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Soghomon Gevorki Soghomonian armenisch Սողոմոն Գևորքի Սողոմոնեան bzw Komitas Vardapet Կոմիտաս Վարդապետ in der west armenischen Transliteration auch Gomidas Vartabed genannt 26 jul 8 Oktober 1869greg in Kutahya Osmanisches Reich heute Turkei 22 Oktober 1935 in Paris Frankreich war ein armenischer Priester Komponist Sanger Chormusiker Musikpadagoge Musikethnologe und Musikwissenschaftler Er gilt heute allgemein als Begrunder der modernen klassischen armenischen Musik Der armenische Dichter Paroujr Sewak nannte ihn den Mesrop Maschtoz unseres Gesanges Komitas im Jahr 1901 02Sowjetische Briefmarke von 1969 zum 100 Geburtstag engl Komitas and Rural Scene dt Komitas und landliche SzeneKomitas Grab in Jerewan Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Ehrungen 4 Rezeption 4 1 Musiktheater 4 2 Film 4 3 Horfunk 5 Literatur 6 Diskographie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSoghomon G Soghomonian kam in einer musikalischen Familie zur Welt Als er sechs Monate alt war starb seine Mutter als er elf Jahre alt war starb auch sein Vater Von da an kummerte sich seine Grossmutter um die Waise bis ein Pralat der lokalen armenischen Diozese auf dem Weg nach Etschmiadsin dem Sitz des Oberhaupts der Armenisch Apostolischen Kirche um zum Bischof ordiniert zu werden ihn dorthin mitnahm damit er dort eine Weiterbildung geniessen konnte Der Katholikos Gevork IV ordnete spater an dass eines der Waisenkinder am kirchlichen Seminar teilnehmen und am Ort studieren solle Unter den 20 Kandidaten wurde Soghomon aufgrund seiner Intelligenz ausgewahlt Dort uberzeugte er seine Vorgesetzten mit seiner musikalischen Begabung und seiner wohlklingenden Stimme Schliesslich absolvierte er 1893 sein Studium als Monch Somit galt er nach der kirchlichen Tradition als neugeboren und wurde auf den Namen Komitas neu getauft Der Name Komitas bezieht sich auf einen beruhmten gleichnamigen Katholikos des 7 Jahrhunderts der Hymnendichter und Musiker war Zwei Jahre spater wurde er Priester und erhielt den Titel Vardapet oder Vartabet was im Armenischen eigentlich Doktor oder Gelehrter bedeutet aber seit vielen Jahrhunderten der Priesterschaft vorbehalten ist Inzwischen war Mkrtitsch Chrimjan auch bekannt unter dem Namen Hairik Vaterchen Katholikos geworden Er forderte Komitas und vermittelte ihm Stipendien fur Studien in Tiflis bei Makar Jekmaljan und Berlin wo er sich am privaten Konservatorium von Richard Schmidt einschrieb und zugleich an der Friedrich Wilhelms Universitat Asthetik und Musiktheorie studierte 1899 erwarb er den Doktortitel der Musikwissenschaft und kehrte nach Etschmiadsin zuruck Am Roten Sonntag den 24 April 1915 dem eigentlichen Beginn des staatlich organisierten Volkermordes an den Armeniern im Osmanischen Reich wurde er in Konstantinopel mit einigen Hundert weiterer armenischer Intellektueller verhaftet und nach Cankiri ostlich von Ankara deportiert Wahrend fast alle anderen Deportierten dort ermordet wurden ordnete Innenminister Talaat Pascha die Ruckkehr von acht Haftlingen darunter Komitas an 1 Vermutlich hatten der US amerikanische Botschafter Henry Morgenthau und der Dichter Mehmet Emin Yurdakul fur Komitas interveniert Doch bei seiner Ruckkehr fand er seine personlichen Arbeitsunterlagen darunter ein Teil seiner wertvollen Sammlung von Liedern verwustet vor Was erhalten blieb befand sich in chaotischem Zustand Komitas Vardapet konnte sich von den Geschehnissen die er miterleben musste nicht mehr ganzlich erholen Freunde lieferten ihn im Jahr darauf wegen seines sich zunehmend verschlechternden psychischen Zustandes in ein turkisches Militarhospital ein Von dort wurde er 1919 nach Paris gebracht wo er zunachst in eine Privatklinik in Ville