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Das Lapidarium Willrode ist eine Sammlung historischer Grenz und Gemarkungssteine auf dem Gelande des Forsthauses Willroda in der Nahe der thuringischen Landeshauptstadt Erfurt Seit 2009 ist auf der westlichen Hofseite des Anwesens eine Ausstellung Thuringer Grenzsteine eingerichtet Aussteller ist der Landesverein Thuringen des DVW Gesellschaft fur Geodasie Geoinformation und Landmanagement DVW Hier stehen derzeit November 2011 etwa dreizehn Grenz und Gemarkungssteine mit gut beschrifteten Erlauterungstafeln Die Sammlung prasentiert Abmarkungen der Aussengrenzen historischer Hoheitsgebiete Auf die jeweilige Herrschaft weisen Initialen am Kopf der Steine oder auch ihr Wappen hin So steht beispielsweise KP fur das Konigreich Preussen wahrend HG auf das Herzogtum Sachsen Gotha hinweist Weitere Gemarkungssteine zeigen die Initialen der Gemarkung oder die fortlaufende Nummerierung Forsthaus mit Lapidarium im Vordergrund Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Flurzuge 3 Bilder aus dem Lapidarium 4 Literatur 5 Quellen 6 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Thuringische Staaten 1910Bevor 1920 die nachfolgend aufgefuhrten Herzog und Furstentumer ohne Preussen zum Land Thuringen zusammengeschlossen wurden existierten auf thuringischem Gebiet folgende unabhangigen Herrschaftsbereiche Furstentum Reuss alterer Linie Residenz in Greiz Furstentum Reuss jungerer Linie Residenz in Gera Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach Residenz in Weimar Herzogtum Sachsen Meiningen Residenz in Meiningen Herzogtum Sachsen Coburg Residenz in Coburg Herzogtum Sachsen Gotha Residenz in Gotha Herzogtum Sachsen Altenburg Residenz in Altenburg Furstentum Schwarzburg Rudolstadt Residenz in Rudolstadt Furstentum Schwarzburg Sondershausen Residenz in Sondershausen Konigreich Preussen Residenz in Berlin Nach 1945 kam der preussische Regierungsbezirk Erfurt hinzu 1952 erfolgte die Aufteilung auf die Bezirke Erfurt Gera und Suhl Nach der Wende wurden die Bezirke vereinigt und der Freistaat Thuringen gebildet indem noch die Kreise Artern Schmolln und Altenburg hinzukamen Geschichtlich bedingt waren in historischer Zeit die Vermessungsmethoden und die Genauigkeit sehr unterschiedlich In fruheren Jahrhunderten waren hochgenaue Vermessungen zur Lagebestimmung von Grenzpunkten technisch noch nicht moglich und fehlten Um bei einem Verlust oder Versetzen des Grenzsteins trotzdem die ursprungliche Lage nachweisen zu konnen wurde unter dem Stein beim ersten Setzen ein Gegenstand Marksteinzeuge eingegraben der das jeweilige Besitzverhaltnis besonders kennzeichnete Vor der Einfuhrung des metrischen Systems am 1 Januar 1872 in Deutschland waren unterschiedliche Langenmasse in Gebrauch Beispielsweise mass die preussische Rute Preussische Werkrute 3 766 m wahrend die weimarische Rute Weimarer Waldrute 4 512 m lang war Landwirtschaftliche Flachen wurden in Preussen mit Magdeburger Morgen 2 553 2 m in Weimar jedoch mit Acker 2 849 7 m bezeichnet Eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates allein schon zur exakten Berechnung von Steuern und Abgaben ist von jeher die Vermessung und Festlegung seiner Grenzen Danach erfolgt durch die Katastervermessung die Festlegung von Grundstucksgrenzen Fluren und Flurstucken Allerdings fuhrten die Staaten zur Dokumentation der Eigentumsverhaltnisse im 19 Jahrhundert jeweils eigene und unabhangige Katastersysteme ein Die Katasterbucher beinhalteten dabei die Flurstucke mit Nummer Flache Besitzer und Nutzungsart Nach dem Aufmass der Grenzsteine und Festlegung der Flurstucke wurden grossmassstabige Karten angefertigt Flurzuge BearbeitenBei den Flurzugen Flurbegehungen wurden bis ins 19 Jahrhundert ortsweise die Unversehrtheit der Grenzsteine kontrolliert Interessant und amusant sind die Beschreibungen dieser Flurzuge in den alten Berichten aus dem 18 Jahrhundert Fruher wurden die Felder durch Marksteine begrenzt Die Arbeit des Steinsetzens und Vermessens verrichteten die Steiner auch Steiniger die zustandig waren fur das Vermessen der Flure und das Setzen der Marksteine sowie fur das Schlichten von Grenzstreitigkeiten Zahl und Ort der Steine waren in einem Buch eingetragen das sicherheitshalber in der Kirche