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Als Kontamination lateinisch contaminatus befleckt 1 bezeichnet man im Strahlenschutz die Verunreinigung von Personen und Umwelt mit radioaktiven Stoffen Synonym wird gelegentlich physikalisch unprazise Verstrahlung benutzt 2 Verstrahlung kann aber auch Strahlenschaden unabhangig von Kontamination bedeuten Ublicherweise resultieren Strahlenschaden jedoch durch langere Exposition mit Alpha oder Betastrahlern welche aufgrund der geringen Eindringtiefe nur im oder unmittelbar auf dem Korper wirksam werden konnen Gammastrahlung welche bedeutend hohere Eindringtiefen erreicht fallt ublicherweise nur blitzartig z B bei Atombomben in Dosen an welche akute Symptome auslosen konnen Warnsymbol fur RadioaktivitatDas Entfernen von Kontaminationen wird als Dekontamination bezeichnet Es ist das erste Mittel der Wahl nicht fur die Heilung bereits eingetretener Schaden sondern fur die Vorbeugung andernfalls noch moglicher zukunftiger Schaden Die in fiktiven wie realen medialen Darstellungen oft zu sehenden Schutzanzuge dienen in allererster Linie der Vermeidung einer Kontamination nicht zum Schutz zum Beispiel vor Gammastrahlung Inhaltsverzeichnis 1 Verordnungen in Deutschland 2 Feststellung von Kontaminationen 3 Gefahren 3 1 Biologische Wirkung 4 Ursachen von Kontamination 5 Dekontamination 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseVerordnungen in Deutschland BearbeitenDie deutsche Strahlenschutzverordnung regelt den Umgang den Erwerb und die Verwahrung von radioaktiven Substanzen sowie deren Dosierung und Grenzwerte Zweck dieser Verordnung ist es zum Schutz des Menschen und der Umwelt vor der schadlichen Wirkung ionisierender Strahlung Grundsatze und Anforderungen fur Vorsorge und Schutzmassnahmen zu regeln die bei der Nutzung und Einwirkung radioaktiver Stoffe und ionisierender Strahlung zivilisatorischen und naturlichen Ursprungs Anwendung finden Strahlenschutzverordnung 1 Zweckbestimmung Kriterien in der Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten und Meldeverordnung AtSMV definieren wann ein meldepflichtiger Storfall vorliegt Meldepflichtig sind Ereignisse die die in den Anlagen 1 bis 5 aufgefuhrten Meldekriterien erfullen AtSMV 6 Meldepflicht Satz 2 Der Punkt 1 3 in den Anlagen 1 bis 5 definiert Grenzwerte fur Kontaminationen welche zur Meldung eines Storfalles verpflichten 3 Feststellung von Kontaminationen BearbeitenZur Entdeckung eventueller Kontaminationen gibt es Kontaminationsnachweisgerate Kontamination einer Stelle etwa einer Hautpartie wird beispielsweise dann angenommen 4 wenn das Gerat mehr als das Dreifache der in der Umgebung auftretenden Nullrate misst Gefahren BearbeitenZum Schutz des Menschen und der Umwelt muss Kontamination unbedingt vermieden werden Aufgrund der hohen Langlebigkeit mancher Radionuklide ihrer ionisierenden Strahlung und ggf Toxizitat konnen radioaktive Substanzen uber sehr lange Zeitraume gefahrlich sein Gefahrlichkeit von Radioaktivitat und sind deshalb sicher zu lagern Radioaktiver Abfall Biologische Wirkung Bearbeiten Siehe auch Biologische Wirkung ionisierender Strahlung Menschen konnen potenziell todlicher Strahlung ausgesetzt sein sowohl extern als auch intern Inkorporation durch Verschlucken oder Einatmen Eine umgehende Dekontamination ist notwendig Die biologische