Evrard eingewiesen wurde Ab 1922 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 lebte er vollig in sich zuruckgezogen in der psychiatrischen Klinik von Villejuif Ein Jahr spater wurden seine sterblichen Uberreste nach Jerewan gebracht und dort in dem nach ihm benannten Komitas Pantheon bestattet Werke Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Am Kupfergraben 5 in Berlin Mitte Studium source source Komitas singt die Mokats Mirza Nach seiner Ruckkehr aus Berlin ubernahm Komitas 1899 in Etschmiadsin die Leitung eines Mannerchors und nahm seine Lehrtatigkeit am Seminar auf Parallel dazu reiste er quer durch das Land und sammelte eine Vielzahl von armenischen Volksliedern und tanzen wie sie in den Dorfern aufgefuhrt wurden Er erfand ein eigenes Notationssystem mit dem er diese dorflichen Weisen die z T uber Jahrhunderte mundlich tradiert worden waren prazise festhielt Komitas hat ungefahr 3000 dorfliche Gesange Arbeits Hochzeits Liebeslieder und Tanze aber auch Lieder uber die leidvolle Erfahrung der Vertreibung die sein Volk immer wieder getroffen hat gesammelt 2 Nur einen kleinen Teil davon hat er zumeist als Kunstlied fur Klavierbegleitung gesetzt veroffentlicht Der uberwiegende Teil der Lieder ist fur mehrstimmigen Chorgesang bearbeitet Vielleicht am bekanntesten sind die Lieder Krunk Der Kranich Tsirani Tsar Der Aprikosenbaum Antuni Ohne Obdach Kele kele Schreite auf und ab Schogher Dschan und Kakavi Jerg Lied vom Rebhuhn Auch eine Hymne uber Armenien Hajastan hat Komitas geschrieben Neben den Werken der Profanmusik ist das zentrale Werk des Komponisten die Liturgie Պատարագ Badarak oder im Ostarmenischen Patarak heute immer noch Teil der gebrauchlichen Kirchenmusik Er begann sich schon 1892 damit zu beschaftigen mehrere Fassungen sind uberliefert Wegen des Ersten Weltkriegs seiner Deportation und der Folgen konnte er die Messe nicht vollenden Die armenische Liturgie ist nicht streng kanonisiert die im Mittelalter entstandenen Formen wurden in einer besonderen Notenschrift festgehalten deren Bedeutung spater verloren ging Bis heute ist diese Notation nicht endgultig entziffert Komitas stutzte sich also auf die Art und Weise wie die Messe von den altesten Priestern gesungen wurde Ausgehend von dieser Basis entfernte er fremde wie arabische und turkische Einflusse und bereicherte die musikalische Form mit den fur die armenische Musik typischen Elementen und Materialien aus der Volksmusik die er wahrend seiner Reisen gesammelt hatte Heute ist die von ihm favorisierte Version fur dreistimmigen Mannerchor die bekannteste Fassung des Badarak Durch seine Auftritte ausserhalb der Kirche und sein Interesse fur die Volksmusik geriet Komitas allerdings sein Leben lang immer wieder mit den kirchlichen Autoritaten in Konflikt Deshalb verliess er 1910 endgultig die Kongregation von Etschmiadzin und ging nach Konstantinopel Dort grundete Komitas den 300 Mitglieder zahlenden Gusan Chor mit dem er grosse Bekanntheit erreichte und vielen Armeniern ihre Musik erstmals nahebrachte Komitas war der erste Musikwissenschaftler aussereuropaischer Herkunft der zu der Internationalen Musikgesellschaft zugelassen wurde zu deren Grundungsmitgliedern er zahlt Komitas unternahm haufig Reisen durch ganz Europa vor allem Berlin und Paris besuchte er mehrfach und das Osmanische Reich das damals neben der heutigen Turkei auch grosse Teile des Nahen Ostens umfasste Er erteilte Unterricht hielt Vorlesungen und veranstaltete viel beachtete Konzerte mit der bis dahin weitgehend unbekannten Armenischen Musik Von Seiten der kirchlichen Autoritaten wurde er dabei oftmals wegen der Profanierung oder Kommerzialisierung der armenischen Musik angegriffen Die offentliche Meinung unter den Armeniern aber war auf seiner Seite Heute