www.wikidata.de-de.nina.az
Leopoldine Wojtek auch Poldi Wojtek wahrend ihrer Ehe auch Poldi Muhlmann 27 Oktober 1903 in Brunn Mahren 11 Janner 1978 in Salzburg war eine osterreichische Malerin Grafikerin und Keramikerin Sie gestaltete in den 1920er Jahren das Logo der Salzburger Festspiele welches mit Unterbrechungen bis heute in Verwendung steht Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Teilnahme an Ausstellungen 3 Sammlungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenLeopoldine Wojtek war das alteste Kind von Ing Josef Wojtek und Leopoldine geborene Moese von Nollendorf Sie hatte zwei Geschwister Antonia geboren am 7 August 1905 und Wilhelm geboren am 1 Juli 1911 Der Vater war Beamter im Staatsbauwesen stets deutschnational eingestellt Nach dem Untergang der Doppelmonarchie fand er einen Beamtenposten im Salzburger Staatsbaudienst und die Familie ubersiedelte 1920 an die Salzach Der Vater er wurde 1931 zum Hofrat ernannt und 1937 mit einem Verdienstorden des Bundesprasidenten ausgezeichnet leitete bis 1938 das Salzburger Hochbauamt Poldi Wojtek besuchte ab 1919 eine Fachschule in Znojmo vormals Znaim und ab 1922 die Wiener Kunstgewerbeschule dort bei Franz Cizek in Ornamentaler Formenlehre und in der Fachklasse fur Architektur bei Josef Hoffmann Anlasslich des Abschlusses 1926 erhielt sie exzellente Bewertungen seitens ihrer Lehrer Bereits wahrend ihres Studiums veroffentlichte sie Illustrationen und gestaltete Plakate beispielsweise ab 1922 die Titelseiten von Kinderbuchern des Besam Verlags und 1925 das Ausstellungsplakat fur den von Anton Faistauer gegrundeten Sonderbund osterreichischer Kunstler in Salzburg Bei dieser Ausstellung fiel sie mit ihren Kostumstudien und Tapetenentwurfen auf Die folgenden Jahre waren uberwiegend der kunstlerischen Ausgestaltung des Salzburger Festspielhauses gewidmet 1926 gehorte sie zum Team um Faistauer das in 40 Tagen rund 350 m Wandflache im Foyer mit Fresken ausstattete und war an der Fertigung der Gobelins entworfen von Robin Andersen und Anton Kolig beteiligt 1927 war sie Mitarbeiterin Koligs beim Glasguss Mosaik ebenfalls fur das Foyer nbsp Wojteks Sujet als Wegweiser zu den Festspielen1928 beteiligte sich Wojtek an einem Wettbewerb fur ein Salzburger Festspiel Plakat der von ihrer Alma Mater ausgeschrieben worden war und errang den 2 Platz Ihr Entwurf wurde letztlich angenommen und kam auch in abgeanderter Form auf die Titelseite des Schauspielprogramms 1928 Erst nach ihrem Tod wurde bekannt dass hinter den Kulissen Kajetan Muhlmann damals fur die Offentlichkeitsarbeit der Festspiele verantwortlich mehrfach zu Wojteks Gunsten interveniert hatte Das Plakat eignet sich wie man 1931 feststellte bestens als Emblem fur die Festspiele und steht seither die NS Zeit ausgenommen auf dem Titelblatt des in hoher Auflage gedruckten und international verteilten Programmfolders mit allen Festspielterminen und besetzungen Die drei Bildelemente Festung Fahne Maske uberschneiden einander und erzeugen trotz aller Flachigkeit eine perspektivische Tiefe wie das auch Theaterkulissen vermogen Die Fahne etwa ist vor der Maske positioniert sodass diese wie hinter einem Vorhang oder einer Kulisse zu stehen scheint was aller Strenge zum Trotz auch Dynamik schafft Anita Kern Poldi Wojtek Malerin und