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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kendel Begriffsklarung aufgefuhrt Als Kendel von mhd kandel kanel kenel Rohre Rinne Wasserleitung 1 werden in der Region Niederrhein die gewundenen Niederungen im flachen Gelande bezeichnet die als Altstromrinnen des stark maandrierenden und verwilderten Ur Rheines entstanden sind Luftbild von Weeze Am rechten Bildrand die Niers in einer typischen maandrierenden Kendel RinneZusammen mit den von den Rinnen inselartig umschlossenen Gelandeerhohungen am Niederrhein Donk genannt bilden die Kendel ein charakteristisches Landschaftselement des niederrheinischen Tieflandes Inhaltsverzeichnis 1 Sprachliche Herkunft und Gebrauch 2 Entstehung und Morphologie 3 Verbreitung 4 EinzelnachweiseSprachliche Herkunft und Gebrauch BearbeitenDie Bezeichnung Kendel ist mit der genannten Bedeutung nur am Niederrhein gebrauchlich In anderen deutschen Regionen in denen sich geologisch ahnliche Altstromrinnen finden werden andere Begriffe verwendet Vielfach werden auch die heute in den Kendelrinnen verlaufenden Gewasser als Kendel bezeichnet Andere am Niederrhein haufiger anzutreffende regionale Namen fur solche Gewasser sind Ley und Fleuth Floth Fluth Kendel leitet sich ahnlich wie das Wort Kanal oder die suddeutsche Bezeichnung Kandel vom mittellateinischen canna ab was ursprunglich Schilf Rohr bedeutete Hieraus wurden mit der Zeit Rohre oder Rohrleitung sowie auch andere Wasserleitungen Kanale und offene Gerinne abgeleitet 1 Ursprunglich wurde Kendel mit mannlichem grammatische Geschlecht benutzt der Kendel heute ist insbesondere fur Fliessgewasser die weibliche Form die Kendel gebrauchlicher Entstehung und Morphologie BearbeitenIn der Saale Eiszeit drang das Inlandeis von Skandinavien bis in die Niederrheinische Tiefebene vor haufte vor seinem Rand als Stauchendmorane den Niederrheinischen Hohenzuges auf und drangte den Ur Rhein nach Westen in den heutigen Bereich von Niers und Maas ab Nach dem Ruckzug des Eises verlagerte sich der Rhein sehr langsam wieder zuruck nach Osten in Richtung seines heutigen Bettes Dies geschah verstarkt in Hochwasserschuben insbesondere in spateren Zwischen Warmphasen Interstadialen und am Ende der Weichsel Wurm Kaltzeit In diesen Zeiten verwandelte sich der Ur Rhein vor allem zur Zeit des Fruhjahrshochwassers durch das Schmelzwasser von Gletschern und Schnee aus Alpen und Mittelgebirgen in einen gewaltigen reissenden Strom der das Niederrheinische Tiefland auf einer Breite von mehreren 10 Kilometer uberflutete der grosse Mengen Sand Kies und Schottergestein aus dem Gebirgen herabtransportiert und im Flachland als Flussterrassen ablagerte Aufschotterung Durch das geringe Gefalle und die Sedimentablagerungen begann der Ur Rhein ab Eintritt in die Niederrheinische Bucht stark zu maandrieren und verwilderte d h er verzweigte sich in eine Vielzahl schlangelnder Arme 2 Insbesondere bei Hochwasser lagerte der Fluss grobere Sedimente auf Sand und Schotterbanken ab die bei Niedrigwasser wieder trockenfielen Diese Banke bildeten inselartige Terrassenplatten heute als Donk bezeichnet die sich leicht aus der Niederung herausheben Die zwischen den Donken liegenden Nebenarme wurden auch bei Niedrigwasser durchstromt und schnitten sich somit etwas tiefer in die Flussterrassen ein Die Rinnen waren an den Randern scharf begrenzt der Hohenunterschied zwischen Kendeln und Donken ist wegen des flachen Gelandes aber gering nur etwa 1 bis 3 Meter 3 4 5 Mit dem Ubergang zur Holozan Warmzeit vor