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Das Lager Heilbronn wurde im Fruhjahr 1945 von der United States Army als Kriegsgefangenenlager auf freiem Feld im Westen des heutigen Heilbronner Stadtteils Bockingen errichtet Zunachst bestanden zwei getrennte Lager in unmittelbarer Nachbarschaft von denen eines aber bereits Ende Juli 1945 wieder geschlossen wurde Das andere bestand unter verschiedenen Bezeichnungen und in reduzierter Grosse bis Mai 1947 als Durchgangslager fur Kriegsgefangene weiter Dann wurde es an deutsche Stellen ubergeben die es bis November 1947 als Interniertenlager fur Zivilinternierte im Zuge des Entnazifizierungsprozesses nutzten Ab 1948 brachten Stadt und Landkreis Heilbronn in einigen von ihnen erworbenen nicht abgerissenen Baracken des Lagers wohnungslose Personen unter Die letzten Bewohner der Lagersiedlung wurden erst im Jahr 1961 in andere Wohnungen umgesiedelt die letzten Baracken bis zum Jahresende abgerissen Das Lagergelande ist heute Stand 2008 teils uberbaut zum grossten Teil aber wieder Ackerland Das Lager PWTE C 3 in Bockingen Mai oder Juni 1945Ungefahre Lage des Lagers PWTE C 3 innerhalb der heutigen Stadtgrenzen von HeilbronnZum Zeitpunkt ihrer grossten Ausdehnung im Fruhjahr 1945 erstreckten sich beide Lager zusammen uber eine Flache von rund 270 Hektar 1 Auf dieser Flache hielten sich Ende Mai Anfang Juni 1945 knapp 140 000 Kriegsgefangene auf fast das Dreifache der damaligen Einwohnerzahl der Stadt Heilbronn Insgesamt durchliefen bis Ende 1945 bis zu 350 000 Gefangene die Heilbronner Lager Die Zahl der Gefangenen die anschliessend bis Mai 1947 das noch bestehende Lager durchliefen ist nicht mehr genau zu ermitteln Eine auf Schatzungen beruhende Gesamtzahl von bis zu zwei Millionen Gefangenen 2 die die Heilbronner Lager im Zeitraum Mai 1945 bis 1947 durchlaufen haben sollen scheint jedoch zu hoch angesetzt zu sein 3 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Transport nach Heilbronn 3 Die PWTEs in Heilbronn 4 Weitere Verwendung des Lagers 5 Einzelnachweise und Anmerkungen 6 Literatur 7 WeblinksVorgeschichte BearbeitenIn der Endphase des Zweiten Weltkriegs eroberte die 7 US Armee ab Marz 1945 grosse Teile Suddeutschlands darunter vom 2 bis 12 April auch Heilbronn Am 5 Mai kapitulierte die unterlegene Heeresgruppe G der Wehrmacht bei Munchen Bei ihrem raschen Vorrucken fielen der 7 US Armee in kurzester Zeit Hunderttausende deutscher Kriegsgefangener in die Hande die moglichst rasch an die amerikanischen Nachschub und Versorgungseinheiten weitergereicht wurden die sich um sie kummern sollten Zu Beginn des Krieges brachte die US Armee deutsche Kriegsgefangene in Lager in die USA oder Grossbritannien spater nach Frankreich Dies war fur Hunderttausende Gefangene nicht mehr praktikabel und das Oberkommando der US Truppen in Europa ETOUSA European Theater of Operations United States Army befahl am 17 April die Einrichtung von Kriegsgefangenenlagern genannt Transient Enclosures also Durchgangslager auf deutschem Boden Fur den ruckwartigen hinter den Kampflinien befindlichen Bereich die Communications Zone der 7 US Armee fiel diese Aufgabe der Nachschub und Versorgungseinheit CONAD Continental Advance Section Communications Zone zu CONAD richtete vier Prisoner of War Temporary Enclosures PWTE also Kriegsgefangenen Durchgangslager ein darunter die Lager PWTE C 3 und PWTE C 4 in Heilbronn PWTE C 1 und PWTE C 2 befanden sich bei Ludwigshafen Weitere auch als Rheinwiesenlager bezeichnete Lager am Rhein mit den Bezeichnungen PWTE A richtete die Einheit ADSEC ein die analog zu CONAD Nachschub und