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BasisdatenGrundungsjahr 1993Auflosung 2007Sitz BerlinDachverband ISTMitglieder ca 300Publikationen Magazin Linksruck Website linksruck de beide eingestellt Linksruck war bis zu ihrer offiziellen Auflosung im September 2007 eine trotzkistische Organisation in Deutschland die der International Socialist Tendency IST angehorte Anstelle von Linksruck existiert heute ein Nachfolgenetzwerk namens marx21 das auf die Partei Die Linke Einfluss nimmt Inhaltsverzeichnis 1 Ziele und Positionen 2 Geschichte der Organisation 3 Auflosung 4 Abgrenzung zu anderen Trotzkisten 5 Publikationen 6 Kritik an Linksruck 7 Bericht des Bundesamtes fur Verfassungsschutz 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseZiele und Positionen BearbeitenLinksruck vertrat die marxistische These nach der der Kapitalismus krisenhaft sei und das kapitalistische Wirtschaftssystem daher uberwunden werden musse Da die Macht in den Handen von ungewahlten Managern Bankern und Richtern und nicht bei den Institutionen der parlamentarischen Demokratie liege 1 konne eine Veranderung der bestehenden Verhaltnisse nur erreicht werden nachdem der burgerliche Staat zerschlagen und durch demokratische Institutionen von unten ersetzt werde 2 Das sollte durch Klassenkampf erreicht werden Geschichte der Organisation BearbeitenDie Ursprunge von Linksruck lagen in der Sozialistischen Arbeitergruppe SAG die in den 1970er Jahren unter dem Einfluss der britischen International Socialists IS in der Bundesrepublik Deutschland gegrundet wurde Ein wichtiges Mitglied der SAG war Volkhard Mosler der der IS seit 1966 nahestand In den 1970er Jahren baute die SAG eine bundesweite Struktur auf die jedoch bis zur Wiedervereinigung relativ klein blieb Relativ stark war der Einfluss der Gruppe auf die sogenannte Heimkampfbewegung in Frankfurt am Main Von Beteiligten kam hier Kritik auf wegen Funktionalisierung der Jugendlichen fur die Parteipolitik der SAG Dabei spielte die Jugendorganisation Rote Panther eine wesentliche Rolle Die SAG gab erst die Sozialistische Arbeiterzeitung und spater den Klassenkampf heraus Die SAG intervenierte 1991 92 in die Antifa Bewegung und initiierte teilweise mit grossem Erfolg selbst Antifas Nach einem Aufmarsch von 2000 Neonazis in Dresden initiierte die SAG einen bundesweiten Aufruf dort eine grosse Antinazidemonstration zu veranstalten Der Aufruf erhielt grosse Beachtung und bekam in kurzer Zeit mehr als hundert Unterstutzer Einzelpersonen wie Organisationen Auf einem bundesweiten Bundnistreffen in Berlin kam es aber zu offenen Differenzen mit dem autonomen Antifa Lager Die Grossdemonstration fand nicht statt Die Differenzen fuhrten dazu dass Aktivisten der SAG der Zutritt zu Treffen der autonomen Antifa teilweise verwehrt wurde 1992 gab daraufhin die Zentrale Leitung unter Werner Hallbauer die Parole Raus aus dem Sumpf aus d h Beendigung der Antifa Arbeit In vielen Stadten arbeiteten SAGler jedoch immer noch in der Antifa mit waren sie doch zu grossen Teilen uber diese Arbeit gewonnen worden Das Ergebnis war nun dass die SAG durch ihren Schwenk aus der Antifa Bewegung sich von ca 2000 Mitgliedern auf ca 800 verkleinerte Nach den Berichten des Verfassungsschutzes hatte die SAG zu dieser Zeit weitaus weniger Mitglieder 1991 150 1992 250 1994 200 Im Sommer 1993 fand in England das jahrliche Treffen Marxism der IST statt Als Reaktion auf die Krise der SAG ausserte Tony Cliff sinngemass Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf ich schicke sie in die Jusos das ist meine letzte Hoffnung Die Operation der Entsendung der SAG in die SPD Jugend sollte mehreres bewirken Zum einen war es ein Enthauptungsschlag gegen den auf Eigenstandigkeit bedachten Alt Kader um Halbauer man durfte als Juso Mitglied maximal 35 Jahre alt sein andererseits sollten die SAGler in der Auseinandersetzung mit den Juso Funktionaren auch praktisch ihre sektiererischen Tendenzen verlieren Die SAG loste