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Klassifikation nach ICD 10L66 1 Lichen planopilaris Lichen ruber follicularisICD 10 online WHO Version 2019 Der Lichen planopilaris ist eine entzundliche Autoimmunerkrankung der Haut die durch Zerstorung der Haarfollikel zu einer narbigen Alopezie Haarausfall fuhrt Die Ausloser der Autoimmunreaktion sind bislang nicht vollstandig geklart diskutiert werden hormonelle Faktoren Medikamente und Verletzungen der Kopfhaut 1 Betroffen sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren 2 Durch die Zerstorung der Haarfollikel entstehen an der Kopfhaut dauerhaft haarlose glatte Flecken in deren Randbereich als Zeichen der aktiven Entzundung eine kleinfleckige Rotung und Schuppung der Kopfhaut um die verbliebenen Haarfollikel zu sehen ist 3 Die Diagnostik umfasst eine hautarztliche Untersuchung zur Sicherung der Diagnose kann ausserdem die Entnahme einer Gewebeprobe zur Untersuchung unter dem Mikroskop erforderlich sein Hier zeigt sich das charakteristische Muster einer durch Lymphozyten Untergruppe der weissen Blutkorperchen vermittelten Entzundung mit Beteiligung der Haarfollikel und Vernarbung des Umgebungsgewebes 1 Eine Behandlung sollte moglichst fruh im Krankheitsverlauf einsetzen um weiteren Haarverlust zu vermeiden Zumeist kommen Corticosteroide in der Langzeittherapie auch Hydroxychloroquin zum Einsatz 4 Der Lichen planopilaris ist die Manifestationsform des Lichen ruber planus an der behaarten Haut Die Autoimmunreaktion ist beim Lichen ruber planus gegen Zellen der Epidermis Oberhaut beim Lichen planopilaris gegen Zellen des Haarfollikels gerichtet Ausserhalb der behaarten Korperregionen Kopfhaut Achsel und Genitalregion wird letzterer deshalb auch als Lichen ruber follicularis bezeichnet Beide Varianten der Krankheit konnen zeitgleich oder zeitversetzt bei einem Patienten auftreten 5 Der Lichen planpilaris ist abzugrenzen vom Lichen pilaris Keratosis pilaris bei dem es sich um eine haufig autosomal dominant vererbte Verhornungsstorung der Haarfollikel vor allem an den Streckseiten von Armen und Beinen handelt 6 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Varianten 2 1 Frontale Fibrosierende Alopezie Kossard 2 2 Graham Little Syndrom 2 3 Fibrosierende Alopezie mit androgenetischem Muster 3 Ursache und Krankheitsentstehung 4 Klinische Erscheinungen 5 Untersuchungsmethoden 6 Pathologie 7 Behandlung 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenDer Lichen planopilaris gilt als selten Er betrifft in 70 der Falle Frauen und setzt durchschnittlich um das 51 Lebensjahr ein 2 Gelegentlich sind auch Kinder betroffen 7 Varianten BearbeitenFrontale Fibrosierende Alopezie Kossard Bearbeiten Siehe auch Frontale fibrosierende Alopezie Ebenfalls meist bei Frauen und fur gewohnlich nach den Wechseljahren auftretende vernarbende Alopezie mit Lichen planopilaris artigem Entzundungsmuster und diffusem Haarverlust entlang des Stirnhaaransatzes im Gesicht und in weiteren Korperregionen 4 Graham Little Syndrom Bearbeiten Siehe auch Graham Little Syndrom Sehr seltene Variante des Lichen planopilaris die zumeist Frauen mittleren Alters betrifft und mit einer vernarbenden Alopezie der Kopfhaut nicht vernarbender Alopezie der Achsel und Leistenregion und Verhornungsstorung der Haarfollikel in weiteren Korperregionen einhergeht 8 9 Fibrosierende Alopezie mit androgenetischem Muster Bearbeiten Bei Mannern und Frauen meist in der Scheitelregion auftretende Alopezie die Merkmale sowohl des Lichen planopilaris als auch einer androgenetischen Alopezie aufweist 10 11 Ursache und Krankheitsentstehung BearbeitenUrsachlich ist eine gestorte Funktion des Immunsystems die zu einer durch T Lymphozyten vermittelten