Versorgungsaufgaben fur andere US Kampfverbande ubernahm CONAD musste nicht nur vom Nachschubhafen Marseille aus die amerikanischen Kampftruppen und sich selbst versorgen sondern sich auch um die aus deutschen Lagern befreiten alliierten Kriegsgefangenen um befreite Zwangsarbeiter sowie um Hunderttausende deutscher Kriegsgefangener kummern Zur Bewachung der Kriegsgefangenen besassen weder CONAD noch ADSEC genugend Personal Deshalb erhielt Mitte April die 106 US Infanteriedivision den Befehl die Bewachung der Kriegsgefangenenlager zu ubernehmen eine Einheit die bei der Ardennenoffensive im Dezember 1944 starke Verluste erlitten hatte und erst wenige Tage zuvor mit neu aus den USA eingetroffenen Verbanden verstarkt worden war Fur die Aufgabe uber 20 auf einer Strecke von 440 Kilometern verteilte Kriegsgefangenenlager zu bewachen zu versorgen und auszubauen hatte die Division weder genugend Material noch Personal ihre Organisation war nicht auf den zerstreuten Einsatz der einzelnen Divisionseinheiten ausgerichtet Zudem unterblieben klare Kompetenzabgrenzungen zwischen der 106 US Infanteriedivision einerseits und CONAD ADSEC andererseits Transport nach Heilbronn BearbeitenDie 7 US Armee richtete im Laufe ihres Vormarschs ab Marz zunachst uberaus provisorische Zwischenlager Cages ein in denen sie die deutschen Kriegsgefangenen vor ihrem Weitertransport in die von CONAD unterhaltenen Lager sammelte Diese Lager bestanden oft nur wenige Tage ausnahmsweise auch einige Wochen und wurden in Fabrikgebauden Kasernen und Unterfuhrungen aber auch auf Flugplatzen Sportplatzen oder freiem Feld eingerichtet Manche wurden nur von wenigen tausend Gefangenen durchlaufen andere von Zehntausenden grossere Lager bestanden beispielsweise in Wurzburg Durchlauf rund 25 000 Gefangene Crailsheim 29 000 Goppingen 55 000 Neu Ulm mindestens 165 000 oder Salzburg mindestens 28 000 Da die Lager nur wenige Tage existierten sollten baute man sie nicht aus sie waren dementsprechend primitiv und oft vollstandig uberfullt 4 In manchen Lagern wie in Aalen mussten die Gefangenen nachts stehen da wegen Uberfullung kein Platz vorhanden war 4 Von den Zwischenlagern brachte man die Gefangenen uber durchschnittlich zwei oder drei Zwischenstationen in die PWTEs Um mit den knappen Lkw mehr Gefangene transportieren zu konnen mussten diese auf Zwang der Amerikaner oft grosse Teile ihrer Ausrustung zurucklassen 5 Die Verpflegung auf den mehrtagigen Transporten war zudem vollig unzureichend 6 und es kam unterwegs auch zu todlichen Unfallen 7 Die Strapazen und die unzureichende Versorgung in den Cages und wahrend des Transports fuhrten dazu dass die Gefangenen weitgehend ausgehungert und entkraftet 8 bei den PWTEs ankamen Die Lager in Heilbronn wurden von den Transporten von Ulm aus unter Umgehung Stuttgarts uber die Geislinger Steige Goppingen Waiblingen Backnang Schwabisch Hall und das direkt ostlich von Heilbronn gelegene Weinsberg angefahren Ende April 1945 trafen die ersten Gefangenen in Heilbronn ein Da die PWTEs noch nicht fertiggestellt waren richtete die 7 US Armee auf dem Sportplatz des VfR Heilbronn am Neckar ein weiteres provisorisches Zwischenlager ein fur das sie einen Durchlauf von 6 874 Gefangenen angibt 9 Die Chronik der Stadt Heilbronn gibt fur dieses Lager eine Kapazitat von 50 000 Gefangenen 10 und eine Belegung mit Zehntausenden 11 Gefangenen an Aufgrund des provisorischen Charakters gab es ausser einem Zelt fur die Wachmannschaften keine Gebaude oder Zelte im Lager Verpflegung wurde nur einmal am Tag ausgegeben und reichte oft nicht fur alle Gefangenen 12 Feuchte Witterung