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Als Klangholz auch Tonholz bezeichnet man Holz das sich nach Art Qualitat und Lagerung fur den Bau von Musikinstrumenten eignet und fur den Gesamtklang des Instruments entscheidend ist Vorwiegend wird Holz verwendet welches langsam gewachsen ist und dadurch enge Jahresringe hat Weiterhin muss es moglichst gerade gewachsen sein wenig Aste aufweisen und seine Schallgeschwindigkeit sollte moglichst hoch sein Je nach Verwendungszweck werden verschiedene Holzarten bevorzugt Klangholz wird viele Jahre lang gelagert und luftgetrocknet um sicherzugehen dass moglichst alle Spannungen im Holz abgebaut worden sind Inhaltsverzeichnis 1 Geigenbau 2 Zupfinstrumentenbau 3 Klavierbau 4 Holzblasinstrumentenbau 5 Weitere Klangholzarten 6 Okologische Aspekte 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeigenbau BearbeitenBei Streichinstrumenten ist im Normalfall die Decke aus Fichte Picea abies L Die Gute des Deckenholzes wird sowohl durch optische als auch durch physikalische Kenngrossen bestimmt So soll das Holz einen gleichmassigen und engringigen Jahrringabstand haben und nur einen geringen Spatholzanteil Daruber hinaus soll das Holz fur die Decke eine hohe Elastizitat und hohe Schallgeschwindigkeit aufweisen Dabei ist besonders die Haselfichte eine Wuchsvarietat der Fichte in Bergwaldern als bestes Klangholz bekannt In der alteren Literatur vor allem aus der Mitte des 19 Jahrhunderts wird oft auch die Verwendung von Tanne Abies alba Mill als Deckenholz beschrieben Bei dendrochronologischen Untersuchungen ergab sich aber nur bei knapp 5 der Instrumente die Holzart Tanne Boden Zargen und Hals sind aus Bergahorn Acer pseudoplatanus Wegen der hohen Beanspruchung durch das Drucken der Saiten ist das Griffbrett meist aus Ebenholz Zupfinstrumentenbau BearbeitenBei klassischen akustischen Gitarren besteht die Resonanzdecke traditionellerweise aus europaischer Fichte Picea abies Neben der europaischen Fichte werden jedoch auch amerikanische Fichtenarten wie Sitka Picea sitchensis und Engelmann Fichte Picea engelmannii sowie Adirondack Picea rubens und teilweise sogar Douglasie Pseudotsuga menziesii verwendet Japanische Gitarrenbauer verwendeten fur ihre Gitarren die einheimische Sachalin Fichte Picea glehnii welche jedoch nur in sehr limitierten Mengen verfugbar ist In den 1960er Jahren begann der spanische Gitarrenbauer Jose Ramirez III damit mit Kanadischer Rotzeder Thuja plicata als Tonholz fur die Resonanzdecken seiner Gitarren zu experimentieren Er war damit erfolgreich und diese Holzart etablierte sich als beliebtes Resonanzholz sowohl fur klassische als auch fur Flamenco Gitarren Gitarren mit Resonanzdecken aus Rotzeder klingen im Vergleich zu Gitarren mit Fichtendecken etwas lauter und warmer bzw dunkler Gitarren mit Rotzederndecke klingen im Neuzustand bereits reifer als Neugitarren mit Fichtendecke Gitarren mit Fichtendecke mussen uber langere Zeit eingespielt werden damit ihr volles Klangpotenzial entwickelt werden kann Fichtendecken sind aber im Vergleich zu Rotzederndecken in der Lage ein viel grosseres Spektrum an Klangfarben wiederzugeben vorausgesetzt dass das Instrument uber eine gute Konstruktion verfugt Fichtendecken konnen sich uber Jahrzehnte klanglich positiv weiterentwickeln wahrend dies bei Zederndecken die zudem meist eine etwas grossere Dicke als Fichtendecken 1 aufweisen nicht im gleichen Ausmass der Fall ist Seit neuerer Zeit wird vor allem von amerikanischen Gitarrenbauern auch Redwood Sequoia sempervirens fur Resonanzdecken von klassischen Gitarren eingesetzt Klavierbau BearbeitenTasteninstrumente wie Klaviere Cembali und andere besitzen zur Klangerzeugung bzw Verstarkung einen Resonanzboden aus Fichte Picea abies L Dieser wird aus mehreren Lamellen unterschiedlicher Breite zusammengesetzt und auf eine definierte Starke gebracht Die Lamellen verlaufen entweder kantenparallel oder diagonal Auf dem Resonanzboden sitzt der Steg mit den daruber gespannten Saiten Die Gute eines Resonanzbodens wird durch die Auswahl des Fichtenholzes bestimmt Dieses soll einen gleichmassigen Jahrringabstand und einen geraden Jahrringverlauf besitzen und muss daruber hinaus frei von Asten Harztaschen oder sonstigen Veranderungen sein Der Saitenzug betragt bei Konzertflugeln mehrere zehn Kilonewton Holzblasinstrumentenbau BearbeitenHolzblasinstrumente wie Klarinetten und Oboen werden haufig aus Grenadill Buchsbaum oder Ebenholz hergestellt Tiefe Holzblasinstrumente werden aus Palisander Ahorn oder Berg Ahorn gefertigt Querfloten die auch zu den Holzblasinstrumenten zahlen werden aus Metalllegierungen hergestellt aber auch aus Ebenholz Grenadill und anderen Palisanderarten Weitere Klangholzarten BearbeitenIm 19 Jahrhundert wurden in Spanien zur Herstellung der Zargen und Boden klassischer Gitarren vor allem folgende