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Die frontale fibrosierende Alopezie FFA Synonym postmenopausale frontale fibrosierende Alopezie M Kossard ist eine Autoimmunerkrankung der Haut die durch eine Zerstorung der Haarfollikel Haarwurzelscheide zur narbigen Alopezie Haarausfall fuhrt Die Ausloser der Autoimmunreaktion sind nicht vollstandig geklart diskutiert werden unter anderem hormonelle Faktoren Betroffen sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren 1 Durch die Zerstorung der Haarfollikel kommt es zu einem fortschreitenden und unwiederbringlichen diffusen Haarverlust typischerweise entlang des Stirnhaaransatzes aber auch andere Regionen der Kopfhaut und des ubrigen Korpers konnen betroffen sein Zuruck bleiben haarlose glatte Hautareale in deren Randbereich als Zeichen der aktiven Entzundung eine kleinfleckige Rotung und Schuppung der Kopfhaut um die verbliebenen Haarfollikel zu sehen sein kann 2 3 Die Diagnostik umfasst eine hautarztliche Untersuchung zur Sicherung der Diagnose kann ausserdem die Entnahme einer Gewebeprobe zur Untersuchung unter dem Mikroskop erforderlich sein Hier zeigt sich eine durch Lymphozyten Untergruppe der weissen Blutkorperchen vermittelte Entzundung von Vellus und Terminalhaarfollikeln mit Vernarbung des Umgebungsgewebes 4 Therapeutisch kommen vor allem Corticosteroide lokal ausserlich oder als Injektion oder systemisch zum Einsatz Die Behandlung sollte moglichst fruh im Krankheitsverlauf einsetzen um weiteren Haarverlust zu vermeiden 2 Da das Entzundungsmuster der frontalen fibrosierenden Alopezie dem des Lichen planopilaris sehr ahnlich ist wird die FFA auch als Variante des Lichen planopilaris Lichen ruber planus der behaarten Haut betrachtet Ein gleichzeitiges Auftreten mit anderen Varianten des Lichen ruber planus kommt selten vor 5 6 7 Die Uberlappung mit Zeichen der androgenetischen Alopezie wird als fibrosierende Alopezie mit androgenetischem Muster bezeichnet 8 Klassifikation nach ICD 10L66 8 Sonstige narbige AlopezieICD 10 online WHO Version 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Ursache und Krankheitsentstehung 3 Klinische Erscheinungen 4 Untersuchungsmethoden 5 Pathologie 6 Behandlung 7 Heilungsaussicht 8 Geschichte 9 Literatur 10 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenBetroffen sind meist Frauen uber 50 Jahre und nach den Wechseljahren Falle einer frontalen fibrosierenden Alopezie bei Frauen vor den Wechseljahren und bei Mannern 1 sowie bei Kindern 9 sind jedoch beschrieben 3 Ursache und Krankheitsentstehung BearbeitenDurch eine gestorte Funktion des Immunsystems kommt es zu einer durch T Lymphozyten vermittelten Autoimmunreaktion gegen Zellbestandteile der Keratinozyten hornbildende Zellen der Haarwurzelscheide 2 Die Ursache der Autoimmunreaktion gilt als ungeklart Das haufige Auftreten der Krankheit nach den Wechseljahren lasst auf hormonelle Faktoren schliessen 2 Eine bestimmte HLA Genausstattung macht moglicherweise besonders anfallig fur die Erkrankung 10 Eine Assoziation der FFA besteht Fallberichten zufolge mit dem Graham Little Syndrom 11 dem Sjogren Syndrom 12 mit beidseitiger Entfernung der Eierstocke 13 Haartransplantation 14 starkem Schwitzen 15 und Vitiligo 16 der Kopfhaut Klinische Erscheinungen BearbeitenDie Zerstorung der Haarfollikel fuhrt zu einer vernarbenden Alopezie entlang des Stirnhaaransatzes welcher mit zunehmender Dauer der Erkrankung symmetrisch nach hinten wandert Zuruck bleiben Areale glatter blasser Haut in deren Randbereich Zeichen der follikularen Entzundung mit Hyperkeratose uberschiessender Verhornung der Follikel Aufweitung der Follikeloffnung und kleinfleckiger follikelgebundener Rotung und Schuppung der Kopfhaut zu sehen ein konnen Anders als beim klassischen Lichen planus zeigt sich dabei eher keine fleckformige Auspragung der Veranderungen sondern ein fortschreitendes diffuses Verschwinden der Haarfollikel innerhalb grosserer Areale 17 nbsp Haarverlust entlang des Stirnhaaransatzes a in der Schlafenregion b und im Bereich der Augenbrauen c