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Das Konzentrationslager Haengyŏng auch Haengyong war ein Sammellager fur politische Gefangene in Nordkorea das in den 1960er Jahren entstand und Mitte 2012 geschlossen wurde 1 Die Haftlinge mussten lebenslange Zwangsarbeit verrichten Koreanische SchreibweiseKoreanisches Alphabet 행영 제22호 관리소Hanja 行營 第二十二號 管理所Revidierte Romanisierung Haengyeong Je22ho GwallisoMcCune Reischauer Haengyŏng Che22ho KwallisoKoreanische SchreibweiseKoreanisches Alphabet 회령 제22호 관리소Hanja 會寧 第二十二號 管理所Revidierte Romanisierung Hoeryeong Je22ho GwallisoMcCune Reischauer Hoeryŏng Che22ho Kwalliso Inhaltsverzeichnis 1 Zum Begriff 2 Lage 3 Beschreibung 4 Funktion 5 Menschenrechtsverletzungen 5 1 Korperliche und seelische Misshandlung 5 2 Sippenhaft 5 3 Menschenversuche 6 Augenzeugen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseZum Begriff BearbeitenDie nordkoreanische Diktatur gab dem Lager die offizielle Bezeichnung Kwan li so Strafarbeitslager Nr 22 wobei Kwan li so ubersetzt in etwa Internierungslager zur lebenslangen Unterbringung politischer Gegner bedeutet Die meisten demokratischen Staaten haben allerdings eine andere Auffassung des Begriffs Internierungslager Das Lager wurde in den Medien haufig als Konzentrationslager bezeichnet auch als Gulag als Strafkolonie oder Zwangsarbeitslager Die Lager in Nordkorea weisen Ahnlichkeiten zu den Konzentrationslagern der nationalsozialistischen Diktatur im Dritten Reich auf Neben Haengyŏng und Haengyong existieren auch die Schreibweisen Hoeryŏng Hoeryong oder Hoiryong Lage BearbeitenDas Lager gehorte zum Kreis Hoeryŏng Provinz Hamgyŏng pukto in Nordkorea Es begann etwa 10 Kilometer nordostlich der Stadt Hoeryŏng und erstreckte sich in einem weiten von kleineren Bergen umgebenen Gebiet nach Suden hin begrenzt durch den Berg Tŭrŭlbong 680 m Die westliche Grenze verlief in etwa 12 km Abstand parallel zum Fluss Tumen der hier die Landesgrenze zu China bildet Beschreibung BearbeitenDas Lager Haengyŏng war als Strafkolonie angelegt aus der es lebenslang keine Entlassung gab Als politisch unzuverlassig eingestufte Menschen wurden ohne Gerichtsverhandlung hierher gebracht haufig mit ihren Familienangehorigen aller Altersstufen Das Lager umfasste die Strafkolonien Haengyŏng ni Naksaeng ni Saul ri auch Saŭl li Jungbong ni auch Chungbong ni Kulsan ni auch Kulsal li und Namsok ni In Haengyŏng ni befanden sich ausser den Baracken fur die Gefangenen und ihre Familien auch die Verwaltung des Lagers Wohnbereiche fur die Wachen ein Folterzentrum und landwirtschaftliche Anlagen Treibhauser und Schweinehaltung 2 Die anderen Strafkolonien bestanden hauptsachlich aus Gefangenenbaracken Das Lager war von einem hohen Elektrozaun umgeben mit Wachturmen in regelmassigen Abstanden Es wurde von Soldaten geschatzt 1000 Personen mit automatischen Waffen und Hunden bewacht 3 Das Eingangstor an der Strasse von Hoeryong und die Umzaunung mit einigen Wachturmen sind auf Satellitenbildern gut zu erkennen 4 Das Lager war etwa 225 km gross 5 Insgesamt lebten im Lager Haengyŏng etwa 50 000 Gefangene 6 Im Jahr 1989 wurde das Lager Nr 12 in Onsŏng geschlossen nach einem Aufstand mit ca 5000 erschossenen Gefangenen 7 und im Jahr 1990 das Lager Nr 13 in Jongsong Viele der dortigen Gefangenen wurden dabei ins Lager Haengyŏng verlegt Funktion BearbeitenDas Lager diente