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Die Deutsche Bischofskonferenz initiierte eine kriminologische Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands nachdem im Jahr 2010 eine Debatte uber sexuellen Missbrauch in der romisch katholischen Kirche in Deutschland begonnen hatte Im Juni 2011 fasste die Deutsche Bischofskonferenz einstimmig den Beschluss zusammen mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen KFN und dessen Leiter Christian Pfeiffer diese Studie zu erstellen Im Januar 2013 kundigte die Bischofskonferenz dem KFN den Vertrag und hat die Kriminologische Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands gestoppt Das KFN hat daraufhin eine selbstandige Studie ohne Mithilfe der Kirche angekundigt und die Missbrauchsopfer von Priestern dazu zwecks anonymisierter Befragung zur direkten Zusammenarbeit mit dem KFN aufgerufen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Vertragsabschluss im Juni 2011 3 Krise der Studie im Juli 2012 4 Kundigung durch die Deutsche Bischofskonferenz im Januar 2013 4 1 Darstellung der Ereignisse durch die Bischofskonferenz 4 2 Darstellung der Ereignisse durch Christian Pfeiffer 4 3 Reaktionen auf die Kundigung 5 Alternative Studie des KFN 6 Alternative Studie der katholischen Kirche 7 Weblinks 8 Einzelnachweise 9 AnmerkungenHintergrund BearbeitenDas Projekt einer kriminologischen Erforschung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland wurde 2010 vom Verband der Diozesen Deutschlands VDD angestossen Alle 27 Bischofe hatten eine wissenschaftliche Untersuchung durch Pfeiffer begrusst In dem der FAZ vorliegenden Vertrag vom 8 Juli 2011 hatten neun als reprasentativ ausgewahlte Bistumer verbindlich zugesagt sich an dem Forschungsprojekt zu beteiligen 1 Zuvor hatten mehrere Bistumer aus Anlass der 2010 bekanntgewordenen Missbrauchsfalle ihre Personalaktenbestande seit dem Zweiten Weltkrieg uberpruft Ergebnisse lagen 2010 aus dem Erzbistum Munchen und Freising vor Dort wurden uber 13 000 Personalakten durch die Anwaltskanzlei Westphal Spilker und Wastl uberpruft Anwaltin Westphal ging in ihrem Bericht von einer erheblichen Dunkelziffer aus da Akten in erheblichem Umfang vernichtet wurden und Aktenbestande ausserhalb des Ordinariats in Privatwohnungen lagerten und somit einem manipulativen Zugriff ausgeliefert waren 2 Erste Ergebnisse lagen ebenfalls aus dem Zwischenbericht der Missbrauchsbeauftragten des Bistums Regensburg vor Auch einzelne Ordensgemeinschaften leiteten entsprechende Massnahmen ein Die Salesianer Don Boscos richteten beispielsweise nach den bekanntgewordenen Missbrauchsfallen eine Arbeitsgruppe aus internen und externen Personen ein die regelmassig Zwischenberichte veroffentlichte Der dritte Zwischenbericht nennt 62 Meldungen von Betroffenen ab dem Zeitraum der 1950er Jahre 28 davon bezogen sich auf sexuelle Ubergriffe unterschiedlicher Schwere Unter den gemeldeten Fallen sind auch solche die bereits bekannt und strafrechtlich abgeurteilt waren Der dritte Zwischenbericht enthalt auch bereits einige Konsequenzen fur die Arbeit in den Einrichtungen 3 Vertragsabschluss im Juni 2011 BearbeitenAm 20 Juni 2011 fasste die Deutsche Bischofskonferenz einstimmig den Beschluss dass Kirchenmitarbeiter unter Aufsicht eines Teams des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen bestehend aus pensionierten Staatsanwalten und Richtern samtliche Personalakten der vergangenen zehn Jahre zusatzlich in neun der 27 Bistumer sogar