und fehlende sanitare Anlagen fuhrten binnen kurzem zu katastrophalen hygienischen Zustanden 13 Mehrere Gefangene wurden bei Fluchtversuchen erschossen 14 Aus den Gefangenen vom VfR Platz rekrutierten die Amerikaner Arbeitskommandos die beim Aufbau der PWTEs westlich Heilbronns mitarbeiteten Nach deren Fertigstellung trieb man die Gefangenen bis zum 6 Mai im Laufschritt und unter Verwendung von Knuppeln 14 15 vom VfR Platz zum Lager PWTE C 3 das sich zu diesem Zeitpunkt allerdings wie das Provisorium auf dem Sportplatz als umzaunte Flache ohne Unterkunfte oder sonstige Einrichtungen fur die Gefangenen prasentierte 16 Die PWTEs in Heilbronn Bearbeiten nbsp PWTE C 3 im Mai oder Juni 1945Beide Lager lagen westlich von Bockingen auf Ackerland am Rand der Besiedlung Die an Grossgartach heute Gemeinde Leingarten vorbei nach Karlsruhe fuhrende Grossgartacher Strasse Reichsstrasse 293 heute Bundesstrasse 293 sowie die parallel zur Strasse verlaufende Kraichgaubahn nach Karlsruhe trennten die weiter sudlich und nordlich von ihr liegenden und durch Stacheldraht abgesperrten Lager PWTE C 4 das nur bis Ende Juli 1945 Bestand hatte lag sudlich von Strasse und Bahnlinie Das eigentliche Lager begann sudlich der direkt an der Bahnlinie liegenden Haselter Siedlung die wie grosse Teile der Ernst Weinstein Siedlung heute Kreuzgrund Siedlung fur die Unterbringung amerikanischer Einheiten beschlagnahmt worden war 17 Im Suden erstreckte sich das Lager bis zum heutigen Bockinger Westfriedhof im Osten bis in die Nahe des heutigen Ziegeleiparkes und im Westen bis zu den Gewannen Scheinmelden Bruhweg Denninger Rain bei der Schutzhutte Es hatte eine Flache von rund 125 Hektar Bezieht man die Wohn und Unterkunftsbereiche der Amerikaner mit ein sind es sogar rund 186 Hektar 18 PWTE C 3 wurde nordlich von Strasse und Bahnlinie auf der Trappenhohe heute teils Wohngebiet Schanz oberhalb von Bockingen eingerichtet In diesem Gebiet hatte die Kali Chemie AG 1908 mit der Forderung von Sole zur Salzgewinnung begonnen und uber 20 Bohr und Forderturme errichtet die fur Wach und Verwaltungszwecke in das Lager einbezogen wurden Der Lagerbereich schloss westlich der Heidelberger Strasse an die Kreuzgrund Siedlung an und dehnte sich im Westen bis zu den Sandgruben der damals selbststandigen Gemeinde Frankenbach aus Kleine Teile des Lagers lagen auch auf Gemarkung von Grossgartach Im Norden erstreckte sich das Lager bis etwa auf Hohe der Gewanne Kreuzacker Huttberg PWTE C 3 hatte eine Gesamtflache von etwa 144 Hektar Damit waren die Heilbronner Kriegsgefangenenlager die grossten aller PWTEs einschliesslich der Rheinwiesenlager 19 Das fur 100 000 Gefangene konzipierte Lager C 3 nahm am 3 Mai die ersten Gefangenen auf C 4 am 6 oder 13 Mai 20 Aufgrund grossen Zeitdrucks wurden beide Lager so fruh wie moglich in Betrieb genommen und bestanden daher zu diesem Zeitpunkt lediglich aus Stacheldrahtumzaunungen ohne jegliche Unterkunfte oder sanitare Anlagen die erst anschliessend errichtet wurden In diesem wie in anderen Bereichen Ernahrung medizinische Versorgung verstiessen die Amerikaner gegen zentrale Punkte der Genfer Konvention von 1929 was ihnen teilweise aufgrund der ausseren Umstande schlechte Versorgungslage und grossteils zerstorte Infrastruktur in Deutschland 1945 und der logistischen und personellen Uberforderung ihrer Einheiten gar nicht anders moglich war aber auch an der Grundsatzentscheidung von ETOUSA lag grosse Mengen von Kriegsgefangenen in schwierig zu versorgenden Lagern festzusetzen nbsp Ungefahre Struktur des Lagers PWTE C 3 auf einer Gedenktafel in BockingenInnerhalb der