etwa 10 000 Jahren wurden die Hochwasser schwacher die Ostverlagerung war abgeschlossen und der Rhein fand sein heutiges Bett Die zahlreichen Nebenarme wurden immer seltener uberflutet irgendwann vom Hauptlauf des Rheines abgetrennt und verlandeten im Laufe des Holozan vermutlich insbesondere im Atlantikum vor etwa 8 000 bis 4 000 Jahren also kulturgeschichtlich in der Mittelsteinzeit Heute sind die meisten Kendel durch Niedermoore gefullt und nur noch als gewundene feuchte Niederung im Gelande erkennbar Vielfach gibt es im Kendel ein kleineres graben oder tumpelartiges Restgewasser An einigen Stellen sind diese Gewasser haufig durch Torfabbau seeartig verbreitert Durch das flache Gelande weisen die Gewasser kaum Gefalle auf so dass kaum eine Stromung festzustellen ist Grenzfall zwischen Still und Fliessgewasser 6 Die ehemals scharfe Kante zum benachbarten Donk ist an vielen Stellen zu einer flachen Boschung erodiert Wegen des feuchten moorigen Untergrundes und der Anfalligkeit fur Uberschwemmungen bei Hochwasser werden die Kendelniederungen landwirtschaftlich gar nicht oder nur als Grunland genutzt Die trockenen eher sandigen Donke hingegen sind als Ackerland und zur Besiedlung geeignet 3 4 5 7 Verbreitung BearbeitenBesonders haufig anzutreffen und auch so bezeichnet sind Kendel in den Kendel und Donken Landschaften am linken Niederrhein ostlich des Niederrheinischen Hohenzuges zwischen Krefeld uber Moers 8 Kamp Lintfort Rheinberg Xanten Kalkar und Kleve bis nach Nijmegen 4 Ein pragendes Landschaftselement bilden Kendel Donken Systeme auch im Tiefland auf der Westseite des Niederrheinischen Hohenzuges welches ehemals ebenfalls vom Ur Rhein durchstromt war entlang der Niers von Issum uber Geldern Kevelaer und Goch bis zur Maas bei Gennep Auch ausserhalb der Niederrhein Region sudlich von Krefeld und im niederlandischen Rhein Maas Delta westlich des Rhein Durchbruches am Gelderse Poort bei Nijmegen gibt es kendelartige Altrheinrinnen diese werden dort aber nicht mit der regionalen Bezeichnung Kendel benannt Neben zahlreichen Beispielen mit anderen Namen Ley Fleuth Bach Graben sind die folgenden Gewasser auch namentlich als Kendel identifiziert Kendel GEWKZ 9 28698 beginnt bei Weeze mundet nach 25 km in die Niers Schwafheimer Bruch Kendel GEWKZ 277644 beginnt im Schwafheimer Bruch sudlich von Moers mundet in den Aubruchkanal Plankendickskendel beginnt bei Vluyn wird zum Anrathskanals GEWKZ 27766 Eyllsche Kendel oder Schwanenbruckskendel GEWKZ 27766322 beginnt bei Eyll bei Kamp Lintfort mundet in die Kleine Goorley Littardsche Kendel GEWKZ 2776852 beginnt am Littard bei Rheurdt mundet in die Fossa Eugeniana Hoerstgener Kendel GEWKZ 27768742 bei Kamp Lintfort Hoerstgen St Huberter Kendel GEWKZ 286414 bei Kempen St Hubert mundet in die Gelderner Fleuth Kendel GEWKZ 286924 bei Weeze mundet in den Ottersgraben Traarer Kendel ein Abschnitt des Moersbaches GEWKZ 27761 bei Krefeld TraarEinzelnachweise Bearbeiten a b Boris Paraschkewow Worter und Namen gleicher Herkunft und Struktur Lexikon etymologischer Dubletten im Deutschen Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017470 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche GeoLog 2001 Der Geologische Dienst berichtet insbes Abschnitt Sibirisches Klima am Niederrhein Geologischer Dienst Nordrhein Westfalen Landesbetrieb Krefeld 2001 Volltext PDF a b Gebietsbeschreibung Fleuthkuhlen NRW Stiftung abgerufen am 10 Juli 2012 a b c Fachgruppe Landschaftsplanung des Kreises Wesel Hrsg 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