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Dieser Artikel behandelt die deutsche Organisation Fur die gleichnamige osterreichische Partei siehe Kommunistischer Bund Osterreichs Der Kommunistische Bund KB war eine in den 1970er Jahren im Verhaltnis zu anderen im linksradikalen Spektrum organisierten Gruppen relativ starke zunachst maoistisch orientierte spater der undogmatischen Linken zugehorige politische Organisation Der Kommunistische Bund wurde zu den K Gruppen gezahlt und bestand bis 1991 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Struktur 3 Positionen 4 Spaltungs und Zerfallsprozesse 5 Auflosung 6 Auswahl ehemaliger KB Mitglieder 7 Publikationen des KB 8 Literatur uber den KB 9 Einzelnachweise 10 WeblinksEntwicklung BearbeitenDer KB ging aus dem Zusammenschluss des Hamburger Sozialistischen Arbeiter und Lehrlingszentrum SALZ mit dem Kommunistischen Arbeiterbund Hamburg sowie SALZ Bremerhaven SALZ Frankfurt der Kommunistischen Aufbaugruppe KAG Oldenburg und den KB ML s in Eutin und Flensburg hervor Das SALZ Hamburg wiederum war entsprungen aus dem DGB Jour Fixe dem Sozialistischen Lehrlingszentrum SLZ in das sich auch Teile des Harburger Lehrlingszentrums integriert hatten das u a bei der Norddeutschen Affinerie und der Phoenix AG aktiv war weiterhin das Gewerkschaftliche Komitee zur Demokratisierung der Schiffswerft und Rustungsfabrik Blohm amp Voss sowie das Bergedorfer Arbeiter und Lehrlingszentrum BALZ Eine enge Zusammenarbeit bestand mit dem KB ML in Lubeck und den SALZ in Cuxhaven und Stade die auch an der neuen gemeinsamen Zeitung Arbeiterkampf AK mitarbeiteten Der KB entsprang der Jugendbewegung der spaten sechziger Jahre wobei sich aus der illegalen KPD kommende fruhe marxistisch leninistische Krafte der kleinen Kadergruppe KAB Hamburg um Knut Mellenthin mit dem aus der Hamburger Lehrlingsbewegung hervorgegangenen SALZ verbundeten Ihnen schlossen sich die Mehrheit der Oberschuler aus dem Kommunistischen Oberschulerbund KOB Hamburg aber nur die Minderheit der an den Hochschulen tatigen bisherigen Sympathisanten des SALZ SdS an Die Mehrheit der SdS dagegen bildete die Sozialistische Studentengruppe SSG Hamburg die sich dem Kommunistischen Bund Westdeutschland KBW anschloss bzw im Verein mit der Minderheit der Schuler der Sozialistischen Schulerfront SSF Hamburg dessen Hamburger Gruppe aufbaute Die besonders intime Feindschaft des KB mit dem KBW kann aus dieser Spaltung sowie aus der Konkurrenzsituation im zunachst norddeutschen und ab ungefahr 1975 auch bundesdeutschen Raum erklart werden Struktur BearbeitenDas sogenannte Leitende Gremium LG eine Gruppe von bis zu zwolf Personen bildete die Fuhrungsgruppe des KB seine Aufgabe bestand in der praktischen und ideologischen Instruierung der Organisation Das LG agierte mehr oder weniger konspirativ die Zusammensetzung wurde nach aussen nicht bekannt gegeben und es fanden bis 1989 nie Wahlen zu diesem Gremium oder innerhalb dieses Gremiums statt Die personelle Kontinuitat war relativ hoch Insbesondere die Redaktion des Arbeiterkampf des bei weitem einflussreichsten Organs des KB war unmittelbar Sache des Leitenden Gremiums 1 Der KB grenzte sich deutlich vom Kommunistischen Bund Westdeutschlands KBW und der KPD ML ab und gab sich in der Diktion weniger dogmatisch Die Hamburger Grun Alternative Liste GAL bzw AL wurde in ihren ersten Jahren von KB Aktivisten unterstutzt Mit dem Aufstieg der GAL verlor der KB an Bedeutung Eine Abspaltung war die Gruppe Z aus der viele spatere Politiker der Grunen wie Thomas Ebermann Rainer Trampert Jurgen Reents und Jurgen Trittin hervorgingen Die KB Zeitung Arbeiterkampf kurz AK genannt erzielte ihre hochsten Auflagen in den spaten 1970er Jahren Sie erschien im zweiwochigen Rhythmus Zu dieser Zeit hatte der KB schatzungsweise 2500 Mitglieder davon etwa 1500 in Hamburg Von den Zentralorganen anderer kommunistischer Organisationen unterschied der AK sich dadurch dass in ihm nicht bloss eine Parteilinie propagiert sondern auch kontrovers diskutiert wurde So spielte AK in Hamburg die Rolle einer linken Gegenpresse Ein weiteres Aushangeschild des KB war der 1980 gegrundete Buntbuch Verlag dessen Sachbuch und Belletristik Programm die zunehmende Offnung gegenuber den Neuen Sozialen Bewegungen dokumentierte Ein Schwerpunkt des KB war die Arbeit in Betrieben und Gewerkschaften