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Die Konzerthalle im Steinfurter Bagno auch unter dem Namen Bagno Konzertgalerie Steinfurt bekannt ist ein seit 1986 1 denkmalgeschutztes Gebaude im Bagno einer bedeutenden Parkanlage bei Burgsteinfurt einem Ortsteil von Steinfurt im Kreis Steinfurt Nordrhein Westfalen Das wohl 1774 vollendete Gebaude ist einer der altesten erhaltenen freistehenden Konzertsale in Europa 2 3 Zur Blutezeit im 18 Jahrhundert unterhielt Graf Karl eine Hofkapelle mit 35 Sangern und Instrumentalisten 2 Bagno Konzertgalerie Steinfurt AussenansichtBagno Konzertgalerie Steinfurt Innenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 1 1 Geschichte 1 2 Baubeschreibung 1 2 1 Grotten 2 Heutige Nutzung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur BearbeitenGeschichte Bearbeiten Der Reichsgraf Karl Paul Ernst von Bentheim Steinfurt veranlasste ab 1765 die Anlage eines franzosischen Gartens im Hochwald sudostlich des Residenzschlosses 1780 ubernahm der Graf Ludwig von Bentheim Steinfurt die Regierung und fuhrte die modernen Ideen der englischen Garten ein Der genaue Zeitpunkt des Baubeginns der Konzerthalle ist nicht uberliefert In einem Bericht von Karl Georg Dohmann aus der Zeit um 1907 wird erwahnt 1774 erhalt das Gebaude eine Dachbalustrade mit 12 Figuren und 12 Vasen Daraus wurde eine Fertigstellung im Jahr 1774 geschlossen Das Gebaude erhielt schon 1786 eine neue hohere Dachbalustrade mit zwolf Figuren und Vasen die alte Balustrade wurde von einem Sturm zerstort Ebenfalls im Jahr 1786 wurden 36 ionische Pilaster aus Holz und Gips an den Fassaden angebracht 4 Drei Treppenstufen wurden 1799 um das Gebaude verlegt Die Ansicht aus der Zeit um 1787 wurde in drei Kupferstichen dokumentiert die von dem koniglich franzosischen Hoflithographen Le Rouge angefertigt wurden Die Vorzeichnungen stellte der grafliche Baudirektor Friedrich Schatzmann zur Verfugung Die Quellenlage zu den Architekten und den Kunstlern die bei der Ausgestaltung tatig waren ist mehr als durftig Ein graflicher Oberforstmeister und Baudirektor Johann Joest von Loen bezeichnet sich 1774 in einem Abschiedsgesuch als verantwortlich fur die Anlage des ganzen Bagnon Loen ein entfernter Verwandter Goethes 5 gilt als bauleitender Architekt hat aber nicht unbedingt auch den Bauplan erstellt Moglicherweise hat Graf Karl die Plane fur die Konzerthalle aus Paris mitgebracht Im Zuge der Mediatisierung der Grafschaft nahm ab 1806 die kurze Blutezeit des Bagnos ein Ende Die Grafschaften Steinfurt und Bentheim wurden dem Grossherzog von Berg einem Schwager Napoleons ubereignet Der ehemalige Landesherr Graf Ludwig von Bentheim Steinfurt bekam als Entschadigung fur den Verlust 1817 vom Konig von Preussen den Furstentitel verliehen 6 Die Pflege wurde vernachlassigt und die leicht gebauten und somit reparaturanfalligen Gebaude wurden nicht mehr genutzt und verfielen langsam Fur die Konzerthalle sind fur das 19 Jahrhundert vereinzelte Reparaturmassnahmen belegt Die Dachbalustrade wurde durch eine Umfassungsmauer in Form einer Attika ersetzt die mit Sandsteinplatten abgedeckt wurde Diese Abdeckung war 1989 noch vorhanden In einem Beleg aus dem Jahre 1867 erwahnte der furstliche Baumeister A Niehus Dem Concertsall fehlt nothwendig das Dach von neuem mit schwarzen Dachziegeln einzudecken Er hielt auch eine neue Verputzung des Gesimses fur notig Die Turen der Konzertgalerie wurden 1877 neu angestrichen Die Raume wurden nur noch sehr selten fur Veranstaltungen genutzt und die Bausubstanz verfiel mehr und mehr Albert Ludorff fotografierte die Halle 1896 auf den Bildern sind deutliche Durchfeuchtungsschaden und Risse erkennbar Einzelne Teile des Deckenverputzes losten sich 1911 ab die Wasserleitung wurde 1919 abgestellt Die