gilt er als Retter der armenischen Musik in letzter Stunde ohne sein Werk ware das kulturelle Erbe Westarmeniens dem Genozid zum Opfer gefallen In den 1950er Jahren wurden auch seine Manuskripte von Paris nach Jerewan transferiert Die erste Auflage des Badarak wurde 1933 in Paris veroffentlicht die erste Audioaufnahme auf einem digitalen Medium erschien 1988 in Jerewan Inzwischen gibt es eine siebenbandige Werkausgabe erschienen in Jerewan und betreut von Robert Atajan Im Juli 2005 wurden in Jerewan durch die Sopranistin Hasmik Papian auch neun Lieder auf Texte deutscher Dichter uraufgefuhrt die Komitas wahrend seines Studienaufenthaltes in Berlin komponiert hatte Ehrungen BearbeitenHeute sind die Staatliche Musikhochschule in Jerewan sowie ein beruhmtes Streichquartett aus Armenien nach ihm benannt Rezeption BearbeitenMusiktheater Bearbeiten 2015 Komitas von Marc Sinan Libretto von Holger Kuhla 3 Film Bearbeiten 1988 Komitas Regie Don Askarian Darsteller Samvel Ovasapian 4 5 6 Horfunk Bearbeiten Deutschlandfunk Das Feature 3 April 2015 Daniel Guthmann Der Komponist und der Volkermord 7 Literatur BearbeitenMesrob Krikorian Franz Werfel und Komitas An den Wassern zu Babel sassen wir und weineten Lang Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 631 34996 3 Rita Soulahian Kuyumjian Archeology of Madness Komitas Portrait of an Armenian Icon Gomidas Institute Princeton NJ 2001 ISBN 0 9535191 7 1 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Diskographie BearbeitenThe Voice of Komitas Vardapet Aufnahmen aus dem Jahre 1912 Label Traditional Crossroads UPC 780702427526 Armand Arapian Bariton Vincent Leterme Klavier Komitas Armenian Songs And Dances Label Dinemec Classics Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Komitas Vardapet Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Noten und Audiodateien von Komitas Vardapet im International Music Score Library Project virtuelles Komitas Vardapet Museum Komitas Biographie selbstvertonte Gedichte von Komitas auf lyrikline orgEinzelnachweise Bearbeiten Marc Nichanian The national revolution Writers of disaster Armenian literature in the twentieth century Bd 1 Gomidas Institute Princeton 2002 ISBN 1 903656 09 5 S 40 41 Kapitel Komitas The Emblem and the Man Harold Hagopian Armenia the sorrowful sound In Simon Broughton Mark Ellingham Richard Trillo Hg World music Bd 1 Africa Europe and the Middle East Rough Guides London 1999 ISBN 1 85828 635 2 S 332 337 hier S 333 Helmut Mauro Wie man einen Volkermord uberlebt Globale Traumatherapie Marc Sinans dokufiktionales Musiktheater Komitas spurt dem Leiden des gleichnamigen armenischen Priesters und Musikers nach und verwandelt Erinnerungskultur in Erinnerungskunst In Suddeutsche Zeitung vom 15 April 2015 S 13 don askarian com Films by Don Askarian Memento des Originals vom 11 Februar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www don askarian com Harvard Film Archive hcl harvard edu Hieroglyphs of Armenia Films by Don Askarian Memento des Originals vom 7 Marz 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hcl harvard edu 007 berlin de deutschlandfunk de Manuskript deutschlandfunk deNormdaten Person GND 118937650 lobid OGND AKS LCCN n80028497 VIAF 7574386 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Komitas VardapetALTERNATIVNAMEN Վարդապետ Կոմիտաս armenisch Soghomon Gevorki Soghomonian Սողոմոնյան Սողոմոն Գևորքի armenisch Vartabed Gomidas westarmenisch KURZBESCHREIBUNG armenischer Priester Komponist Chormusiker und MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 26 September 1869 oder 8 Oktober 1869GEBURTSORT Kutahya Osmanisches ReichSTERBEDATUM 22 Oktober 1935STERBEORT Paris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komitas Vardapet amp oldid 236581688