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Der Langensalzaer Travertin ist der einzige Thuringer Travertin der im Thuringer Becken in Steinbruchen gewonnen wird Stand 2008 Er kommt in der Nahe der Stadt Bad Langensalza im Unstrut Hainich Kreis in Thuringen vor und entstand in zwei Phasen vor 125 000 Jahren im Mittelpleistozan und vor 10 000 Jahren im Holozan Marienkirche in Muhlhausen aus Langensalzaer TravertinVerwaltungsgebaude der Sektkellerei Henkell amp Sohnlein in Wiesbaden aus Langensalzaer TravertinRathaus Charlottenburg in Berlin aus Langensalzaer TravertinDetailansicht eines verwitterten Travertin Steins an der Stadtmauer von Bad LangensalzaDer Travertin Steinbruch der TRACO GmbH in der Altstadt von Bad Langensalza Im Hintergrund die ehemalige Malzfabrik Langensalza Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen des Thuringer Travertins 2 Langensalzaer Travertin 2 1 Entstehung und Gesteinsbeschreibung 2 2 Gewinnung und Verwendung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorkommen des Thuringer Travertins BearbeitenDie bedeutendsten Vorkommen des Thuringer Travertins liegen im Unstruttal bei Bad Langensalza Muhlhausen Grafentonna Greussen und Clingen Weitere Lagerstatten befinden sich bei Muhlberg sudostlich von Gotha bei Kindelbruck Bad Tennstedt Klein Ballhausen im Ilmtal bei Ehringsdorf Taubach und Weimar und bei Jena in den Orten Engerda Winzerla sowie Leutra Das Vorkommen des Langensalzaer Travertins im Salzatal fuhrt Gesteinsbanke in einer Abbau relevanten Machtigkeit von 0 65 bis 2 10 Meter Im Unstruttal liegt die Bankhohe bei 3 Metern Die gesamte Machtigkeit des Travertins betragt bis zu 20 Meter Das Vorkommen liegt relativ oberflachennah und kann ohne grossere Probleme abgebaut werden Langensalzaer Travertin BearbeitenEntstehung und Gesteinsbeschreibung Bearbeiten Bei den Travertinen handelt es sich um Susswasserkalksteine wahrend die anderen Kalksteine in Salzwassern gebildet wurden Dieser Travertin Kalktuff und Werksteintravertin lagerte sich auf dem Boden eines nacheiszeitlichen Fliessgewassers ab Langensalzaer Travertin entstand durch Ausfallungsprozesse aus kalkhaltigen Wassern Karstquellen wobei die abgestorbene Tier und Pflanzenwelt zu festen Kalksteinen versteinerte Dieser Travertin ist hellgelblich bis braunlich gefarbt und besitzt wie alle Travertine unregelmassig grosse Poren die jedoch in der Regel nicht kapillar verbunden sind Im Handel wird gespachtelter Travertin angeboten dessen Poren gefullt wurden so dass er dichteren Kalksteinen ahnelt Gewinnung und Verwendung Bearbeiten Gewonnen wird dieser Travertin mit der Seilsage oder der sogenannten Schrame einer fahrbaren Kettensage die die Rohblocke aus dem Gesteinsvorkommen sagt Dieser Travertin wird nach seiner Gewinnung weiter zu Mauersteinen profilierten Gesimsen und Fassadenplatten mittels Steinsagen fur die jeweiligen Zwecke aufs Mass gesagt Travertine konnen um die teilweise grossen Poren zu schliessen gespachtelt werden Sie werden aber auch ungespachtelt verbaut Beim Aufsagen der Rohblocke mit Gattersagen konnen sie gegen das Lager aufgesagt werden wenn die Ablagerungsstruktur als Banderung oder Streifung erkennbar werden soll Beim Aufteilen mit dem Lager entstehen dichtere Oberflachen mit geringerem