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Als Leipziger Gemetzel werden die Vorkommnisse wahrend des Besuchs des sachsischen Prinzen Johann Bruder des sachsischen Konigs in Leipzig am 12 und 13 August 1845 bezeichnet Wahrend dieses Besuchs kam es zu Protesten gegen Johann Nachdem konigliches Militar auf die Demonstranten geschossen hatte setzte sich der demokratische Politiker Robert Blum am Folgetag an die Spitze einer Protestkundgebung und trat fur eine ehrenvolle Beerdigung der Toten ein Die Vorgange im August 1845 riefen in ganz Deutschland Emporung hervor und legten den Grundstein fur Blums landesweite Bekanntheit Leipziger Gemetzel Die Szenerie auf dem Rossplatz oben und der Trauerzug zur Johanniskirche auf einer zeitgenossischen Lithografie Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 12 August 3 Reaktionen in Sachsen 4 Reaktionen in Deutschland 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenVorgeschichte BearbeitenIm Konigreich Sachsen hatte es wahrend der dreissiger Jahre eine reformorientierte Politik unter dem Leitenden Minister Bernhard August von Lindenau gegeben Dieser stiess jedoch auf immer mehr Widerstand seitens der Konservativen und wurde 1843 endgultig durch Julius Traugott von Konneritz abgelost der eine reaktionare Linie vertrat Zu dieser Zeit war ebenfalls die einige Jahre zuvor entstandene Bewegung der Deutsch Katholiken auf einem Hohepunkt Diese hatte insbesondere in Schlesien und auch in Sachsen fussgefasst Prominente Vertreter waren Johannes Ronge und der demokratische Politiker Robert Blum Da die Bewegung den papstlichen Primat und andere katholische Gebote ablehnte war sie in Sachsen wiederholt Verfolgungen ausgesetzt gewesen So galt auch Prinz Johann der Bruder des Konigs Friedrich August II als fanatischer Katholik das Konigshaus der Sachsen war anders als die Mehrheit der sachsischen Bevolkerung katholisch und Verfolger von Abweichlern Prinz Johann war ausserdem Generalkommandant der sachsischen Kommunalgarden und aufgrund der Kinderlosigkeit seines Bruders sachsischer Thronfolger 12 August Bearbeiten nbsp Prinz Johann von Sachsen Bildnis von 1831Am 12 August 1845 traf Prinz Johann mit der Eisenbahn aus Dresden in Leipzig ein Am Nachmittag nahm er an den Ubungen der Leipziger Kommunalgarde teil was eine Zuschauermenge mit Pfiffen kommentierte Am Abend speiste Johann im Hotel de Prusse am Rossplatz mit vornehmen Burgern der Stadt wahrend draussen vor dem Gebaude erneut gelarmt wurde Es wurden Schmahrufe gegen die Jesuiten ausgestossen unter anderem das Lutherlied Eine feste Burg ist unser Gott gesungen und Steine gegen die Fenster des Hotels geworfen woraufhin der Kommandant der Kommunalgarde nach der Hauptwache der Kommunalgarde schickte damit diese einschreite Ein Vertreter der Kreisdirektion verlangte jedoch nach koniglichem Militar welches fur einen solchen Fall im Gegensatz zur Kommunalgarde nicht zustandig war Mit geringem zeitlichem Unterschied gelangten die beiden Truppenteile zum Ort des Geschehens doch wurde die Kommunalgarde von der koniglichen Armee weggeschickt Der Oberstleutnant des sachsisch koniglichen Militars soll die Burgerwehr mit dem Ruf Sie sind nicht mehr notig gehen Sie zuruck zurechtgewiesen haben 1 Prinz Johann verliess zu diesem Zeitpunkt das Hotel und ordnete die Raumung des Platzes an 2 Das konigliche Militar bewirkte nun den Ruckzug der Protestierenden in die Lerchenallee Parkweg auf der Nordseite des Rossplatzes und errichtete zwischen sich und ihnen eine Barriere die jedoch von Jugendlichen uberquert wurde Daraufhin wendete sich das Militar wieder der Lerchenallee zu liess mehrere Tone aus Jagdhornern erklingen und auf die zuruckweichenden Versammelten schiessen wobei wohl die Angst einiger Offiziere die das gesamte Geschehen nicht uberblicken konnten ausschlaggebend war Die Menge war namlich zu weit entfernt vom Hotel de Prusse um die in diesem sich befindenden Personen zu gefahrden Die Schusse toteten acht Personen und verletzten vier Hierdurch wurde die Menschenmasse erregt und bis in die ersten Stunden des 13 August tobte sie in den Strassen Einige Studenten wollten sogar die Kaserne des koniglichen Militars sturmen Schliesslich ubernahm die Kommunalgarde die Gewalt uber die Stadt und beruhigte die Situation Reaktionen in Sachsen Bearbeiten nbsp Robert Blum Gemalde von August Hunger zwischen 1845 und 