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Lampenburstenchromosomen sind vorubergehende Gestalt und Funktionsformen der Chromosomen die durch Bildung zahlreicher Schlaufen Schleifen im Lichtmikroskop wie Rundbursten aussehen Auf Grund ihrer Grosse werden sie manchmal als Riesenchromosomen bezeichnet Dieser Ausdruck wird jedoch auch fur die anders aufgebauten Polytanchromosomen verwendet 1 Chromatischer Faden welcher einer Flaschenburste vergleichbar ist nach heutiger Terminologie ein Lampenburstenchromosom aus dem Kern einer Eizelle des Wassersalamanders Triton Hier ist die gesamte Tafel zu sehen O Hertwig 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Zoologie 2 Sonderfalle 3 Funktion 4 Chromosomenstruktur 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZoologie BearbeitenBesonders auffallig sind Lampenburstenchromosomen in Zellkernen der Oozyten I bei Molchen und Salamandern weil diese sehr grosse Genome besitzen Die Schlaufen entstehen in den Eierstocken dieser Amphibien wahrend der Eibildung Oogenese und zwar im Diplotan Teil der meiotischen Prophase I Dabei geben sich die Lampenburstenchromosomen als Bivalente zu erkennen da jeweils zwei homologe Partner durch Chiasmata verbunden sind Die Diplotan Kerne besitzen einen DNA Gehalt von 4 C Lampenburstenchromosomen beschrieb erstmals Walther Flemming im Oozytenkern des seinerzeit als Siredon pisciformis bezeichneten Axolotl Den Namen vergab J Ruckert 1892 Lampenburstenchromosomen wurden auch in den Oozyten von Vogeln Reptilien Haien und Knochenfischen manchen Mollusken und einigen Insekten gefunden 2 Sonderfalle BearbeitenArten der Taufliege Drosophila entfalten Lampenbursten aber nur an den beiden Chromatiden des Y Chromosoms in den Spermatozyten I also in Mannchen wahrend der Spermien Bildung Spermatogenese 3 4 Unter den Pflanzen ist lediglich bei der Meeresalge Acetabularia ein Lampenburstenstadium bekannt das in ihrem einzigen Zellkern vor der Gametenbildung auftritt 5 Funktion BearbeitenDie Schlaufen entfalten sich diskontinuierlich aus den mit Proteinen besetzten DNA Achsen der vier Chromatiden eines jeden Bivalents Von der DNA der Schlaufen werden grosse Mengen RNA transkribiert indem RNA Polymerase Molekule von einem Startpunkt aus dicht hintereinander eine Schlaufe entlang lesen Die wachsenden RNA Molekule werden mit Proteinen bepackt bleiben selbstverstandlich mit ihrer RNA Polymerase und damit mit der Schlaufe verbunden Vor allem im Elektronenmikroskop wird deutlich dass Schlaufen aus einer oder auch aus mehreren Transkriptionseinheiten bestehen 6 Die transkribierende Schlaufen DNA macht allerdings nur um die 2 der gesamten DNA des Zellkernes aus 7 Die dennoch enorme RNA Synthese in Oozyten liefert das Material das nach der Befruchtung notig ist um einem Embryo schnelles Wachstum zu ermoglichen Jene Insekten die keine Lampenbursten zeigen produzieren das notige Material in grossen Nahrzellen die die Oozyte umgeben Und Sauger haben eine lange Schwangerschaft die eine Vorversorgung der Oozyte erubrigt 8 Chromosomenstruktur BearbeitenDie Lampenburstenchromosomen lieferten fundamentale Einsicht in die Organisation der Chromosomen Jede Chromatide enthalt nur eine und zwar eine durchgangige DNA Doppelhelix Den Nachweis erbrachte Verdauung mit DNase I einem Enzym das Einstrangbruche verursacht 9 Eine solche mit Proteinen besetzte DNA Achse kann an verschiedenen Stellen dekondensieren und dabei vorubergehend transkribierende Schlaufen entfalten Nach vollzogener Genaktivitat werden die Schlaufen programmgemass in die Achse zuruckgezogen 10 Ahnliche zeitweilige Schlaufen bilden die Chromatiden in den transkriptionsaktiven Puffs polytaner Chromosomen an grossen Balbiani Ringen ist das gut zu sehen 11 Messungen der Viskoelastizitat von DNA Losungen bestatigten dass eine Doppelhelix ein ganzes Chromosom durchlauft ohne vom Zentromer unterbrochen zu werden In dieser Hinsicht ubereinstimmende Befunde ergaben Drosophila americana D hydei D melanogaster und D virilis 12 13 Literatur BearbeitenBernd Beek Chromosomale Funktionsstrukturen In Gertrud Linnert Hrsg Cytogenetisches Praktikum Fischer Stuttgart New York 1977 ISBN 3 437 20157 3 S 170 185 Harold Garnet Callan Lampbrush chromosomes Springer Berlin 1986 ISBN 3 540 16430 8 Hans Kleinig Peter Sitte Zellbiologie 4 Auflage Fischer Stuttgart 1999 ISBN 3 437 26010 3 P Quick A Hauck Lampenburstenchromosomen und ihre Praparation In Mikrokosmos 72 Heft 2 1983 ISSN 0026 3680 S 44 54 Einzelnachweise Bearbeiten Rudiger Wehner Walter Gehring Alfred Kuhn Zoologie 24 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 13 772724 8 S 41 online bei Google Books Lampenburstenchromosomen In Walther Traut Chromosomen Klassische und molekulare Cytogenetik Springer Berlin Heidelberg u a 1991 ISBN 3 540 53319 2 S 242 251 Gunther F Meyer Die Funktionsstrukturen des Y Chromosoms in den Spermatocytenkernen von Drosophila hydei D neohydei D repleta und einigen anderen Drosophila Arten In Chromosoma 14 1963 S 207 255 T J M Hulsebos Johannes H P Hackstein Wolfgang Hennig Lampbrush loop specific proteins of Drosophila hydei In Proceedings of the National Academy of Sciences USA 81 1984 S 3404 3408 Herbert Spring Ulrich Scheer Werner W Franke Michael F Trendelenburg Lampbrush type chromosomes in the primary nucleus of the green alga Acetabularia mediterranea In Chromosoma 50 1975 S 25 43 Ulrich Scheer Werner W Franke Michael F Trendelenburg Herbert Spring Classification of loops of lampbrush chromosomes according to the arrangement of transcriptional complexes In Journal of Cell Science 22 1976 S 503 519 Herbert C Macgregor Recent developments in the study of lampbrush chromosomes In Heredity 41 1980 S 3 35 Lampbrush chromosomes In Adrian T Sumner Chromosomes Organization and function Blackwell Oxford 2003 ISBN 0 632 05407 7 S 171 181 Walther Traut Chromosomen Klassische und molekulare Cytogenetik 1991 S 245 Adrian T Sumner Chromosomes Organization and function 2003 S 178 Heinz Sass RNA polymerase B in polytene chromosomes Immunofluorescent and autoradiographic analysis during stimulated 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