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Das Konzil von Pisa war eine Kirchenversammlung die im Jahre 1409 im toskanischen Pisa stattfand um das abendlandische Schisma aufzuheben dieses Ziel konnte nicht erreicht werden Das Konzil von Pisa wird nicht als Konzil gezahlt sondern nur als Synode Das Schisma zwischen den in Rom und den in Avignon residierenden Papsten bestand seit der Doppelwahl von 1378 Mehrere Anlaufe zur Losung der Papstfrage scheiterten zum einen an der unnachgiebigen Haltung der jeweiligen Papste zum anderen weil sich zunachst keine weltliche Autoritat fand die hier eine Klarung hatte herbeifuhren konnen Jede Partei hatte ihre Anhanger unter den europaischen Monarchen und der deutsche Konig Ruprecht war in Kirchenfragen kaum initiativ da er in innerdeutschen Auseinandersetzungen gebunden war Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitung 2 Ablauf des Konzils 3 Wirkung 4 LiteraturVorbereitung BearbeitenDie Situation blieb also uber mehrere Jahrzehnte unbefriedigend und schadete dem Ansehen des Papsttums sehr sodass durch das Schisma auch ketzerische Stromungen die den moralischen Verfall der Kirche beklagten Wyclif in England Hus in Bohmen Auftrieb bekamen Die Kardinale der katholischen Kirche sprachen sich daher zunehmend fur eine Klarung der Fuhrungsfrage durch ein allgemeines Konzil aus Bereits zu Beginn des Schismas hatte sich der franzosische Konig Karl V fur ein solches Konzil ausgesprochen und den in Anagni beziehungsweise Fondi versammelten Kardinalen Gegnern des romischen Papstes Urban VI seine Unterstutzung fur ein solches Vorhaben zugesagt Dem schlossen sich in der Folge nicht nur eine Reihe von Synoden sondern auch die Stadte Gent und Florenz die renommierten Universitaten von Oxford und Paris sowie die bekanntesten Gelehrten der Zeit an unter ihnen Heinrich von Langenstein Konrad von Gelnhausen Jean Gerson und vor allem Pierre d Ailly der Bischof von Cambrai dessen Schrift Apologia Concilii Pisani zu den massgeblichen Ausserungen in der Konzilsfrage zahlt Durch diesen Ruckhalt bestarkt reisten vier Vertreter des Heiligen Collegiums von Avignon nach Livorno um dort mit Vertretern der romischen Kurie zusammenzutreffen Tatsachlich konnten sich Vertreter beider Parteien in Livorno im Sommer 1408 auf das Konzilsprojekt verstandigen und versandten Anfang Juli Briefe in denen die katholischen Kardinale und Bischofe fur den 25 Marz 1409 nach Pisa zum geplanten Konzil eingeladen wurden Die Papste widersetzten sich diesen Einigungsbemuhungen und beriefen jeweils eigene Kirchenversammlungen ein der romische Papst Gregor XII nach Aquileia der avignonische Papst Benedikt XIII nach Perpignan Angesichts der Popularitat der Konzilsidee im Klerus blieben diese Versammlungen jedoch schwach besucht Nicht nur die Kardinale und die Universitaten von Oxford und Paris sondern auch die Kolner Universitat die Mehrzahl der Bischofe und viele Fursten setzten grosse Hoffnungen in das Konzil Den beiden Papsten selbst wurde eine Klarung der Frage kaum mehr zugetraut Ablauf des Konzils BearbeitenAn Maria Verkundigung 1409 versammelten sich schliesslich vier Patriarchen 22 Kardinale und 80 Bischofe im Dom zu Pisa Leiter der Versammlung war Kardinal de Malesset Bischof von Palestrina 100 abwesende Bischofe sandten Vertretungen zahlreiche Abte Ordensgenerale und 300 Theologen reprasentierten den ubrigen Klerus mehrere europaische Fursten sandten Botschafter nach Pisa Zu Beginn der Sitzung riefen zwei Kardinaldiakone die Namen der Papste auf dass sie erscheinen sollten doch war keiner der beiden Kontrahenten anwesend Sodann fragten die Kardinaldiakone ob jemand anwesend sei der die Papste vertrete doch erneut meldete sich niemand Daraufhin pladierten die anwesenden Geistlichen dafur dass beide Papste der contumatia also dem pflichtwidrigen Fernbleiben eines Gerichtstermins schuldig zu erklaren