Die Aufgaben der Vögte des Stifts Essen wandelten sich in der über neunhundertjährigen Geschichte des Stifts stark.
Geschichte Bearbeiten
Die Vogtei war, wie bei vielen Stiften und Klöstern, für die jeweiligen Amtsinhaber eine wichtige Einkommensquelle und bot zudem die Gelegenheit, Einfluss auf das Stift auszuüben. Es ist davon auszugehen, dass die ersten Vögte des Stifts aus der Gründerfamilie um Altfried stammten. Nachdem diese ausgestorben war, fiel das Stift möglicherweise an das Bistum Hildesheim, bevor es die Reichsunmittelbarkeit erlangte. In der ersten Zeit der Reichsunmittelbarkeit war der König zugleich Stiftsvogt, dieser bediente sich meist örtlicher Adeliger als Untervögte. Aufgrund dessen gab es zeitweilig mehrere Essener Vögte gleichzeitig, Ezzo war beispielsweise nur Vogt über Teile des Stiftsgebiets. Im 11. Jahrhundert erscheinen dann die Grafen von Werl als Essener Vögte. Seit 1164 fiel das Amt an die Grafen von Altena. Nach der Isenberger Fehde fiel das Vogtsamt 1225 an die Erzbischöfe von Köln. Es gelang den Äbtissinnen Berta von Arnsberg und Beatrix von Holte die Wahl König Rudolf I. zum Vogt durchzusetzen. Geschwächt durch die Schlacht von Worringen im Jahr 1288 gelang es den Äbtissinnen für längere Zeit die Vogtei zu einem Wahlamt zu machen. Dies war eine Voraussetzung dafür, dass die Äbtissinnen ihre landesherrlichen Rechte ausbauen konnten. Erst im Zuge des „dritten Äbtissinnenstreits“ im Jahr 1495 konnte Herzog Johann II. von Kleve die Erblichkeit des Amtes durchsetzen. Von den Herzögen von Kleve fiel die Vogtei 1609/1648 an Brandenburg beziehungsweise Preußen.
Liste der Vögte seit dem 12. Jahrhundert Bearbeiten
Vögte des Stiftes Essen waren nacheinander die Herrscher der Häuser:
- die Grafen von Berg
- 1161–1180 Eberhard I. von Berg-Altena
- 1180–1209 Arnold von Altena
- 1209–1225 Friedrich von Isenberg
Als Reichslehen fiel die Vogtei zurück an das Reich, Nachfolger Friedrichs wurde der Reichsministeriale und Burgvogt von Aachen Arnold von Gymnich. Später gelangte die Vogtei an die Erzbischöfe von Köln.
- 1238–1261 Konrad I. von Hochstaden
- 1261–1274 Engelbert II. von Falkenburg
Die Essener Äbtissin Berta von Arnsberg machte nach dem Tod Engelberts vom Recht des Stifts auf freie Vogtwahl Gebrauch, um König Rudolf von Habsburg die Vogtei anzutragen. Dieser vergab die Untervogt zunächst an den Erzbischof von Köln, später fiel die Untervogtei an das Haus Mark.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Jan Gerchow: Essen. In: Werner Paravicini (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, Bd. 1: Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 1: Dynastien und Höfe. Thorbecke, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-4515-8, S. 708–712, hier S. 709.
- Internet-Portal „Westfälische Geschichte“: Schlacht von Worringen, Zugriff am 28. August 2010.