Histologisches Bild mit Fibrose und lymphozytaren Infiltraten im Umgebungsgewebe der Haarfollikel d Neben dem Stirnhaaransatz konnen auch die Schlafen und Scheitelregion das Gesicht einschliesslich Wimpern und Augenbrauen der Nacken sowie Rumpf Gliedmasse Achselhohlen und Genitalregion betroffen sein 3 2 Gleichzeitige Lasionen eines klassischen Lichen ruber planus in anderen Korperregionen gelten als selten sind ebenso wie Falle eines gleichzeitigen Lichen ruber planus der Nagel und Lichen ruber pigmentosus aber beschrieben 5 7 6 Untersuchungsmethoden BearbeitenDie Diagnostik umfasst eine hautarztliche Untersuchung gegebenenfalls erganzt um eine Gewebeprobe der Kopfhaut zur lichtmikroskopischen Untersuchung Diese kann in klinisch unklaren Fallen anhand des Entzundungsmusters die Diagnosesicherung ermoglichen Pathologie BearbeitenSiehe auch Histologische Technik In der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich eine verminderte Anzahl an Haarfollikeln die nach und nach durch Bindegewebsstrange ersetzt werden Ahnlich dem Lichen planopilaris zeigt sich auf Hohe des Isthmus mittlerer Anteil des Haarschaftes ein lymphozytares Entzundungsinfiltrat des follikularen Umgebungsgewebes Hier besteht zudem eine Fibrose Bindegewebsvermehrung im Sinne einer Vernarbung welche durch einen Verlust der elastischen Fasern in der Elastica van Gieson Farbung hervorgehoben werden kann Vorzeitig abgestorbene Keratinozyten im Follikelepithel sind in variablem Ausmass zu sehen Als Abgrenzungsmerkmal gegenuber dem Lichen planopilaris gilt vor allem im fruhen Krankheitsstadium eine entzundliche Beteiligung von Vellusfollikeln und von Terminalhaarfollikeln in allen Stadien des Haarzyklus 18 Die oberflachliche Epidermis Oberhaut ist am Entzundungsprozess nicht beteiligt 19 In der direkten Immunfluoreszenz finden sich relativ unspezifische Veranderungen wie beim Lichen planus entlang der Basalmembran Grenzschicht zwischen Follikelepithel und fibroser Wurzelscheide zeigt sich eine Hervorhebung abgestorbener Keratinozyten auf IgM und IgA und gelegentlich eine Fluoreszenz auf Fibrinogen 20 Aufgrund grosserer Unterschiede im klinischen Bild spielt die direkte Immunfluoreszenz zur Abgrenzung einer frontalen fibrosierenden Alopezie gegenuber einem Lupus erythematodes der Kopfhaut jedoch eine geringere Rolle als dies beim Lichen planopilaris der Fall ist 4 Behandlung BearbeitenZur Vermeidung unwiederbringlichen Haarverlustes sollte die Therapie moglichst fruh im Krankheitsverlauf einsetzen Wie beim Lichen planopilaris kommen vor allem Corticosteroide ausserlich als Injektion in betroffene Hautareale oder systemisch zum Einsatz Erganzend wird die Gabe von Ciclosporin Finasterid Dutasterid und Minoxidil diskutiert 2 Heilungsaussicht BearbeitenEine Vorhersage uber Ausmass des Haarverlustes und Therapieerfolg ist nicht moglich Zumeist kommt die Erkrankung mit oder ohne Behandlung uber die Zeit zum Stillstand 21 Geschichte BearbeitenDie Erstbeschreibung des Krankheitsbildes erfolgte im Jahr 1994 durch den australischen Dermatologen Steven Kossard 22 Literatur BearbeitenH Wolff T W Fischer U Blume Peytavi Diagnostik und Therapie von Haar und Kopfhauterkrankungen In Deutsches Arzteblatt 2016 doi 10 3238 arztebl 2016 0377 Alfred Lienhard Frontale fibrosierende Alopezie diagnostizieren und behandeln 2017 rosenfluh ch PDF Session Spotlights 2 beim 26 Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology EADV Einzelnachweise Bearbeiten a b Sergio Vano Galvan Ana M Molina Ruiz Cristina Serrano Falcon Salvador Arias Santiago Ana R Rodrigues Barata Frontal fibrosing alopecia a multicenter review of 355 patients In Journal of the American Academy of Dermatology Band 70 Nr 4 April 2014 ISSN 1097 6787 S 670 678 doi 10 1016 j jaad 2013 12 003 PMID 24508293 a b c d e f D Ioannides E Vakirlis et al EDF S1 Guidelines on the management of Lichen Planus PDF In European Dermatology Forum Abgerufen am 9 Januar 2020 englisch a b c Eduardo Calonje Thomas Brenn Alexander Lazar Steven D 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