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Kyizi auch kyi zi kyi zi burmesisch က စည tɕi zi Bronze Gong ist ein Aufschlagidiophon in Form einer ungefahr dreieckigen Platte aus Messing oder Bronze das in Myanmar von glaubigen Besuchern buddhistischer Tempel und von Monchen geschlagen wird Der mit einem holzernen Schlagel erzeugte helle Klang begleitet religiose Zeremonien markiert einen Tagesabschnitt im Kloster oder das Ende eines Gebets das ein einzelner Glaubiger vor einem Altar verrichtet hat Die weit grosseren in burmesischen Klostern aufgehangten kloppellosen Glocken werden ahnlich rituell verwendet Kyizi aus Messingguss 31 Zentimeter breit Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Verbreitung und Verwendung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform BearbeitenDie kyizi ist eine Schlagplatte die in ihrem oberen Mittelpunkt frei schwingend aufgehangt und im unteren Bereich angeschlagen wird Sie wird an einer Schnurschleife gehalten die durch ein Loch gezogen ist Die Form bildet etwa ein auf einer Seite stehendes gleichschenkliges Dreieck mit zwei aufgebogenen unteren Ecken einer leicht ausgebauchten unteren Kante und Seiten die mit einer glockenformigen Umrisslinie zu einer gerundeten Spitze fuhren Die symmetrischen kleinen Zacken an beiden Seiten sollen das Dach einer Pagode darstellen die gesamte Form symbolisiert den mythischen Berg Meru also den Weltenberg der indischen Kosmogonie Die kleinsten kyizi sind acht Zentimeter breit und werden an einer Schnur in der Hand gehalten oder hangen in einem Holzgestell Die Schlagplatten werden in allen Zwischengrossen bis uber 45 Zentimeter Breite hergestellt Die grossten Exemplare hangen aussen an einer Ecke des Tempels Die Starke der Platte nimmt von der Mitte bis zu den unteren gebogenen Ecken zu Eine mittelgrosse kyizi beispielsweise die mit 3 8 Kilogramm Gewicht noch in der Hand gehalten werden kann ist 31 Zentimeter breit und 22 Zentimeter hoch die Starke betragt ungefahr 1 3 Zentimeter in der Mitte und 2 Zentimeter an den Ecken Die Platten werden nach dem Sandformverfahren gegossen Einfache kyizi fur den Alltagsgebrauch sind auf beiden Seiten bis auf kleinere herstellungsbedingte Unregelmassigkeiten glatt Bei wertvollen Platten ist haufig auf einer Seite eine feine Gravur aufgebracht die einen fur Prozessionen geschmuckten Elefanten zeigt Ein besonderes Exemplar aus dem Kunsthandel das vor 1920 datiert wird ist mit zwei Nagas verziert die sich an beiden Seiten emporwinden und Schutzmachte verkorpern 1 Wird die Schlagplatte nahe einer der unteren Ecken angeschlagen dreht sie sich im Kreis Dadurch entsteht ein langanhaltender schwebender Klang der mit jeder Umdrehung eine periodische Schwankung der Tonhohe erfahrt Die kyizi gehort zu den wenigen Klangerzeugern die durch die eigene Drehbewegung eine Phasenmodulation des Tons produzieren Schlagplatten dieser Form kommen nur in Myanmar vor Bronzeschlagplatten mit einer ahnlichen Umrisslinie wurden aus Zentralvietnam beschrieben mit einer deutlich verschiedenen Form aus China Heinrich Simbriger stellt sie als metallene Nachbildungen in einen entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang mit den wesentlich alteren Klangsteinen 2 Andere metallene Schlagidiophone die bei Zeremonien oder in der Musik Myanmars verwendet werden sind Buckelgongs maung und khong und Kesseltrommelgongs hpa si oder pa zi Froschtrommel bei den Karen von hoher Wertschatzung und mit den Ahnen verbunden Im Tempel geschlagene kleine Kloppelglocken aus dem 19 Jahrhundert sehen zusammen mit dem Haken an dem sie hangen wie Nachttischlampen aus 3 Aussen angeschlagene Handglocken si und Klappern wa sind die mindestens erforderlichen Begleiter eines klassischen Gesangs 4 In der Literatur Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts findet sich das burmesische Wort kyizi auch auf Schellen zwei kleine Hohlkugeln aus Bronze von drei Zentimetern Durchmesser die an einer Schnur gegeneinander schlagen 5 auf die genannte Froschtrommel der Karen von der in den 1880er Jahren mehrere Exemplare nach Europa gelangten in der englischen Umschrift kyee zee 6 und von Curt Sachs falschlich auf kreisrunde Schlagplatten birm kye tsi annam cai cieṅ spr tschjeng 7 angewendet Die kyi zi oder pa zi genannten Bronzetrommeln waren bis mindestens in die 1970er Jahre bei den Karen Kultobjekte Statussymbole und Zahlungsmittel 8 Verbreitung und Verwendung Bearbeiten nbsp Umpan im kalifornischen Zen Zentrum Green Gulch Farm Zen Center Die Herstellung von Bronzeguss reicht in der Region des heutigen Myanmar bis in prahistorische Zeit zuruck Gegossene Buddhastatuen und Abbildungen hinduistischer Gotter aus Gold Silber und Bronze sind seit Beginn unserer Zeitrechnung aus verschiedenen Epochen der burmesischen Kunst bekannt Spatestens zur Blutezeit von Bagan 11 13 Jahrhundert gab es Glocken die bis heute in Myanmar auf meisterhaftem handwerklichem Niveau im Wachsausschmelzverfahren hergestellt werden Die beruhmteste burmesische Glocke ist die Mingun Glocke