bis ins Jahr 1945 zuruck auf Hinweise zu sexuellen Ubergriffen durchsuchen sollten 4 Dabei soll das KFN nur Daten tatverdachtiger Personen und diese nur in anonymisierter Form erhalten die mit der Aktenauswertung befassten externen Juristen mussen sich zum Schweigen gegenuber Dritten verpflichten 5 6 Gegen dieses Projekt erhob das Netzwerk katholischer Priester schwere Bedenken da es zum einen den Datenschutz der betroffenen Priester wie auch das Vertrauensverhaltnis zum jeweiligen Bischof gefahrdet sah sollten alle Personalakten der Bistumer Dritten zuganglich gemacht werden Man furchtete ausserdem die Bestatigung eines gesellschaftlichen Generalverdachtes gegen alle Priester 7 Die Deutsche Bischofskonferenz veroffentlichte im Sommer 2011 die genauen Regularien zur Akteneinsicht und stellte klar dass die Personalakten nicht von bistumsfremden Dritten eingesehen werden konnten 8 Im November 2011 zog sich Generalvikar Peter Beer Erzbistum Munchen und Freising aus dem Projektbeirat zuruck Er gab an dass auf seine kritischen Fragen nicht ausreichend geantwortet worden sei 9 Krise der Studie im Juli 2012 BearbeitenDie Bistumer Regensburg Munchen und Dresden stiegen im Juli 2012 aus dem Projekt aus 10 Uwe Winkel Sprecher des Netzwerks katholischer Priester ging schon im Juli 2012 von einem faktischen Ende der Studie aus Er wies auf die Weisungsbefugnis des Heiligen Stuhls hin und vertrat die Auffassung dass die Studie wegen der Aktenvernichtung gemass Codex Iuris Canonici habe scheitern mussen 11 Nach Rucksprache mit mehreren Lehrstuhlinhabern fur Kirchliches Recht ist es nicht moglich dass Bischofliche Geheimarchive ohne Erlaubnis des Heiligen Stuhles geoffnet und die darin befindlichen Akten entgegen ihrer Bestimmung verwendet werden vgl can 490 3 CIC Da nach can 489 2 CIC die Akten der Strafsachen in Sittlichkeitsverfahren deren Angeklagte verstorben sind oder die seit einem Jahrzehnt durch Verurteilung abgeschlossen sind vernichtet werden mussen ware ein Forschungsprojekt in das die einschlagigen Akten 65 Jahre ruckwirkend einbezogen werden sollen ohnedies zum Scheitern verurteilt Zu diesem Zeitpunkt entliess Pfeiffer zwei bereits eingestellte Mitarbeiter wieder Kundigung durch die Deutsche Bischofskonferenz im Januar 2013 BearbeitenAm 8 Januar 2013 wurde durch eine Mitteilung von netzwerkB bekannt dass die Deutsche Bischofskonferenz den Vertrag uber die Studie wegen Differenzen mit dem KFN aufgekundigt hatte 12 Die Kundigung selbst lag dem Institut am 9 Januar 2013 nicht schriftlich vor 13 Der Leiter des KFN Christian Pfeiffer erklarte die Studie sei an den Zensur und Kontrollwunschen der Kirche gescheitert 14 Der Bericht Pfeiffers dass er von Kirchenangehorigen aus mehreren Bistumern darauf hingewiesen worden sei dass Akten uber Tater vernichtet worden seien wurde vom Bischofskonferenz Sprecher Matthias Kopp nachdrucklich dementiert 15 Ackermann erklarte gegenuber der Rhein Zeitung im Januar 2013 16 Dann gab es Misstrauen als etwa Professor Pfeiffer den Eindruck hatte da wurden Akten vernichtet Daruber habe ich bis heute keine verlasslichen Informationen In einem Spiegel Interview vom 14 Januar 2013 prazisierte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz der Trierer Bischof Stephan Ackermann seine Aussagen Der Vorwurf der Aktenvernichtung sei so pauschal nicht richtig Die Kirche hatte bereits zugegeben dass ihre Aktenfuhrung in fruheren Jahren nicht dem Standard entsprochen habe Es sei jedoch ein Fakt