Fontane vor dem Haus und die Wasserkunst hatten keine Wasserversorgung mehr Die Gebaude rund um die Halle wurden teilweise nach und nach abgebrochen Die Konzerthalle wurde vom Abbruch verschont weil 1924 die Allgemeine Burger Schutzen Gesellschaft das Recht zur Nutzung fur ihre Schutzenfeste erhielt Bedingung war die Instandsetzung des Innenraums das Furstenhaus reparierte das Dach und die Aussenwande Die Wiederinstandsetzungskommission wurde von Prinzessin Victoria zu Bentheim und Steinfurt beraten sie war fur das Bauwesen zustandig 4 Der fur Schutzenfeste notwendige Schiessplatz wurde dem Gebaude gegenuber eingerichtet Schon 1929 wurden neue Ausbesserungsarbeiten im Innenraum notig der Deckenputz und die Stuckarbeiten waren teilweise heruntergefallen Bis 1936 wurden die Turen die Decken und der Stuck an den Wanden renoviert Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Bausubstanz zusehends schlechter der Vertrag mit den Schutzen lief 1944 aus Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Raumlichkeiten als Lagerhalle unter anderem als Tabaklager fur die Firma Rotmann genutzt oder standen auch leer Zeitweise wurden hier die Boote des Bagnosees gelagert der Innenraumschmuck verfiel zum grossen Teil 4 Das Dach wurde von 1951 bis 1952 repariert der Aussenputz wurde bis 1955 erneuert Eine grundlegende Sanierung wurde ab 1964 vorgenommen dabei wurde 1967 das Mauerwerk saniert und die Gesimse abgedichtet Die Arbeiten wurden 1969 wieder eingestellt 1 und erst 1985 abgeschlossen Johannes Rau der damalige Ministerprasident des Landes Nordrhein Westfalen und spaterer Bundesprasident besuchte 1984 die Konzerthalle und erklarte am 26 Oktober 1984 Das Land ist grundsatzlich forderungsbereit 7 Seit 1986 nahm sich der neugegrundete Forderverein Konzertgalerie Steinfurt e V der Halle an Ziel ist die Forderung der Restaurierung des historischen Gebaudes Die grundsatzliche Renovierung wurde mit Unterstutzung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit einer Einweihungsfeier im Jahr 1997 bis auf die Grotten abgeschlossen Die Stuckdekorationen wurden aufwendig im Stil Louis seize restauriert 8 Es wurde auch ein flexibler Verbindungsgang zwischen Halle und Foyergebaude gebaut 4 Eine Kopie der Apollo Statue die fruher in der Ofengrotte stand soll als nachstes Ziel aufgestellt werden 9 Der Eigentumer des Bagnos Furst zu Bentheim und Steinfurt raumte 1977 der Stadt ein Erbbaurecht fur den Bereich um die Konzerthalle ein Der Bagnopark wurde nach der Renovierung der Konzerthalle in das Landesprogramm Regionale 2004 aufgenommen die Renovierung der Halle war Voraussetzung fur die Aufnahme 1 Baubeschreibung Bearbeiten Der Konzertsaal wurde nach dem Vorbild der Schlossgalerie Grand Trianon im Park von Versailles 5 gebaut er wurde Grande Galerie pour les concerts genannt 4 Sie gilt als die alteste freistehende Konzerthalle auf dem europaischen Kontinent Das Innere wirkt durch aufwendige Stuckarbeiten im Stil des Louis XVI verzierte Spiegelwande und Spiegel an den Decken einzigartig Das Gebaude ist ein eingeschossiger rechteckiger verputzter Bau der mit einem Walmdach gedeckt ist Er ist 28 60 Meter lang und 9 70 Meter breit Er wurde von 1773 bis 1774 als eines der bedeutendsten Gebaude des Bagnos errichtet Die Gebaudeecken sind mit Quaderputz aufgewertet die Langswande sind durch je sechs Turen gegliedert deren Gewande aus Werkstein gefertigt wurden Die Turen sind durch drei um den gesamten Bau umlaufende Stufen erschlossen Der Architrav des Gesimses der Fries und das Kranzgesims sind ebenfalls in Werkstein gehalten Die Fassaden sind derzeit weitgehend schmucklos Der Bau entspricht in seinem Erscheinungsbild nicht mehr der ursprunglichen Ausfuhrung Der Saal bietet Platz fur etwa 250 Zuhorer allerdings kann