Grafikerin Eine designhistorische Einordnung des Plakatentwurfs von Poldi Wojtek fur die Salzburger Festspiele In DAS LOGO DER SALZBURGER FESTSPIELE und seine Gestalterin Poldi Wojtek hg von den Salzburger Festspielen 2020 S 57 Rot und Weiss sind die Fahnenfarben sowohl der Stadt Salzburg als auch des Bundeslandes Salzburg Rot weiss rot ist die Farbenkombination der Republik Osterreich Die Salzburger Festspiele dienen seit ihrer Grundung als Identitatssaule von Stadt Land und Staat Im Original stehen auch zwei Textfelder oben die Namen der Direktoren Max Reinhardt Franz Schalk und Bruno Walter unten die Textzeilen mit dem Namen der Institution und den Daten der Festspiele 1928 Wojteks Sujet hat hohen Wiedererkennungswert und fungiert gleichzeitig als eine Art Siegel oder Stempel der auf jedem Plakat und jedem Programmheft der Festspiele angebracht ist es hat daher seit den 1930er Jahren zentrale Bedeutung fur die Offentlichkeitsarbeit der Festspiele 1 Poldi Wojtek widmete sich nach dem Wettbewerb wieder dem Erwerb ihres Lebensunterhalts in drei Feldern Sie ubernahm eine Reihe von Auftragen fur Fresken und Wandmalereien sie erstellte weiterhin Illustration sowohl fur Kinderbucher als auch fur kommerzielle Kunden beispielsweise ab 1930 fur die Zeitschrift Wustenrot Eigenheim und sie arbeitete spater zunehmend auch als Keramikerin fur die Werkstatte Schleiss in Gmunden Insbesondere als Freskenmalerin war sie gefragt Fur das Kurhotel Marienhof in Hofgastein welches 1927 eroffnet wurde gestaltete sie die Wandmalereien im Speisesaal Auf der Aussenwand des sogenannten Beamtenhauses in Zell am See errichtet 1927 28 findet sich ihr Fresko Fischer am Zellersee Es zeigt zwei Fischer im Boot beobachtet von zwei Damen in einem zweiten Boot im Hintergrund sind Zell am See das Kitzsteinhorn und Schloss Fischhorn zu sehen Dieses Fresko ist insofern relevant als es eines der wenigen erhaltenen Werke der Kunstlerin darstellt und sogar in den 2010er Jahren restauriert wurde 1929 malte Wojtek die Kaltenhauser Bierstuberl in der Kaigasse aus mit Badeszenen 1930 die Moser schen Weinstube in der Marktgasse heute Wiener Philharmoniker Gasse und 1933 den neueroffneten Gasthof Modlhammer in der Getreidegasse heute ein McDonalds Es gab auch Auftrage der offentlichen Hand oder verstaatlichter Betriebe beispielsweise im Postamt von St Johann in Tirol 1928 im Landeskrankenhaus Salzburg oder 1930 zur Begeisterung des Salzburger Volksblatts im Salzburger Hauptpostamt am Residenzplatz wo sie die viereckigen Saulen in farbenfreudigen Bildern mit Motiven aus dem Postbetrieb ausschmuckte durch die gewahlten modernen Schriftarten wurde sie schliesslich kunsthistorisch in die Nahe des Bauhauses geruckt 1933 widmete sie sich den Wanden der Hauskapelle des Kinderspitals Im Sternbrau einem Salzburger Traditionsgasthaus gestaltete sie in den 1930er oder 1940er Jahren einen keramisch umrahmten Fischkalter oder Forellenzuber Dieser fiel einem Umbau im Jahr 2012 zum Opfer auch die meisten Fresken sind mittlerweile zerstort oder ubermalt Wann sich Kajetan Muhlmann und die Kunstlerin naher gekommen sind ist nicht bekannt Fest steht nur dass die Kunstlerin 1930 eine Sitznische in Muhlmanns Wohnung gestaltete und dass die beiden 1932 heirateten 1938 das Jahr des Anschlusses Osterreich an