seien Zunachst wurde die beschriebene Zeremonie an drei Tagen ergebnislos wiederholt und den ganzen Mai uber wurden Zeugenaussagen gegen die beschuldigten Papste gehort ehe in der vierten Sitzung der formale Contumatia Beschluss des Konzils gegen Gregor und Benedikt verkundet wurde Fur die Verteidigung Gregors setzte sich schliesslich Johannes der Erzbischof von Riga ein der vom deutschen Konig Ruprecht entsandt und begleitet von einigen anderen deutschen Vertretern einige Einwande gegen die Rechtmassigkeit des Konzils und zugunsten seines Papstes vorbrachte er stiess jedoch auf derart heftigen Widerstand dass er und seine Begleiter Pisa als Fluchtlinge verlassen mussten Danach verteidigte Carlo Malatesta Furst von Rimini die Sache Gregors nicht ohne Geschick Unterdessen sandte Benedikt Vertreter nach Pisa die dort am 14 Juni eintrafen aber wie zuvor Johannes von Riga auf heftigen verbalen Widerstand trafen Auch der Kanzler des Konigs von Aragon ein Anhanger der avignonischen Seite stiess auf taube Ohren wahrend der Erzbischof von Tarragona mit einem kampferischen Pladoyer fur Benedikt die Stimmung nur noch weiter aufheizte So zogen auch die Vertreter Avignons eingeschuchtert durch die feindselige Atmosphare heimlich aus der Stadt Die Versammlung der rund 500 Kirchenmanner zeigte dagegen besonders in der 15 Sitzung vom 5 Juni bemerkenswerte Einigkeit sodass relativ zugig ein Urteil uber die Papste gefallt werden konnte Verlesen wurde es vom Patriarchen von Alexandria Simon de Cramaud der Benedikt XIII und Gregor XII als uberfuhrte Schismatiker notorische Haretiker schuldig des Meineids und gebrochener Versprechen die der katholischen Kirche zum Skandal geworden seien bezeichnete Sie seien damit unwurdig weiter das Amt des Papstes auszuuben und all ihre Anordnungen und Dekrete seien null und nichtig Der Heilige Stuhl wurde fur vakant erklart und alle Glaubigen der Treue und des Gehorsams gegenuber dem einen wie dem anderen Papst losgesprochen Dieser Schuldspruch wurde einhellig mit Applaus begrusst und man sang das Te Deum Fur den folgenden Tag Fronleichnam wurde eine feierliche Prozession angeordnet Alle Teilnehmer setzten ihre Unterschrift unter das Konzilsdekret und hofften damit die Papstfrage vorerst beigelegt zu haben Am 15 Juni kamen die Konzilsteilnehmer im erzbischoflichen Palast der Stadt zusammen um einen neuen rechtmassigen Papst zu bestimmen Das Konklave erreichte vor allem durch den Einsatz von Kardinal Baldassare Cossa bereits nach elf Tagen eine Entscheidung So wurde am 26 Juni das habemus papam verkundet Neuer Papst wurde der Franziskaner Kardinal Pietro Philargi der den Papstnamen Alexander V annahm Diese Wahl wurde in Pisa einhellig begrusst und Alexander kundigte den europaischen Herrschern seine Wahl in Briefen an wobei er zunachst vor allem in England und Frankreich auf Zustimmung stiess Wirkung BearbeitenDie Konzilsvater verteidigten ihr Vorgehen als dem Wohle der unteilbaren Einheit der katholischen Kirche dienend Dennoch meldeten sich fruhzeitig Zweifel denn obwohl die Legitimitat der beiden unversohnlichen Papste durch ihr Verhalten in Frage gestellt worden sein mochte galt dies kaum weniger fur das zuvor nie dagewesene Verhalten der Konzilsvater nie zuvor in der Geschichte der Kirche hatten es Geistliche gewagt ihre obersten Hirten denen sie Treue und Gehorsam geschworen hatten abzusetzen sodass es sich um einen geradezu revolutionaren Schritt innerhalb der hierarchisch organisierten Kirche handelte Wenn aber die Legitimitat des Konzils in Frage stand so galt dies naturlich auch fur den von diesem bestimmten neuen Papst Das Konzil schuf auch einen in den Augen mancher gefahrlichen Prazedenzfall aus dem man die generelle Oberhoheit eines Konzils uber den Papst ableiten konnte den so genannten Konziliarismus der in den folgenden Jahrzehnten viele Anhanger fand und die ohnehin