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Die Kharoshthi Schrift Kharoṣṭhi auch Gandhari Schrift ist ein Schriftsystem des antiken Indien und gehort neben der zeitgleich verwendeten Brahmi Schrift zu den altesten indischen Alphabetschriften 3 Jh v Chr Die Kharoshthi war im Gegensatz zur Brahmi nur eine Regionalschrift und starb bereits im Altertum ohne irgendwelche Abkommlinge aus Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich im Wesentlichen auf Gebiete im nordlichen Pakistan und im ostlichen Afghanistan sowie die angrenzenden Gebiete des heutigen Indien Fundstellen gibt es auch im Tarimbecken von Xinjiang beispielsweise in der Wuste Lop Nor in den Orten Loulan und Yingpan Die Fachwelt teilt mittlerweile in einen Typ A und einen Typ B der rechtslaufig ist und die mittelindische Sprache wiedergibt ein Von buchhalterischen Texten bis hin zu buddhistischen Lehren finden sich Schriftstucke teils auch als Randnotizen zu anderen Texten Schriftbeispiel2 5 Jh v Chr Yingpan ostliches Tarimbecken Xinjiang Museum Inschrift aus Loulan in Xinjiang Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie 1 1 Alphabet 1 2 Numerale 1 3 Unicode 2 Ursprung und Alter der Kharoṣṭhi 3 Zum Namen der Kharoṣṭhi 4 Das Verbreitungsgebiet 5 Vom Schicksal der Kharoṣṭhi 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMorphologie BearbeitenKharoshthi ist eine Abugida und verwendet das Prinzip des inharenten Vokals a Sie wurde von rechts nach links geschrieben im Typ B auch rechtslaufig Alphabet Bearbeiten a i u e o ṛ𐨐 k 𐨑 kh 𐨒 g 𐨓 gh𐨕 c 𐨖 ch 𐨗 j 𐨙 n𐨚 ṭ 𐨛 ṭh 𐨜 ḍ 𐨝 ḍh 𐨞 ṇ𐨟 t 𐨠 th 𐨡 d 𐨢 dh 𐨣 n𐨤 p 𐨥 ph 𐨦 b 𐨧 bh 𐨨 m𐨩 y 𐨪 r 𐨫 l 𐨬 v𐨭 s 𐨮 ṣ 𐨯 s 𐨱 h𐨲 ḱ 𐨳 ṭ h nbsp Eine Tafel die fast alle Alphabetzeichen und Ziffern enthaltNumerale Bearbeiten Kharoṣṭhi Zahlen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 30 40 50 60 70 100 200 Das Kharoṣṭhi Schriftsystem enthalt eine Reihe von Ziffern die an das romische Ziffernsystem erinnern Die Symbole waren ahnlich einem I fur die erste Einheit ahnlich einem X fur vier vielleicht als Ausdruck von vier Linien oder Richtungen fur zehn ahnlich einem ohne Punkt fur die Ziffer zwanzig dann zehn verdoppelt ahnlich einer 3 und ahnlich einem nach links geneigten T fur hundert Das System basiert auf einem additiven und einem multiplikativen Prinzip aber nicht auf einer subtraktiven Regel wie sie im romischen Zahlensystem Anwendung findet 1 Ziffernsymbole in englischer Wikipedia Seite abgebildet 1000 100 20 10 4 3 2 1 Man beachte dass die Tabelle von rechts nach links gelesen wird genau wie die Kharoṣṭhi selbst Unicode Bearbeiten Kharosthi wurde im Marz 2005 zum Unicode Standard hinzugefugt hier als Version 4 1 Der Unicodeblock Kharoshthi ist U 10A00 U 10A5F Ursprung und Alter der Kharoṣṭhi BearbeitenObwohl uber die Ursprunge der Kharoṣṭhi viel diskutiert worden ist gilt heute Georg Buhlers bereits 1895 veroffentlichte Theorie von einer Schrift die auf das aramaische Alphabet zuruckzufuhren sei als weitestgehend gesichert Buhlers These allerdings dass die Kharoṣṭhi sich auch einiger Errungenschaften der Brahmi bedient hatte und somit junger sei wurde mittlerweile verworfen Gemeinhin gilt die Kharoṣṭhi nun als die altere Schrift Ein genaues Datum fur die Geburtsstunde konnte jedoch bislang nicht bestimmt werden Buhler nahm eine Entstehungszeit um 500 v Chr an in der Gandhara eine