das ganze Lager umfassenden Stacheldrahtumzaunung wurden rechteckige Flachen Cages genannt nochmals mit Stacheldraht umzaunt C 3 bestand anfangs aus 17 unterschiedlich grossen Cages in vier Reihen spater verringerte sich ihre Zahl mit abnehmender Grosse des Lagers Die meisten Cages dienten der Unterbringung der Gefangenen andere als Depot Kuche Lagerhospital Vernehmungslager oder amerikanische Lagerverwaltung Die Binnenstruktur von C 4 ist nicht genau bekannt soll aber der von C 3 entsprochen haben 21 Die Lager wurden unter grossem Zeitdruck von amerikanischen Pioniereinheiten errichtet die CONAD unterstellt waren Beim Ausbau wurden auch Gefangene herangezogen anfangs vom Lager auf dem VfR Platz spater aus C 3 und C 4 selbst die Umzaunungen fur die nach ihnen eintreffenden Gefangenen errichten mussten Neben eigenen Baumaterialien griffen die Amerikaner auf erbeutete deutsche Materialdepots zuruck die auch Nahrungsmittel und einen Teil der notigen Lagergrundausstattung lieferten Umfangreiche Requirierungen bei offentlichen Stellen und Zivilpersonen lieferten weitere benotigte Gegenstande aller Art Von Requirierungen betroffene Zivilpersonen konnten spater Entschadigungsleistungen beanspruchen An der Spitze des Lagers stand als Lagerkommandant ein amerikanischer Offizier dem der ebenfalls amerikanische Verwaltungsstab des Gesamtlagers unterstand Die Cages die der Unterbringung von Gefangenen dienten hatten zudem eine gemischte amerikanisch deutsche Verwaltung Fur jeweils zwei Cages war ein amerikanischer Offizier als Block Commander zustandig ihm waren zwei weitere Amerikaner zugeordnet Jedes Cage mit bis zu 10 000 Gefangenen stand unter dem Kommando eines amerikanischen Unteroffiziers mit einem Stab von durchschnittlich vier amerikanischen Soldaten die das Geschehen im Cage uberwachten Fur die konkrete Ausgestaltung des Lageralltags im Cage war eine deutsche Selbstverwaltung zustandig Die Amerikaner bestimmten pro Cage einen Lagermeister der sich selbststandig einen Stab rekrutieren und anhand allgemeiner Richtlinien der Amerikaner das Cage weitgehend frei organisieren konnte Die Lagermeister und ihr Stab das Stammpersonal wurden bevorzugt behandelt Ungeschickte Auswahl des Stammpersonals in manchen Cages wirkte sich negativ fur die dortigen Gefangenen aus Beispielsweise wurden wohl um keine uberzeugten Nationalsozialisten als Lagermeister einzusetzen in manchen Cages bevorzugt Gefangene ausgewahlt die in der Wehrmacht irgendwie bestraft worden waren was zuweilen in charakterlich ungeeignetem Stammpersonal Machtmissbrauch und Korruption resultierte 22 Zu Beginn existierten in C 3 und C 4 keinerlei Unterkunfte fur die Gefangenen die Wind und Wetter ausgeliefert unter freiem Himmel nachtigten oder sofern noch vorhanden sich mit Zeltplanen schutzten Tagelanger Regen verwandelte die Lager in Schlammwusten durchweichte die Kleidung der Gefangenen und notigte sie zum andauernden Stehen 15 manche Gefangene schliefen auch aneinandergelehnt im Stehen 23 Das Graben von Erdhohlen mit Essbesteck etc war in manchen Cages erlaubt in anderen strengstens untersagt Ab Mitte Mai 1945 wurden provisorische Zelte errichtet aber erst Anfang Juni waren alle Gefangenen mit zumindest primitiven Behausungen versorgt Auch diese Behelfszelte boten aber nur unzureichenden Schutz vor Regen Ab Herbst wurden schrittweise grossere Maisonette Zelte aus festerem Material errichtet die nach und nach auch mit Ofen beheizt werden konnten Grosstes Problem in den Lagern war die Verpflegung der Gefangenen Nahrungsmittel waren 1945 in Deutschland allgemein knapp auch die Zivilbevolkerung