Autoimmunreaktion gegen Zellbestandteile der Keratinozyten hornbildende Zellen der Haarwurzelscheide fuhrt 4 Es bestehen Assoziationen mit einer bestimmten HLA Genausstattung 12 und anderen Autoimmunerkrankungen Autoimmunthyreoiditis 13 Psoriasis 14 Scleroderma en coup de sabre 15 Dermatitis herpetiformis 16 Erythema dyschronicum perstans 17 sowie mit hormonellen Faktoren 4 goldhaltigen Medikamenten 18 und Kopfhauttraumata 19 20 Klinische Erscheinungen BearbeitenDie Erkrankung geht einher mit einem fleckformigen Verlust des Kopfhaares und Vernarbung der betroffenen Kopfhautareale In etwa der Halfte der Falle bestehen gleichzeitig oder zeitversetzt Manifestationen eines klassischen Lichen ruber planus in anderen Korperregionen wobei auch eine Beteiligung der Mund oder Genitalschleimhaut und oder der Nagel vorkommen kann 5 Ein isoliertes Auftreten des Lichen planopilaris an Rumpf Gliedmassen oder Vulva ohne Kopfhautbeteiligung ist selten 21 Einzelne oder mehrere kahle Flecken treten bevorzugt in der Scheitelregion des Kopfes auf Im Randbereich dieser Areale bestehen Zeichen der follikularen Entzundung mit Hyperkeratose uberschiessender Verhornung der Follikel Aufweitung der Follikeloffnung und kleinfleckiger follikelgebundener Rotung und Schuppung der Kopfhaut Hin und wieder finden sich mehrere Haarschafte in einem Haarfollikel 22 Die Hautveranderungen werden gelegentlich von Juckreiz Brennen oder Schmerzen begleitet zumeist besteht jedoch keine Begleitsymptomatik 3 Untersuchungsmethoden BearbeitenDie Diagnostik umfasst eine hautarztliche Untersuchung gegebenenfalls erganzt um weitere Methoden Im Haarzugtest konnen die Haare im Randbereich der betroffenen Kopfhautareale leicht ausgerissen werden das Trichogramm zeigt in der aktiven Krankheitsphase vermehrt Haare im Anagenstadium 23 Zusatzlich kann eine Gewebeprobe der Kopfhaut zur lichtmikroskopischen Untersuchung entnommen werden die anhand des charakteristischen Entzundungsmusters die Diagnosesicherung ermoglicht Erganzend und speziell zur Abgrenzung gegenuber dem an der behaarten Haut klinisch mitunter ahnlich verlaufenden Lupus erythematodes kann eine gesondert aufgearbeitete Probe mittels direkter Immunfluoreszenz untersucht werden 1 Pathologie BearbeitenSiehe auch Histologische Technik Haut und Haar Histologisch in der lichtmikroskopischen Untersuchung zeigt sich eine Hyperkeratose der Haarfollikel mit Aufweitung der Follikeloffnung Im Follikelepithel finden sich abgestorbene Keratinozyten vor allem in der basalen Zellschicht wahrend die Epidermis Oberhaut zwischen den Haarfollikeln am Entzundungsprozess nicht beteiligt ist Im Umgebungsgewebe der Follikel bestehen herdformige lymphozytare Infiltrate auf Hohe des Isthmus mittlerer Anteil des Haarbalges die auf das Follikelepithel ubergreifen Ausserdem besteht eine haufig als keilformig beschriebene Fibrose Bindegewebsvermehrung im Sinne einer Vernarbung im Umgebungsgewebe des Follikels die gelegentlich zu einer artifiziellen kunstlich durch die Probenaufarbeitung entstandenen Spaltbildung zwischen Follikelepithel und angrenzender Dermis Lederhaut fuhren kann Vor allem in spateren Stadien finden sich innerhalb der Fibroseareale nur noch Reste untergegangener Haarfollikel eventuell mit einer riesenzelligen Fremdkorperreaktion Auch die den Haarfollikeln angeschlossenen Talgdrusen verschwinden mit Andauern der Entzundung wahrend der Haaraufrichtemuskel erhalten bleibt Die Fibroseareale lassen sich mit der Elastica van Gieson Farbung hervorheben indem sich hier ein umschriebener Verlust der elastischen Fasern zeigt Eingeschlossene Reste der bindegewebigen Haarwurzelscheide zeigen in der Untersuchung mit polarisiertem Licht eine Brechung des Lichtstrahls In der