Satrapie des persischen Achamenidenreiches war 559 336 v Chr Andere wie etwa Harry Falk setzen ein Datum nach der griechischen Invasion unter Alexander also nach 327 v Chr an Er geht davon aus dass die Entwicklung der Kharoṣṭhi zu einer Zeit des Niedergangs der Achameniden stattgefunden haben musste da w ir vor dem Phanomen stehen dass der Entwickler der Kharoṣṭhi mit Sicherheit die aramaische Schrift kannte andererseits sich so verhielt wie sich nie ein aramaischer Schreiber verhalten hatte indem er alten Zeichen neue Lautwerte gab Dieser scheinbare Widerspruch lost sich unter der Annahme dass jemand die Kharoṣṭhi entwickelt hat dem man zwar einmal die Funktionsweise und die Lautwerte der aramaischen Zeichen erklart hatte der sich die Erklarungen aber nur teilweise richtig merkte und deshalb spater einige Zeichen neu bewertete und andere neu entwarf Nur ein Entwickler ohne profunde Kenntnis der aramaischen Schrift wurde so grosszugig mit dem Vorbild umgehen 2 Falk geht also von einer spontanen Entwicklung aus im Gegensatz zu einem Modell von einer jahrhundertelangen Entwicklung das ebenfalls diskutiert worden ist z B Salomon 1995 3 Jedoch sind keinerlei Zwischenformen einer Ubergangszeit belegt Die altesten datierbaren Funde zeigen die Kharoṣṭhi bereits in ihrer voll entwickelten Form Es handelt sich um die Inschriften Asokas in Shahbazgaṛhi und Mansehra aus der Mitte des 3 Jahrhunderts v Chr Zum Namen der Kharoṣṭhi BearbeitenIm 19 Jahrhundert waren noch viele Namen fur die Kharoṣṭhi im Gebrauch gewesen l alphabet du nord ouest Arian Pali Arianische Schrift Bactrian alphabet Baktro Arian Cabulese Gandharian Kabulian Kapur di giri alphabet und North Asoka Alphabet Diesem Umstand bereitete Albert Etienne Jean Baptiste Terrien de Lacouperie 1845 1894 4 ein Ende Er zog fur seinen Namensvorschlag die Enzyklopadie Fǎyuan zhulin 668 n Chr und eine chinesische Ubersetzung des Lalitavistara zu Rate die eine linkslaufige Schrift namens K i a lu she t o kannte Das entspricht dem Sanskrit khara oṣṭha was Eselslippe bedeutet Unter einigen Varianten der Schreibung wie etwa kharoṣṭi khaloṣṭi karotti kharosti kharastri kharoṭṭhi und kharoṭṭhiya 5 legte Buhler 1895 schliesslich die heute ubliche als Standard fest Das Verbreitungsgebiet BearbeitenDie Kharoṣṭhi ist untrennbar mit der Sprache verbunden die zur Blutezeit Gandharas in dieser Region gesprochen wurde dem Gandhari Beide haben als ihr Kernland eben jene Gegend im Nordwesten des heutigen Pakistan im Gebiet der Flusse Indus Swat und Kabul Dennoch gibt es auch Funde aus Gebieten die heute zu Afghanistan Usbekistan und Tadschikistan gehoren sowie aus China bis nach Lou Lan Es lassen sich Beispiele der Kharoṣṭhi auf ganz unterschiedlichen Materialien finden Asoka etwa meisselte seine Edikte in Stein wahrend uns sonst auch Inschriften auf Metallplatten Vasen Munzen und Gemmen begegnen Nicht zuletzt gibt es eine betrachtliche Anzahl von Handschriften in der Gandhari Sprache vor allem auf Birkenrinde aber auch auf Holz Leder und Papier Vom Schicksal der Kharoṣṭhi BearbeitenIn Indien geriet die Kharoṣṭhi um 450 n Chr ausser Gebrauch Hier sind es die Inschriften die unter den spaten Kuṣaṇa Konigen entstanden sind die als letzte Beweise fur die Existenz der Kharoṣṭhi in diesem Gebiet anzusehen sind In Zentralasien hingegen hielt sich das Schriftsystem bis ins 7 Jh n Chr