musste mit kleinen Rationen auskommen Anfangs erhielten die Gefangenen amerikanische Fertigrationen C Rations nach Fertigstellung von Kuchenanlagen in den Cages kamen erbeutete deutsche Vorrate zum Einsatz schliesslich angelieferte amerikanische Verpflegung Obwohl die Amerikaner ihr Moglichstes taten die Versorgung zu gewahrleisten erhielten die Gefangenen aufgrund ihrer uberaus grossen Anzahl nur ausserst knappe Rationen 24 Insgesamt war die Verpflegung trotz aller Bemuhungen seitens der amerikanischen Einheiten vor Ort die durch umfangreiche Requirierungen und Nutzung ziviler Einrichtungen u a Backereien die Ernahrungslage zu verbessern versuchten vor allem in den ersten drei Monaten qualitativ und quantitativ ungenugend besonders fur die zahlreichen Gefangenen die nach den Strapazen des Transports bereits geschwacht in Heilbronn eintrafen 25 Zur medizinischen Versorgung existierte in jedem Cage ein allerdings nur schlecht ausgestattetes Lazarett Dispensary in dem sich gefangene deutsche Arzte und Sanitater um die Kranken kummerten Zudem existierte ein zentrales Lagerhospital das im Gegensatz zu den Lazaretten in den einzelnen Cages gut ausgestattet war und uber ausreichend qualifiziertes Personal verfugte Dementsprechend war die medizinische Versorgung von hochst unterschiedlicher Qualitat Trotz anfangs uberaus mangelhafter allgemeiner Hygiene schlammiger Untergrund allgegenwartiger Schmutz unzureichende Latrinen Mangel an Waschwasser blieben grossere Seuchenzuge aus u a durch konsequente Entlausung und den Einsatz von DDT Trotz schlechter Versorgungslage und teils unzureichender medizinischer Versorgung kam es aber bei den Kriegsgefangenen in Heilbronn ebenso wenig zu einem Massensterben wie bei der ahnlich schlecht mit Lebensmitteln versorgten Zivilbevolkerung 26 Nach Auswertung verschiedener Quellen starben in den beiden Heilbronner Kriegsgefangenenlagern im Zeitraum 1945 bis 1947 von uber 350 000 Gefangenen insgesamt hochstens 350 die meisten in den ersten drei Monaten Ab August starben nur noch wenige Gefangene Die Verstorbenen wurden grosstenteils auf dem Bockinger Friedhof bestattet wo ihre Graber bis heute im selben Friedhofsabschnitt dicht beieinander liegen 27 Verschiedene Hilfsorganisationen kummerten sich um die Gefangenen Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz besuchte die Lager regelmassig erstattete Bericht und sprach Missstande an Auch das ortliche Rote Kreuz engagierte sich sammelte Spenden Nahrungsmittel und Lesestoff und vermittelte Kontakte zu Suchdienstkarteien des Roten Kreuzes in Hamburg und Munchen die sich darum bemuhten Gefangene und ihre Angehorigen uber den jeweiligen Aufenthaltsort zu informieren Auf kirchlicher Seite ragen Theodor Zimmermann 1893 1974 der evangelische Stadtpfarrer Bockingens und der osterreichische Jesuitenpater Johann Planeta hervor der selbst Gefangener im Lager C 4 gewesen war und nach seiner Freilassung noch bis zum Oktober 1946 als katholischer Lagerpfarrer in C 3 wirkte Die evangelische Kirche um Zimmermann organisierte zahlreiche Sammlungen von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenstanden Da die Lager anfangs nicht betreten werden durften wurden die Spenden teils gegen die Bestimmungen von amerikanischen Sanitatsoffizieren in das Lager C 4 gebracht teils wurden sie uber die Lagerzaune geworfen an entlassene Gefangene oder an Gefangene auf Arbeitseinsatzen ausserhalb der Lager verteilt Am 6 August 1945 genehmigte der amerikanische Chefarzt von C 3 offiziell den Transport von Hilfsgutern in das Lager C 3 Im August 1945 eroffnete die evangelische Kirche