dem Regime dazu als politisch unzuverlassig eingestufte Personen lebenslang wegzusperren und durch harte korperliche Arbeit auszubeuten Diese Arbeit musste in Haengyŏng in der Landwirtschaft und im Kohlebergwerk Jungbong auch Chungbong geleistet werden Es gab Mindestquoten fur Erzeugnisse wie Kartoffeln Bohnen Peperoni und Getreide die unbedingt eingehalten werden mussten 6 Menschenrechtsverletzungen BearbeitenKorperliche und seelische Misshandlung Bearbeiten Nach Berichten von Augenzeugen mussten die Gefangenen von morgens bis abends harte Sklavenarbeit leisten und sich danach noch demutigenden Ritualen von Kritik und Selbstkritik oder ideologischer Umerziehung unterziehen 8 und Reden von Kim Il sung und Kim Jong il auswendig lernen Wenn sie die verlangte Arbeit nicht komplett erledigten wurden sie geschlagen Bei anderen Regelverstossen wurden sie gefoltert Die Gefangenen bekamen nur etwa 300 Gramm Getreide taglich 3 Die Gefangenen waren bis auf die Knochen abgemagert und fast jeder dritte Gefangene war verkruppelt Der Wachsoldat Ahn Myong chol sah nach Folterungen und Hinrichtungen regelmassig grausam entstellte Leichen 9 Schatzungsweise 1500 bis 2000 Menschen starben jedes Jahr an Unterernahrung vor allem Kinder 6 Haufig wurden Hinrichtungen vollzogen z B nach Fluchtversuchen oder Lebensmitteldiebstahlen der hungernden Gefangenen 10 Andere Gefangene starben an den Folgen der Folter oder bei Unfallen im Bergwerk Manche wurden von ihren Bewachern willkurlich getotet zum Beispiel wurden zwei kleine Madchen mutwillig ertrankt oder Wachleute erschossen Gefangene als angeblich Fluchtende um eine Belohnung zu bekommen 11 Sippenhaft Bearbeiten Die Gefangenen wurden haufig zusammen mit ihren Eltern und Kindern eingesperrt Laut einem Bericht aus dem Jahr 2012 sind Angehorige von politisch verfolgten Menschen in Nordkorea bis in die dritte Generation von Sippenhaft bedroht 12 Sudkoreanische Aktivisten berichteten im Jahr 2009 dass eine 33 Jahre alte Frau in Ryongchŏn offentlich hingerichtet worden sei nachdem sie Bibeln verteilt hatte Ihre Eltern ihr Ehemann und ihre drei Kinder seien danach in das Lager Haengyŏng gebracht worden 13 Menschenversuche Bearbeiten Laut der Aussage des vormaligen Lagerkommandanten Kwon Hyuk existierten im Lager Gaskammern in denen Gefangene zu Anschauungszwecken vergast wurden 14 Kwon berichtete uber die Vergasung einer Familie 15 Der ehemalige Wachter Ahn Myong chol berichtete dass Arzte aus dem Chungbong ri Krankenhaus ihre Operationstechniken an Gefangenen erprobten Ahn erlangte Kenntnis uber zahlreiche unnotige Operationen und medizinische Fehler durch die Gefangene getotet oder invalide wurden 16 Die Praxis der Menschenversuche ist auch durch ausser Landes geschmuggelte Dokumente belegt Zum Beispiel geht aus einem als streng geheim gekennzeichneten Schreiben vom Februar 2002 hervor dass damals ein 39 Jahre alter Mann namens Lin Hun hwa zum Zweck von Experimenten mit chemischen Kampfstoffen in das Lager verbracht wurde 15 Augenzeugen BearbeitenAhn Myong chol 1987 1994 in Haengyong arbeitete als Wache im Lager 11 Kwon Hyok 1987 1990 in Camp 22 war ein Sicherheitsoffizier im Lager Er setzte sich als nordkoreanischer Militarattache in Peking ab 17 Siehe auch BearbeitenMenschenrechtssituation in NordkoreaLiteratur BearbeitenDatabase Center for North Korean Human Rights Hg Political