Wirkung von intern abgelagerten Radionukliden hangen stark von der Aktivitat und der Bioverteilung und Abtragsrate des Radionuklids ab welche wiederum von ihrer chemischen Form abhangt Die biologische Wirkung kann auch von der chemischen Toxizitat siehe Plutonium des zugrundeliegenden Materials abhangen unabhangig von dessen Radioaktivitat Einige Radionuklide werden in der Regel im ganzen Korper verteilt und konnen schnell abgebaut werden wie dies der Fall mit Tritium Wasser ist Einige Organe reichern jedoch bestimmte Elemente und deren Radionuklide an dies kann zu deutlich niedrigeren Abbauraten fuhren Zum Beispiel sammelt die Schilddruse abhangig von der Iodversorgung eine hohe Konzentration von Iod an Dieser Prozentsatz kann durch eine Iodblockade erheblich reduziert werden Besonders problematisch sind so genannte Bone Seeker englisch fur Knochensucher welche sich in Knochen ablagern und eine hohe biologische Halbwertszeit haben Hierzu zahlen radioaktive Isotope der Erdalkalimetalle z B Radium 5 amp 90Sr 6 aber auch etliche Actinoide 7 Das immer wieder in den Medien erwahnte 137Cs ist jedoch als Alkalimetall kaum zur Bioakkumulation in der Lage und damit deutlich weniger bedenklich als andere Radionuklide 8 Ursachen von Kontamination BearbeitenRadioaktive Kontamination ist in der Regel das Ergebnis einer Leckage oder eines Unfalls wahrend der Herstellung oder Verwendung von Radionukliden Radioisotope Eine Kontamination kann von radioaktiven Gasen Flussigkeiten oder Partikeln ausgehen Beispiele Storfalle in Kernkraftwerken Storfalle in europaischen kerntechnischen Anlagen Storfalle in deutschen kerntechnischen Anlagen Unfalle in kerntechnischen Anlagen Kontaminationen sind in der Nuklearmedizin nicht vollig auszuschliessen und sollen durch die Verwendung von Kontaminationsmonitoren moglichst fruhzeitig festgestellt werden Der kontaminierte Bereich soll abgegrenzt werden um eine Verschleppung der radioaktiven Stoffe und damit die Kontamination weiterer Personen und Gegenstande zu vermeiden Durch geeignete Massnahmen zur Dekontamination soll die Strahlenexposition fur betroffene Personen und insbesondere das Risiko einer Inkorporation der Stoffe minimiert werden Hilfspersonen und verantwortliche Personen in Deutschland der Strahlenschutzbeauftragte sollen hinzugezogen werden 9 Geeignete Massnahmen zur Vermeidung einer Kontamination sind das Verwenden von Schutzkleidung zum Beispiel Arztkittel Einmalhandschuhen und Uberschuhen Direkter Kontakt mit Ausscheidungen Blut Urin Kot Schweiss Speichel Erbrochenes von Patienten nach nuklearmedizinischer Untersuchung und insbesondere nuklearmedizinischer Therapie ist zu vermeiden 10 Nuklearer Fallout ist die Verteilung von radioaktiven Stoffen durch eine nukleare Explosion z B Atombombenabwurfe auf Hiroshima und Nagasaki Kernwaffentests Kontamination von Wasser oder Luft bei der Wiederaufbereitung von Kernbrennstoff Naturlich vorkommende Radionuklide wie Radon konnen sich unter Umstanden lokal ansammeln und dann zu einer Kontamination fuhren Grossflachige Kontaminationen konnen einen radiologischen Notfall darstellen Einige Pflanzen und Tiere reichern so sie in der Umgebung vorhanden sind naturliche Radionuklide wie Radium an Paranusse sind hierfur besonders bekannt 11 jedoch ist in den allermeisten Fallen nicht von einer Belastung