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Kohtla Jarve deutsch Kochtel Turpsal ist eine Industriestadt im Nordosten Estlands Ihre Geschichte ist eng mit dem Abbau des Olschiefers seit den 1920er Jahren verbunden Sie ist die funftgrosste Stadt des Landes Kohtla JarveWappen Wappen Flagge FlaggeStaat Estland EstlandKreis Ida ViruGegrundet 1946 Stadtrechte Koordinaten 59 24 N 27 16 O 59 398333333333 27 273055555556 Koordinaten 59 24 N 27 16 OFlache 39 3 km Einwohner 32 577 1 Januar 2021 Bevolkerungsdichte 829 Einwohner je km Zeitzone EET UTC 2 Gemeindeart StadtGliederung sechs StadtteileBurgermeister Jevgeni Solovjov Keskerakond Postanschrift Keskallee 1930395 Kohtla JarveWebsite www kohtla jarve ee Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Einwohnerschaft 2 Territoriale Gliederung 3 Geschichte 4 Kriegsgefangenenlager 5 Wirtschaft heute 6 Kultur und Sehenswurdigkeiten 7 Sport 8 Partnerschaften 9 Sohne und Tochter der Stadt 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage und Einwohnerschaft BearbeitenKohtla Jarve liegt im Kreis Ida Viru Ida Viru maakond unweit der estnischen Ostseekuste Kohtla Jarve hat 34 394 Einwohner Stand 1 Januar 2018 Die Einwohnerzahl der Stadt ist nach Wiedererlangung der estnischen Unabhangigkeit 1991 stark zuruckgegangen Verglichen mit Ende der 1970er Jahre hat sie sich halbiert Dies erklart sich einerseits durch die Ausgliederung der wieder selbstandigen Stadte Johvi Pussi und Kivioli Andererseits hat der Zusammenbruch der sowjetischen Schwerindustrie negative wirtschaftliche Folgen hinterlassen Viele ehemals sowjetische Unternehmen wurden unrentabel und mussten schliessen Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch Die demographische Entwicklung ist wie in allen Stadten des Landkreises weiter negativ Die slawischsprachige Bevolkerung macht etwa achtzig Prozent aus Bei der Volkszahlung im Jahr 2000 bezeichneten sich 68 9 als Russen 17 8 als Esten 4 5 als Weissrussen und 2 3 als Ukrainer Die meisten Familien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als Industriearbeiter aus anderen Teilen der Sowjetunion nach Kohtla Jarve geholt Einwohnerentwicklung Jahr 1959 1979 1989 1994 1998 2000 2004 2007 2010 2012 2017 1 2018 1 Einwohner 56 000 87 472 62 059 56 600 52 611 47 679 46 346 45 399 44 492 43 817 35 056 34 394Territoriale Gliederung Bearbeiten nbsp Die Stadtteile Kohtla JarvesEine Besonderheit Kohtla Jarves stellt die territoriale Zersplitterung des Stadtgebiets dar In Ost West Richtung liegen die Stadtteile zwanzig Kilometer auseinander Der Doppelname der Stadt leitet sich von den Dorfern Kohtla und Jarve ab Die Stadt besteht aus funf unverbundenen Stadtteilen Dies erklart sich aus der Grundung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg als mehrere Ortschaften zur sozialistischen Industrie und Arbeiterstadt Kohtla Jarve zusammengeschlossen wurden Nach Wiedererlangung der estnischen Unabhangigkeit wurden in den 1990er Jahren einzelne Teile Kohtla Jarves als eigenstandige kommunale Gebietskorperschaften wieder ausgegliedert Die funf Stadtteile Kohtla Jarves sind Jarve auf nebenstehender Karte Nr 1 Ahtme Nr 2 Oru Nr 3 Sompa Nr 4 und Kukruse Nr 5 Ahtme und Jarve sind mit jeweils etwa 16 000 Einwohnern mit Abstand die beiden bevolkerungsreichsten Stadtteile Stand 31 Dezember 2011 Im Stadtteil Jarve der durch seine sozialistische Architektur gepragt ist liegt der Sitz der Stadtverwaltung Geschichte Bearbeiten nbsp Stadtansicht von Ahtme nbsp Rathaus nbsp Das Kulturhaus aus sowjetischer Zeit nbsp Ehrenmal der Arbeiter nbsp Ehemaliges