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Die Leipziger Kommunalgarde war eine von 1830 bis 1870 existierende militarahnliche Einrichtung in der Stadt zur Gewahrleistung ihrer inneren Sicherheit Mitglieder der Leipziger Kommunalgarde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungGeschichte Bearbeiten1830 herrschte in Sachsen eine gewisse politische Spannung da Konig und Regierung auf den alten politischen Verhaltnissen beharrten und erste Kunde von der franzosischen Julirevolution eintraf Der Eingriff der Polizei bei einem ruhestorenden Polterabend am 2 September 1830 in Leipzig fuhrte zu Tumulten bei denen Hauser und Wohnungen verhasster stadtischer und koniglicher Beamter gesturmt und demoliert wurden Da die Polizei sich nicht durchsetzen konnte und auch kein Militar eintraf rief am 5 September der Magistrat der Stadt die Burger zur Selbsthilfe auf Der Historiker Ernst Kroker nennt deshalb dieses Datum den Geburtstag der Leipziger Kommunalgarde 1 anm 1 Es fanden sich schnell freiwillige Eingreiftruppen die die Stadttore und wichtige Einrichtungen und Platze besetzten und die Strassen von Tumultanten sauberten Es bildeten sich besondere Gruppen heraus die zu Kompanien wurden so aus einem Schutzenverein aus Akademikerkreisen der Universitat aus Jagdfreunden aus Buchdruckern Kaufleuten usw Als am 6 und 7 September Militareinheiten in der Stadt eintrafen hatte die Communalgarde die Ruhe und Ordnung in der Stadt bereits wiederhergestellt In mehreren Schritten wurde die Kommunalgarde zu einer Dauereinrichtung Am 28 November traf Prinz Johann in Leipzig ein inspizierte die nun etwa 800 Mann starke Truppe und genehmigte ihren Fortbestand Kommunalgarden hatten sich nach dem Leipziger Beispiel in zahlreichen weiteren sachsischen Stadten gebildet und am 29 November erfolgte ihre gesetzliche Legitimierung durch das Mandat die Errichtung der Communalgarden betreffend wonach die Communalgarden eine Vereinigung der wohlgesinnten Einwohner der Stadte aus allen Standen fur den Zweck der Erhaltung allgemeiner Sicherheit und offentlicher Ordnung und ein Mittel zur Beforderung des Gemeinsinns sein sollten Es folgten eine Dienstvorschrift mit Disziplinar Regulativ und ein Exerzier Reglement nbsp Mitglieder der Turner Kompanie nbsp Mitglieder der Buchhandler Kompanie nbsp Die Fahne der Leipziger Kommunalgarde nbsp Das Wachlokal neben dem Polizeiamt am Naschmarkt Nun war der Dienst in der Leipziger Kommunalgarde nicht mehr freiwillig Jeder Mann der das Leipziger Burgerrecht besass hatte bis zu seinem 50 Lebensjahr der Kommunalgarde anzugehoren Diese bestand 1832 aus 16 Fusskompanien zu je vier bis funf Zugen sowie einer reitenden Abteilung und umfasste insgesamt 2280 Personen bei einer Bewaffnung mit 2037 Gewehren 670 Seitengewehren und 58 Pistolen Die Kompanien waren sowohl nach Stadtteilen als auch nach Berufsgruppen gegliedert und trugen verschiedene Uniformen Die Gardisten wahlten ihre Offiziere und Vorgesetzten selbst Das Hauptquartier befand sich in der Gaststatte Blaue Mutze heute Lortzingstrasse Neu eintretende Gardisten wurden hier und in verschiedenen Salen der Stadt mitunter auch Werkstattsalen einexerziert Das standige Buro der Garde war in der Alten Waage Das Wachlokal der Leipziger Kommunalgarde am Naschmarkt neben der Polizeiwache und seine