auszugehen die die Werte normaler Hintergrundstrahlung deutlich ubersteigt 12 Dekontamination Bearbeiten Hauptartikel Dekontamination Je nach Form der radioaktiven Kontamination und der beteiligten Stoffe kann diese mehr oder weniger vollstandig behoben werden Ob eine Flachenkontamination eines Gebaudes oder Gerates durch fachgerechtes Abwaschen oder erst durch Abtragung und Abtransport beseitigt werden kann hangt davon ab ob sich die radioaktiven Stoffe an Oberflachen wie Wanden und Boden sammeln oder etwa ins Erdreich eindringen Gasformigen Kontaminationen etwa durch Radon kann durch Luften begegnet werden wobei sich die Frage nach der Quelle der Gase oder Aerosole stellt Eine weitere Moglichkeit ist die zeitliche Lagerung bis die Dosisleistung auf akzeptable Werte gesunken ist In jedem Fall sind die Regeln des Strahlenschutzes zu beachten Bei ausserlich kontaminierten Personen wird zuerst versucht die Kontamination durch Ablegen von Kleidungsstucken vom Korper zu trennen Nach Ingestion Verschlucken oder Inhalation Einatmen von radioaktivem Material muss der Korper dabei unterstutzt werden diese Stoffe wieder auszuscheiden Zum Beispiel wird bei Casiumvergiftungen Berliner Blau verabreicht Bei Schwermetallen konnen auch Chelatbildner verabreicht werden Siehe auch BearbeitenRadiologische Waffe Goiania UnfallEinzelnachweise Bearbeiten Der kleine Stowasser Lateinisch deutsches Schulworterbuch Munchen 1971 S 135 Stichwort Verstrahlung im Roche Lexikon Medizin 5 Auflage online AtSMV Verordnung uber den kerntechnischen Sicherheitsbeauftragten und uber die Meldung von Storfallen und sonstigen Ereignissen Abgerufen am 31 Marz 2023 Ausschuss Feuerwehrangelegenheiten Katastrophenschutz und zivile Verteidigung AFKzV Feuerwehr Dienstvorschrift 500 PDF 4 31 MB Einheiten im ABC Einsatz In hlfs hessen de Hessische Landesfeuerwehrschule Januar 2022 abgerufen am 28 Januar 2023 National Research Council US Committee on the Biological Effects of Ionizing Radiations Radium National Academies Press US 1988 nih gov abgerufen am 31 Marz 2023 Bone Seeker NRC Gaelle Creff Samir Safi Jerome Roques Herve Michel Aurelie Jeanson Pier Lorenzo Solari Christian Basset Eric Simoni Claude Vidaud Christophe Den Auwer Actinide IV Deposits on Bone Potential Role of the Osteopontin Thorium Complex In Inorganic Chemistry Band 55 Nr 1 4 Januar 2016 S 29 36 doi 10 1021 acs inorgchem 5b02349 PMID 26684435 O Nasvit M C Vaz Carreiro V Romanenko M Fomovski L Jurchuk V Belyaev O Bashkov Caesium 137 biological half life evaluation in Cyprinus carpio L of different weights from the cooling pond of the Chernobyl NPP In Studies in Environmental Science Band 68 Elsevier 1997 ISBN 978 0 444 82533 9 S 375 385 doi 10 1016 s0166 1116 09 70116 5 J Kretschko und U Wellner Dosimetrie und Strahlenschutz In U Bull et al Nuklearmedizin Georg Thieme Verlag Stuttgart und New York 2001 ISBN 3 13 128123 5 S 156 W Sonnenschein A Bockisch Strahlenschutz In T Kuwert et al Nuklearmedizin Georg Thieme Verlag Stuttgart und New York 2008 ISBN 978 3 13 118504 4 S 66 How Many Brazil Nuts Are Radiation Poisoning Chart Health Benefits Abgerufen am 31 Marz 2023 englisch OAR US EPA Natural Radioactivity in Food 27 November 2018 abgerufen am 31 Marz 2023 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kontamination Radioaktivitat amp oldid 232352279