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Als Klutten Nullplural 3 Klutt oder Klut abgeleitet von niederdeutsch Kluit Erd Klumpen 4 5 rheinisch klut 3 wurden einfache vorindustriell von Hand hergestellte Braunkohle Presslinge aus dem Rheinischen Revier bezeichnet Spater wurde der Name in der rheinischen und kolschen Mundart umgangssprachlich verallgemeinert und auch fur industriell gepresste Briketts benutzt Strassenname Kluttenweg zur Erinnerung an den Braunkohleabbau in HurthTraditionelle Kluttenherstellung auf der Grube Friedericke in Kierberg Vochem um 1865 1 2 Kluttenbacker auf der Grube Catharinenberg bei Kierberg beim Treten der Kohlemasse Im Hintergrund die Halde der zu trocknenden KluttenDer Kluttenbrunnen in Frechen gestaltet von Olaf Hohnen Inhaltsverzeichnis 1 Traditionelle Kluttenherstellung 2 Eigenschaften 3 Verwendung 4 Verdrangung durch industriell gefertigte Briketts 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTraditionelle Kluttenherstellung Bearbeiten source source source source source source source Video uber den Kuhlenbau das Kluttenmachen und den Tagebau Fortuna 1983Traditionelle Klutten wurden in der Fruhzeit des rheinischen Braunkohlebergbaus im 18 und 19 Jahrhundert von Kluttenbackern gefertigt Hierbei handelte es sich vielfach um Bauern die im Nebenerwerb auf ihren Feldern in Handarbeit kleine Braunkohlegruben betrieben Diese sogenannte Kuhlen 4 waren nur wenige Meter tief maximal bis zum Grundwasserspiegel nicht vergleichbar mit den Grosstagebauen spaterer Zeit An eine Wasserhaltung wie sie damals im Bergbau unter Tage bereits ublich war und heute fur die grossen Tagebaue unerlasslich ist war nicht zu denken Zur Herstellung der Klutten wurde die geforderte Braunkohle damals noch Turff genannt mit Wasser und anderen Bindemitteln Ton Kuhmist vermengt und durch Treten zu einer teigigen Masse geknetet Die Masse wurde mit Handen und Fussen in holzerne kegelstumpfformige Eimer sogenannte Kluttenbuttchen 4 gestampft und dann gesturzt Die Trocknung der so geformten Korper erfolgte durch das Banken 2 an der Luft mittels Wind und Sonne 6 Da die frischen Klutten bei starkem Regen leicht wieder zerfielen fand die Kluttenherstellung vor allem im Sommer statt Waren die Klutten ausreichend vorgetrocknet wurden sie durch Banke zu Pyramiden von bis zu 100 000 Stuck gestapelt 7 die zum Schutz vor Regen mit Strohmatten bedeckt oder unter einem niedrigen Schutzdach 4 oder in einem Schuppen angelegt wurden 8 Die Kluttenbackerei erfolgte im Gedinge Akkord eine Kameradschaft aus zwei Arbeitern konnte pro Tag etwa 500 Klutten herstellen 8 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Kluttenherstellung Nachbildung im Deutschen Museum MunchenEine Klutte wog in nassem Zustand etwa 6 Pfund getrocknet etwa 4 Pfund 4 Asche und Schwefelgehalt entsprachen der Rohbraunkohle und konnten durch den Einsatz entsprechender Bindemittel sogar noch erhoht sein Da damals keinerlei Rauchgasentschwefelung oder anderweitige Nachbereitung der Rauchgase erfolgte wurden samtliche umwelt und gesundheitsschadlichen Verbrennungsprodukte ungehindert in die Luft abgegeben Trotz der oftmals erheblichen Belastung mit Schwermetallen wurde die Asche teilweise ahnlich wie Holzasche als Dunger auf die Felder ausgebracht Durch die Trocknung nahm der Wassergehalt der Braunkohle ab von uber 60 bei gunstiger Witterung herunter auf bis zu 35 Aber auch ohne Reduzierung