dass der Tatbestand und das Urteil in Sittlichkeitsverfahren aufbewahrt werden mussen demnach fallen keine Tat und kein Tater unter den Tisch 17 Spiegel Online hatte zuvor berichtet dass das Kirchenrecht eine Vernichtung eines Grossteils der Akten zu Sittlichkeitsverbrechen vorsehe So heisst es dort Jahrlich sind die Akten der Strafsachen in Sittlichkeitsverfahren deren Angeklagte verstorben sind oder die seit einem Jahrzehnt durch Verurteilung abgeschlossen sind zu vernichten ein kurzer Tatbestandsbericht mit dem Wortlaut des Endurteils ist aufzubewahren 18 Gegen den Vorwurf der Zensur ging die Kirche zunachst mit einer Unterlassungsaufforderung gegen Pfeiffer juristisch vor 19 Pfeiffer erklarte daraufhin er wolle diese nicht befolgen da ihr keine Vollmacht beigefugt worden und sie deshalb rechtlich nicht gultig sei 20 Am 21 Januar wurde bekannt dass der Verband der Diozesen Deutschlands den beim Landgericht Hamburg gestellten Antrag auf Einstweilige Verfugung zuruckgezogen hat 21 Darstellung der Ereignisse durch die Bischofskonferenz Bearbeiten Die Bischofskonferenz beendete laut Stellungnahmen der Sprecher die Zusammenarbeit wegen unuberbruckbarer Differenzen In der Frage um Datenschutz und Personlichkeitsrechte sei eine Einigung mit dem Leiter des KFN leider gescheitert Pfeiffer zeige laut dem Sprecher der Bischofskonferenz Sprunghaftigkeit und mangelnde Seriositat Als weitere Grunde nannte Ackermann Vorbehalte des Netzwerks katholischer Priester und kirchenrechtliche Vorgaben zur Offnung von Geheimarchiven durch die Bischofe 22 Die bereits an das KFN gezahlten Gelder wurden zuruckgefordert 23 Spekulationen dass das Erzbistum Munchen vorzeitig aus dem Projekt ausstieg um den fruheren Erzbischof Joseph Ratzinger und damaligen Papst zu schutzen wurden von Bischof Ackermann als unredlich zuruckgewiesen 24 25 Darstellung der Ereignisse durch Christian Pfeiffer Bearbeiten In einem ausfuhrlichen Interview fur den Deutschlandfunk hat Pfeiffer am 9 Januar 2013 seine Sicht der Ereignisse um die Kundigung dargelegt 13 Pfeiffer betonte in dem ausfuhrlichen Interview dass es einen bestehenden Vertrag gab den die Kirche andern wollte Diese Verhandlungen liefen seit Mai 2012 Die Kirche verlangte eine Vertragsveranderung insbesondere dass das KFN vor einer Veroffentlichung alle Texte der Kirche als Auftraggeber Auftraggeber war die Deutsche Bischofskonferenz Vertragspartner des KFN war der Verband der Diozesen Deutschlands der Studie zur Genehmigung vorzulegen habe Mit dem neuen Vertrag sollte der Kirche das Recht eingeraumt werden die Veroffentlichung von Texten zu verbieten Das betrachtete Pfeiffer als unvereinbar mit den Grundsatzen wissenschaftlichen Arbeitens Pfeiffers Gegenvorschlag um den Wunschen der Kirche teilweise zu entsprechen eine mogliche kontroverse Meinung der Kirche ebenfalls in seine Veroffentlichungen mit aufzunehmen aber als solche kenntlich gemacht wurde abgelehnt Die Kirche hatte so zumindest die Moglichkeit gehabt ihre eigene Sicht der Dinge nach jedem Kapitel darzustellen Die Kirche beharrte jedoch auf ihre ursprungliche Forderung und erweiterte diese noch um die Forderung auch bei der Einstellung von Mitarbeitern des KFN fur diese Studie ein Mitspracherecht eingeraumt zu bekommen Zur vertraglichen Absicherung ihrer Forderungen verlangte die Kirche zusatzlich noch Klauseln uber unangemessene Schadensersatzforderungen Pfeiffer hob hervor dass es einen gultigen Vertrag gegeben habe in dem man sich auch