sich damit faktisch in die Jusos auf Nach Ansicht des Verfassungsschutzes bestand die SAG aber weiterhin 3 Der SAG Altkader uberwinterte derweil mit der Zeitschrift Sozialismus von Unten 1993 begannen einige Mitglieder der SAG mit einer auf die Jusos gerichteten entristischen Strategie und fingen an die Zeitschrift Linksruck zu verlegen Dies geschah auf Anweisung des Leiters der Socialist Workers Party Tony Cliff Allerdings erwies sich diese Entrismus Strategie als nicht erfolgreich da Mitglieder vor allem von ausserhalb der Jusos gewonnen werden konnten und die Organisation einige Altkader an die Jusos verlor In dieser Periode spalteten sich mehrere heute zumeist zerfallene Gruppen von der SAG ab die es ablehnten sich in die Jusos aufzulosen Sie schlossen sich mit der deutschen Exilgruppe der Sosyalist Isci SI Sozialistische Arbeiter der turkischen Schwesterorganisation der SAG zur Gruppe Internationaler Sozialisten zusammen und vereinigten sich spater mit der Initiative Sozialistischer Internationalisten ISI um den SAG Altkader Norbert Nelte zur 1994 gegrundeten Internationalistisch Sozialistische Organisation ISO Hauptkritikpunkte dieser Gruppen an der SAG waren u a mangelnde innerorganisatorische Demokratie Theoriefeindlichkeit und Antifeminismus Des Weiteren kritisierte Nelte die Taktik von Werner Halbauer statt inhaltlicher Qualitat auf Masse zu setzen d h die Inhalte zu verstecken um mehr vor allem jugendliche Mitglieder gewinnen zu konnen was zu einer Sozialdemokratisierung der SAG bzw des Linkrucks fuhren wurde sowie zu einer Organisation in der Organisation in der die klaren Kader ihren neu gewonnenen noch reformistisch denkenden Mitgliedern kein echtes Mitspracherecht zugestehen wurden N Nelte verliess 1995 nach innerorganisatorischen Auseinandersetzungen die ISO und grundete die Internationalen Sozialisten IS Die ISO zerfiel in der Folgezeit die SI verliess ebenfalls die ISO die grosste der Restgruppen die 1999 gegrundete Gruppe Internationale SozialistInnen vertritt wie die 2002 von ihr abgespaltene Initiative Linkskommunismus Positionen welche sich eher aus antinationalistischen ratekommunistischen und linkskommunistischen Wurzeln speisen Nach der Mehr Druck von unten Demonstration in Bonn 1996 und im Zuge der Vorbereitungen auf die Bundestagswahl 1998 wandelte sich die Organisationsstruktur von Linksruck Man legte grosseren Wert darauf in die vorhandene Bewegung der Bevolkerung gegen soziale Ungerechtigkeiten Sparpakete der Regierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl und gegen die kapitalistische Globalisierung mit sozialistischen und marxistisch trotzkistischen Argumenten einzugreifen Diese Zeitspanne wurde mit dem von Tony Cliff gepragten Slogan man solle das Gedachtnis der Arbeiterklasse sein gepragt Es sollten Erfahrungen der Arbeiterklasse gesammelt und in die Bewegung eingebracht werden auf dass diese erkennen moge dass die Ursachen ihrer Probleme systemimmanenter Natur seien Ab der Jahrhundertwende engagierte sich Linksruck stark in der globalisierungskritischen Bewegung mobilisierte zu den Protesten in Genua 2001 und wurde Mitgliedsorganisation von attac Gleichzeitig wurde es fur Linksruck schwieriger Personen die politisch aktiv werden wollten in ihre bestehenden Strukturen zu integrieren Es folgte ein Mitgliederschwund der nur durch erneute Ruckbesinnung auf die eigentliche Aufgabe namlich revolutionare Ideen in Protestaktionen einzubringen gestoppt werden konnte 2001 02 kam es zu einer Welle von Austritten aus Linksruck die einerseits mit unterschiedlichen Strategien im Zusammenhang mit antikapitalistischen Bewegungen zusammenhing und die andererseits mit dem Vorwurf gegenuber der Linksruck Fuhrung sexuelle Ubergriffe und Fehlverhalten vertuscht zu haben begrundet wurde Weiterhin konstatierten die Kritiker einen Mangel an innerorganisatorischer Demokratie Fuhrende Personen wie Florian Kirner und Pedram Shahyar verliessen die Organisation Ein Teil der