Bergarbeiterhaus nbsp 1966 errichtetes Denkmal zum 50 Jahrestag des Olschieferabbaus nbsp Das 1938 errichtete Schulgebaude nbsp Russisch orthodoxe KircheDie erste Erwahnung der Orte Jarve Jeraius und Kukruse Kuckerus sowie des heute nicht mehr existierenden Dorfes Torvaskula Terauscula erfolgte im Jahr 1241 Sie sind im Liber Census Daniae einem danischen Steuerverzeichnis aufgefuhrt Auch das Dorf Sompa Soenpa ist relativ alt es wurde 1420 erstmals urkundlich erwahnt Fur das 15 Jahrhundert sind die Guter von Kohtla Kochtel Sompa Sompah und Jarve Turpsal belegt 2 Eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Region spielte der Olschiefer Er ist mit einem Gesamtvorkommen von geschatzten sechs Milliarden Tonnen der wichtigste Bodenschatz Estlands 3 Brennschiefer wurde bereits in den 1870er Jahren erstmals bei Kukruse lokalisiert und in geringem Umfang gefordert In der Umgebung wurden dann unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit reichhaltigere Vorkommen entdeckt und abgebaut 1916 17 nahm ein Probeabbau seinen Betrieb auf 1922 wurde die Aktiengesellschaft AS Riiklik Polevkivitoostus gegrundet 1924 wurde die erste Fabrik zur Schieferverarbeitung errichtet zwei weitere folgten 1936 und 1938 Eine Raffinerie wurde 1931 in Betrieb genommen Gleichzeitig entstand die Arbeitersiedlung Kohtla Jarve ihr Gebiet wird heute die Altstadt Vanalinn genannt In den 30er Jahren wurden weitere Siedlungen wie Kava Vahekula und Pavandu dem Ort angeschlossen Zur selben Zeit entstanden in Kohtla Jarve ein Zementwerk und eine Bitumenfabrik Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die sowjetischen Behorden auf dem durch die schweren Kampfe stark verwusteten Gebiet die Schaffung einer grosseren Industriestadt nach sozialistischem Vorbild In Kohtla Jarve entstand ein grosses Chemiekombinat Hinzu kamen Olschiefer verarbeitende Betriebe Mit Olschiefer wurden auch die Heizkraftwerke von Kohtla Jarve und Ahtme betrieben Hinzu kamen Kombinate zur Herstellung von Baumaterialien Olschiefer wurde am Rande der Stadt abgebaut in Kukruse auch unter Tage Die gunstige Lage an der Eisenbahnstrecke zwischen Tallinn und Leningrad und die Nahe zum Hafen Sillamae begunstigten die industrielle Entwicklung Am 15 Juni 1946 bekam Kohtla Jarve die Stadtrechte zugesprochen In den Folgejahren erfolgten zahlreiche Eingemeindungen So wurden 1949 die Dorfer Kohtla und Kukruse der Stadt zugeschlagen 1960 Johvi Ahtme und Sompa und 1964 schliesslich Kivioli Oru Viivikonna und Pussi Nach der Gemeindereform hatte Kohtla Jarve rund 90 000 Einwohner Nach Wiedererlangung der estnischen Unabhangigkeit 1991 erhielten einige der eingemeindeten Orte ihre kommunale Selbstandigkeit zuruck Kriegsgefangenenlager BearbeitenIn Kohtla Jarve und im 1960 eingemeindeten Ahtme bestanden die Kriegsgefangenenlager 135 Achtme und 289 Kohtla Jarve fur deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs 4 Die sowjetischen Behorden nutzten ihre Arbeitskraft fur den Abbau des Olschiefers und den Aufbau der Stadt Wirtschaft heute BearbeitenKohtla Jarve ist weiterhin ein Zentrum des Abbaus und der Verarbeitung von Olschiefer in Estland auch wenn die Intensitat dieses umweltbelastenden Industriezweigs stark abgenommen hat Estland hat den Ausstoss von Russ Asche Stickoxiden und Schwefeldioxid in der Stadt inzwischen weitgehend in den Griff bekommen Weitere Industriezweige der Stadt sind Fabriken zur Herstellung von Torfbriketts Baustoffen und Mobeln ausserdem Metallverarbeitung sowie Leicht und Nahrungsmittelindustrie In Ahtme gibt es mit AS Virulane eine grosse