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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Siehe auch Fliegerwettbewerb Kleine Entente Als Kleine Entente wird das nach dem Ersten Weltkrieg entstandene politische und militarische Bundnissystem zwischen der Tschechoslowakei Jugoslawien und Rumanien bezeichnet das von 1920 bis 1938 bestand Es umfasste eine Reihe von bilateralen Defensivbundnissen zwischen der Tschechoslowakei Rumanien und Jugoslawien in der Zwischenkriegszeit Ziel der Bundnisse war die ungarischen aber auch die bulgarischen und italienischen Revisionsforderungen abzuwehren Karte der Kleinen EntenteKonferenz der Kleinen Entente in Belgrad Von links nach rechts Edvard Benes cs Nicolae Titulescu ro und Bogoljub Jevtic yu Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Wirken 2 Krise 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Wirken BearbeitenDas Bundnissystem richtete sich vor allem gegen Ungarn das im Friedensvertrag von Trianon 1920 grosse Gebiete an die Tschechoslowakei Rumanien und Jugoslawien abtreten musste und zwar die Slowakei vgl Oberungarn an die Tschechoslowakei Siebenburgen an Rumanien sowie Kroatien und die Vojvodina an Jugoslawien Ungarn verlor dadurch 59 seines Territoriums und 68 seiner Bevolkerung Damit gerieten auch etwa drei Millionen Ungarn die in den abgetretenen Gebieten lebten unter fremde Herrschaft Regierung und Bevolkerung Ungarns hielten trotz der Regelungen des Vertrages von Trianon an der Identitat ihres verkleinerten Staates mit dem Konigreich Ungarn fest Anfangs wurde noch die Wiederherstellung der territorialen Integritat Alt Ungarns gefordert Nach 1930 anderte Ungarn seine Revisionspolitik und forderte eine Grenzkorrektur im Rahmen des Selbstbestimmungsrechts der Volker Am Anfang des Paktsystems stand ein Bundnis zwischen der Tschechoslowakei und Jugoslawien Edvard Benes hatte es bereits Ende 1919 der jugoslawischen Regierung angeboten Am 14 August 1920 wurde das auf zwei Jahre terminierte Defensivbundnis geschlossen Die Vertragspartner sicherten sich darin Beistand fur den Fall unprovozierter Angriffe Ungarns zu Eine Militarkonvention vom 1 August 1921 regelte die fur den Bundnisfall vorgesehenen Massnahmen Die Tschechoslowakei hatte auch Rumanien zum Beitritt aufgefordert das jedoch wegen der tschechisch polnischen Auseinandersetzungen um Teschen zogerte und nur ein vorlaufiges Protokoll unterzeichnete Im April 1921 schlossen Tschechoslowakei und Rumanien schliesslich ein Bundnis Diese Vertrage sollten Ungarn international isolieren Es folgte im Juni 1921 ein Pakt zwischen Rumanien und Jugoslawien der sich gegen Bulgarien richtete 1 Frankreich hatte mit der Ablehnung des Versailler Vertrags durch den Senat der Vereinigten Staaten der sich nicht an ein multilaterales Allianzsystem binden wollte seine militarische Ruckendeckung durch die USA verloren die nach dem Ersten Weltkrieg zu einer isolationistischen Politik zuruckkehrten Vor allem aber hatte Frankreich seinen russischen Bundnispartner durch die Oktoberrevolution verloren So sah sich die franzosische Diplomatie veranlasst Ersatz zu schaffen Die Kleine Entente war ein wichtiger Baustein franzosischer Sicherheitspolitik in Europa zur Aufrechterhaltung des nach dem Ersten Weltkrieg neu geschaffenen Staatensystems Sie sollte den Status quo im Donauraum sichern Dieser war auch durch den deutschen Revisionismus bedroht der auf einen Anschluss Deutsch Osterreichs an Deutschland aus war Polen hatte fur Frankreich wegen seines Bundnisvertrages mit der Tschechoslowakei 1924 eine besondere Bedeutung Es in das Bundnissystem der Kleinen Entente als assoziiertes Mitglied zu integrieren gelang jedoch nicht Die Kleine Entente richtete sich auch gegen eine Restauration der Habsburgermonarchie Der erste Ruckkehr Versuch des Ex Kaisers Karl I wurde am 5 April verhindert Die Staaten der Kleinen Entente hatten Ungarn Ultimaten gestellt die von Italien unterstutzt wurden Auch der zweite Restaurationsversuch