GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 1 Marz 1945STERBEORT Stetten am kalten Markt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Sieber amp oldid 235949513