Textilfabrik die zur Baltika Gruppe gehort In Ahtme steht ein Eletrizitatskraftwerk 5 Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenDie Stadt ist relativ jung Sie entstand nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs am Rande der Olschiefer Abbaugebiete Erhalten ist aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg die 1938 gebaute orthodoxe Kirche der Verklarung des Herrn 6 und die ebenfalls Ende der 1930er Jahre errichtete Grundschule Beide Gebaude sind im Stil des Funktionalismus projektiert Mit der sowjetischen Besetzung Estlands nahm die sozialistische Stadtplanung das Heft in die Hand Am 4 Oktober 1952 wurde das Kulturhaus der Bergarbeiter im stalinistischen Stil eingeweiht Kohtla Jarve besitzt seit 2007 in Kukruse ein Olschiefermuseum das ausfuhrlich uber die Verwendung von Olschiefer und den Abbau in der Region informiert Ausgestellt sind auch Werkzeuge und Schutzkleidung der Bergarbeiter Im Stadtteil Kohtla liegt das Bergbaumuseum der Stadt Kaevanduspark Die Besucher konnen acht Meter unter die Erde in einen 1 5 Kilometer langen historischen Stollen gelangen der 2001 stillgelegt wurde Dort transportiert ein unterirdischer Zug die Touristen durch den Stollen 1966 wurde zum 50 Jubilaum des Olschieferabbaus ein Denkmal eingeweiht Es zeigt eine Lore Sport BearbeitenDer Fussballverein FC Lootus Kohtla Jarve spielt in der Esiliiga der zweiten estnischen Spielklasse Partnerschaften BearbeitenDeutschland nbsp Norderstedt Finnland nbsp Outokumpu Finnland nbsp Kemi Polen nbsp Wyszkow Russland nbsp Kingissepp Russland nbsp Slanzy Russland nbsp Saransk Russland nbsp Weliki Nowgorod Belarus nbsp Soligorsk Litauen nbsp Kedainiai Schweden nbsp StaffanstorpSohne und Tochter der Stadt BearbeitenWaleri Alexejew 1948 sowjetisch russischer Mathematiker Kybernetiker und Hochschullehrer Sirje Olesk 1954 Literaturwissenschaftlerin und kritikerin Toomas Annus 1960 Unternehmer und Investor Ivar Mones 1961 Radrennfahrer Kristiina Ojuland 1966 Politikerin Lembit Oll 1966 1999 Schachspieler Riho Terras 1967 General Piret Niglas 1968 Skilanglauferin Kristina Nurk 1972 Flossenschwimmerin Arvo Aller 1973 Landwirtschaftsfunktionar und Politiker Aleksandr Smetanin 1980 Eishockeyspieler Jevgeni Ossinovski 1986 Politiker Anton Nekrassov 1986 Eishockeyspieler Vadim Virjassov 1986 Eishockeyspieler Waleri Bobkow 1989 russisch estnischer Eishockeyspieler Viktor Morozov 2004 LeichtathletWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kohtla Jarve Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Internetseite Olschiefermuseum Bergbaumuseum Ausfuhrliche Beschreibung zu Sprache und Geschichte englisch StadtplaneEinzelnachweise Bearbeiten a b Statistics Estonia Population by sex age and place of residence after the 2017 administrativ reform 1 January Abgerufen am 17 Februar 2019 englisch http www eestigiid ee CatID 49 Thea Karin Estland Kulturelle und landschaftliche Vielfalt in einem historischen Grenzland zwischen Ost und West Koln 1994 DuMont Kunst und Landschaftsfuhrer ISBN 3 7701 2614 9 S 139 Erich Maschke Hrsg Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges Verlag Ernst und Werner Gieseking Bielefeld 1962 1977 http www kohtla jarve ee index php area 3 http register muinas ee menuID monument amp action view amp id 13888Stadte und Gemeinden im Kreis Ida Viru Ost Wierland Stadtgemeinden Kohtla Jarve Narva Narva Joesuu Sillamae Landgemeinden Alutaguse Johvi Luganuse Toila Stadte innerhalb der Landgemeinden Johvi Kivioli Pussi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kohtla Jarve amp oldid 235081090