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Curt Stenvert 7 September 1920 in Wien als Kurt Steinwendner 3 Marz 1992 in Koln war ein osterreichischer Maler Filmemacher Fotograf und Objektkunstler Er gilt als einer der bedeutendsten Kunstler der Wiener Nachkriegsavantgarde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filme 3 Literatur Auswahl 3 1 Eigene Werke 3 2 Ausstellungskataloge 3 3 Weitere Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKurt Steinwendner ab 1969 offiziell Curt Stenvert wurde als Sohn des Eisendrehers Karl Steinwendner und dessen Gattin Maria geb Theimer in Wien geboren Die Mutter starb 1926 und Stenverts Vater heiratete kurz darauf die in Wien lebende Marie Franziska Zaza Im Anschluss an eine Ausbildung zum Handelsgehilfen der Buchkaufmannschaft wurde Stenvert 1936 Ordenskandidat bei den Salvatorianern Zwei Jahre spater trat er aus der Kirche aus und heiratete die funf Jahre altere aus Moskau stammende Valentine Funk Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Stenverts Schwiegervater regelmassig von der Gestapo vorgeladen und Stenvert selbst 1939 zum Reichsarbeitsdienst einberufen Im Sommersemester 1942 43 wurde Stenvert an die allgemeine Meisterklasse fur Malerei bei Karl Sterrer an die Akademie der bildenden Kunste Wien aufgenommen musste die Ausbildung allerdings nach der Einberufung zur deutschen Wehrmacht mehrfach unterbrechen Zwischen 1945 und 1949 absolvierte er die Meisterklasse fur Malerei bei Albert Paris Gutersloh studierte ein Semester Bildhauerei bei Fritz Wotruba und begann im Anschluss 1949 mit den Studien der Theater und Filmwissenschaften bei Josef Gregor und Vagn Borge an der Universitat Wien 1936 lernte er Ernst Fuchs kennen sowie in der Klasse von Gutersloh Erich Bauer Wolfgang Hutter Fritz Jaschka und Anton Lehmden die spateren Freunde der Wiener Schule des Phantastischen Realismus 1946 war Stenvert Grundungsmitglied des Art Club in Wien einem Sammelbecken avantgardistischer Nachkriegskunstler Seine Arbeiten der 1940er Jahre sind stark von Pablo Picasso und Joan Miro gepragt Zunachst noch unter dem Einfluss des Surrealismus und der Kunst der Phantasten faszinierte Stenvert den eifrigen Experimentator 1 ab 1946 vor allem die Frage nach den Darstellungsmoglichkeiten von Bewegung Inspiriert von der Phasenfotografie entstanden 1947 die ersten grossen Bewegungsbilder in denen Stenvert Elemente des Futurismus Konstruktivismus und Kubismus miteinander verband Uber die Auseinandersetzung mit dem Thema der Bewegung kam Stenvert in den 1950er Jahren zum Film Im Herbst 1949 wurde Stenvert zunachst als zweiter Architekt fur den Film Eins zwei drei aus mit Hans Moser engagiert in der auch die Skulptur Violinspieler in vier Bewegungsphasen zu sehen war Kineastische Pionierarbeit als Regisseur leistete Stenvert mit Der Rabe dem ersten osterreichischen Avantgardefilm der Nachkriegszeit den er 1951 gemeinsam mit dem Psychologen und Fotografen Wolfgang Kudrnofsky realisierte Stenverts erster abendfullender Spielfilm Wienerinnen im Schatten der Grossstadt entstand 1951 52 und ist eine Sozialstudie uber das Leben der Wiener Ziegelarbeiter Strizis und Prostituierten Seine desillusionierende Darstellung grossstadtischer Randmilieus die in bewusstem Kontrast zur Idylle und Sentimentalitat des heimischen Nachkriegskinos steht entfachte einen Sturm der Entrustung Positive Rezensionen erhielt Stenvert vor allem aus dem Ausland Das Hamburger Echo vom 12 Januar 1954 schrieb Von der