die zwischen 1808 und 1810 angefertigt wurde Die Form der burmesischen Glocken erinnert an den Hauptteil des buddhistischen Stupa sanskrit anda der auf Burmesisch entsprechend kaung laung Glocke heisst 9 Die kyizi ist auch nach ihrer Form falschlich aber nach ihrer vergleichbaren Symbolik passend als burmesische Glocke bekannt Die grossen Glocken hangen auf dem Gelande eines burmesischen Klosters kyaung an einem dem Gewicht der Glocke entsprechend soliden Trager dicht uber dem Erdboden Sie werden von aussen mit einem kraftigen Holzstock am unteren Rand angeschlagen nbsp Ahnlich verwendete Bronzeschlagplatten in einigen orthodoxen Klostern Osteuropas toacă im Kloster Voroneț Rumanien Die grosse Glocke und die kyizi kommen bei denselben religiosen Handlungen zum Einsatz wobei die kleinen kyizi daruber hinaus bei Zeremonien getragen werden konnen Glockenklange kunden stets von guten Taten und gehoren zu jeder burmesischen Pagode Nachdem Glaubige vor einem Altar Geld in einen Kasten gespendet haben schlagen sie die kyizi In manchen Fallen murmelt ein Monch nach der Spende Segensspruche und ubernimmt das Schlagen Schneckenhorn kyizi und Gong maung sind gluckverheissende Instrumente die manchmal den buddhistischen Monchsgesang mit Vorsanger und Chor einleiten 10 Monche konnen mit der kyizi ferner das Aufstehen vor der Morgendammerung Gebets und Essenszeiten und die Zeit der abendlichen Bettruhe signalisieren Buddhistische Monche in japanischen Zen Klostern verwenden die entsprechende Bronzeschlagplatte umpan die an der Tur zur Kuche oder zum Speisesaal hangt um zu den Mahlzeiten zu rufen oder um das Ende einer Zazen Meditation bekannt zu geben Der Name umpan Wolkenplatte bezieht sich auf die wolkenartigen Motive die als Flachreliefs die Platte verzieren und die Loslosung von den Verhaftungen Sanskrit upadana der irdischen Welt symbolisieren Um Signale uber eine grossere Entfernung auf dem Klostergelande auszusenden werden an mehreren Stellen aufgehangte Holzbretter han gleichzeitig geschlagen 11 In tibetisch buddhistischen Klostern ubernimmt ein gandi genannter tragbarer Schlagbalken die Zeitanzeige und Ankundigungsfunktion Eine vergleichbare liturgische Funktion haben Bronzeschlagplatten die in manchen orthodoxen Klostern geschlagen werden und in Rumanien als toacă bekannt sind In Indien werden metallene Schlagplatten mit dem Sanskrit Namen yayaghanta in dem im 13 Jahrhundert von Sarngadeva verfassten musiktheoretischen Werk Sangitaratnakara erwahnt ihre Verwendung durfte jedoch wesentlich alter sein Sie werden bis heute beim Tempeldienst oder in der Unterhaltungsmusik eingesetzt in Nordindien etwa die runde Schlagplatte ghari und in Karnataka Sudindien die von Bettelmonchen geschlagene jagate Bei den Batak auf der indonesischen Insel Sumatra wird die Eisenplatte hesek hesek zusammen mit Buckelgongs ogung in der zeremoniellen Musik verwendet 12 Literatur BearbeitenGavin Douglas Kyi zi In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 237fWeblinks BearbeitenKyi zi Grinnel College Musical Instruments Collection Large Temple Brass Gong Kyi zi Burma 18th 19th century Michael Backman Ltd Einzelnachweise Bearbeiten Burmese Bronze Kyizi Gong on Stand Silk Road Gallery Heinrich Simbriger Klangsteine Steinspiele und ihre Nachbildungen in Metall In Anthropos Bd 32 H 3 4 Mai August 1937 S 552 570 hier S 555 569 19th Century Miniature Burmese Bronze Temple Bell Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive AntiqueTica com Gavin Douglas Burmese Music and the World Market In Anthropology Today Bd 21 Nr 6 Dezember 2005 S 5 9 hier S 7 Journal of the Scientific Laboratories of Denison University Bd 20 Denison University Ohio 1924 S 31 Richard M Cooler The Karen Bronze Drums of Burma Types Iconography Manufacture and Use Studies in South Asian Culture Mnemosyne Bibliotheca Classica Batava Bd 16 Brill Leiden 1997 S 14 vgl Funf Schweine Das macht bitte eine Trommel Museum der Belgischen Nationalbank Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens zugleich eine Einfuhrung in die Instrumentenkunde G Reimer Berlin 1915 S 30 A J Bernet Kempers The Kettledrums of Southeast Asia A Bronze Age World and its Aftermath In Gert Jan Bartstra Willem Arnold Casparie Hrsg Modern Quaternary Research in Southeast Asia Bd 10 A A Balkema Rotterdam 1988 S 36 ISBN 978 9061915416 Nina Oshegowa Sergei Oshegowa Kunst in Burma 2000 Jahre Architektur Malerei und Plastik im Zeichen des Buddhismus und Animismus E A Seemann Leipzig 1988 S 224 285 Gavin Douglas Besprechung der CD Music of Myanmar Buddhist Chant in the Pali Tradition 2008 Aufnahmen von Gretel Schworer Kohl Celestial Harmonies 14219 2 In Ethnomusicology Bd 55 Nr 1 Winter 2011 S 161 Helen Josephine Baroni The Illustrated Encyclopedia of Zen Buddhism Rosen Publishing Group New York 2002 S 364 Gretel Schworer Kohl Schlagplatten und Schlagplattenspiele II Schlagplatten 2 Geschichte Verbreitung und Funktion In MGG Online November 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kyizi amp oldid 232649281