nach Initiative Zimmermanns und auf Anregung des amerikanischen Lagerkommandanten in Oberstenfeld ein Genesungsheim in dem sich korperlich geschwachte Entlassene erholen konnten Weitere Heime im Schloss Grosssachsenheim und in Ludwigsburg folgten Auch die katholische Hilfsorganisation Caritas organisierte Sammlungen war hierin aber weniger erfolgreich als die evangelische Kirche Lagerpfarrer Planeta konnte dagegen erfolgreich die Entlassung zahlreicher Gefangener erreichen die speziellen Gruppen Geistliche Kranke Versehrte Sudetendeutsche Osterreicher u a angehorten Neben den Hilfsorganisationen versuchten auch Privatpersonen den Gefangenen Hilfe zukommen zu lassen indem sie Briefe oder Lebensmittel uber die Zaune warfen was verboten war von manchen Wachposten aber geduldet wurde Hierbei kam es zu Festnahmen und Geld oder Gefangnisstrafen 28 nbsp Entlassungsschein von 1945Noch im Mai 1945 begannen die USA mit der Entlassung von Kriegsgefangenen Bevorzugt wurden Angehorige von Berufsgruppen freigelassen die beim Wiederaufbau benotigt wurden darunter Landarbeiter Bergleute und Eisenbahner Es folgten altere Gefangene uber 50 Langzeitkranke und Versehrte und weitere Gruppen Daneben wurden allerdings auch Gefangene unter Umgehung der Genfer Konvention zu mehrjahrigen Arbeitseinsatzen an Frankreich uberstellt von denen viele erst Ende der 1940er Jahre zuruckkehrten Wie viele Gefangene aus Heilbronn auf diese Weise nach Frankreich gelangten ist nicht bekannt 29 Im August 1945 wurde die allgemeine Entlassung der Gefangenen aus den amerikanischen Lagern befohlen Schon Ende Juli 1945 war C 4 geschlossen worden und auch die Zahl der Gefangenen in C 3 ging nun rasch zuruck Das Lager wurde verkleinert und zuerst in Disarmed Enemy Forces Enclosure D E F E No 10 anschliessend in Prisoner of War Enclosure P W E No 10 umbenannt Mogliche Kriegsverbrecher und sonstige Verdachtigte wurden nicht ins Zivilleben entlassen sondern in zivile Interniertenlager uberstellt die der Entnazifizierung dienten Aufgrund akuten Platzmangels in den bestehenden Interniertenlagern in Ludwigsburg Bruchsal und Ulm wurden im Januar 1946 7000 bis 8000 internierte Zivilisten in einen Cage des Heilbronner Lagers verlegt der als Civilian Internment Camp CIC 81 fungierte Aufgrund von Pannen und Missverstandnissen war das Lager Heilbronn auf diese Menge von Internierten in keiner Weise vorbereitet sie konnten weder adaquat untergebracht noch versorgt werden Zudem waren die Internierten im Schnitt alter als die Gefangenen und kamen grosstenteils aus Lagern die uber feste Gebaude verfugten den Strapazen denen sie im Barackenlager Heilbronn im Januar 1946 ausgesetzt wurden waren viele nicht gewachsen Die Aktion endete als Fehlschlag nach zwei Wochen wurden die Internierten zuruckverlegt am 12 Marz 1946 wurde CIC 81 geschlossen Weitere Verwendung des Lagers Bearbeiten nbsp Gedenktafel am KraichgauplatzMitte 1947 waren nur wenige hundert Gefangene im Lager P W E 10 zuruckgeblieben Das Lagergelande wurde am 20 Mai 1947 an das wurttembergisch badische Befreiungsministerium ubergeben das es als Interniertenlager unter deutscher Regie nutzte Die zuruckgebliebenen 617 Gefangenen uberwiegend fruhere SS Angehorige wurden als Zivilinternierte in dieses Lager uberfuhrt Ende Juni 1947 beherbergte das Lager knapp 2000 Internierte danach nahm ihre Zahl kontinuierlich ab Ende September waren es unter 600 am 11 November noch 285 Nachdem alle ubrig gebliebenen Internierten in andere Lager verlegt worden waren wurde das Lager Heilbronn im November 1947 geschlossen Noch im November ubernahm die Staatliche