uber den heiklen Datenschutz geeinigt habe In diesem alten Vertrag stand wie ublich dass das KFN acht Wochen nach Abgabe des Forschungsberichts vollig frei darin ist in Doktorarbeiten Habilitationen und anderen Schriften das zu veroffentlichen was wir erforscht haben In dem alten Vertrag war alles vernunftig geregelt Diesen alten Vertrag zum Forschungsprojekt wolle die Kirche nun kundigen weil es zu keiner gutlichen Einigung uber eine neue Vertragsformulierung kam Das wertete Pfeiffer als Versuch der Kirche den Vertrag in Richtung Zensur und starkeren Kontrollrechten durch die Kirche zu andern Deshalb sein Fazit Das konnten wir nicht mitmachen Ich habe nur mit allem Nachdruck und aller Deutlichkeit klar gemacht dass wir uns nicht zensieren lassen werden diese Kontrollwunsche konnen wir nicht akzeptieren 26 Auf Nachfrage nannte Pfeiffer mogliche Beweggrunde der Amtskirche Bei den Vorbereitungen fur die Studie Pratests Vortests zur Sichtung der Struktur der Akten und Erarbeitung der Fragebogen im Erzbistum Munchen und Freising sei der kirchlichen Seite vielleicht erst das grundliche Vorgehen fur diese Studie klar geworden Insbesondere erhielt Pfeiffer Hinweise dass in einigen Diozesen Akten vernichtet worden waren Anmerkung 1 es gibt da eine Vorschrift wonach man zehn Jahre nach der Verurteilung eines Priesters die Akten zu vernichten hat Daruber hatte man uns im Unklaren gelassen dass es das gibt Auch die Offentlichkeit war daruber nicht informiert worden denn vereinbart ist im Vertrag eine Aktenanalyse bis zum Jahr 1945 ruckgehend 27 Nach den Vortests im Erzbistum Munchen und Freising zwecks Erarbeitung der Fragebogen wurden diese detaillierten Datenerfassungsbogen dem kirchlichen Beratungsgremium vorgestellt Die Reaktion der katholischen Kirche war daraufhin die Einleitung ihres Ruckziehers zur Aufklarung der Missbrauchsfalle da wurde dann in den Beratungssitzungen des Beirats klar als der Vertreter der Munchener Diozese dann sagte es reicht nicht aus dass wir hier nur beraten durfen das muss ein Entscheidungsgremium werden wir mussen die Kontrolle uber alles haben nur dann sind wir bereit weiterhin mitzumachen Das Erzbistum Munchen und Freising hat dann einen neuen Vertragsentwurf aufgesetzt durch den die Kirche alles an der Studie wie oben beschrieben kontrollieren kann Dieser Entwurf wurde dem KFN im Mai 2012 uberreicht Eine schriftliche Anfrage des KFN vom Oktober 2012 offenzulegen ob und in welchem Umfang Akten vernichtet worden waren blieb von kirchlicher Seite unbeantwortet Die Vorschriften zur Aktenvernichtung waren wahrscheinlich nur in einigen Diozesen eingehalten worden Fur eine wissenschaftliche Arbeit musste zumindest das Ausmass der Lucken in den Akten eingeschatzt werden da die heutigen Akten nicht mehr in vollem Umfang die wahre Geschichte des Missbrauchs in der katholischen Kirche Deutschlands wiedergeben Auf die Anfragen hin habe Pfeiffer aber nur die Antwort erhalten dass alleine diese Anfrage das Vertrauen nachhaltig zerstort habe 28 Schliesslich berichtet Pfeiffer habe man von ihm eine Schweigeverpflichtung verlangt 12 Im direkten Gesprach wurde mir das angekundigt wenn wir nicht bereit sind eine Schweigevereinbarung uber all das was hier gelaufen ist zu unterzeichnen dann wurde es eben zur Kundigung kommen Reaktionen auf die Kundigung Bearbeiten Norbert Denef Vorsitzender des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt netzwerkB erklarte uber das Scheitern Wenn es um Aufklarung sowie