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Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung So existieren neben und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Grunden nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik Die Labyrinthodontia Labyrinthzahner veraltet auch Wickelzahner 1 oder Stegocephalia Dachschadler Dachschadellurche von altgr stegos Dach kephale Kopf sind in der klassischen biologischen Systematik eine Gruppe ausgestorbener ursprunglicher Landwirbeltiere Tetrapoda die vom spaten Devon vor ca 400 Millionen Jahren bis in die fruhe Kreide vor ca 120 Millionen Jahren 2 existierte und weltweit verbreitet war Im Sinne der modernen Systematik sind sie jedoch keine naturliche Verwandtschaftsgruppe Ihren Namen verdanken die Labyrinthodontia der im Querschnitt labyrinthartig gefalteten Schmelzschicht ihrer Zahne Im deutschen Sprachraum sind sie auch unter dem Trivialnamen Panzerlurche bekannt 3 Lebendrekonstruktion von Platyoposaurus aus dem spaten Perm 250 mya von RusslandSkelett von Mastodonsaurus aus der spaten Trias Keuper von Suddeutschland ausgestellt im SMNS Deutschland Skelett von Eryops einem Vertreter aus dem fruhen Perm von Nordamerika im NMNH in Washington D C USA Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Merkmale Okologie und Bedeutung der Gruppe 3 Evolutionsbiologische Aspekte 4 Fussnoten 5 Literatur 6 Weitere InformationenSystematik BearbeitenDer Begriff Labyrinthodontia bezeichnet im Sinne der modernen Systematik kein gultiges Taxon daher im Folgenden in Anfuhrungszeichen gesetzt ist aber z T immer noch in der Literatur in Gebrauch Der Begriff Stegocephalia bzw Stegocephali hingegen bezeichnet heute eine monophyletische Gruppe die alle lebenden wie ausgestorbenen Tetrapoden sowie einige ihrer noch recht fischahnlichen Vorlaufer umfasst und die Schwestergruppe des fischartigen Fleischflossers Panderichthys ist 4 Auch unter dem Begriff Labyrinthodontia wurden seinerzeit schon die Bindeglieder zwischen den Knochenfischen und allen landlebenden Wirbeltieren eingeordnet Die ehemals zu den Labyrinthodontia gezahlten Gattungen werden heute in andere Gruppen vor allem in die Temnospondyli gestellt wobei die Temnospondyli seinerzeit selbst als Untergruppe der Labyrinthodontier gefuhrt wurden Einige vormalige Labyrinthodontier Gruppen bilden keine naturliche Verwandtschaftsgruppe im Sinne der modernen Systematik sondern werden lediglich als Arten und Gattungen die sich auf der gleichen Evolutionsstufe engl grade befinden aufgefasst was in erster Linie fur die ganz fruhen Tetrapoden gilt siehe auch Evolutionsbiologische Aspekte Es ist hinzuzufugen dass die Systematik der vormals als Labyrinthodontia gefuhrten Gruppen nach wie vor relativ instabil ist und von Autor zu Autor mehr oder weniger variiert Labyrinthodontia werden aufgrund ihres geologischen Alters und ihres Aussehens z B in Ausstellungen vorzeitlicher Tiere oft neben zeitgenossischen Reptilien platziert obwohl sie systematisch nicht zu den Reptilien gehoren 5 Als Sammelbezeichnung fur sowohl vorzeitliche Amphibien als auch Reptilien hat sich der eher landlaufige Begriff Saurier eingeburgert Merkmale Okologie und Bedeutung der Gruppe Bearbeiten nbsp Zeichnung des Querschnitts durch den Zahn eines Labyrinthodontiers stark vergrossert Die fruhesten Labyrinthodontia beinhalten jene Wirbeltiere die trockenes Gelande zumindest zeitweise als Lebensraum nutzen konnten Einige spatere Vertreter hatten sich hingegen stark an das Landleben angepasst und waren moglicherweise scharfe Konkurrenten der fruhen Amnioten z B Cacops 6 Neben der labyrinthartig gefalteten Dentinschicht 7 der Zahne ist das im Vergleich zu den Knochenfischen stark verknocherte mit dem Hirnschadel fest verbundene aber vom Schultergurtel losgeloste und zudem fensterlose Schadeldach eines der typischen Merkmale das der Gruppe ihren anderen wissenschaftlichen Namen Stegocephalia Dachschadler eingetragen hat Der deutsche Name Panzerlurch bezieht sich zum einen auch auf den kompakten Schadelbau zum anderen auf die Knochenplatten die einige Vertreter der Labyrinthodontia in der Ruckenhaut eingelagert hatten sogenannte Osteoderme ganz ahnlich wie es bei heutigen Krokodilen der Fall ist Ein weiteres typisches den Schadel betreffendes Merkmal ist dessen in der Draufsicht parabolische Form Einige Labyrinthodontier wie z B Platyoposaurus