Holzarten verwendet Mediterrane Zypresse Cupressus sempervirens Riegelahornholz Acer pseudoplatanus Rio Palisander Dalbergia nigra Vereinzelt waren jedoch auch andere exotische Holzarten verfugbar welche aus spanischen Kolonien importiert wurden Heute wird eine Vielzahl an Holzarten fur den Bau klassischer und Flamenco Gitarren verwendet Hier ist eine Liste der am haufigsten gehandelten Tonholzarten fur den modernen Gitarrenbau Ostindischer Palisander Dalbergia latifolia Madagaskar Palisander Dalbergia baronii Amazonas Palisander Dalbergia spruceana Honduras Palisander Dalbergia stevensonii Riegelahornholz Genetisch bedingte Variation geriegelter Holzfasern bei Bergahorn und Griechischer Ahorn Konigsholz Dalbergia cearensis Cocobolo Dalbergia retusa Palo Escrito Dalbergia palo escrito Grenadill Afrikanisches Schwarzholz Dalbergia melanoxylon Pau Ferro Santos Palisander Machaerium scleroxylon Padouk Pterocarpus soyauxii Jatoba Hymenaea courbaril Machiche Lonchocarpus castilloi Bubinga Guibourtia tessmannii div Mahagoniarten Swietenia spp Makassar Ebenholz Diospyros celebica Bocote Cordia gerascanthus Ovangkol Guibourtia ehie Wenge Millettia laurentii Ziricote Cordia dodecandra Walnuss Juglans regia Monterey Zypresse Cupressus macrocarpa Kanadische Zypresse Chamaecyparis nootkatensis Koa Akazie Acacia koa Blauglockenbaum Paulownia Okologische Aspekte BearbeitenIm Vergleich zum weltweiten Bedarf an exotischen Holzarten fur die Mobel und Luxusguterindustrie macht der Bedarf an Tonholz nur einen relativ geringen Anteil von circa 3 aus Haufig sind es aber gerade diejenigen Holzarten die aufgrund ihrer attraktiven Maserung und der exzellenten physikalischen Eigenschaften nicht nur von Instrumentenbauern besonders nachgefragt werden Einige Holzarten werden immer knapper und wenige Holzarten wie z B Rio Palisander und Kuba Mahagoni wurden glucklicherweise gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt und stehen heute auf der Artenschutzliste CITES Exotische Tonholzer welche im Gitarrenbau bevorzugt fur Zargen und Boden verwendet werden verfugen haufig uber eine hohe Dichte d h es sind schwere Holzarten welche langsam gewachsen sind Einige Baumarten benotigen mehrere hundert Jahre um einen Stammdurchmesser zu erreichen der ausreichend fur die Herstellung von Tonholz fur den Gitarrenbau ist Die meisten dieser Holzarten kommen aus Drittwelt oder Schwellenlandern wo bis heute das Bewusstsein fur die Erhaltung der naturlichen Ressourcen teilweise auch aus wirtschaftlichen Grunden nicht vorhanden ist Die zunehmend mangelnde Verfugbarkeit einiger Holzarten steigert deren Popularitat sogar noch und dies treibt die Preise dieser Holzarten zusatzlich in die Hohe Dies fuhrt vielerorts noch immer zu verantwortungslosem Raubbau an der Natur Es ist fur die Instrumentenbauer nicht einfach auf die traditionellen Holzarten zu verzichten und auf Holzarten umzusteigen welche aus garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft stammen Es gibt zwar FSC zertifiziertes Holz welches durchaus fur Tonholz geeignet ist jedoch ist die Auswahl zurzeit noch sehr eingeschrankt und die Holzarten haben andere akustische Eigenschaften als die traditionellen Tonholzer Traditionelle exotische Tonholzer verfugen auch uber ein grosses Prestige auf dem Markt Viele Instrumentenbauer sind skeptisch auf alternative Tonholzer umzusteigen da sie befurchten dass diese auf dem Markt nicht die gleichen Chancen haben Trotzdem gibt es einige grossere Tonholzhandler die FSC zertifiziertes Tonholz in ihr Sortiment aufgenommen haben und sich bemuhen das Angebot laufend zu erweitern Literatur BearbeitenM Bariska Zur Geschichte der Holzverwendung beim Musikinstrumentenbau Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen 1996 147 9 S 683 693 M Beuting Holzkundliche und dendrochronologische Untersuchungen an Resonanzholz als Beitrag zur Organologie Kessel Verlag Remagen Oberwinter 2004 Christoph Buksnowitz et al Resonance wood Picea abies L Karst evaluation and prediction of violin makers quality grading The Journal of the Acoustical Society of America 2007 121 4 2384 95 K Dopf Etwas uber Resonanz und Klangholzer fur den Musikinstrumentenbau Internationaler Holzmarkt 1949 40 S 14 15 D Holz Uber einige Zusammenhange zwischen forstlich biologischen und akustischen Eigenschaften von Klangholz Resonanzholz Holztechnologie 1984 25 1 S 31 36Weblinks BearbeitenDer besondere Klang von Holz Artikel in Holz Zentralblatt 24 April 2009 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Gerd Bossems und Birgit Mollering Ich konnte mir keinen schoneren Beruf vorstellen als den des Zupfinstrumentenbauers Interview mit dem Gitarrenbauer Gerold Karl Hannabach In Gitarre amp Laute 4 1982 1 S 19 22 hier S 20 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klangholz Musikinstrumentenbau amp oldid 215430392