filmischen Form ist dieser Film so aussergewohnlich gekonnt dass man dem Regisseur gleich ein halbes Dutzend Oskars in die Hand drucken mochte Three cheers fur die filmkunstlerische Gestaltung dieser bitteren Reportage Man mochte laufen in allen Stilarten um dieses Wiener Wunder anzusehen Fur den Kriminalfilm Flucht ins Schilf 1953 nahm sich Stenvert die italienischen Neorealisten zum Vorbild Er stellt Profi Schauspieler wie Maria Eis oder Karlheinz Bohm bevorzugt Laien an die Seite ruckt die sorgfaltig ausgewahlten Originalschauplatze stimmungsvoll ins Bild und kappt die lineare Erzahlform zugunsten einer episodenhaften bzw fragmentarischen Darstellungsweise Flucht ins Schilf beruht auf der Notiz zu einem wahren Mordfall am Neusiedlersee Der Film wurde binnen eines Jahres in 14 Landern verkauft Die New York Times bezeichnete ihn als aussichtsreichsten osterreichischen Film auf dem internationalen Markt nach dem Weltkrieg Im Juli 1957 heiratete Stenvert die Burgschauspielerin Antonia Mittrowsky Sie wirkte in der Folge in einigen Filmen als Hauptdarstellerin mit und wurde Mitgesellschafterin der 1957 gegrundeten Steinwendner Film Produktion GesmbH in Wien 1961 kam der gemeinsame Sohn Kurt auf die Welt Parallel zu seiner Tatigkeit als Filmemacher begann Curt Stenvert sich ab 1962 der Objektkunst zu widmen Die von ihm als Menschliche Situationen bezeichneten Bildkasten dokumentieren seine Auseinandersetzung mit Themen der Gegenwart wie Konsumverhalten Politik Technik sowie zu den uberzeitlichen Grundbedingungen des menschlichen Seins die er in Vitrinen wie auf einer kleinen Buhne inszenierte Er arbeitete zunachst mit Alltagsgegenstanden verarbeitete Abfall und Flohmarktfunde oder kreierte vertraute Objekte die er fur seine Installationen in ungewohnte Kontexte stellte Sein Ziel war es zu verfremden zu ironisieren und den Betrachter zu neuen Sichtweisen und Erkenntnissen anzuregen Die Idee dazu hatte Stenvert wahrend seiner Arbeit als Filmemacher Requisiten und Kulissen die in seinen Filmen nur eine untergeordnete dramaturgische Rolle spielen werden in den Bild und Objektmontagen zum zentralen kunstlerischen Ausdrucksmittel 1967 vollendete Stenvert zwei zentrale Arbeiten Zum einen das aus drei Vitrinen bestehende Objekt Stalingrad die Rentabilitatsrechnung eines Tyrannenmordes Die uberdimensionale Installation wurde in den Jahren 1967 68 im Musee d art moderne de la Ville de Paris und im Musee National d Art Moderne Paris gezeigt und befindet sich heute im Besitz des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien Zum anderen wurde Stenvert fur die Weltausstellung in Montreal der Expo 67 mit einem skulpturalen Werk zur Vermittlung der osterreichischen Stahlproduktion beauftragt Stenvert kreierte eine sieben Meter hohe und zwolf Tonnen schwere Plastik uber die sich Informationen in acht verschiedenen Sprachen abrufen liessen Die beiden Objekte wie auch die Malereien entsprechen Stenverts Anforderungen an die von ihm selbst entwickelte Funktionelle Kunst Kunst sei nicht Selbstzweck sondern habe als Erkenntnis Kraft und Energiequelle einen Nutzen fur die Gesellschaft zu erbringen 2 Zu Beginn der 1970er Jahre begann Stenvert wieder verstarkt zu malen 1971 entstand das Manifest zur Bio Kybernetischen Malerei worin er das Konzept der Funktionellen Kunst und der lebenslogischen Humanitas weiterentwickelte 3 Um die Wirkung seiner Bewegungsbilder zu steigern setzte Stenvert ab den 1970er Jahren auf eine dekorative Flachigkeit in