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53 432396 9 978032 Koordinaten 53 25 56 6 N 9 58 40 9 O Kriegerbestattung Hamburg Marmstorf Grab 216p1Modell der Bestattung im GelandeschnittModell der Bestattung im GelandeschnittLage Hamburg DeutschlandKriegerbestattung Hamburg Marmstorf Grab 216 Hamburg Wann um 50 n Chr Wo Hamburg Marmstorf Hamburgausgestellt Archaologisches Museum HamburgDie Kriegerbestattung Hamburg Marmstorf Grab 216 ist die Bestattung eines wohlhabend ausgestatteten germanischen Kriegers aus der romischen Kaiserzeit die 1954 auf dem Urnengraberfeld von Hamburg Marmstorf im Suden Hamburgs gefunden wurde 1 Das Grabinventar sowie ein Modell des Grabes werden in der Dauerausstellung des Archaologischen Museums Hamburg in Hamburg Harburg gezeigt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Fund 2 Befunde 2 1 Datierung 3 Deutung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksFund BearbeitenDas Urnengraberfeld lag auf dem Sudhang der kleinen Anhohe Kronenbarg im Hamburger Stadtteil Marmstorf der seit Mitte des 18 Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt wurde 3 1910 ubergab der Grundstuckseigentumer erste Funde an die Schule von Maschen die er auf dem umgepflugten Acker auflas In der Folge wurden weitere Lesefunde aus der Stein und Bronzezeit geborgen und wissenschaftlich untersucht 1931 wurde beim Bau einer Siedlung am Sudhang mehrere eisenzeitliche Graber angeschnitten Die beim Bau und auch in den Folgejahren zu Tage getretenen Funde wurden von interessierten Laien geborgen und dem Helms Museum ubergeben darauf folgten in den Jahren 1932 bis 1942 mehrere Ausgrabungen die schliesslich kriegsbedingt eingestellt werden mussten Aufgrund der geplanten Erweiterung der Reihenhaussiedlung im Jahr 1954 wurden auf dem Areal des Graberfeldes eine Rettungsgrabung durchgefuhrt Insgesamt wurden 362 Graber aufgedeckt davon 280 Bestattungen die uberwiegend der Jastorf Kultur Stufen A und B aus dem 6 bzw 5 Jahrhundert v Chr angehorten sowie 103 jungere Bestattungen aus der spaten Latenezeit bzw der fruhen Romischen Kaiserzeit aus dem 1 Jahrhundert v Chr Daneben wurden 24 altere Gruben dokumentiert die teilweise von jungeren Bestattungen uberlagert waren sonst aber keinen Zusammenhang mit dem Graberfeld erkennen liessen Ein Teil der Bestattungen war durch den vorangegangenen Ackerbau durch Baumassnahmen sowie einen Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg gestort Zudem waren Teile des Graberfeldes bereits durch Baumassnahmen undokumentiert verloren gegangen Insgesamt waren die jungeren Graber starker durch die landwirtschaftliche Nutzung des Gelandes gestort als die alteren die durch eine grossere Bodenauflage geschutzt waren Die Kriegerbestattung aus Grab 216 wurde in der Grabungskampagne 1954 aus einer Tiefe von etwa 50 cm geborgen 4 Befunde Bearbeiten nbsp Teile der Grabausstattung in der Ausstellungsvitrine Nr 1 StangenschildbuckelNr 2 SchildfesselNr 3 RollenkappenfibelNr 4 zwei SpeerspitzenAls Bestattungsurne diente ein weitmundiger Keramiktopf aus dunkelbraunem Ton Dieser stand in einer Tiefe von etwa 55 cm Tiefe unterhalb der Gelandeoberflache Der Topf hat einen kurzen Rand der schrag von den Schultern aufsteigt die Wandung des Unterteils ist leicht nach innen geschweift und besitzt eine schmale abgenutzte Standflache Die Schultern sind mit umlaufenden stufenformigen Mustern aus Doppelstrichen verziert Unter den Schultern sind umlaufend hangende Dreiecke angeordnet deren untere Ecken in senkrechten Strichen in Richtung Standflache auslaufen Alle Verzierungen wurden vor dem Brand mit einem profilierten Radchen in den angetrockneten Gefasskorper eingedruckt Im Gefassinneren konnten noch 75 g des Leichenbrandes zusammen mit einer bronzenen Rollenkappenfibel geborgen werden Die geringe Menge und Konsistenz des Leichenbrandes liess keine weiteren anthropologischen Aussagen uber den Verstorbenen zu Die 42 mm lange Fibel hat kurze Rollenkappen und einen niedrigen Bugelkamm mit unregelmassig eingepunzten Rillen Der Sehnenhaken hat eine Tierkopfverzierung Daneben wurden Scherben von mindestens vier weiteren Keramikgefassen gefunden die ebenfalls Radchenverzierungen aufwiesen Alle Grabbeigaben lagen zehn cm unterhalb der Bestattungsurne Ein eiserner Stangenschildbuckel war mit der Spitze nach unten eingegraben worden Dieser hat einen Durchmesser von 148 