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Kumma bildete zusammen mit Semna eine Befestigungsanlage des alten Agyptens in Nubien und liegt auf dem Gebiet des heutigen Sudan Kumma wurde zusammen mit Semna und Semna Sud durch Sesostris III errichtet und diente zum Schutz der grosseren Festung Semna wo die Grenzkontrollen zwischen dem alten Agypten und den sudlichen Gebieten stattfand Die Festung Kumma lag etwa 365 Kilometer sudlich von Assuan sowie 35 Kilometer sudwestlich des zweiten Nil Katarakts auf dem ostlichen Nilufer Auf der anderen Seite des Nils lag Semna Beide Orte sind heute wegen des Assuan Staudamms vom Nubia See uberflutet Der Chnumtempel wurde vor der Uberflutung gerettet und im Nationalmuseum Sudan wiederaufgebaut Karte der Festungsanlagen von Semna und Kumma Inhaltsverzeichnis 1 Nilstandsmessungen 1 1 Nilstandsmarken 1 2 Nilhohen 1 2 1 Sedimentationsdifferenzen 1 2 2 Klimatische Anderungen 1 2 3 Topografische Lage 1 2 4 Zeitpunkt der Nilflut 1 2 5 Moglicher Bau eines Staudammes 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseNilstandsmessungen BearbeitenNilstandsmarken Bearbeiten In Kumma stand ein Tempel der Chnum Sesostris III und Dedwen geweiht war Am dortigen Nilufer befanden sich unterhalb der Festung 16 Nilstandsmarken die Ende des Mittleren Reiches Amenemhet III sowie Amenemhet IV und Nofrusobek dort anbringen liessen Die markierten Hohen der Nilflut fuhrten bezuglich der Pegelstande in der Agyptologie zu kontroversen Diskussionen da sich bei Umrechnung der Nilstande fur einen Zeitraum von 61 Regierungsjahren hinsichtlich der Nilometer in Elephantine Karnak Per Hapi und Memphis nicht realisierbare Pegelhohen von deutlich uber 33 Ellen ab Elephantine ergeben Markant ist in diesem Zusammenhang die Differenz der Nilflutamplituden die gemass den Angaben in Kumma um etwa 50 unter den Werten in Assuan lagen Das bedeutete in der Praxis dass in Kumma die Minimal und Maximalhohen des Nils wesentlich geringere Schwankungsbreiten gegenuber den im Alten Agypten belegten Vergleichswerten aufwiesen Interpretationen uber die Grunde warum nur bestimmte Jahre vermerkt wurden konnen aufgrund fehlender Belege nur als Spekulation bewertet werden Beispielsweise ist das Argument dass nur hohe Nilstande niedergeschrieben wurden nicht haltbar da in anderen Epochen nachweislich auch normale Nilflutereignisse protokolliert wurden Auffallig ist jedoch der Befund bezuglich der Nilhohen die nur in dieser Aufzeichnungsperiode bis zu acht Metern uber dem Niveau des 19 Jahrhunderts und damit auch etwa bis zu zehn Metern uber den Vergleichswerten des Alten Agypten lagen Die Hochstwerte der Pegelstande fielen in den spateren Regierungsabschnitt von Amenemhet III Nilhohen Bearbeiten Die gegenuber den sonstigen Marken uberhohten Werte entsprechen unter Berucksichtigung einer etwas geringeren Hohe in etwa den Messverhaltnissen von Askut und Mirgissa Als zumindest ein Kriterium fur das Anbringen der Nilflutmarken scheint das Uberschreiten von 155 Meter uber dem Meeresspiegel massgebend gewesen zu sein da die niedrigste Hohe im 40 Regierungsjahr von Amenemhet III mit einem Pegelstand 0 5 Meter angegeben wurde Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die im Mittleren Reich in diesen Regionen eingehaltene untere Bebauungsgrenze der umliegenden Siedlungen von etwa 149 Metern uber dem Meeresspiegel die damit deutlich mehrere Meter unter den uberhohten Messwerten der Nilmarken und etwa vier bis funf Meter uber den Nilpegelstanden anderer Zeitraume lag Zerstorungshorizonte durch Uberflutung der betroffenen Siedlungen konnten jedoch nicht nachgewiesen werden Eine Uberschwemmung der Siedlungen aufgrund einer uberdurchschnittlichen Nilflut mit einer Hohe von 155 Metern konnte fur den Ort Mirgissa am Ende des Mittleren Reiches belegt werden ist aber nicht den Pegelstanden der hier aufgefuhrten Nilstandsmarken direkt zuzuordnen 1 Es ist daher unwahrscheinlich dass es sich bei den Angaben der Nilmarken um besonders hohe Nilfluten handelte zumal in keiner sonstigen Epoche