durch Offnung der zwolf Fensterturen die Galerie grossraumig unter Einbeziehung des umgebenden Parks erweitert werden Dieser Vorteil wird auch bei Promenadenkonzerten genutzt Diese Symbiose zwischen Musik und Natur war 1774 bei der Planung gewollt Daraus erklart sich auch das Fehlen anderer Nebenraume 4 Die Halle gehort zu einem der fruhesten Vertreter des Klassizismus in Deutschland Der Gartenprofessor Christian Cay Lorenz Hirschfeld beschrieb 1792 Bagno und Halle Von da fuhret ein wellenformiger Weeg in den Zugang zu dem Haupt Platz wo sich eine zu Concerten und Ballen bestimte grosse Gallerie von Jonischer Ordnung glanzend darstelt in welcher nebst andern architectonischen Verzirungen auf Gips Marmor zwey Grotten von den lebhaftesten Corallen und Muschelen sich vortheilhaft auszeichnen 4 nbsp Bagno Konzertgalerie Steinfurt MuschelbrunnenIm Innenraum wurde Parkettfussboden verlegt Die Pfeiler sind mit Tafeln aus dunklem Stuckmarmor einem Kunstmarmor aus gefarbter Stuckmasse belegt Darin sind hohe Spiegel eingelassen Die Tafeln sind von Dekorelementen aus Stuck umgeben Blumengirlanden und Ranken mit Blattern herrschen vor Halbrunde grottenahnliche Muscheln betonen die Schmalseiten Sie sind reich mit naturlichen Elementen wie Schneckenhauser und Muschelschalen und auch mit Kieseln und Mineralien verziert Die Trophaen seitlich neben den Grotten zeigen unter anderem Musikinstrumente Kunstmalerzubehor und Bildhauerutensilien sie sollen das Interesse des Bauherrn an den verschiedenen Kunstformen dokumentieren Die Entwurfe des franzosischen Architekten Jean Charles Delafosse die haufig publiziert wurden dienten als Vorlage 5 Grotten Bearbeiten Eine Besonderheit war die ausserst filigrane Ausfuhrung der beiden Grotten an den Schmalwanden Von einem Besucher aus Holland ist folgende Beschreibung uberliefert Am oberen Ende des Saales steht Apollo mit der Harfe auf einem Sockel der zugleich als Ofen dient wahrend am untern Ende eine Nische angebracht ist deren Wande mit Korallen und Muscheln und dazwischen hervorlugenden Kopfen von Wasservogeln verziert sind Ein Mannskopf mit geoffnetem Munde uberschaut das Ganze ferner entdeckt man auch zwei Delphine und auf dem Boden einige Frosche aus Blei Wenn man nun diese wunderliche und fremdartige Nische hinreichend besehen hat verschwindet der Cicerone Fremdenfuhrer und offnet den verborgenen Hahn einer Wasserleitung dann speit alles an der Nische was nur einen Mund hat und sogar die bleiernen Frosche tun ihr Bestes und speien Wasserstrahlen In der Mitte des 19 Jahrhunderts waren sowohl die Brunnen als auch die Ofengrotte noch in ihrer ursprunglichen Rokokoarchitektur erhalten davon sind nur noch Fragmente zu sehen Adolf Ludorff hinterliess zwei 1896 gemachte Fotografien aus denen die kunstvolle Architektur im Detail zu erkennen ist Das Westfalische Amt fur Denkmalpflege in Munster liess die Grotten 1985 untersuchen und gewann wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die verwendeten Materialien Nach einer im Jahr 2000 der FH Koln vorgelegten Semesterarbeit ist eine Restaurierung der Brunnengrotte nur unter dem vollkommenen Verlust der noch vorhandenen Fragmente moglich 10 4 Heutige Nutzung BearbeitenSeit der umfassenden Renovierung die 1997 abgeschlossen wurde wird die historische Konzerthalle unter dem Namen Bagno Konzertgalerie Steinfurt wieder fur eine Fulle an Konzerten mit teilweise weltbekannten Kunstlern genutzt Ilse Brusis weihte die Konzertgalerie am 10 Oktober 1997 offiziell ein Das erste Konzert gab das Tokyo String Quartet Seitdem wird der Konzertsaal der uber einen grossen Steinway Konzertflugel verfugt umfangreich genutzt Beruhmte Musiker die hier Konzerte gaben sind u a Cellist Mstislaw Rostropowitsch die Geiger Viktoria Mullova und Daniel