Mit seiner Politik unter Arbeitern und Angestellten war der KB zunachst erfolgreich Bei den Betriebsratswahlen 1975 wurden 100 Mitglieder und Sympathisanten des KB gewahlt 2 KB Mitglieder unterstutzten und initiierten Aktionen gegen Rationalisierungsmassnahmen Arbeitsplatzabbau und Betriebsschliessungen Man kritisierte die von Politikern und Gewerkschaftsfuhrern propagierte Ideologie der Sozialpartnerschaft als Tauschung und Irrefuhrung Voreilige Abschlusse bei Tarifrunden wurden abgelehnt Man unterstutzte gewerkschaftliche Initiativen zur Umwandlung von Rustungsbetrieben in zivile Produktionsstatten Auf dem Gebiet der Rechtshilfe arbeitete der KB nur kurz innerhalb der Roten Hilfe Hamburg grenzte sich dann unter dem Eindruck der eskalierenden Gewalt scharf von der Rote Armee Fraktion RAF ab und bildete bald sein eigenes Initiativkomitee Arbeiterhilfe Hamburg IKAH 1976 wurde aus dem KB heraus das Kinderhaus Heinrichstrasse mitgegrundet Dafur wurde im KB eine Kinderkommission geschaffen 3 Positionen BearbeitenDas theoretische Herzstuck der KB Positionen das zugleich den Kern der Differenzen zu den konkurrierenden K Gruppen markierte war die These einer fortschreitenden Faschisierung von Staat und Gesellschaft in der BRD Wahrend andere marxistisch leninistisch inspirierte Gruppen annahmen die fortschreitende okonomische Krise des Kapitalismus werde zu einer allgemeinen linken Politisierung und einer revolutionaren Massenbewegung fuhren vertrat der KB die oft als pessimistisch und defatistisch gescholtene Auffassung aufgrund der historischen Besonderheiten Deutschlands werde die Krise eher zu einer Entwicklung nach rechts und zu einem neuen Faschismus fuhren Eine weitere Differenz zu anderen maoistischen Organisationen bestand darin dass der KB der Sowjetunion und ihren Verbundeten trotz aller Kritik an deren innenpolitischen Zustanden eine weltpolitisch eher fortschrittliche Rolle zubilligte und die chinesische Theorie vom sowjetischen Sozialimperialismus ablehnte So verteidigte der KB die Existenz der DDR wahrend viele andere Maoisten die deutsche Einheit forderten und wies die von Konkurrenzorganisationen vertretene Linie der Vaterlandsverteidigung gegen den Sozialimperialismus scharf zuruck Im Gegenteil warf der KB der BRD bereits 1972 vor unter dem Deckmantel der europaischen Integration die Herrschaft uber die europaischen Nachbarn anzustreben Zielsetzung der westdeutsch beherrschten EWG sei die Gegnerschaft gegen die Lander Osteuropas des Trikonts und die Konkurrenz mit den USA Die historisch begrundete besondere Aggressivitat des bundesdeutschen Imperialismus ging als wesentliche Determinante in die Faschisierungsthese des KB ein 4 Am Ende einer intensiven Auseinandersetzung mit der Aussenpolitik der Volksrepublik China distanzierte sich der KB 1976 von seinem vormaligen ideologischen Bezugsmodell Auch die innenpolitische Entwicklung in China nach dem Tode Maos wurde kritisiert und als Rechtsputsch bewertet 4 Spaltungs und Zerfallsprozesse BearbeitenIm Laufe der 1980er Jahre traten innerhalb der schrumpfenden Gruppierung Differenzen zutage die sich zunachst auf den Nahostkonflikt bezogen Insbesondere auf Initiative judischer KB Mitglieder wurde der in der Linken damals gangige und auch von Teilen des KB vertretene Antizionismus und der Vergleich der Politik Israels mit derjenigen der Nazis AK Schlagzeile Endlosung der Palastinenserfrage scharf zuruckgewiesen Diese Position wurde besonders energisch von der Frankfurter KB Gruppe vertreten die auf die Existenz eines unterschwelligen Antisemitismus in Teilen der Linken aufmerksam machte Als mit dem Zusammenbruch der DDR das Thema der Wiedervereinigung Deutschlands auf die Tagesordnung gelangte erwiesen sich die Differenzen im KB als unuberbruckbar Die KB Mehrheit zog aus der Unaufhaltsamkeit der Tendenz zur deutschen Einheit die Schlussfolgerung nunmehr musse die soziale Frage im Zusammenhang mit der Restauration des Kapitalismus in der vormaligen DDR im Mittelpunkt stehen und strebte eine Zusammenarbeit mit der PDS an Die Minderheit dagegen setzte auf Fundamentalopposition gegen die Wiederherstellung des deutschen Nationalstaats wirkte an dem Bundnis Radikale Linke mit und unterstutzte die Demonstration Nie wieder Deutschland in Frankfurt am Main Mai 1990 Aus der Minderheit bildete sich die Gruppe K welche die antideutsche