mm eine Hohe von 120 mm mit einer nur kurzen Stange Der Rand des Schildbuckels ist mit einem schmalen Bronzeblech eingefasst und weist neun Nieten mit fingerhutformigen Kopfen aus Bronze auf die in drei Dreiergruppen um den Rand verteilt liegen Auf dem Schildbuckel festgerostet lag eine kleine eiserne Lanzenspitze von 168 mm Lange mit rautenformigem Querschnitt und mittelbreitem Blatt Neben dem Schildbuckel steckten eine grosse Lanzenspitze die Reste der Schildfessel und ein zweischneidiges eisernes Schwert Das Schwert hat eine Klingenlange von 630 mm bei einer Klingenbreite von 45 mm am Ansatz der rechtwinklig abgesetzten Griffangel Den Knauf bildet ein kleiner linsenformiger Nietkopf Das Griff war um 180 umgebogen und griff in den Schildbuckel ein Die Spitze des Schwertes reichte bis in eine Tiefe von 110 cm unterhalb der Gelandeoberflache Neben dem Schwert steckte die 305 mm lange Lanzenspitze mit flach rautenformigem Querschnitt und mittelbreitem Blatt sowie zwei Nietlochern in der Tulle Die Schildfessel hatte profilierte Enden und lag mit 15 cm nur noch fragmentiert vor Weitere organische Bestandteile wie holzerne Waffenteile oder das Brett des Schildes haben sich in dem relativ sandigen und gut durchlufteten Boden nicht erhalten 5 Datierung Bearbeiten Die Datierung der Grablege erfolgte typologisch aufgrund der charakteristischen Waffenausstattung des Keramikgefasses und der Rollenkappenfibel in die Zeit um 50 n Chr 1 Naturwissenschaftliche Datierungen mittels Dendrochronologie oder Radiokohlenstoffdatierung sind bisher aufgrund der schlechten Erhaltung organischer Materialien im Grab nicht moglich Deutung BearbeitenUrnenbestattungen sind die fur die Germanen der Romischen Kaiserzeit typische Bestattungsform Normalerweise wurde dabei auch die personliche Ausrustung des Verstorbenen mit verbrannt und zusammen mit den sterblichen Uberresten in der Urne deponiert Die Kriegerbestattung von Marmstorf Grab 216 weicht von dieser Praxis etwas ab indem die Grabbeigaben hier unverbrannt in die Grabgrube gegeben wurden Jedoch wurden auch bei dieser Bestattung entsprechend dem ublichen Bestattungsbrauch Teile der Waffenausstattung absichtlich unbrauchbar gemacht indem der Griff des Schwertes derart verbogen wurde dass es als Waffe nicht mehr nutzbar war Da die Lanze neben dem Schildbuckel im Erdreich steckte wird davon ausgegangen dass der vergangene holzerne Lanzenschaft moglicherweise aus der Erde herausragte und so das Grab oberirdisch kennzeichnete 1 6 Die Geschlechtsbestimmung als mannlich wurde aufgrund der Waffen der Beigabenausstattung abgeleitet Literatur BearbeitenFriedrich Laux Kriegergrab 216 vom Urnenfriedhof Hamburg Marmstorf In Ralf Busch Hrsg Fund und Deutung Alte und neue Funde aus den archaologischen Sammlungen Hamburger Museum fur Archaologie und die Geschichte Harburgs Helms Museum Hamburg Harburg 1995 S 62 63 Willi Wegewitz Der Urnenfriedhof von Hamburg Marmstorf In Das Abenteuer der Archaologie Isensee Oldenburg 1994 ISBN 3 89442 230 0 S 237 253 Willi Wegewitz Der Urnenfriedhof von Hamburg Marmstorf In Die Urnenfriedhofe in Niedersachsen Band 7 Lax Hildesheim 1964 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rudiger Articus Jochen Brandt Elke Forst Yvonne Krause Michael Merkel Kathrin Mertens Rainer Maria Weiss Archaologisches Museum Hamburg Helms Museum Ein Rundgang durch die Zeiten Veroffentlichungen des Archaologischen Museums Hamburg Helms Museum Nr 101 Hamburg 2009 ISBN 978 3 931429 20 1 S 67 Themenbereich Gewalt Vitrine Nr 44 45 Willi Wegewitz Der Urnenfriedhof von Hamburg Marmstorf In Die Urnenfriedhofe in Niedersachsen Band 7 Lax Hildesheim 1964 S 2 Willi Wegewitz Der Urnenfriedhof von Hamburg Marmstorf In Die Urnenfriedhofe in Niedersachsen Band 7 Lax Hildesheim 1964 S 1 37 Willi Wegewitz Der Urnenfriedhof von Hamburg Marmstorf In Die Urnenfriedhofe in Niedersachsen Band 7 Lax Hildesheim 1964 S 28 58 59 Tafeln 15 43 Friedrich Laux Kriegergrab 216 vom Urnenfriedhof Hamburg Marmstorf In Ralf Busch Hrsg Fund und Deutung Alte und neue Funde aus den archaologischen Sammlungen Hamburger Museum fur Archaologie und die Geschichte Harburgs Helms Museum Hamburg Harburg 1995 S 62 63 Weblinks Bearbeiten407093 Grab 216 Hamburg Marmstorf auf Arachne Bilddatenbank Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriegerbestattung Hamburg Marmstorf Grab 216 amp oldid 226088186