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Kuckersit oder Kukersit nach dem Dorf Kukruse dt Kuckers ist ein rotbraunes Sedimentgestein aus dem Ordovizium von Estland und Nordwest Russland das aufgrund seines hohen Olgehalts brennbar ist und zu den Olschiefern gerechnet wird Es bildet die Grundlage einer bedeutenden Industrie in Estland Fossilfuhrender Kuckersit aus EstlandDie Bezeichnung Kuckersit wurde 1916 von Michail Dmitrijewitsch Salesski erstmals verwendet vorher wurde das Gestein als Kuckersche Schicht und Kuckerscher Brandschiefer bezeichnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Gesteinsbeschreibung 2 Entstehung 3 Vorkommen 4 Verwendung 5 EinzelnachweiseGesteinsbeschreibung Bearbeiten nbsp Kuckersit aus EstlandKuckersit ist ein schiefriges uberwiegend feinkorniges Gestein von hell bis dunkelbrauner Farbe Stellenweise ist es reich an mit blossem Auge erkennbaren Fossilien Muschelkrebse Ostrakoda und Moostierchen Bryozoa Unter dem Lichtmikroskop ist erkennbar dass es zu grossen Teilen aus organischen Strukturen besteht An manchen Stellen sind unregelmassige schwarze Linsen von Asphaltmineralien erkennbar 2 Das Gestein ist reich an Ol der Olgehalt kann bis zu 46 des Gesteins ausmachen und ist damit weltweit einer der hochsten Olgehalte in Olschiefern Neben organischen Stoffen kommen Silicate und Alumosilikate vor sowie ein fur einen Olschiefer hoher Kalkgehalt 3 Im Gegensatz zu den ahnlichen ordovizischen Dictyonema Schiefern die in Nord Estland und Schweden verbreitet sind ist der Gehalt der Kucksersite an Schwermetallen gering 4 Die Ausbildung des Gesteins wechselt und innerhalb des Gesteins kommen Kalksteinschichten und knollen vor 5 Entstehung BearbeitenIm Ordovizium waren weite Teile des Kontinentalbereichs uberflutet In Mittel und Nordeuropa entstanden Kalkablagerungen in flachen Meeren so auch im Baltikum Im Gebiet des heutigen Kuckersits wurden grosse Menge von Blaualgen der Art Gloeocapsomorpha prisca 3 im Flachmeer abgelagert es bildete sich eine marine Gyttja Aufgrund von Vergleichen mit gleichartigen modernen Ablagerungen wird eine Tiefe von nicht mehr als vier Metern fur den Meeresbereich angenommen in dem der Kuckersit entstand 2 Vorkommen Bearbeiten nbsp Aufschluss in estnischem KuckersitKuckersit kommt flachenhaft verbreitet an der Ostspitze des Finnischen Meerbusens als vielfach wiederholte Einschaltung in Kalksteinen der Korgekallas und Viivikonna Formation des Mittleren Ordoviziums von Estland und Russland vor In diesen 20 bis 30 m machtigen Kalksteinfolgen wurden bis zu 50 Einzelschichten von Kuckersit und Kuckersit ahnlichen Gesteinen gezahlt die wenige Zentimeter bis maximal zwei bis drei Meter Machtigkeit aufweisen Uber dem im unteren Teil dieser Abfolge in Estland und Russland aufgeschlossenen Hauptvorkommen das den grossten Teil der Abbautatigkeiten auf sich zieht existiert im oberen Teil der Abfolge das so genannte Tapa Lager welches vor allem sudlich von Tapa in Estland vorkommt 4 Das Gestein ist uber mehr als 90 Kilometer von Tallinn bis Sankt Petersburg aufgeschlossen die Flache seines Verbreitungsgebietes betragt mehr als 50 000 km2 Die Gesteinsschichten fallen flach nach Sudwesten ein und sind durch Bohrungen bis etwa 60 Kilometer sudlich der Kuste nachgewiesen 5 Die Gesamtvorrate in Estland werden je nach Quelle auf etwa 6 4 bis 21 6 Milliarden Tonnen geschatzt Verwendung BearbeitenDer Olschiefer war den Bewohnern am Finnischen Meerbusen schon lange bekannt und wurde von ihnen als Brennstoff verwendet 2 Die wissenschaftliche Erforschung begann 1697 mit einer von