Kritiker konstituierte sich 2001 zunachst als Stromung Seattle Bolschewik innerhalb Linksrucks nach dem Austritt als Antikapitalistisches Netzwerk Antikapitalistas welches inzwischen weitgehend zerfallen ist Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt von Linksruck neben der antifaschistischen und der Antirassismus Arbeit war spatestens ab dem 11 September 2001 die Friedensbewegung und ab 2003 der Protest gegen die Besatzung im Irak Mit der Verscharfung der Krise der SPD im Jahre 2004 richtet sich das Interesse von Linksruck nun auch auf die WASG Am Zustandekommen des Bundnisses der WASG mit der Linkspartei PDS zur Bundestagswahl 2005 waren Linksruck Mitglieder massgeblich beteiligt und Linksruck stellte Personal in Kreis und Landesvorstanden der WASG Mit Christine Buchholz war eine Linksruck Funktionarin auch im Bundesvorstand vertreten Seit der Vereinigung mit der Linkspartei ist Buchholz Mitglied des geschaftsfuhrenden Vorstands der neugebildeten Partei Die Linke Von 2009 bis 2021 war sie zudem Bundestagsabgeordnete Organe von Linksruck waren die jahrlich stattfindende Mitgliederversammlung die dort gewahlte Bundesleitung und die in unregelmassigen Abstanden stattfindende Delegiertenkonferenz Orga Rat Stadtgruppen wahlten auf ihren Mitgliederversammlungen die Gruppenleiter Von jedem Mitglied wurde verlangt dass es aktiv einen Beitrag zum Erfolg der Organisation leistet insbesondere durch den regelmassigen Verkauf der Zeitung Linksruck und durch Werben neuer Mitglieder Linksruck hatte zuletzt laut deutschem Verfassungsschutz etwa 300 Mitglieder es herrschte eine hohe Fluktuation Auflosung BearbeitenLinksruck hat sich am 1 September 2007 offiziell aufgelost An dessen Stelle ist das Netzwerk um die Zeitschrift marx21 getreten marx21 ist sowohl inhaltlich als auch personell weitgehend identisch mit Linksruck und konzentriert seine politische Aktivitat innerhalb der Partei Die Linke derzeit vorrangig auf die Stromung Sozialistische Linke und versucht von dort aus auf die Partei Einfluss zu nehmen Die eigene Auflosung zugunsten der Arbeit innerhalb einer ubergeordneten Organisation entspricht den Mustern des deep entrism Abgrenzung zu anderen Trotzkisten BearbeitenLinksruck bezeichnete seinen Trotzkismus als undogmatisch was bedeutet dass nicht alle Theorien Trotzkis ubernommen wurden Dies ausserte sich theoretisch vor allem in der von Tony Cliff formulierten These dass die Sowjetunion kein degenerierter Arbeiterstaat war sondern aufgrund von materiellen Ursachen zu einem staatskapitalistischen System geworden sei Des Weiteren vertrat Linksruck zur Erklarung der gescheiterten Revolutionen wahrend der Existenz des Staatskapitalismus eine Abwandlung von Trotzkis Theorie der permanenten Revolution Die Theorie der umgelenkten permanenten Revolution ebenfalls von Tony Cliff Linksruck unterschied sich nach eigenen Angaben von anderen trotzkistischen Organisationen vor allem wie folgt Wahrend andere Organisationen eine progressive Politik verfolgen um mit einer Partei mit sozialistischem Programm die fortschrittlichsten Arbeiter in die politische Arbeit einzubinden stellte Linksruck oft Forderungen auf die die gesamte Arbeiterklasse erreichen sollten Beispiele hierfur waren der Aufruf zur Wahl Gerhard Schroders 1998 und die Formulierung der Forderungen an eine Regierungsbeteiligung wahrend des Wahlkampfs fur die WASG 2005 Publikationen BearbeitenLinksruck gab zwei Publikationen regelmassig heraus die Zeitung Linksruck 2007 eingestellt und das Magazin Argumente 2006 eingestellt Hinzu kamen in unregelmassigen Abstanden Broschuren zu aktuellen Themen Positionspapiere oder Ubersetzungen aus den Publikationen der Socialist Workers Party Kritik an Linksruck BearbeitenDie Gruppe Linksruck wurde von bestimmten linken Gruppen kritisiert Einige andere Parteien und ausserparlamentarische Gruppen zeigten sich skeptisch gegenuber der Teilnahme von Linksruck Mitgliedern an ihren Arbeitsgruppen und Plena da sie furchteten