hatten allerdings relativ langgezogene Kiefer Die Vertreter der Labyrinthodontia erreichten Grossen von der eines Salamanders bis zu der eines grossen Krokodiles Auch die Lebensweise vieler grosser Labyrinthodontier durfte ahnlich gewesen sein wie die heutiger grosser Krokodile Sie lauerten im flachen Wasser nahe dem Ufer auf Beutetiere die das Gewasser zum Trinken aufsuchten Andere lauerten moglicherweise in tieferem Wasser am Grund auf voruberschwimmende kleinere Labyrinthodontier oder grossere Fische Die kleineren Formen ernahrten sich wahrscheinlich entweder von kleinen Fischen oder von Insekten Allerdings ahnelte die Fortpflanzung der Labyrinthodontia jener der heutigen Frosche und Salamander Die schalenlosen Eier wurden direkt ins Wasser abgegeben und die Jugendstadien lebten kiemenatmend im Wasser und bildeten erst am Ubergang zum Erwachsenenstadium Lungen aus die sie unabhangig vom Lebensraum Wasser machten und ihnen eine amphibische z T auch voll terrestrische Lebensweise ermoglichten 8 Evolutionsbiologische Aspekte Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von Elginerpeton pacheni ein fruher Tetrapode aus dem Devon SchottlandsDie Labyrinthodontia stammen wie alle Tetrapoden von einem fischartigen Fleischflosser Sarcopterygii ab Dies verdeutlichen insbesondere in devonischen Sedimentgesteinen Nordamerikas und Schottlands entdeckte Fossilien sehr ursprunglicher Labyrinthodontier die unter dem Begriff Ichthyostegalia Fischschadellurche zusammengefasst wurden Diese noch recht fischahnlichen Vertreter hatten zwar vier Beine besassen aber viele Merkmale der fischartigen Fleischflosser u a die Ausbildung des Schwanzes oder die Anordnung der Knochen des Schadeldaches 9 Diese Gruppe erlangte auch ausserhalb der Palaontologie und Evolutionsbiologie eine gewisse Bekanntheit da sie das evolutionare Bindeglied zwischen den Fischen und den Amphibien sowie allen ubrigen primar landlebenden Wirbeltieren Amnioten darstellt Systematisch ist der Fall bei den Ichthyostegalia ubrigens ahnlich gelagert wie bei den Labyrinthodontiern insgesamt Sie bilden nach moderner Auffassung keine in sich geschlossene Gruppe sondern reprasentieren eher einen bestimmten Entwicklungsstand in der Evolution der Tetrapoden wobei einige Vertreter naher mit den heute lebenden Tetrapoden verwandt sind als mit anderen Ichthyostegaliern Fussnoten Bearbeiten Brockhaus Kleines Konversations Lexikon Funfte Auflage Band 2 Leipzig 1911 S 979 online Warren Rich Vickers Rich The last labyrinthodonts Lexikon der Biologie Panzerlurche wissenschaft online de Spektrum Akademischer Verlag Zuletzt abgerufen am 13 Januar 2013 Laurin u a Early Tetrapod Evolution eine Ausnahme hierbei bildet der Vertreter Nycteroleter von Carroll 1988 als Labyrinthodontier klassifiziert spater aber als Parareptil identifiziert siehe z B Ivakhnenko 1997 Reisz u a The armoured dissorophid Cacops from the Early Permian of Oklahoma Labyrinthodonte Zahne sind kein Alleinstellungsmerkmal der Labyrinthodontier sondern kommen bereits bei ihren fischartigen Vorlaufern vor Darstellung nach A Portmann S 38 ff und A S Romer S 61 ff vgl A Portmann S 38 Literatur BearbeitenRobert Lynn Carroll Vertebrate Paleontology and Evolution W H Freeman and Co New York 1988 Mikhail F Ivakhnenko New Late Permian Nycteroleterids from Eastern Europe In Paleontological Journal Bd 31 Nr 5 1997 S 552 558 Michel Laurin Marc Girondot Armand de Ricqles Early Tetrapod Evolution In Trends in Ecology and Evolution Bd 15 Nr 3 2000 S 118 123 Adolf Portmann Einfuhrung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere 5 revidierte Auflage Basel Stuttgart 1976 ISBN 3 7965 0668 2 Robert R Reisz Rainer R Schoch Jason S Anderson The armoured dissorophidCacopsfrom the Early Permian of Oklahoma and the exploitation of the terrestrial realm by amphibians In Naturwissenschaften Bd 96 Nr 7 2009 S 789 796 doi 10 1007 s00114 009 0533 x Alfred Sherwood Romer Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere 4 Auflage Verlag Paul Parey Hamburg Berlin 1976 ISBN 3 490 07018 6 A A Warren T H Rich P Vickers Rich The last labyrinthodonts In Palaeontographica Abteilung A Bd 247 1997 S 1 24 Weitere Informationen Bearbeiten nbsp Wiktionary Labyrinthodontier Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Stegocephale Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Labyrinthodontia amp oldid 228000529