Erfassungsstelle fur Offentliches Gut StEG das Lagergelande und wickelte es ab Die Einrichtungsgegenstande wurden verkauft oder staatlichen Stellen zur Verfugung gestellt Einige der noch bestehenden Baracken wurden abgerissen andere verkauft Stadt und Landkreis Heilbronn erwarben einige Baracken in denen sie wohnungslose Personen unterbrachten Umfangreiche Renovierungsarbeiten sollten die heruntergekommenen Baracken wieder bewohnbar machen Auf Drangen der Landwirte denen die zum Bau des Lagers verwendeten Acker gehorten verpflichtete sich die Stadt Heilbronn schliesslich zum Abriss der Baracken die ein Vertreter der Stadt im Januar 1961 entsetzt als ausgesprochene Drecklocher 30 bezeichnet hatte Die letzten Bewohner uberwiegend Raumungsschuldner wurden in stadtische Wohnungen umgesiedelt bis Jahresende 1961 waren die letzten Uberreste des Lagers beseitigt In den Folgejahren entstand auf Teilen des Gelandes das Wohngebiet Schanz Neben den Grabern auf dem Bockinger Friedhof erinnert heute nur noch eine Gedenktafel in Bockingen an das Lager Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Reine Lagerflache geschatzt 268 90 Hektar mit Unterkunftsbereich der amerikanischen Truppen 329 78 Hektar Nach Strauss s Literatur S 118 Genannt bspw bei Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VI 1945 1951 s Literatur S 7 Strauss s Literatur S 322 a b Strauss s Literatur S 105 Strauss s Literatur S 108 110 Strauss s Literatur S 106 Strauss s Literatur S 110 111 Augenzeugenbericht zitiert nach Strauss s Literatur S 111 Wann die ersten Gefangenen eintrafen ist nicht ganz klar ein Augenzeuge nennt den 20 April Auch das Datum zu dem das Zwischenlager in Betrieb ging ist nicht ganz klar ein Bericht der 7 US Armee nennt den 23 April Derselbe Bericht nennt den 26 April als Datum der Schliessung des Zwischenlagers Augenzeugen nennen den 30 April oder 6 Mai Strauss s Literatur S 112 113 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VI 1945 1951 s Literatur S 4 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VI 1945 1951 s Literatur S 7 Strauss s Literatur S 113 Strauss s Literatur S 113 114 a b Strauss s Literatur S 114 a b Paul Baurle Nach neun Tagen wieder das erste Brot sueddeutsche de 10 Mai 2005 abgerufen am 11 November 2010 Strauss s Literatur S 115 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VI 1945 1951 s Literatur S 7 Strauss s Literatur S 118 Strauss s Literatur S 118 119 Widerspruchliche Angaben verschiedener amerikanischer Einheiten Strauss s Literatur S 115 Strauss s Literatur S 121 Strauss s Literatur S 146 147 Strauss s Literatur S 165 Strauss s Literatur S 177 185 Strauss s Literatur S 194 Strauss s Literatur S 194 197 Strauss s Literatur S 208 220 Strauss s Literatur S 271 299 Strauss s Literatur S 313 314 zitiert nach Strauss s Literatur S 437Literatur BearbeitenChristof Strauss Kriegsgefangenschaft und Internierung Die Lager in Heilbronn Bockingen 1945 bis 1947 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1998 ISBN 3 928990 66 7 Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 10 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 34 Band VI 1945 1951 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1995 ISBN 3 928990 55 1 Karl Geiger Internierung im deutschen Sudwesten 3 Aufl Heilbronn 1977 Bericht eines ehemaligen Internierten S 5 20 mit Plan des Lagers Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lager Bockingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 150219 9 170923 Koordinaten 49 9 1 N 9 10 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lager Heilbronn amp oldid 239155068