Danach ging das Wissen um diese Schrift derart in Vergessenheit dass sie im 19 Jahrhundert vollig neu entziffert werden musste Erste Erfolge in dieser Richtung konnte Masson im Jahr 1835 durch den Vergleich bilingualer Munzen der Indo Griechen erzielen Als er seine Ergebnisse an James Prinsep schickte konnte dieser in mehreren Schritten weitere Fortschritte machen Der grosse Durchbruch gelang Edwin Norris 1795 1872 als er 1846 Abschriften und Abklatsche aus Shahbazgarhi zu entziffern versuchte Mit seiner Entdeckung wandte er sich an John Dowson der den untersuchten Text als das 7 Felsenedikt Asokas identifizierte 6 Siehe auch BearbeitenTamilische Schrift Malayalam Schrift Kannada Schrift Telugu Schrift Oriya Schrift Gurmukhi Schrift Gujarati Schrift Bengalische Schrift Brahmi Schrift Indische Schriften Indischer SchriftenkreisLiteratur BearbeitenAhmad Hassan Dani Kharoshthi Primer Museum Lahore 1979 Lahore Museum Publication Series 16 ZDB ID 2531267 4 Georg Buhler The Origin of the Karoṣṭhi Alphabet In Wiener Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes 9 44 67 1895 Harry Falk Schrift im alten Indien Ein Forschungsbericht mit Anmerkungen Gunter Narr Tubingen 1993 ISBN 3 8233 4271 1 Gerard Fussman Les premiers systemes d ecriture en Inde In Annuaire du College de France 1988 1989 ISSN 0069 5580 S 507 514 Glass Andrew A Preliminary Study of Kharoṣṭhi Manuscript Paleography University of Washington 2000 s http andrewglass org ma php Oskar von Hinuber Der Beginn der Schrift und fruhe Schriftlichkeit in Indien Franz Steiner Stuttgart 1990 ISBN 3 515 05627 0 Indische Schriften In Helmuth Gluck Hrsg Metzler Lexikon Sprache J B Metzler Stuttgart u a 1993 ISBN 3 476 00937 8 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage ebenda 2000 ISBN 3 476 01519 X Kenneth R Norman The Development of Writing in India and its Effect upon the Pali Canon In Wiener Zeitschrift fur die Kunde Sudasiens 36 1992 ISSN 0084 0084 S 239 249 Richard Salomon Indian Epigraphy A Guide to the Study of Inscriptions in Sanskrit Prakrit and the Other Indo Aryan Languages Oxford University Press New York 1998 S 42 55 Weblinks BearbeitenKharoshthi alphabet Omniglot abgerufen am 26 August 2015 Richard Salomon On The Origin Of The Early Indian Scripts American Oriental Society 1996 archiviert vom Original am 13 August 2006 abgerufen am 26 August 2015 Proposal to encode Kharoṣṭhi in Unicode PDF 3 19 MB englisch Uber 1000 Jahre verschollene Schrift entschlusselt Dr Klaus T Schmidt entschlusselt Kharoshthi Schrift mittels Tocharischer Referenzen The Unicode Standard 5 0 Section 10 6 Kharoshthi PDF 626 kB The Unicode Standard 5 0 Code Chart Kharoshthi PDF 84 kB Einzelnachweise Bearbeiten Graham Flegg Numbers Their History and Meaning Courier Dover Publications 2002 ISBN 978 0 486 42165 0 S 67 f Harry Falk Schrift im alten Indien Ein Forschungsbericht mit Anmerkungen 1993 S 103 Richard Salomon On the Origin of the Early Indian Scripts In Journal of the American Oriental Society 115 1995 S 271 279 Albert Etienne Terrien de La Couperie Did Cyrus Introduce Writing in India In Babylonian and Oriental Record 1 1886 1887 S 58 64 Richard Salomon Indian Epigraphy 1998 S 50 Harry Falk Schrift im alten Indien Ein Forschungsbericht mit Anmerkungen 1993 S 100 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kharoshthi Schrift amp oldid 235275171