des Wassergehaltes bedeutete die Verarbeitung der Kohle zu Klutten eine Aufwertung denn in stuckiger Form war die Kohle leichter zu lagern zu transportieren und zu handeln 9 Neben der Tatsache dass feuchte Materialien ublicherweise schlechter brennen ist aufgrund der hohen Verdampfungsenthalpie von Wasser der Unterschied zwischen Brennwert und Heizwert umso hoher je mehr Wasser im Brennstoff enthalten ist Hinzu kommt dass mittransportierte Feuchtigkeit die Kosten erhoht aber keinen Nutzen bringt Noch heute erfolgt die Verarbeitung der Rohbraunkohle zu Briketts oder zur Verstromung im Braunkohlekraftwerk daher in unmittelbarer raumlicher Nahe zum Abbaugebiet oftmals sogar innerhalb der Reichweite von Forderbandern oder werkseigenen Grubenbahnen Verwendung BearbeitenDie Klutten dienten vor allem der armen Landbevolkerung als Hausbrand das heisst als Brennstoff fur den Herd denn Braunkohle brennt auch in vorgetrockneter Form relativ schlecht hoher Wasser und Aschegehalt schlechter Heizwert viel Qualm starker Geruch und war deshalb gegenuber teurer Steinkohle und Holz minderwertig Fur die damals entstehende Schwerindustrie war Braunkohle so nicht brauchbar nur vereinzelt wurde lokales Kleingewerbe Brauereien Ziegeleien fur deren Bedarf an Prozesswarme beliefert Verdrangung durch industriell gefertigte Briketts BearbeitenEnde des 19 Jahrhunderts wurden die traditionellen Klutten immer mehr von maschinell gefertigten Nasspresssteinen noch spater dann durch die Erfindung der Brikettpresse durch Carl Exter von trocken gepressten Briketts aus den damals zahlreich entstandenen Brikettfabriken verdrangt Literatur BearbeitenFriedhelm Ruf Volker Schuler Manfred Coenen Das Rheinische Braunkohlenrevier 1877 bis 1957 Sutton Verlag 2004 Walter Buschmann Norbert Gilson Barbara Rinn Braunkohlenbergbau im Rheinland hg vom LVR und MBV NRW 2008 ISBN 978 3 88462 269 8 Fritz Wundisch Von Klutten und Briketts Bilder aus der Geschichte des rheinischen Braunkohlenbergbaus Weiden 1964 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klutten Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Wundisch Erinnerung an Donatus aus dem Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1964 online auf www wisoveg de abgerufen am 30 November 2009 a b Manfred Coenen Volker H W Schuler Die industrielle und verkehrstechnische Entwicklung im linksrheinischen Braunkohlenbergbau 1877 1913 online auf www dbhverlag de abgerufen am 30 November 2009 a b Rheinisches Worterbuch Klut III DFG Worterbuchnetz Kompetenzzentrum fur elektronische Erschliessungs und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften Universitat Trier abgerufen am 19 Marz 2012 a b c d e Die Geschichte der Braunkohlenindustrie in unserer Heimat auf kerpen brueggen net Memento vom 6 Februar 2005 im Internet Archive Von Klutten und Briketts auf rwe com Toter Link Quarks amp Co WDR Fernsehen Wie alles begann Die Geschichte der Braunkohle im Rheinland auf wdr de abgerufen am 30 November 2009 Buschmann S 45 a b Ottmar Prothmann Braunkohlenbergbau bei Leimersdorf auf www kreis aw online de Kreisverwaltung Ahrweiler Memento vom 14 September 2008 im Internet Archive abgerufen am 30 November 2009 Unserer Heimat grosster Reichtum Die Anfange des Braunkohlenabbaues In Kolnische Rundschau vom 29 Juli 1950 online auf wisoveg de abgerufen am 30 November 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klutt amp oldid 233173975