das Deutsche Reich war kein gutes Jahr fur sie Die Eckpfeiler in der Postsparkasse wurden ubermalt und Wojteks gesamte Arbeit fur die Festspiele wurde zum Verschwinden gebracht das Logo wurde stillschweigend von den Programmfoldern entfernt 2 die Fresken im Faistauer Foyer wurden verhullt und im Folgejahr entfernt die Gobelins wurden abgehangt 3 Das Glasmosaik Koligs war schon 1934 einem Bombenanschlag der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen Fur Ehemann und Ursprungsfamilie war es ein gutes Jahr Kajetan Muhlmann wurde Staatssekretar fur Kultur Vater Schwester und Bruder konnten dank Muhlmann scher Unterstutzung Karrieresprunge verzeichnen Aus der rund funfzehn Jahre lang eigenstandigen Kunstlerin wurde nun die Frau eines SS Oberfuhrers die 1938 den Auftrag fur einen Hitler huldigenden Gobelin im Linzer Arztehaus ubernahm und die nunmehr wenn opportun ihre Werke auch als Poldi Muhlmann signierte Aus einer Kunstlerin an der Kreuzung von Moderne Expressionismus Wiener Werkstatte und Gegenstandlichkeit oszillierend in ihrer Widerspruchlichkeit war plotzlich eine angepasste Reprasentantin des Regimes geworden die auch noch von ihrem Ehemann betrogen wurde Es kam ans Licht dass sie 1936 gemeinsam mit dem NSDAP Mann Karl Springenschmid einem Freund ihres Ehemannes ein Kinderbuch erarbeitet hatte er den Text sie die Illustrationen in dem der Aufstieg des Adolf Hitler zur Macht beschrieben wurde Springenschmid und Wojtek wurden nicht genannt weil Mitgliedschaft und Propaganda fur die NSDAP damals in Osterreich strafbar waren Im Impressum des Werks das in Osterreich verboten war stand nur Worte und Bilder von zwei Deutschen aus dem Auslande 4 Zwischen 1941 und 1943 waren Poldi Wojtek ihr Vater und ihr Ehemann sehr bemuht um den Erwerb der arisierten Villa einer Malerkollegin der aus Anif vertriebenen schliesslich vom NS Regime deportierten und ermordeten Helene von Taussig Der Vater erwarb die Villa und schenkte sie der Tochter Als sich herausstellte dass ihr Ehemann eine Zweitfrau und mit ihr drei Kinder hatte liess sie sich 1943 scheiden Poldi Wojtek wohnte nicht lange in der arisierten Villa den Untergang des NS Regimes uberlebte sie weitgehend in Oberosterreich wo sie sich der Keramik widmete 1945 gab es wieder Salzburger Festspiele wiederum mit dem Emblem der Kunstlerin auf der Titelseite des Festpielprogrammes 5 und Poldi Wojtek wurde von den Behorden im Salzkammergut als minderbelastet eingestuft Doch die Villa musste sie 1946 restituieren Sie intervenierte beim Landeshauptmann weil sie ohne Atelier dastand Nach zwei drei Jahren wurde ihr ein Atelier am Residenzplatz zugeteilt Ihr neuer Lebenspartner war der Maler Karl Schatzer er stand der KPO nahe Gemeinsam boten die Kunstler eine Reihe von Volkshochschulkursen an Aktzeichnen Malen Keramik 1927 wurde sie von ihrem Malerkollegen Theodor Kern portratiert 2018 wurde ihre Affinitat zum NS Regime von der Kunstlerin Konstanze Sailer in ihren Memory gaps zum Thema gemacht 6 Die Argumente von Gegnerin und Verteidiger der Kunstlerin ahnelten sich uberraschend Poldi Wojtek ging mit der Zeit Insbesondere wahrend der 1930er Jahre war sie jedoch weder ahnungslos noch unpolitisch so Sailer Sie war eine Mitlauferin Sie hat gemacht was angefallen ist so der Kunsthistoriker Nikolaus