um Gerechtigkeit und Hilfe fur die Opfer ginge musste noch viel intensiver aufgearbeitet werden als es der Kooperationsvertrag mit Professor Pfeiffer versprochen hatte Wir sehen aber dass freiwillige Selbstverpflichtungen keinen Sinn ergeben wenn die beteiligten Institutionen es nicht konnen und nicht wollen Hier ist der Staat gefragt und eine Politik die sich nicht von den Religionsgemeinschaften einschuchtern lasst Die Kirchen stehen ausserhalb der Rechtsstaatlichkeit Da muss sich vieles andern 29 Heinz Hilgers Prasident des Kinderschutzbundes sprach der katholischen Kirche den Willen zur Aufklarung ab Ich habe den Verdacht dass starke Krafte in der katholischen Kirche jetzt nach der Methode Vergessen und Vergeben arbeiten 30 Klaus Muller Theologe aus Munster vermutet einen Machtkampf unter den Bischofen Es kann nur daran liegen dass die Seite der Bischofe die diese Form der Aufklarung fur richtig halten unter massivem Druck der konservativen Krafte steht 31 Die Laienbewegung Wir sind Kirche sah die Kundigung als verheerendes Signal fur die Glaubwurdigkeit der Kirchenleitung und fordert jeden einzelnen der 27 deutschen Bischofe auf eidesstattlich zu erklaren dass in seinem Bistum keine untersuchungsrelevanten Eintrage in Personalakten in der Vergangenheit geloscht wurden und dies auch in Zukunft nicht geschehen wird 32 Justizministerin Sabine Leutheusser Schnarrenberger FDP berichtete sie habe stets gute Erfahrungen mit Pfeiffer gemacht Er gehore wirklich mit zu den ersten Adressen in Deutschland Es entstunde der Eindruck dass die Kirche am Ende die Hand drauf haben wollte darauf was soll wirklich veroffentlicht werden und was nicht an Erkenntnissen die gewonnen werden 33 Hans Joachim Meyer CDU Politiker und ehemaliger Prasident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken dagegen halt Pfeiffer vor dass ihm die prazise Trennung zwischen wissenschaftlicher Seriositat und volkspadagogischem Furor nicht immer gelingt ja er sich vielleicht sogar deren Notwendigkeit gar nicht hinreichend bewusst ist Ihn habe es deshalb erstaunt dass die Bischofskonferenz Pfeiffer mit der Leitung eines Forschungsprojekt zur hochst sensiblen Problematik von Missbrauchsfallen in der Kirche beauftragt hat 34 Daniel Deckers Theologe und politischer Redakteur bei der FAZ wirft Pfeiffer in diesem Zusammenhang effekthascherische Zuspitzungen und schillernde Kausalketten vor mehr als einmal erwiesen sich seine Einschatzungen als vorschnell wenn nicht gar grundfalsch Deckers wirft beiden Seiten vor zu Beginn des Forschungsprojektes zu unbedarft mit grundlegenden rechtlichen Fragen umgegangen zu sein Fachjuristen die den von Pfeiffer und den Bischofen gutgeheissenen Vertragstext im Herbst 2011 zu Gesicht bekamen waren entsetzt Der Text zeugte von einer stupenden Ahnungslosigkeit der Vertragsparteien hinsichtlich der Vorschriften des allgemeinen Kirchenrechts des kirchlichen Dienstrechts des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung und der staatlich garantierten Fursorgepflicht des Arbeitgebers 35 Alternative Studie des KFN BearbeitenIn seinem Interview fur den Deutschlandfunk 13 kundigt Pfeiffer an die Missbrauchsstudie trotz Vertragskundigung durch die katholische Kirche fortzusetzen jedoch in veranderter Form Dazu rief er am Ende des Interviews die Missbrauchsopfer auf sich direkt beim KFN zu melden um so auch ohne die kirchlichen Akten eine wissenschaftliche Auswertung dieser Missbrauchsfalle vornehmen zu konnen Wir