Ende Oktober 1921 scheiterte an einer militarischen Interventionsdrohung und an einem Ultimatum der Pariser Botschafterkonferenz Karl I wurde schliesslich von der Nationalversammlung Ungarns aller Rechte auf die Stephanskrone fur verlustig erklart Seit 1922 fanden regelmassige Konferenzen der Bundnispartner statt auf denen nicht nur militarische sondern auch uber gegenseitige diplomatische Unterstutzung und Zusammenarbeit auf den Gebieten von Wirtschaft Finanzen und Verkehr beraten wurde In der Folgezeit wurde versucht das Bundnissystem auf die ehemaligen Kriegsgegner auszuweiten Am 17 Februar 1924 wurde der sogenannte Pakt von Rom zwischen Jugoslawien und Italien zur friedlichen Beilegung des Rijeka Konfliktes geschlossen am 24 Marz 1924 ein Vertrag zwischen den Staaten der Kleinen Entente und Ungarn am 16 September 1926 ein italienisch rumanischer Freundschaftsvertrag Krise BearbeitenDie Kleine Entente war wegen der Rivalitaten zwischen den teilnehmenden Staaten kein stabiler Zusammenschluss Ihre militarischen Krafte waren defensiv angelegt was die Glaubwurdigkeit der Bundniszusagen an die anderen Lander erschutterte Frankreichs Krafte waren fur eine wirkungsvolle Unterstutzung der Verbundeten im Osten zu gering seine Finanzkraft nicht stark genug um den Wiederaufbau derart zu unterstutzen dass sich daraus eine dauerhafte Bindung ergeben hatte Die Kleine Entente wurde aus franzosischer Sicht kein Ersatz fur Russland und kein Ausgleich fur die Distanz der USA und Grossbritanniens Sie storte gar zusatzlich die britischen Aktivitaten in Sudosteuropa was zur Entfremdung zwischen Frankreich und Grossbritannien beitrug 2 Obwohl sich die Staaten der Kleinen Entente am 16 Februar 1933 wegen der Intensivierung der deutschen aussenpolitischen Aktivitaten im Donauraum ermutigt von Frankreich mit einem neuen Organisationsstatut fester zusammenschlossen 3 begann sie zu zerfallen als sich die Machtekonstellationen anderten Bereits 1934 schlossen Ungarn Italien und Osterreich einen Konsultativpakt die Romischen Protokolle der sich gegen die Kleine Entente richtete Jugoslawien und Rumanien naherten sich aussenpolitisch Deutschland an und vereinigten sich mit Griechenland und der Turkei in der Balkanentente Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938 1939 zerbrach auch die Kleine Entente Siehe auch BearbeitenCordon sanitaireLiteratur BearbeitenMagda Adam Richtung Selbstvernichtung Die Kleine Entente 1920 1938 Corvina u a Budapest u a 1989 ISBN 963 13 2498 2 Gunter Reichert Das Scheitern der Kleinen Entente Internationale Beziehungen im Donauraum von 1933 bis 1938 Veroffentlichung des Sudetendeutschen Archivs in Munchen 6 ZDB ID 504307 4 Fides Verlagsgesellschaft Munchen 1971 Zugleich Bonn Universitat Dissertation 1971 Zeitgenossische Literatur Die kleine Entente Politik Wirtschaft Kultur Prager Presse Sonderbeilage 31 Mai 1933 ZDB ID 84155 9 Prager Presse Prag 1933 Rudolf Ottow Die kleine Entente Hartmann Greifswald 1935 Greifswald Universitat Dissertation 1935 Kamil Krofta Die Tschechoslovakei und die kleine Entente in der heutigen europaischen Politik Expose des Aussenministers Vorgetragen am 21 Mai 1937 in den Aussenausschussen des Abgeordnetenhauses und des Senates der Nationalversammlung Tschechoslovakische Quellen und Dokumente Nr 22 ZDB ID 84155 9 Orbis Prag 1937 Jeno Horvath Die kleine Entente Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Danubia Budapest u a 1943 Weblinks BearbeitenZeitungsartikel uber Kleine Entente in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Jorg K Hoensch Geschichte der Tschechoslowakei Kohlhammer Stuttgart u a 1992 ISBN 3 17 011725 4 S 30 f Wilfried Loth Geschichte Frankreichs im 20 Jahrhundert Fischer Frankfurt 1992 ISBN 3 596 10860 8 S 65 Jorg K Hoensch Geschichte Ungarns 1867 1983 Kohlhammer Stuttgart u a 1984 ISBN 3 17 008578 6 S 132 Normdaten Sachbegriff GND 4164106 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleine Entente amp oldid 221902071