Schaffer bis 2016 Sammlungsleiter des Salzburg Museums Die Salzburger Festspiele beauftragten in der Folge den Historiker Oliver Rathkolb und die Kulturwissenschaftlerin Anita Kern die Causa wissenschaftlich zu untersuchen Die Gutachten wurden im Sommer 2020 veroffentlicht die Festspielleitung entschied daraufhin das Emblem weiterhin zu verwenden da es zeitlos sei und in seiner Formensprache eindeutig nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprach Teilnahme an Ausstellungen Bearbeiten1925 und 1933 Sonderbund osterreichischer Kunstler ab 1926 mehrfach bei Ausstellungen des Salzburger Kunstvereins 1930 Plakat und Reklameausstellung im Schloss Mirabell 1933 Wiener Frauenkunst WienSammlungen BearbeitenIm Salzburg Museum finden sich gut ein Dutzend an Keramik zumeist aus den 1950er Jahren Schalen Vasen und ein Krug Im Depot des Museums werden die vier ubermalten Pfeiler des einstigen Schaltersaals der Post am Residenzplatz aufbewahrt Literatur BearbeitenHedwig Kainberger Ihr Logo muss weg Diese Forderung uber die Schopferin des Markenzeichens der Salzburger Festspiele weckt die Frage Wer war sie In Salzburger Nachrichten 7 Janner 2019 Anita Kern Poldi Wojtek Malerin und Grafikerin Eine designhistorische Einordnung des Plakatentwurfs von Poldi Wojtek fur die Salzburger Festspiele In Das Logo der Salzburger Festspiele und seine Gestalterin Poldi Wojtek hg von den Salzburger Festspielen 2020 S 33 44 Oliver Rathkolb Zeithistorisches Gutachten zu den Beziehungen von Leopoldine Poldi Wojtek Muhlmann mit Nationalsozialisten 1933 1938 1945 und zu etwaigen Kontinuitaten ideologischer Einstellungen zum NS Regime nach 1945 In Das Logo der Salzburger Festspiele und seine Gestalterin Poldi Wojtek hg von den Salzburger Festspielen 2020 S 5 32 Walter Thaler Poldi Wojtek Helene von Taussig Die kontraren Schicksalswege zweier Salzburger Kunstlerinnen In ders Erinnerungswurdig Pragende Personlichkeiten der Salzburger Geschichte Verlag Anton Pustet Salzburg 2022 ISBN 978 3 7025 1033 6 S 96 102 Weblinks BearbeitenZu viele Gedanken um altes Salzburger Festspiele LogoEinzelnachweise Bearbeiten Eine Reproduktion des Originalplakats in akzeptabler Grosse ist hier zu sehen ORF Goldenes Logo braune Schatten 1 November 2020 Die erste Website zeigt die Programmankundigung 1938 mit Wojtek Emblem 1 verteilt vor dem Anschluss die zweite Website zeigt das Festspielprogramm 1938 ohne Wojtek Emblem 2 verteilt nach dem Anschluss beide abgerufen am 9 April 2021 Almuth Spiegler Salzburger Festspiele Taliban im Festspielhaus Die Presse Wien 25 August 2009 Eine wahre Geschichte Stuttgart Frank sche Verlagsbuchhandlung 1936 Haus der Geschichte Osterreich Salzburg Programm der Festspiele abgerufen am 9 April 2021 Memory Gaps Kunstinitiative des Gedenkens von Konstanze Sailer Intervention II Poldi Wojtek war nicht harmlos abgerufen am 9 April 2021Normdaten Person GND 1234251515 lobid OGND AKS VIAF 1246162238562413810006 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wojtek LeopoldineALTERNATIVNAMEN Wojtek Poldi Muhlmann Poldi Ehename KURZBESCHREIBUNG osterreichische Malerin Grafikerin und KeramikerinGEBURTSDATUM 27 Oktober 1903GEBURTSORT BrunnSTERBEDATUM 11 Januar 1978STERBEORT Salzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopoldine Wojtek amp oldid 229413566