Prison Camps in North Korea Today 2011 ISBN 978 8 993 73916 9 539 Seiten PDF 3 6 MB 18 David Hawk The Hidden Gulag Second Edition The Lives and Voices of Those Who are Sent to the Mountains Hrsg vom Committee for Human Rights in North Korea 2012 ISBN 0 615 62367 0 243 Seiten PDF 5 2 MB Darstellung der nordkoreanischen Internierungslager mit Satellitenbildern 19 United Nations Human Rights Council Report of the Commission of Inquiry on Human Rights in the Democratic People s Republic of Korea 7 Februar 2014 372 Seiten PDF 4 0 MB 20 Weblinks BearbeitenAmnesty International North Korea Political Prison Camps 3 Mai 2011 PDF 197 kB Pressebriefing zu nordkoreanischen Lagern zum Lager Nr 22 siehe S 8 f Einzelnachweise Bearbeiten United Nations Human Rights Council Report of the Commission of Inquiry on Human Rights in the Democratic People s Republic of Korea 7 Februar 2014 PDF 4 0 MB S 224 David Hawk The Hidden Gulag Second Edition 2012 PDF 5 2 MB S 222 Satellitenfoto mit Erlauterung a b Hoeryong Concentration Camp Holds 50000 Inmates chosun com 5 Dezember 2002 Hamgyŏng pukto Nordkorea bei Google Maps Eingangstor mit Umzaunung und Wachturmen Blaine Harden Outside World Turns Blind Eye to N Korea s Hard Labor Camps In Washington Post 20 Juli 2009 S 2 abgerufen am 19 September 2021 englisch mit interaktiver Karte a b c David Hawk The Hidden Gulag Second Edition 2012 PDF 5 2 MB S 77 f Kang Chol hwan 5000 Prisoners Massacred at Onsong Concentration Camp in 1987 chosun com 11 Dezember 2002 Database Center for North Korean Human Rights Hg Political Prison Camps in North Korea Today 2011 PDF 3 6 MB S 239 Nordkorea Verbannt in die Holle In Der Spiegel Nr 25 1995 online Pierre Rigoulot Verbrechen und Terror in Nordkorea igfm de 1998 a b Former guard Ahn Myong Chol North Korean prison guard remembers atrocities NBC News 15 Januar 2003 Wolfgang Sofsky Nordkoreas Gulag In der Holle geboren aus der Holle geflohen welt de 19 September 2012 Report North Korea Publicly Executes Christian Woman for Distributing Bible foxnews com 24 Juli 2009 Database Center for North Korean Human Rights Hg Political Prison Camps in North Korea Today 2011 PDF 3 6 MB S 507 f a b Antony Barnett Revealed the gas chamber horror of North Korea s gulag In The Guardian 1 Februar 2004 abgerufen am 19 September 2021 englisch The testimony of An Myong chol an ex guard at a political prisoners camp in North Korea In Wolgan Josun Marz 1995 Memento vom 22 Oktober 2013 im Internet Archive siehe Abschnitt Sadistic Experiments on Living Human Beings Julian Ryall Satellite images show gulags still operational in North Korea In Telegraph co uk 25 Oktober 2012 abgerufen am 19 September 2021 englisch Das Lager in Haengyong wird in diesem Buch als Camp No 22 bezeichnet Das Lager in Haengyong wird in diesem Buch als Kwan li so No 22 bezeichnet Nicht zu verwechseln mit Kyo hwa so No 22 einem Gefangnis anderen Typs in einer anderen Provinz Nordkoreas das in dem Buch ebenfalls behandelt wird Das Lager in Haengyong wird in diesem Bericht als Political Prison Camp No 22 oder Camp No 22 bezeichnet Internierungslager der Demokratischen Volksrepublik Korea Nordkorea Pukch ang Ch ŏngjin Haengyŏng Hwasŏng Kaech ŏn Yodŏk 42 537967 129 935517 Koordinaten 42 32 16 7 N 129 56 7 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konzentrationslager Haengyŏng amp oldid 232575242