nahere Umgebung waren taglich von 19 Uhr bis 1 Uhr mit Wachtposten besetzt Mehrmals im Jahr fanden zentrale Ubungen und Paraden statt wozu die gesamte Garde zum Exerzierplatz in Gohlis marschierte Dabei wurde sie zunehmend von vielen Leipzigern begleitet und das Ganze nahm immer mehr den Charakter eines Volksfestes an 2 Neben dem permanenten Wachdienst wurde die Kommunalgarde auch bei Ereignissen grosserer Bedeutung mit wechselndem Erfolg eingesetzt Am 7 April 1839 ubernahm sie die Absicherung der Feierlichkeiten zur Eroffnung der Ferneisenbahnstrecke Leipzig Dresden Beim sogenannten Leipziger Gemetzel am 12 August 1845 wurde die eigentlich zustandige Kommunalgarde vom Militar des Platzes verwiesen das danach ein Blutbad anrichtete Am Folgetag ubernahm die Kommunalgarde die Gewalt uber die Stadt und beruhigte die Situation Allerdings mussten wahrend der Revolutionstage 1848 1849 ganze Kompanien wegen Weigerung und Verbruderung mit dem Volk aufgelost werden Die Kommunalgarde hatte drei Tote zu beklagen Als im Deutschen Krieg 1866 preussische Truppen Leipzig besetzten war das der Anfang vom Ende der Kommunalgarde Der Beitritt Sachsens zum Norddeutschen Bund und die Einfuhrung der allgemeinen Wehrpflicht waren weitere Schritte die die Kommunalgarde erubrigten Am 31 Marz 1867 fand der letzte Wachaufzug der Leipziger Kommunalgarde statt Ihre endgultige formelle Auflosung erfolgte 1870 Literatur BearbeitenHorst Riedel Stadtlexikon Leipzig von A bis Z PRO LEIPZIG Leipzig 2005 ISBN 3 936508 03 8 S 309 310 Hans Carl Florian von Nostitz Drzewiecki Die Communalgarden des Konigreichs Sachsen in ihrer Entstehung gesetzlichen Begrundung Organisierung und gegenwartigen Gestalt Gartner sche Buchdruckerei Dresden 1832 S 39 Digitalisat abgerufen am 18 Dezember 2014 Adolf Lippold Von Nachtwachtern Trodeljuden und Harfenmadchen Erinnerungen eines alten Leipzigers Lehmstedtverlag Leipzig 2004 ISBN 3 937146 18 0 Kapitel Die Kommunalgarde ruckt aus S 210 218 Dieter Kurschner Leipzig als Garnisonsstadt 1866 1945 49 Aus dem Nachlass herausgegeben von Ulrich von Hehl und Sebastian Schaar Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig Bd 10 Leipzig 2015 Zur Kommunalgarde Kapitel 2 unter dem Titel Kommunalgarde und Landwehr in Leipzig S 34 38 Peter Beyer Der Bestand der Kommunalgarde Leipzig 1830 1870 im Stadtarchiv Findbucheinleitung In Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig Leipzig Bd 13 1967 S 18 28 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leipziger Kommunalgarde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Leipzig Lexikon Albin Kutschbach Leipzig vor 150 Jahren uber die Kommunalgarde im Kapitel Volksfeste abgerufen am 18 Dezember 2014 Zur Entstehungsgeschichte der Leipziger Kommunalgarde auf der Website des Leipziger Vereins Leipziger Kommunalgarde e V Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Kroker Leipzig Klinkhardt amp Biermann 1908 S 122 Digitalisat Reprint Salzwasser Verlag GmbH 2013 ISBN 978 3 8460 3010 3 Albin Kutschbach Leipzig vor 150 JahrenAnmerkung Bearbeiten Eine Erinnerungstafel am naschmarktseitigen Eingang des Alten Rathauses weist den 31 Oktober den Tag der Vereidigung der Leipziger Kommunalgarde als deren Grundungstag aus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leipziger Kommunalgarde amp oldid 182039999