Linksruck verfolge ihnen gegenuber eine Unterwanderungsstrategie wie Ende der 1990er Jahre in den Versammlungen der Jusos Auch die interne Hierarchie der absolute Mangel an organisationsinterner Demokratie und der immense Gruppendruck wurden immer wieder von anderen linken Organisationen aber vor allem auch von Aussteigern kritisiert Beredtes Zeugnis in diesem Zusammenhang ist auch folgendes Zitat aus einem Interview mit Flori Kirner Mitgrunder von Linksruck 4 Und unser vor allem mein eigener eher diktatorischer Fuhrungsstil hat die Leute hoffentlich in Richtung anti autoritarer Ansatze abgeschreckt Zudem wurde kritisiert etwa von haGalil 5 dass Linksruck ein Existenzrecht Israels bestritt und den Kampf von als Terrororganisationen eingeschatzten Gruppen wie Hamas und Hisbollah 6 deren Mitglieder in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet werden 7 als legitimen Widerstand bezeichnete 8 Hamas und Hisbollah sind Teil dieses rechtmassigen palastinensischen Widerstands Wer Frieden Freiheit und Gerechtigkeit im Nahen Osten will muss den Widerstand der Palastinenser unterstutzen Unter anderem aufgrund oben genannter Positionen wird die Tatigkeit ehemaliger Linksruck Mitglieder in der Partei Die Linke derzeit kritisch beobachtet Die innerparteiliche Kritik am ehemaligen Linksruck ist generell stromungsubergreifend findet sich aber vor allem beim reformorientierten Flugel aus dem Spektrum der ehemaligen PDS um das Netzwerk Reformlinke und das Forum Demokratischer Sozialismus Die Linksruck Stromung wird allerdings auch aufgrund der Positionen zum Nahen Osten von eher linken und vor allem im Bereich Antifa arbeitenden Gruppen und Personen in der Partei angegriffen Die wichtigsten Kritikpunkte sind allgemein eine einseitige Ausrichtung des politischen Agierens auf Bewegungen die antizionistischen Positionen zum Konflikt zwischen Israel und den Palastinensern und die Art und Weise der Mehrheitsfindung in der Gruppe Zudem missfallt die offene Dominanz in einzelnen Untergliederungen der Partei Diese Dominanz existiert vor allem im Studierendenverband Die Linke SDS und in einigen Bezirks und Kreisverbanden Eine Dominanz wird derzeit zusatzlich in der Stromung Sozialistische Linke angestrebt in dessen Koordinierungsgremien auf Bund und Landerebene diverse ehemalige Linksruck Funktionare sitzen Bericht des Bundesamtes fur Verfassungsschutz BearbeitenDas Bundesamt fur Verfassungsschutz behandelt Linksruck in seinem Verfassungsschutzbericht 2005 in einem eigenen Unterkapitel der Rubrik Linksextremistische Bestrebungen und Verdachtsfalle 7 und berichtet dort Linksruck habe ca 300 Mitglieder gehabt die bereits vor der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 angewiesen worden seien sich in der Wahlinitiative WASG zu engagieren Weblinks BearbeitenEhemalige Homepage von LinksruckEinzelnachweise Bearbeiten Eine andere Welt ist moglich Nicht mehr online verfugbar In Linksruck online Ehemals im Original abgerufen am 7 Marz 2008 1 2 Vorlage Toter Link kontakt sozialismus von unten de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Volkhard Mosler Marx ist Muss fur die neue Linke In Linksruck argumente April 2006 abgerufen am 7 Marz 2008 Verfassungsschutzberichte 1994 S 61 1995 S 76f 85f usw Wir waren wie eine Rakete In junge Welt 21 Mai 2007 Jorg Fischer Die verbluffenden Entdeckungen des Oskar Lafontaine In haGalil com 9 Marz 2006 abgerufen am 7 Marz 2008 Hierzu gehort unter anderem eine Organisation namens Linksruck deren Mitglieder schon mal die bedingungslose Solidaritat mit der islamistischen Terroristenorganisation Hamas beschworen Hisbollah ist eine terroristische Organisation In Die Welt 7 August 2006 a b Bundesministerium des Innern Hrsg Verfassungsschutzbericht 2005 Berlin Mai 2006 S 177 178 verfassungsschutz de PDF abgerufen am 21 August 2009 Der Terror kommt aus Israel In Linksruck Nr 221 19 Juli 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linksruck amp oldid 232508906