versuchen jetzt zu retten was zu retten ist indem wir bundesweit alle Opfer bitten die wir sonst uber die Kirche gebeten hatten Wir bitten sie jetzt freiwillig auf uns zuzukommen damit wir ihnen den anonymen Fragebogen zuleiten konnen den sie uns bitte zuruckleiten Auf diese Weise ware auf freiwilliger Basis das Projekt noch zu retten im Hinblick auf das was die Opfer erlebt haben wir hoffen dass sich moglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen uns also schreiben und wir ihnen dann den Fragebogen zusenden konnen naturlich unter garantierter Anonymitat Bei Befragungen ausserhalb der Kirche hat das KFN bei 11 500 Befragten 500 Missbrauchsopfer gefunden Diese Angaben der Missbrauchsopfer will das KFN mit den Angaben von Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester vergleichen und wissenschaftlich auswerten Alternative Studie der katholischen Kirche BearbeitenDer Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz Stephan Ackermann erklarte die Aufarbeitung solle zeitnah weiterverfolgt werden liess dafur aber den Zeitraum fur die Vergabe eines neuen Forschungsauftrages offen 2013 sei die Situation eine andere als 2010 als die romisch katholische Kirche unter einem unglaublichen offentlichen Druck gestanden habe und deshalb die Kooperation mit Christian Pfeiffer vielleicht ubereilt zustande gekommen sei Bei einem neuen Anlauf wolle man sich deshalb mehr Zeit nehmen Zudem deutete er indirekt an dass ein Teil der Bistumer aus dem Projekt aussteigen konnte Zwar wolle er sich an derartigen Spekulationen nicht beteiligen jedoch stunde eine Studie selbst bei einem Ausstieg eines Bistums immer noch auf einer empirisch belastbaren Basis 36 Im Marz 2014 stellte Ackermann das neue Projekt vor Ein aus vier Instituten bestehendes Forschungskonsortium unter der Leitung von Harald Dressing vom Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit in Mannheim wurde mit einer auf dreieinhalb Jahre angelegten Studie beauftragt Sie soll unter anderem klaren ob es Strukturen und Dynamiken in der katholischen Kirche gab oder gibt die Missbrauch fordern 37 Im Marz 2015 berichtete die ARD Dokumentation Das Schweigen der Manner uber den Fortgang des Forschungsprojekts Kritisiert wurde hier dass weiterhin nur Kirchenmitarbeiter Zugang zu den Personalakten hatten und dass nicht untersucht werde wie die Verantwortlichen in den Bistumern mit Missbrauchsfallen umgingen 38 39 Die Ergebnisse der neuen sogenannten MHG Studie Sexueller Missbrauch an Minderjahrigen durch katholische Priester Diakone und mannliche Ordensangehorige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wurden am 25 September 2018 vorgestellt Weblinks BearbeitenDeutsche Bischofskonferenz Fragen und Antworten zum Forschungsprojekt Der sexuelle Missbrauch an Minderjahrigen durch katholische Priester Diakone und mannliche Ordensangehorige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz PDF 45 kB 18 Januar 2013 ARD Das Schweigen der Manner Die katholische Kirche und der Kindesmissbrauch Memento vom 7 Marz 2015 im Internet Archive 16 Marz 2015Einzelnachweise Bearbeiten Bischofskonferenz stoppt wissenschaftliche Studie FAZ vom 9 Januar 2013 Rechtsanwalte Westpfahl Spilker und Wastl Kernaussagen des Gutachtens Sexuelle und sonstige korperliche Ubergriffe durch Priester Diakone und sonstige pastorale Mitarbeiter im Verantwortungsbereich der Erzdiozese Munchen und Freising in der Zeit von 1945 bis 2009 Bestandsaufnahme Bewertung Konsequenz vom 2 