der Darstellung die er mit einer breiten leuchtenden Farbpalette und Goldgrunden verband 1970 erhielt Curt Stenvert eine Dozentur fur Objektkunst an der Staatlichen Hochschule fur bildende Kunste in Kassel und an der Staatlichen Akademie der bildenden Kunste in Karlsruhe Sein Werk war in umfangreichen Einzelausstellungen im Frans Hals Museum und dem Museum voor Moderne Kunst zu sehen Stenverts erste und einzige umfangreiche Wiener Museumsausstellung folgte 1975 in der Osterreichischen Galerie Belvedere mit uber 80 ausgestellten Werken in den Raumlichkeiten des Oberen Belvedere 1977 zog die Familie zunachst nach Mannheim zwei Jahre spater nach Koln Dort mietete sich Stenvert eine Lagerhalle in der er bis zu seinem Tode kunstlerisch arbeitete Im Fruhherbst 1977 erlitt Stenvert einen Herzinfarkt Bei den Vorbereitungen zur ersten umfassenden Retrospektive ausserhalb Osterreichs die im Duisburger Wilhelm Lehmbruck Museum stattfand und bei der zahlreiche Werke aus allen Schaffensperioden gezeigt wurden war der Kunstler daher nicht vor Ort 1991 erhielt er die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Wien Am 3 Marz 1992 starb der Kunstler nach langer Krankheit in Koln In Koln Lovenich wo er lange gelebt hat ist der Curt Stenvert Bogen nach ihm benannt Filme BearbeitenDer Rabe 1951 Experimentalfilm 13 Minuten Drehbuch und Regie Kurt Steinwendner Produktion Avantgardstudio der Schonbrunnfilm Wien Weltvertrieb Sascha Film Wien Welturauffuhrung Mai 1951 im Forum Kino in Wien Filmfestspiele Biennale Venedig 1951 Diplom 5 Internationalen Edinburgher Filmfestspiele Diplom Wienerinnen im Schatten der Grossstadt 1951 52 Spielfilm 83 Minuten Drehbuch und Regie Kurt Steinwendner Produktion Schonbrunnfilm Wien Weltvertrieb Sascha Film Wien Welturauffuhrung Februar 1952 im Haydn Kino in Wien Flucht ins Schilf 1953 Spielfilm 85 Minuten Drehbuch und Regie Kurt Steinwendner Produktion Hoela Film Wien Weltvertrieb Sascha Film Wien Welturauffuhrung Marz 1953 im Kunstlerhaus Kino in Wien Im Krug zum Grunen Kranze auch Die 5 Karnickel 1953 Spielfilm 90 Minuten Regie Kurt Steinwendner und Paul Lowinger Welturauffuhrung am 29 Dezember 1953 in Wien Gigant und Madchen 1955 Experimentalfilm 16 Minuten Drehbuch und Regie Kurt Steinwendner Produktion Hoela Film Wien Weltvertrieb Jupiter Film Filmfestspiele Biennale Venedig 1955 Diplom Welturauffuhrung Venedig 1955 Alfred Kubin Abenteuer einer Zeichenfeder 1956 Dokumentarfilm mit Alfred Kubin 31 Minuten Drehbuch und Regie Kurt Steinwendner Produktion Hoela Film Wien Gemeinde Wien 1957 18 Kurzfilme Der Spaziergang Das Blumenbeet Das Gewissen Der Millionar Dafur habens Geld etc Impressionisten 1958 Dokumentarfilm 13 Minuten Regie Kurt Steinwendner Produktion Art Film Produktions GmbH Die Kugel und der Mensch 1959 Lehrfilm Regie Kurt Steinwendner Produktion Kurt Steinwendner Filmproduktion Ges m b H Wien Auszeichnung Osterreichischer Staatspreis Blechproduktionszentrum VOEST 1960 Industriefilm 14 Minuten Regie Kurst Steinwendner Produktion Kurt Steinwendner Filmproduktions GmbH Wien Venedig 1961 Experimentalfilm 11 Minuten Regie Kurt Steinwendner Filmfestspiele 12 Internationalen Filmfestspiele in Berlin Silberner Bar Situation 1964 Ein Film uber Franz Schubert 1963 Musikfilm 31 Minuten Regie Kurt Steinwendner Vorstoss ins Niemandsland 1970 Dokumentarfilm mit Arnulf Rainer H C Artmann und Wieland Schmied Regie Curt Stenvert Literatur Auswahl BearbeitenEigene Werke Bearbeiten Curt Stenvert Die funktionelle