geschwachte Autoritat des Papsttums weiter zu erodieren drohte Die beiden bislang amtierenden Papste dachten auch gar nicht daran von ihren Herrschaftsanspruchen abzutreten und sich einem Konzil zu unterwerfen sodass es nunmehr einzigartig in der gesamten Papstgeschichte drei Papste gleichzeitig gab und das Schisma das man durch das Konzil zu klaren hoffte weiter vertieft wurde Eine indirekte Anerkennung der Legitimitat Alexanders V erfolgte 1492 indem der damals neu gewahlte Papst den Namen Alexander VI annahm und damit eine erneute Besetzung des Namens Alexander V vermied In der katholischen Kirchengeschichtsschreibung wird Alexander V dennoch zumeist als unrechtmassiger Gegenpapst gezahlt ebenso sein Nachfolger Johannes XXIII Gegenpapst doch immerhin hatte dieser weite Teile des Klerus hinter sich Seine Anhangerschaft auch unter den Fursten wuchs rasch doch behielten auch die beiden bisherigen Papste eine gewisse Hausmacht Auf Benedikts Seite verblieben die spanischen Konigreiche und Schottland wahrend Neapel Polen und Bayern weiter zu Gregor hielten Theologen beider Papste verdammten das Konzil so sprach Bonifatius Ferrer ein Anhanger Benedikts vom Konventikel der Damonen Auch spatere Geistliche wie Thomas Cajetan sprachen dem Konzil von Pisa jede Autoritat ab wahrend man in der Gallikanischen Kirche der Impuls fur das Konzil ging wesentlich von franzosischer Seite aus die Rechtmassigkeit der Versammlung befurwortete oder zumindest in den aussergewohnlichen Umstanden des Schismas eine Notsituation sah die eine derart aussergewohnliche Massnahme rechtfertigte Wirklich beigelegt werden konnte das Schisma allerdings erst auf dem Konstanzer Konzil das 1414 funf Jahre spater einberufen wurde und dem der neue Kaiser Sigismund beiwohnte der durch seine Autoritat wesentlichen Anteil daran hatte dass die drei Papste abgesetzt und durch die Wahl eines neuen Papstes die lange ersehnte Einheit in der Fuhrung der katholischen Kirche wiederhergestellt werden konnte Kirchenintern war es jahrhundertelang umstritten ob Alexander V und Johannes XXIII als gultige Papste anzusehen seien Alexander VI ging bei der Nummerierung offenbar von der Gultigkeit aus wahrend Johannes XXIII 1958 mit der Neubelegung der Nummer darstellte dass es sich beim Namensvetter der Obodienz von Pisa um einen Gegenpapst handelte Dies ist die heute herrschende Ansicht der katholischen Kirche Literatur BearbeitenBernhard Bess Johannes Gerson und die kirchenpolitischen Parteien Frankreichs vor dem Konzil zu Pisa Dissertation Marburg 1890 Remigius Baumer Hrsg Die Entwicklung des Konziliarismus Werden und Nachwirken der konziliaren Idee Wiss Buchges Darmstadt 1976 ISBN 3 534 05655 8 Heribert Muller Johannes Helmrath Hrsg Die Konzilien von Pisa 1409 Konstanz 1414 1418 und Basel 1431 1449 Institution und Personen Vortrage und Forschungen Band 67 Thorbecke Stuttgart 2007 ISBN 978 3 7995 6867 8 Online Rezension Hans Schneider Der Konziliarismus als Problem der neueren katholischen Theologie De Gruyter Berlin 1976 ISBN 3 11 005744 1 Karl Rudolf Kotzschke Ruprecht von der Pfalz und das Konzil zu Pisa Dissertation Jena 1889 Florian Esser Aus zwei mach eins Der Pisaner Losungsversuch des Grossen Abendlandischen Schismas 1408 1409 Schismatologie und Konzilsform In Harald Muller Hrsg Der Verlust der Eindeutigkeit Zur Krise papstlicher Autoritat im Kampf um die Cathedra Petri Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Band 95 Berlin Boston 2018 S 37 54 ISBN 978 3 11 046154 1 Online Florian Esser Schisma als Deutungskonflikt Das Konzil von Pisa und die Losung des Grossen Abendlandischen Schismas 1378 1409 Papsttum im mittelalterlichen Europa Band 8 Koln Weimar Wien 2019 Florian Esser Pisanum Pisa Allgemeines Konzil 1409 in Lexikon der Konzilien Online Version Juli 2020 Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konzil von Pisa amp oldid 234072081