lagerte Die Flurstucke hatten je nach Grosse und Form unterschiedliche Namen Es wird von Gelenge Sottel Striegel Gehren und Girn gesprochen Einmal jahrlich zog die Bevolkerung auf die Felder um unter grosser Beteiligung auch der Kinder die Grenzsteine abzuwandern und mit den Eintragungen im Kirchenbuch zu vergleichen Es war ein Festtag fur das ganze Dorf Da nicht immer alle Steine absichtlich oder unabsichtlich an vorgesehener Stelle zu finden waren gab es auch Streitigkeiten worauf auch Flurnamen wie Streitwiese hinweisen So wurden zunachst die Grenzen zu den Nachbardorfern abgegangen Und jedes Mal wenn man auf die Abordnung des nachsten Nachbardorfes stiess begrusste man sich herzlich und baten sie auf einen Trunck zu uns zu kommen Nach dem Abschreiten der Gemeindegrenzen wurden die Grenzen der Flure und Flurstucke abgewandert und die Grenzsteine kontrolliert zum Teil wieder aufgerichtet oder an den vorgesehenen Platz verlagert Am Abend traf man sich dann in der Schenke wo an diesem Tag 32 Eimer und 5 Kannen aufgegangen und vertruncken wurden 1 Eimer als damaliges Raummass waren 72 Kannen oder 67 362 Liter In dem beschriebenen Fall haben die Gaste also dort mehr als 2 100 Liter vertruncken Bilder aus dem Lapidarium BearbeitenViele Steine wurden so ausgerichtet dass die entsprechend beschriftete gekennzeichnete Seite in die Richtung des Gebietes zeigte das mit der Beschriftung gemeint ist nbsp Gemarkungsstein zwischen Vitzeroda und Frauensee Der Stein zeigt die Seite mit 110 Katasternummer und dem V fur Vitzeroda Auf der Ruckseite steht das F nbsp Grenzstein aus der Gemarkung Bad Frankenhausen zur Kennzeichnung der Grenze zu einem Gebiet das dem Herzogtum Schwarzburg Rudolstadt gehort Der Stein tragt die Schwarzburger Gabel als Hoheitszeichen nbsp Grenzstein von Langensalza aus 1731 mit den drei Turmen die auch heute noch im Bad Langensalzaer Wappen zu finden sind Der Stein wurde nachtraglich farbig bemalt nbsp Grenzstein zwischen Klettbach und Schellroda Zu sehen ist das K fur Klettbach nbsp Grenzstein zwischen Kurmainz und Hessen im Suden des Eichsfelds Der Stein tragt als Hoheitskennzeichen das Mainzer Rad und markierte einst die Grenze zwischen Wendehausen und Wanfried spater die innerdeutsche Grenze nbsp Grenzstein zwischen Obernissa und Eichelborn Das O auf der hier sichtbaren Seite steht fur Obernissa wahrend die Ruckseite ein E fur Eichelborn tragt nbsp Grenzstein zwischen dem Konigreich Preussen und dem Herzogtum Sachsen Coburg und Gotha Das KP steht fur Konigreich Preussen Die Ruckseite tragt die Buchstaben HG fur das Herzogtum Gotha Der Stein stand zwischen Wandersleben und Apfelstadt und musste im Zuge des Autobahnbaus der A 4 geborgen und entfernt werden nbsp Grenzstein zwischen dem Konigreich Preussen und dem Herzogtum Sachsen Meiningen Die Initialen KH stehen fur das Kurfurstentum Hessen nbsp Grenzstein zwischen dem Konigreich Preussen und dem Herzogtum Sachsen Weimar Eisenach Der Stein stand an der Grenze von Schellroda und Bechstedt Wagd und tragt Wegweiser Markierungen nbsp Dreiherrenstein am Rennsteig nbsp Grenzstein zwischen dem Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach und Vierzehnheiligen HSM steht fur Herzogtum Sachsen Meiningen nbsp Grenzstein zwischen Thuringen und Bayern Die Initialen KB weisen auf das Konigreich Bayern das darunter stehende W auf das Hochstift Wurzburg hin Literatur BearbeitenNikolaus Philippi Grenzsteine in Deutschland Entstehung und Geschichte der Grenzsteine als Steinerne Zeugen in Wald und Flur Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2009 ISBN 978 3 86777 125 2 Manfred Kastner Ulrich Ruger Der Rennsteig Historische Grenzsteine Rhino Verlag Ilmenau Wustrow 2008 ISBN 978 3 939399 05 6 Steffen Rassloff Steinerne Kleinstaaterei Zum Lapidarium in Willroda In Thuringer Allgemeine vom 18 August 2012Quellen BearbeitenFlyer des LapidariumsWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Willroda Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des DVW Website des DVW LV Thuringen Website des Vereins der Freunde und Forderer des Forsthauses Willrode e V Lapidarium Willroda auf erfurt web50 917741 11 089239 Koordinaten 50 55 3 9 N 11 5 21 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lapidarium Willrode amp oldid 211027140