Hope das Tokyo String Quartet das Beaux Arts Trio mit Pianist Menahem Pressler Klarinettistin Sabine Meyer die Sangerinnen Edita Gruberova Vesselina Kasarova und Barbara Hendricks die Pianisten Homero Francesch Elisabeth Leonskaja und Gerhard Oppitz sowie der Cembalist Gustav Leonhardt Als Orchester gastierten u a Festival Strings Lucerne unter der Leitung von Rudolf Baumgartner l arte del mondo unter Werner Ehrhardt das Boston Symphony Chamber Players und das Oktett der Academy of St Martin in the Fields im Bagno Konzertsaal Veranstalter der Meisterkonzerte in der Bagno Konzertgalerie ist der Bagno Kulturkreis Steinfurt e V dessen kunstlerischer Leiter uber zwanzig Jahre hinweg Josef Schwermann war Seit 2015 ist Matthias Schroder kunstlerischer Leiter des Bagno Siehe auch BearbeitenFurst zu Bentheimsche Musikaliensammlung BurgsteinfurtLiteratur BearbeitenKarl Georg Dohmann Das Bagno Geschichte des Furstlich Bentheimschen Parks Bagno bei Burgsteinfurt 2 Teile Burgsteinfurt 1907 1909 Dirk Strohmann Die Konzertgalerie im Burgsteinfurter Bagno kunsthistorische Erkenntnisse bei der Vorbereitung der Wiederherstellung des Bauwerks In Westfalen Hefte fur Geschichte Kunst und Volkskunde 67 Band 1989 Aschendorfer Verlagsbuchhandlung Munster Westfalen ISSN 0043 4337 Karlheinz Hauke Impulse Westfalen im Umbruch Englische Einflusse auf die westfalische Baukunst des 19 Jhd s In Westfalische Forschungen Band 44 1994 Dirk Strothmann Die Konzertgalerie im Steinfurter Bagno In Westfalische Kunststatten Heft 82 Munster 1997 ISSN 0930 3952 Ernst Werner Wortmann 27 Jahre Hauptverwaltungsbeamter der Kreisstadt Burgsteinfurt bzw Steinfurt Erinnerungen an meine Dienstzeit In Steinfurter Schriften Nr 26 Steinfurt 1999 ISBN 3 930779 25 0 Hans Hoffmeister Die Feuerstatte in der Konzertgalerie des Steinfurter Bagnos Metelen 2002 Georg Dehio unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen II Westfalen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 03114 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konzerthalle im Steinfurter Bagno Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bagno Konzertgalerie kurzer Abriss zur Geschichte und aussagefahiges Foto des Innenraumes Memento vom 27 Januar 2010 im Internet Archive Foto des Innenraumes Zustand von 1980 auf den Seiten des LWL virtuelle Tour um und in die Konzertgalerie Website der Stadt SteinfurtEinzelnachweise Bearbeiten a b c Bagno Konzertgalerie Wechselvolle Geschichte eines Bauwerks auf stenvorde de Memento vom 7 Marz 2012 im Internet Archive a b bagno konzertgalerie de Der Holywell Music Room im englischen Oxford wurde 1748 errichtet und ist damit alter a b c d e f g h Die Konzertgalerie im Steinfurter Bagno konzertgalerie de a b c weitere Infos zur Baugeschichte Memento vom 21 Mai 2011 im Internet Archive auf steinfurt touristik de Ubergang auf den Grosserherzog von Berg Memento vom 9 April 2008 im Internet Archive Unterstutzung durch den Ministerprasidenten Johannes Rau Historische Gebaude in Steinfurt Burgsteinfurt Der Konzertsaal Memento vom 7 Marz 2012 im Internet Archive auf stenvorde de Restaurierung der Stuckdekorationen Memento vom 27 Januar 2010 im Internet Archive Forderverein Bagno Konzertgalerie Steinfurt e V konzertgalerie de Dirk Strohmann Die Konzertgalerie im Burgsteinfurter Bagno kunsthistorische Erkenntnisse bei der Vorbereitung der Wiederherstellung des Bauwerks in Westfalen Hefte fur Geschichte Kunst und Volkskunde 67 Band 1989 Aschendorfer Verlagsbuchhandlung Munster Westfalen ISSN 0043 4337 Seite 79 52 139504 7 358248 Koordinaten 52 8 22 2 N 7 21 29 7 O Normdaten Geografikum GND 4518550 5 lobid OGND AKS VIAF 246953401 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konzerthalle im Steinfurter Bagno amp oldid 234989491