eine Haufung von den hier genannten im Durchschnitt alle 200 Jahre extrem hohen Pegelstanden belegt ist Nilhohen Messhohen auf Grundlage des Meeresspiegels 2 Nr Jahr 2 Nilmarken Niedrigwasser Niedrige Nilflut Mittlere Nilflut Hohe Nilflut1 3 1852 v Chr 157 7 Meter 2 1848 v Chr 156 1 Meter 3 1846 v Chr 157 3 Meter 4 1839 v Chr 156 7 Meter 5 1831 v Chr 157 4 Meter 6 1830 v Chr 160 3 Meter 7 1829 v Chr 157 8 Meter 8 1823 v Chr 160 5 Meter 9 1822 v Chr 158 6 Meter 10 1821 v Chr 159 7 Meter 11 1816 v Chr 157 3 Meter 12 4 1813 v Chr 155 4 Meter 13 1812 v Chr 156 1 Meter 14 5 1810 v Chr 157 3 Meter 15 6 1794 v Chr 157 2 Meter 148 75 Meter etwa 24 68 Ellen 7 16 8 1791 v Chr 158 3 Meter 148 75 Meter etwa 24 68 Ellen 7 19 Jahrhundert 139 25 Meter 149 89 Meter 150 88 Meter etwa 28 31 Ellen 7 152 29 MeterSedimentationsdifferenzen Bearbeiten Annahmen die schwankende Hohen der Nilflut aufgrund historisch veranderter Sedimentationswerte erklaren konnten durch archaologische Bohrungen widerlegt werden Mit der Nilschwemme war entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht automatisch eine Sedimentation des Nilschlammes in Talebenen verbunden Vielmehr bestimmen variable Faktoren wie Fliessgeschwindigkeit Flutvolumen Zusammensetzung der Schwemmpartikel des Nils und das Niveau des Mittelmeeres ob eine Sedimentation stattfindet Insbesondere die wechselnden Hohen des Mittelmeeres verursachen das sogenannte thalassostatische Verhalten des Nils Ein niedriger Meeresstand verhindert aufgrund der hoheren Fliessgeschwindigkeit des Nils ein Aufschutten von Sedimenten in Extremfallen fuhrt dieser Faktor sogar zu einer Abnahme der Sedimentschichten Bei einem hohen Meeresspiegel tritt die gegenteilige Wirkung ein und es finden vermehrte Ablagerungen statt Nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen ergibt sich der Befund dass das Mittelmeer fur den Zeitraum vom dritten Jahrtausend v Chr bis zum ersten Jahrhundert n Chr eine geringe Hohe aufwies und deshalb in dieser Epoche kaum Sedimentablagerungen stattfanden Das Ergebnis beweist dass die Phase der intensiven Aufschuttung etwa 3000 v Chr endete Das in der Region von Kumma festgestellte Alluvialbodenniveau von etwa acht Metern zeigt ebenfalls kaum Veranderungen gegenuber der im Mittleren Reich vorhandenen Ablagerungshohe Klimatische Anderungen Bearbeiten Meteorologische und klimatische Anomalien sind fur den Zeitraum des Mittleren Reiches nicht nachgewiesen Hydrologische Massnahmen die eine derartige Diskrepanz der Kumma Werte erklaren konnten sind nicht klar beweisbar Barbara Bell vermutet dass erhohte Niederschlagsmengen in der Region Atbara und der Ostsahara fur die abweichenden Werte in diesem Zeitraum verantwortlich waren Untersuchungen haben jedoch gezeigt dass derartige Szenarien sich nicht proportional auf das Alte Agypten ausgewirkt hatten da damit verbundene uberhohte Flutwellen das Alte Agypten nicht erreichten obwohl die Angaben in Kumma diese Entwicklung zunachst nahelegten Topografische Lage Bearbeiten nbsp Semna und Kumma 1842 1845 Ansicht von WestenAls weitere Erklarungsmoglichkeit wurde die topografische Lage von Kumma genannt Einige Agyptologen vertraten die Ansicht dass sich die abweichenden Werte auf das Vorhandensein einer Felsschwelle in der Region Kumma beziehen so dass sich ein Staueffekt ergab In spaterer Zeit habe sich dieses zusatzliche Hindernis durch Erosion vermindert was einen geringeren Ruckstau zur Folge gehabt hatte Auch diese Annahme erweist sich nach naherer Betrachtung im Zusammenhang der Erosionswirkung als nicht haltbar George Andrew Reisner stellte die Hypothese von einsturzenden Felspartien in der Region Semna und Kumma auf Archaologische Kampagnen bestatigen Reisners Theorie dahingehend dass zwischen dem Mittleren Reich und dem Neuen Reich tatsachlich eine Felswand im Kataraktbereich zusammenbrach Ahnliche Vorkommnisse beim Bau des Assuan Staudammes belegen Veranderungen der Fluthohen bei bereits geringen Abweichungen des Flussbettes Dennoch wird Reisners Erklarungsszenario teilweise