Zeitschrift Bahamas herausgab Auflosung BearbeitenDer KB loste sich im April 1991 auf Die Monatszeitung AK erschien bis Mitte 1992 noch als Dachorgan beider KB Stromungen weiter und wurde dann in ak analyse kritik umbenannt von der ehemaligen Mehrheitsfraktion allein mit zunachst PDS freundlicher Linie weitergefuhrt Der Politologe Georg Fulberth nannte den KB das Truffelschwein der deutschen Linken da der KB fruhzeitig neue Themen der radikalen Linken abseits des Arbeiterbewegungs Traditionalismus aufspurte Von konkurrierenden Organisationen innerhalb der Linken wurde der KB wegen seines geographischen Schwerpunktes und seiner Schwache im Suden und Westen der BRD auch als KB Nord bezeichnet Auswahl ehemaliger KB Mitglieder BearbeitenAngelika Beer 2002 2004 Bundesvorsitzende von Bundnis 90 Die Grunen seit November 2009 Mitglied der Piratenpartei Deutschland Thomas Ebermann in den 1980er Jahren fuhrender Vertreter des okosozialistischen Flugels der Grunen Publizist und Kabarettist Kai Ehlers Journalist Russland Experte Transformations Forscher Jurgen Elsasser Journalist Querfront Aktivist 5 6 7 Jan Feddersen Journalist taz Schwulenaktivist und Eurovision Song Contest bzw Schlager Experte Claudia Gohde 1991 1997 im PDS Bundesvorstand aktuell Leiterin der Bundesgeschaftsstelle der Linken Andrea Gysi geb Lederer Rechtsanwaltin und 1990 1998 Bundestagsabgeordnete der PDS 1996 bis 2013 mit Gregor Gysi verheiratet Bettina Hoeltje 1980 1981 im Bundesvorstand der Grunen 1982 und 1985 1986 Hamburger Burgerschaftsabgeordnete der GAL feministische Psychologin und Autorin Ulla Jelpke 1990 2002 und 2005 2021 Bundestagsabgeordnete fur die PDS bzw Die Linke Innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Ex Redakteurin der Tageszeitung junge Welt fur die sie weiterhin als Autorin tatig ist Matthias Kuntzel Publizist Knut Mellenthin Journalist Jurgen Reents Politiker und Journalist von 1999 bis 2012 Chefredakteur der Tageszeitung Neues Deutschland Bernard Schmid Journalist Buchautor Jurist bei einer franzosischen NGO zur Rassismusbekampfung Micha Stein Musiker Kabarettist und Autor Hans Georg Stumke Schriftsteller Lehrer Historiker und Publizist Rainer Trampert 1982 1987 Bundesvorstandssprecher der Grunen bis zu seinem Austritt 1990 fuhrender Vertreter des okosozialistischen Flugels der Grunen Publizist und Kabarettist Jurgen Trittin 1994 1998 Bundessprecher von Bundnis 90 Die Grunen 1998 2005 Bundesminister fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit 2009 2013 Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bundnis 90 Die Grunen Justus Wertmuller Autor Vordenker der Bahamas Zeitschrift Publikationen des KB BearbeitenKommunistischer Bund Hrsg Wer mit wem Braunzonen zwischen CDU CSU und Neonazis Ein Nachschlagewerk fur Antifaschisten Buntbuch Hamburg 1981 ISBN 3 88653 002 7 Literatur uber den KB BearbeitenMichael Steffen Geschichten vom Truffelschwein Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991 Assoziation A Berlin 2002 ISBN 3 935936 07 9 Dissertation an der Universitat Marburg Download PDF 20 5 MB Till Kossler Rezension In sehepunkte 7 2007 Nr 11 15 November 2007 Christof Meueler Eins teilt sich in zwei Zur deutsch deutschen Vereinigung spaltete sich der Kommunistische Bund In Neues Deutschland nd Die Woche 3 Oktober 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Steffen Geschichten vom Truffelschwein Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991 Berlin 2002 S 76 78 Michael Steffen Geschichten vom Truffelschwein Assoziation A Berlin 2002 ISBN 3 935936 07 9 S 141 Michael Steffen Geschichten vom Truffelschwein Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991 Assoziation A Berlin 2002 S 203 205 a b Michael Steffen Geschichten vom Truffelschwein Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991 Berlin 2002 S 98 101 Archivierte Kopie Memento vom 19 Januar 2013 im Internet Archive http www hagalil com archiv 2011 01 19 elsaesser 2 http blog zeit de stoerungsmelder 2012 11 23 weltpremiere oder weltverschworung die compact konferenz in berlin 10627Weblinks BearbeitenDatenbank Projekt Materialien zur Analyse von Opposition MAO Linkliste zum Kommunistischen BundNormdaten Korperschaft GND 4717501 1 lobid OGND AKS LCCN n80034946 VIAF 237049263 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommunistischer Bund amp oldid 236673840