Dezember 2010 Informationen zur Pressekonferenz vom 3 Dezember 2010 online PDF 85 kB Dritter Bericht der Arbeitsgruppe der Salesianer Don Boscos zur Aufklarung von Vorwurfen des sexuellen Missbrauchs und der Misshandlung vom 31 Marz 2010 online https magazin spiegel de EpubDelivery spiegel pdf 79408568 Das Konzept zum Forschungsvorhaben kann auf den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz eingesehen werden vgl Christian Pfeiffer Lena Stadler Der sexuelle Missbrauch an Minderjahrigen durch katholische Priester Diakone und mannliche Ordensangehorige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz Forschungskonzept fur eine empirische Untersuchung 13 Juli 2011 online PDF 119 kB Presseerklarung der Deutschen Bischofskonferenz vom 5 August 2011 Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs an Minderjahrigen im kirchlichen Bereich dbk de abgerufen am 4 April 2022 Aktenprufung zu Missbrauchsfallen Priester pochen auf Datenschutz In Spiegel online 6 August 2011 abgerufen am 18 Marz 2015 Gemeinsame Erklarung des Sekretars der Deutschen Bischofskonferenz P Dr Hans Langendorfer SJ und des Direktors des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen KFN e V Prof Dr Christian Pfeiffer Deutsche Bischofskonferenz 5 August 2011 abgerufen am 26 Februar 2021 Missbrauch in Katholischer Kirche Im Geheimen ausfuhrlicher Artikel in der FAZ vom 12 Januar 2013 voller Hintergrundinformationen Verdachtig still In Die Zeit Christ amp Welt 26 Juli 2012 online Denn der Zweck heiligt nicht die Mittel Interview kath net 14 Juli 2012 online a b Kirchliche Aufarbeitung gescheitert netzwerkB Pressemitteilung 8 Januar 2013 online a b c Interview von Christian Pfeiffer im Deutschlandradio 8 30 Minuten der dazugehorige Originalton Kirche stoppt Aufklarung des Missbrauchsskandals In Suddeutsche Zeitung 8 Januar 2013 online Unruhmliches Ende In katholisch de 9 Januar 2013 online Memento vom 12 Januar 2013 im Internet Archive Rhein Zeitung online Bischof uber geplatzte Missbrauchsstudie Eine massive Enttauschung der Opfer In Spiegel Online 14 Januar 2013 Abgerufen am 14 Januar 2013 Katholische Missbrauchsstudie Vernichtetes Vertrauen In Spiegel Online 10 Januar 2013 Abgerufen am 14 Januar 2013 FAZ net Wegen Zensurvorwurfen Katholische Kirche geht juristisch gegen Pfeiffer vor am 10 Januar 2012 Lammert kritisiert Scheitern der Missbrauchsstudie In Die Welt 10 Januar 2013 Abgerufen am 10 Januar 2013 Pfeiffer sieht sich bestatigt Streitthema Zensur Vorwurf an die Bischofe In Mainpost 21 Januar 2013 Abgerufen am 22 Januar 2013 Bischofskonferenz stoppt wissenschaftliche Studie Frankfurter Allgemeine Zeitung 9 Januar 2013 Unruhmliches Ende In katholisch de 9 Januar 2013 online Memento vom 12 Januar 2013 im Internet Archive Es geht nicht um Zensur In katholisch de 9 Januar 2013 online Das Grundvertrauen war nicht mehr da In Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier 20 Januar 2013 1 Doku Schweigen und vertuschen Teil 2 Ausfuhrungen von Pfeiffer ab Minute 13 10 abgerufen am 14 Mai 2023 Ausfuhrungen von Pfeiffer Teil 2 ab Minute 13 abgerufen am 14 Mai 2023 Tagesschau online Die Aufarbeitung der Kirche ist gescheitert In Die Zeit 9 Januar 2012 online Kinderschutzbund Prasident 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einige vernichtet worden sind siehe ZEIT online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriminologische Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands amp oldid 233727014