als insgesamt nicht uberzeugend beurteilt Zeitpunkt der Nilflut Bearbeiten Auf einer Stele die in das 23 Regierungsjahr von Amenemhet III datiert ist der hochste Pegelstand fur den 23 Schemu IV angegeben Daneben liegt fur selbiges Jahr eine Nilstandsmarke aus Semna vor Sollten sich die Angaben der Stele auf Kumma beziehen erreichte der Nil in Umrechnung der Angaben des altagyptischen Kalenders in Kumma Ende Oktober den hochsten Stand Von Kumma benotigt die Flutwelle etwa vier Tage bis zum Erreichen des Nilometers in Elephantine von dort etwa weitere neun Tage bis in die Region von Memphis Im Ergebnis bedeutet dies dass in Memphis der hochste Pegelstand etwa am Neujahrstag 1 Achet I Mitte November eingetreten ware und das Absinken der Nilflut Ende November begonnen hatte Eine dermassen verspatete Nilflut ist ansonsten wahrend der gesamten altagyptischen Geschichte sowie in keinen anderen Aufzeichnungen bis zur Gegenwart belegt Der Herkunftskontext und das topografische Niveau der Stele ist zudem unbekannt Christian Leitz nennt zwei Beispiele von extrem verspateten Nilfluten aufgrund sehr selten vorkommender Wetterlagen die im 19 Jahrhundert auftraten Im Jahr 1851 fiel in der Region von Memphis Kairo vom 25 August bis zum 5 September der Nil zwischenzeitlich um fast einen Meter ehe eine zweite Flutwelle einsetzte um nach etwa 14 Tagen Ende September das Maximum zu erreichen Vier Jahre spater sank wahrend der Nilschwemme der Pegel erst ab dem 10 September um aussergewohnliche 150 Zentimeter ehe auch hier die zweite Flutwelle folgte Das Maximum der Nilflut trat gegenuber dem Jahr 1851 etwa 16 Tage spater Mitte Oktober ein Moglicher Bau eines Staudammes Bearbeiten Die von Jean Vercoutter mehrfach vertretene Argumentation zuletzt 1994 basiert auf der Errichtung eines Dammes der unter Sesostris III und Amenemhet III an der bei Kumma befindlichen Felsschwelle erbaut wurde und ein Aufstauen der Nilfluten bewirkte Das von Sesostris III und Amenemhet III veranlasste Nubien Projekt das eine bessere Schiffbarkeit des Nilabschnittes oberhalb von Semna zum Ziel hatte konnte einen denkbaren Grund fur die abweichenden Daten der Nilhohen liefern Die technischen Moglichkeiten ein derart aufwandiges Vorhaben umzusetzen waren zweifelsfrei vorhanden In die Regierungszeit von Amenemhet III fallt ein ahnliches Vorhaben das durch Regulierung der Wasserzufuhr in den Moeris See eine Zufuhrung neuer Flachen fur die Landwirtschaft zum Abschluss hatte Als weiteres Indiz fur den Bau eines Dammes werden die Nilmessungen selbst gewertet die erst ab der Regierungszeit von Amenemhet III jene abweichenden Werte der Nilfluthohen nennen Ein historisch archaologischer Beweis fehlt bislang weshalb keine endgultige Beurteilung dieser Annahme moglich ist Literatur BearbeitenDows Dunham Jozef M A Janssen Hrsg Semna Kumma Second Cataract Forts Band 1 Excavated by George Andrew Reisner Museum of Fine Arts Boston MA 1960 Fritz Hintze Walter F Reineke Felsinschriften aus dem Sudanesischen Nubien Publikation der Nubien Expedition 1961 1963 Band 1 2 Bande Texte und Tafeln Akademie Verlag Berlin 1989 ISBN 3 05 000369 3 S 98 102 Stephan Johannes Seidlmayer Historische und moderne Nilstande Untersuchungen zu den Pegelablesungen des Nils von der Fruhzeit bis zur Gegenwart Achet Schriften zur Agyptologie A Band 1 Achet Verlag Berlin 2001 ISBN 3 9803730 8 8 S 73 80 Weblinks BearbeitenAufsatz zu den agyptischen Grenzfestungen in Nubien englisch Einzelnachweise Bearbeiten Stephan Seidlmayer Historische und moderne Nilstande Berlin 2001 S 76 a b Stephan Seidlmayer Historische und moderne Nilstande Berlin 2001 S 74 Erstes Regierungsjahr von Amenemhet III 40 Regierungsjahr von Amenemhet III 43 Regierungsjahr von Amenemhet III Siebtes Regierungsjahr von Amenemhet IV a b c Der umgerechnete Ellenwert bezieht sich auf das Ellenmasssystem der Region Elephantine Drittes Regierungsjahr von Nofrusobek 21 5 30 966666666667 Koordinaten 21 30 N 30 58 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kumma Nubien amp oldid 207651447