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Kelenken ist eine ausgestorbene Gattung aus der Familie der Phorusrhacidae Terrorvogel Es handelt sich um den moglicherweise grossten bisher bekannten Vertreter der Gruppe Es sind aber nur einzelne Fossilreste entdeckt worden bestehend aus einem Schadel ohne Unterkiefer einem Tarsometatarsus die zusammengewachsenen Mittelfussknochen der Vogel und einem Zehenknochen Sie entstammen der Collon Cura Formation in der argentinischen Provinz Rio Negro und datieren in das Mittleren Miozan vor rund 15 5 bis 13 8 Millionen Jahren Als Besonderheiten des Schadels erweisen sich dessen langgestreckte und niedrige Gestalt sowie die auffallende Lange des Oberschnabels der wie bei allen anderen Terrorvogeln spitz hakenformig endet Der eher schlanke Mittelfussknochen verweist auf einen recht schnellen Laufer Die Gattung wurde im Jahr 2007 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt KelenkenSchadel von Kelenken HolotypexemplarZeitliches AuftretenMittleres Miozan15 5 bis 13 8 Mio JahreFundortePatagonienSystematikKiefermauler Gnathostamata Landwirbeltiere Tetrapoda Vogel Aves CariamiformesPhorusrhacidaeKelenkenWissenschaftlicher NameKelenkenBertelli Chiappe amp Tambussi 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Skelettrekonstruktion von Kelenken nbsp Vergleich der Schadelform von Kelenken blau Procariama grun und Phorusrhacos rot Kelenken ist einer der grossten bekannten Vertreter der Phorusrhacidae Terrorvogel Fossil sind aber nur der Schadel der Tarsometatarsus und einzelne Bruchstucke so das Fragment einer Zehe uberliefert Der Schadel ist gut erhalten oben und unten allerdings etwas beschadigt Seine Lange betrug 71 6 cm Insgesamt wirkte er langgestreckt und weniger gedrungen als der der kleineren Phorusrhaciden In Aufsicht war er keilformig die Breite am hinteren Ende erreichte 44 cm Eine vergleichsweise ahnliche Form wies auch der Schadel von Devincenzia auf Ausserdem besass er bei Kelenken eine allgemein robuste Gestalt mit einer weitgehend gerade verlaufenden Stirnlinie Der Oberkiefer beginnend an den Nasenoffnungen machte mehr als die Halfte der Schadellange aus 56 was die Verhaltnisse bei Phorusrhacos ubertrifft Zusatzlich war er hoch jedoch nicht so ausgepragt wie bei Patagornis oder Andrewsornis Die Spitze bog deutlich nach unten wodurch das markante hakenformige Ende entstand Die untere Kante des Oberkiefers wurde durch ein Paar prominenter Rippen gebildet Die Naseneingange waren klein und lagen auf der Oberseite des Oberkiefers wie es typisch fur einige grossere Terrorvogel ist Unterhalb dieser offnete sich beidseitig das rechteckig geformte Fenestra antorbitalis Die Orbita war relativ niedrig sowie langgestreckt und wurde an der Oberseite von einem breiten Wulst begrenzt der nach hinten etwas uberhing Die untere Grenze bildete ein massives Jochbein Dieses zeigte sich deutlich kraftiger als bei anderen Phorusrhaciden so auch im Vergleich zu Devincenzia Es war gut 4 cm hoch Das Hinterhaupt bildete eine breite Flache die den Schadel winklig abschloss Hier hob sich die gerundete Gelenkflache fur die Halswirbelsaule ab Der Gaumen an der Schadelunterseite verbreiterte sich von vorn nach hinten Etwa in der Mitte verlief eine tiefe langsgerichtete Grube wie es auch bei Patagornis zu beobachten ist 1 2 Der Tarsometatarsus besass eine Lange von 43 7 cm In der Mitte des Schaftes betrug der Durchmesser 4 9 cm an den beiden Gelenkenden mass er uber 9 cm Der Schaft war insgesamt schlank gebaut und von viereckigem Querschnitt Seitlich verliefen zwei auffallende