Porenvolumen ohne erkennbare Banderung oder Streifung Bruchfrisch lasst sich Travertin leicht handwerklich bearbeiten da er in diesem Zustand relativ weich ist Nach dem Ausharten ist Travertin frostfest und teilpolierfahig Die Politur im Freien lasst unter den derzeitigen Wetterverhaltnissen relativ schnell nach Es entsteht eine graue Patina Verwendet wurde Langensalzaer Travertin erstmals am Kloster Homburg um 800 das Karl der Grosse gestiftet haben soll und fur den Westflugel des Schlosses Dryburg der 1011 als Sitz der Herren von Salza erbaut wurde 1 Seit dem 12 Jahrhundert wurde dieser Travertin an nahezu allen offentlichen Gebauden Bad Langensalzas verbaut wie z B an der Marktkirche St Bonifacii der Stadtbefestigung und ihren Turmen dem Rathaus 1752 fur die Kursachsische Ganzmeilensaule und fur den Kursachsischen Viertelmeilenstein Auch die historischen Privathauser der Stadt bestehen zumindest teilweise aus Travertin Portale Kellergewolbe In der Stadt liess sich der Stein leicht gewinnen da vor Ort ein Vorkommen bestand Dieses befand sich innerhalb der Befestigungsanlagen im Sudwesten der Stadt In Muhlhausen entstand die Marienkirche aus dem 13 Jahrhundert Das Rathaus in Berlin Charlottenburg die Fassade der Bosch AG 1916 1917 das Nordsternhaus in Berlin Schoneberg 1912 in Berlin und das Verwaltungsgebaude der Sektkellerei Henkell amp Sohnlein 1907 1909 in Wiesbaden sind aus diesem Travertin 1929 baute Mies van der Rohe den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona unter Verwendung des Langensalzaer Travertins Beim Erweiterungsbau der Alten Reichskanzlei 1928 1930 in Berlin wurde das Fenstergewande aus diesem Travertin eingebaut Der Tauentzien Palast wurde teilweise mit Langensalzaer Travertin verkleidet wie auch das Faber Hochhaus in Magdeburg Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Langensalzaer Travertin 1950 1951 fur das Planetarium in Stalingrad Wolgograd geliefert und vor allem im Rahmen des funfjahrigen Nationalen Aufbauprogramms der DDR von 1951 wurde Langensalzaer Travertin verwendet wie z B fur die Sporthalle an der Stalinallee in Berlin und beim Wiederaufbau des Bahnhofs in Magdeburg In der DDR wurde das Gestein bis zur Phase der Kunststeinproduktion anstelle von Naturstein haufig verwendet nach der Wende und gegenwartig Stand 2008 wird es wieder haufig nachgefragt 2 Siehe auch BearbeitenListe von TravertinsortenLiteratur BearbeitenEster Helena Arens Steine mit Geschichte 100 Jahre Traco Deutsche Travertin Werke 1907 2007 Hrsg v d Traco GmbH Rockstuhl Bad Langensalza Bad Langensalza 2007 Andreas Fehler Die Travertine von Bad Langensalza Rockstuhl Verlag Bad Langensalza 1998 S 170ff Karlfriedrich Fuchs Natursteine aus aller Welt entdecken bestimmen anwenden Callwey Munchen 1997 Blatt 233 W Dienemann O Burre Die nutzbaren Gesteine Deutschlands und ihre Lagerstatten mit Ausnahme der Kohlen Erze und Salze Enke Verlag Stuttgart 1929 S 429ff Weblinks BearbeitenTravertin Thuringen auf den Webseiten des Steinbruchbetreibers Traco Bad LangensalzaEinzelnachweise Bearbeiten Ahrens 100 Jahre S 6 siehe Literatur Ahrens 100 Jahre S 96ff siehe Literatur 51 103818 10 633585 Koordinaten 51 6 14 N 10 38 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langensalzaer Travertin amp oldid 237713525