Kunst des 21 Jahrhunderts oder Die Programmierung der Erkenntnis und Erlebnisprozesse Munchen 1968 Curt Stenvert Curt Stenvert Eine Art Biographie 1953 1991 Band 1 5 Koln 1985 1989 1986 1989 1991 Curt Stenvert Curt Stenvert Theoretische und polemische Schriften zur funktionellen Kunst des 21 Jahrhunderts Band 1 2 Koln 1989 1990 Ausstellungskataloge Bearbeiten Kurt Steinwendner zeigt Montagen Wiener Kunstlerhaus Wien 1963 Curt Stenvert Galerie Le Zodiaque Brussel 1966 Curt Stenvert Die funktionelle Kunst des 21 Jahrhunderts Wilhelm Lehmbruck Museum der Stadt Duisburg Duisburg 1979 Curt Stenvert Frauen Liebe Tod hrsg von Reinhold Misselbeck Stadtische Galerie Erlangen Heidelberg 1997 Curt Stenvert Kunstverein Ingolstadt Ingolstadt 1998 Curt Stenvert Neodadapop hrsg von Agnes Husslein Arco und Harald Krejci Ausst Kat Belvedere Wien 2011 Weitere Literatur Bearbeiten Gabriele Bruns Kunstlerportrat Curt Stenvert in Zs Vernissage Rheinland H 1 Heidelberg 2004 ISSN 1434 5986 S 60 65 Dorothea Eimert Curt Stenvert Recklinghausen 1986 Carola Giedion Welcker Zu den Plastiken von Kurt Steinwendner In WERK Schweizer Monatsschrift fur Architektur Kunst und kunstlerisches Gewerbe Bd 35 Heft 12 Zurich 1948 Jurgen Hein Hrsg Curt Stenvert Gedichte aus Wien und andere Texte Edition Milo Band 12 Hg Helmut A Niederle Wien 2008 Viktor Matejka Die Wiener Aussenseiter Hundertwasser und Stenvert In Zs Tagebuch Jg 20 Nr 3 Wien 1965 Lukas Maurer Kurt Steinwendner Der andere Filmemacher In Mitteilungen des Filmarchiv Austria 05 06 Wien 2005 S 12 18 Marzio Pinottini Curt Stenvert or of allegory hrsg von Ezio Gribaudo Turin 1975 Virtus Schade Red Kunst Specialnummer om Curt Stenvert Jg 16 Heft 2 Odense 1969 in Danisch Sigrid Voraberger Der Filmemacher Kurt Steinwendner Curt Stenvert Unter besonderer Berucksichtigung der Filme Der Rabe Wienerinnen und Flucht ins Schilf Diplomarbeit zum Mag phil Universitat Wien 1998 Typoskript Johann Werfring Rentabilitat eines Tyrannenmordes In Wiener Zeitung vom 24 September 2005 S 15 Weblinks BearbeitenKurt Steinwendner in der Internet Movie Database englisch Biografie Galerie Lang Wien https www glw at templ lang wien kuenstler detail bio php id 1697 Biografie Werk und Ausstellungen Stadtische Sammlung Erlangen http www staedtische galerie erlangen de seiten 6 sammlung bestand seiten stenvert 0 bio htm Kurzbiographie Der Standard https derstandard at 3053264 Kurt Steinwendner alias Curt Stenvert 19201992 lexikaGroup 9 Filme von Kurt Steinwendner european film gateway http www europeanfilmgateway eu node 33 Kurt 2BSteinwendner 2B Filme von Kurt Steinwendner Filmarchiv Austria http filmarchiv at Einzelnachweise Bearbeiten Johann Muschik Die Wiener Schule des Phantastischen Realismus Munchen 1974 S 14 Curt Stenvert Die Sprache der Dinge In Magazin Kunst Mainz 2 1976 Curt Stenvert Von der Raum Perspektive zur Prozess Perspektive oder die Bio Kybernetische Malerei der Funktionellen Kunst des 21 Jahrhunderts Manuskript vom 12 Dezember 1984 zitiert nach Dorothea Eimer Curt Stenvert Recklinghausen 1986 S 18 Normdaten Person GND 118753460 lobid OGND AKS LCCN n50054099 VIAF 32792220 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stenvert CurtALTERNATIVNAMEN Steinwendner Kurt wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer KunstlerGEBURTSDATUM 7 September 1920GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 3 Marz 1992STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Curt Stenvert amp oldid 235244829