direkten Immunfluoreszenz werden abgestorbene Keratinozyten mit IgM und IgA hervorgehoben entlang der Basalmembran Grenzschicht zwischen Follikelepithel und fibroser Wurzelscheide zeigt sie sich auf Hohe des Infundibulums Mundung des Haarbalgs in die oberflachliche Epidermis gelegentlich eine Fluoreszenz auf Fibrinogen Diese Veranderungen sind fur den Lichen planopilaris allerdings nicht spezifisch 24 Behandlung BearbeitenBehandlungsziel sind die Verhinderung der Narbenbildung und die Beseitigung eventueller Begleitsymptome Zur Vermeidung unwiederbringlichen Haarverlustes sollte die Therapie moglichst fruh im Krankheitsverlauf einsetzen 1 In der Erstlinientherapie werden ausserlich angewandte Corticosteroide empfohlen lokale Steroidinjektionen in die befallenen Hautarale kommen ebenfalls zum Einsatz Bei schnellem Fortschreiten der Erkrankung und starker Narbenbildung kann vorubergehend eine systemische Therapie mit Corticosteroiden erfolgen die aufgrund damit verbundener Nebenwirkungen jedoch nicht fur die Langzeitbehandlung empfohlen wird Hier wurden gute Ergebnisse mit Hydroxychloroquin erzielt 25 Weitere Moglichkeiten der medikamentosen Therapie bestehen in der Gabe von Tacrolimus ausserlich Ciclosporin und Methotrexat Alternativ zur Erstlinientherapie konnen Retinoide systemisch Tetracyclin oder Doxycyclin Mykophenolat Mofetil Adalimumab Pioglitazon Minoxidil Thalidomid Rituximab und Laserverfahren versucht werden 4 Weblinks BearbeitenH Wolff T W Fischer U Blume Peytavi Diagnostik und Therapie von Haar und Kopfhauterkrankungen In Deutsches Arzteblatt 2016 doi 10 3238 arztebl 2016 0377 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Eduardo Calonje Thomas Brenn Alexander Lazar Steven D Billings McKee s pathology of the skin with clinical correlations Fifth edition Auflage ohne Ort ISBN 978 0 7020 7552 0 S 1097 a b C Chieregato A Zini A Barba M Magnanini P Rosina Lichen planopilaris report of 30 cases and review of the literature In International Journal of Dermatology Band 42 Nr 5 Mai 2003 ISSN 0011 9059 S 342 345 doi 10 1046 j 1365 4362 2003 01695 x PMID 12755968 a b Eduardo Calonje Thomas Brenn Alexander Lazar Steven D Billings McKee s pathology of the skin with clinical correlations Fifth edition Auflage ohne Ort ISBN 978 0 7020 7552 0 S 1096 a b c d e D Ioannides E Vakirlis et al EDF S1 Guidelines on the management of Lichen Planus PDF In European Dermatology Forum Abgerufen am 7 Dezember 2020 englisch a b A Chew C M Stefanato I Savarese S M Neill D A Fenton Clinical patterns of lichen planopilaris in patients with vulval lichen planus In The British Journal of Dermatology 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Pomeranz Lichen planopilaris and psoriasis In Dermatology Online Journal Band 14 Nr 10 15 Oktober 2008 ISSN 1087 2108 S 4 PMID 19061603 M A Munoz Perez F Camacho Lichen planopilaris and scleroderma en coup de sabre In Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology JEADV Band 16 Nr 5 September 2002 ISSN 0926 9959 S 542 544 doi 10 1046 j 1468 3083 2002 00493 9 x PMID 12428864 Hamideh Moravedge Amirali Salamat Dermatitis herpetiformis in association with lichen planopilaris In Journal of the American Academy of Dermatology Band 46 Nr 3 Marz 2002 ISSN 0190 9622 S 467 468 doi 10 1067 mjd 2002 118348 PMID 11862193 A Metin O Calka S Ugras Lichen planopilaris coexisting with erythema dyschromicum perstans In The British Journal of Dermatology Band 145 Nr 3 September 2001 ISSN 0007 0963 S 522 523 doi 10 1046 j 1365 2133 2001 04396 x PMID 11531858 N P Burrows J W Grant A J Crisp S O Roberts Scarring alopecia following gold therapy In Acta Dermato Venereologica Band 74 Nr 6 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