Peter I nach Holland zur Untersuchung geschickten Probe Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden erst Anfang des 19 Jahrhunderts publiziert Johann Gottlieb Georgi beschrieb das Gestein in seiner 1791 1798 in Konigsberg publizierten Schrift Geographisch physikalische und naturhistorische Beschreibung des Russischen Reichs zur Uebersicht bisheriger Kenntnisse von demselben Typ 3 Erste Abbauversuche in grosserem Massstab wurden seit den 1880er Jahren in der Gegend von Kukruse unternommen 7 industrieller Abbau fand erst ab 1916 in Russland statt Die erste grosse Anlage zur Gewinnung von Ol aus Kuckersit wurde 1924 in Kohtla Jarve in Betrieb genommen Bis 1940 wurden vor allem Diesel Kraftstoff und Schmierstoffe erzeugt sowie Holzschutzmittel und Bitumen aus Schieferol Zu dieser Zeit wurden fast 10 der estnischen Exporterlose aus Schieferol erzielt Heute deckt Kuckersit 62 des Olbedarfs von Estland und ist vor allem im Bereich der Energieversorgung von Bedeutung Die Olgewinnung aus dem bergmannisch gewonnenen Kuckersit geschieht in so genannten Kiviter Retorten und Galoter Retorten Weitere Verwendung findet Kuckersit bei der Stromerzeugung in der Baustoff sowie in der Chemieindustrie 3 Die Gewinnung findet heute im Osten des Landes in der Umgebung von Kohtla Jarve und Narva durch das Unternehmen Eesti Polevkivi statt Ende der 1990er Jahre bestanden noch sechs Bergwerke bis 80 m Tiefe und vier Tagebaue Grossere Vorkommen sind vor allem noch westlich von Kohtla Jarve nachgewiesen die jedoch noch nicht abgebaut wurden Stand 1999 Die Gewinnung und Verwendung von Kuckersit in Estland ist heute gerade noch konkurrenzfahig zur Energiegewinnung aus Erdgas oder Kohle und eine Erschopfung der Vorrate ist abzusehen 3 Der industrielle Abbau von Kuckersit hat grosse Umweltprobleme hervorgerufen die noch heute die Abbauregionen schwer belasten 7 In Russland ist Kuckersit ebenfalls abgebaut worden jedoch nicht in so grossem Ausmass wie in Estland Auch heute bestehen noch Abbaustellen zwischen St Petersburg und der estnischen Grenze Einzelnachweise Bearbeiten Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch Ferd Enke Verlag Stuttgart 11 Auflage 2004 262 S ISBN 978 3 8274 1445 8 a b c Robert v Kesling Notes on two Ordovician Ostracods from Estonia Contributions from the Museum of Paleontology University of Michigan Bd XII Nr 13 S 259 272 1955 PDF 790 kB a b c d e Stefan Porath Erzeugung von Chemierohstoffen aus Kukersit durch Pyrolyse Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades des Fachbereichs Chemie der Universitat Hamburg 128 S 1999 a b c John R Dyni Geology and resources of some world oil shale deposits Scientific Investigations Report 2005 5294 In U S Department of the Interior U S Geological Survey 2006 usgs gov PDF abgerufen am 27 August 2007 a b K Luts Esthonian Oil Shale Its Chemistry Technology and Analysis Chapter I Der Kukersit Revaler Buchverlag G m b H 29 S Reval 1944 PDF 5 4 MB Memento vom 10 September 2008 im Internet Archive N E Altun C Hicyilmaz J Y Hwang A Suat Bagci M V Kok Oil Shales in the world and Turkey reserves current situation and future prospects a review In Oil Shale A Scientific Technical Journal 23 Jahrgang Nr 3 Estonian Academy Publishers 2006 ISSN 0208 189X S 211 227 kirj ee PDF abgerufen am 27 August 2008 a b Tag 04 13 09 05 Vosu Kohtla Jarve Narva Endla Nationalpark Memento vom 10 September 2008 im Internet Archive Geographisches Institut der Ruhr Universitat Bochum Unterlagen zur Exkursion Estland 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuckersit amp oldid 199618033