1848Am 13 August verliess Prinz Johann die Stadt Da die Bevolkerung in ihm den Schuldigen fur die Ereignisse sah wurde er von einem Mob verfolgt der beinahe seine Kutsche umwarf Studenten versammelten am selben Tag eine Volksmenge von zwei bis viertausend Personen am Schutzenhaus und forderten Vergeltung Einige Zeit nach Beginn der Versammlung fand sich auch Robert Blum ein der am Vortag in Dresden geweilt hatte und erst kurz zuvor vom Geschehen Kenntnis erlangt hatte Er trat vor die Menge beruhigte sie und bewog sie dazu zum Rathaus auf den Marktplatz zu ziehen Dort forderte er als Teil einer Delegation im Rathaus die ehrenvolle Bestattung der Toten die Auswechslung des am Ort stationierten koniglichen Militars und die Aufrechterhaltung der Ordnung der Stadt einzig durch die Kommunalgarde Ausserdem verlangte er eine Untersuchung des am Vortag Vorgefallenen Am selben Tag sandte der Stadtrat eine Nachricht an den Konig in der er die Meinung vertrat man hatte der Burgerwehr das Kommando uberlassen sollen und am 14 August begab sich eine Abordnung derselben nach Dresden wo der Konig seine Trauer uber die Geschehnisse zum Ausdruck brachte aber auch das Misstrauen seiner Untertanen skeptisch beurteilte In den auf den 13 August folgenden Tagen hielt Blum weitere Reden im Schutzenhaus und auf der Trauerfeier fur die Verstorbenen unter denen sich auch der Korrektor Gotthelf Heinrich Nordmann des Verlegers Heinrich Brockhaus befand die alle recht massvoll gehalten waren und direkte Kritik an der Monarchie moglichst vermieden Es gab auch zahlreiche Beschwerdepetitionen so eine 1800 Unterschriften tragende des Politikers Karl Biedermann Nach der Trauerfeier auf der sich mehr als eintausend Zuhorer einfanden flaute die Entrustung ab und am 16 August wurden weitere Versammlungen im Schutzenhaus durch den Burgermeister verboten Ebenso wurden in ganz Sachsen Burger und Gesangsvereine verboten gedeckt durch einen Beschluss des Bundestages von 1832 Ausserdem fand sich der Ausserordentliche Kommissar von Langenn ein und bezeichnete das Vorgehen der koniglichen Truppen noch vor dem Vernehmen erster Zeugen als rechtmassig Als Ergebnis der vom Konig als Antwort auf das Begehren des Stadtrats angeordneten Untersuchung wurde den stadtischen Zivilbehorden wegen zu langsamen Vorgehens eine Teilschuld zugewiesen Die Schriftsteller Wilhelm Jordan und Albert Dulk wurden wegen ihrer Reden auf der Trauerfeier und insbesondere nach der Versammlung im Schutzenhaus ausgewiesen 3 Blum der sich in dieser Versammlung massigend ausserte liess man unbehelligt Die Stadtverordneten baten den Konig und Prinz Johann in Briefen um Gnade Langfristig bewirkten die Leipziger Augustereignisse die Entbindung Prinz Johanns vom Kommando der Kommunalgarden im Juli 1846 Der fur das Prasidium der zweiten Kammer vorgeschlagene Leipziger Appellationsrat Karl Heinrich Haase wurde vom Konig nicht mit diesem Posten betraut vermutlich da er sich fur das Herbeirufen des koniglichen Militars ausgesprochen hatte 4 Reaktionen in Deutschland BearbeitenDie Vorgange des 12 August wurden schnell in ganz Deutschland bekannt Ferdinand Freiligrath widmete dem Geschehen das Gedicht Leipzigs Toten Blum wurde durch diese Vorgange in allen deutschen Staaten popular wurde aber auch von extremen Linken kritisiert da er die Situation nicht fur Weitergehendes genutzt habe Literatur BearbeitenRalf Zerback Robert Blum Eine Biografie Lehmstedt Leipzig 2007 ISBN 978 3 937146 45 4 S 176 189 Veit Valentin Geschichte der deutschen Revolution Band 1 Beltz Quadriga Verlag Weinheim und Berlin 1998 ISBN 3 88679 301 X S 222 225 Jochen Meyer Albert Dulk ein Achtundvierziger Aus dem Lebensroman eines Radikalen Marbacher Magazin Nr 48 1988Weblinks BearbeitenRalf Julke Das Leipziger Gemetzel Wie ein verkorkster Wikipedia Artikel zur Steilvorlage fur einen AfD Antrag wurde In Leipziger Internet Zeitung 18 Mai 2022 abgerufen am 19 Mai 2022 Elisabeth Guhr Louise Otto Peters und das Leipziger Gemetzel auf Leipzig LeseFussnoten Bearbeiten Zitiert nach Ralf Zerback Robert Blum Eine Biografie S 179 Veit Valentin Geschichte der deutschen Revolution Band 1 S 223 Jochen Mayer Albert Dulk ein Achtundvierziger Marbacher Magazin Nr 48 1988 S 37 42 Veit Valentin Geschichte der deutschen Revolution Band 1 S 225 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leipziger Gemetzel amp oldid 223013537