Knochenleisten Er endete in drei Gelenkrollen Strahl II bis IV von denen die mittlere besonders robust war Deren breite mass 4 2 cm wahrend die jeweils innere und aussere weniger als 3 cm erreichten 2 Fossilfunde BearbeitenDie bisher einzigen bekannten Fossilstucke von Kelenken wurden in der Umgebung von Comallo gefunden einem kleinen Dorf in der zentralargentinischen Provinz Rio Negro Der Aufschluss der die Objekte barg bestand aus weisslichen Tuffen die in der Regel der Collon Cura Formation zugesprochen werden Die Collon Cura Formation baut sich weitgehend aus vulkanoklastischen Ablagerungen auf und ist weit uber das sudliche Sudamerika verbreitet Die in der Gesteinseinheit aufgedeckten teils reichhaltigen Fossilien werden biostratigraphisch dem Mittleren Miozan zugewiesen Lokalstratigraphisch gehoren sie der als Colloncurum bezeichneten Faunengemeinschaft innerhalb der Gliederung der sudamerikanischen Landsaugetiere South American Land Mammal Ages SALMA an Die Periode datiert zwischen 15 5 und 13 8 Millionen Jahren vor heute Die Altersstellung ist auch durch verschiedene Radiometrische Datierungen der Collon Cura Formation mit Werten von 16 bis 11 Millionen Jahren vor heute bestatigt Der Fossilinhalt besticht vor allem durch seine umfangreiche Saugetierfauna die sich aus Beutelsaugern Sudamerikanischen Huftieren Gepanzerten Nebengelenktieren Primaten und Nagetieren zusammensetzt 3 4 5 6 Daneben sind auch verschiedene Reptilien belegt 7 Palaobiologie BearbeitenMasse des Tarsometatarsus verschiedener grosser Laufvogel Sudamerikas 8 9 2 Gattung Lange in cm Durchmesser amMittelschaft in cm Kelenken 43 7 4 9Devincenzia 40 0 5 3Phorusrhacos 38 5 3 7Paraphysornis 31 5 5 8Brontornis 40 0 7 4Die wenigen aufgefundenen Fossilreste geben nur einen eingeschrankten Blick in die Palaobiologie von Kelenken Die Ausmasse der Funde lassen einen der grossten Vertreter der Phorusrhaciden annehmen Allein der Schadel stellt nicht nur den bisher grossten eines Phorusrhaciden sondern den eines Vogels bisher dar Er ubertrifft mit seiner Lange von fast 72 cm auch jenen von Devincenzia deutlich der wohl rund 65 cm lang wurde Grossenschatzungen basierend auf Schadelmassen sind dennoch schwierig Einzelne Annahmen gehen bei Kelenken von einer Scheitelhohe von rund 310 cm aus 10 Ahnlich problematisch sind Angaben zum Korpergewicht Vergleichsmoglichkeiten bietet hier wiederum der Tarsometatarsus Dieser ist bei Kelenken bei einer Lange von fast 44 cm vergleichsweise schlank gebaut worauf der Schaftdurchmesser von etwa 4 9 cm hindeutet Ahnlich schlanke Tarsometatarsi besassen auch Devincenzia und Phorusrhacos Er wurde hier jeweils knapp 40 cm lang wobei der Schaftdurchmesser zwischen 3 7 und 5 3 cm variierte Andere grosse Phorusrhaciden verfugten uber einen deutlich robusteren Korperbau so etwa Paraphysornis Sein Mittelfussknochen wies eine Lange von gut 32 cm Lange auf war aber am Mittelschaft nahezu 6 cm breit Fur alle drei Formen werden Scheitelhohen von etwa 240 cm rekonstruiert Das Korpergewicht der beiden schlanken Vertreter der Terrorvogel lag moglicherweise bei 130 bis 160 kg das des robusten bei 180 kg 9 Als weiterer Vergleich kann Brontornis herangezogen werden der ursprunglich ebenfalls als Angehoriger der Phorusrhaciden galt heute aber in seiner genauen systematischen Stellung umstritten ist 11 12 13 Der ausserst grosse und kraftig gebaute Vogel besass einen 40 cm langen Tarsometatarsus mit einem mittleren Schaftdurchmesser von 7 4 cm In der Regel wird fur ihn eine Scheitelhohe von 280 cm und ein Korpergewicht von 350 bis 400 kg veranschlagt Alle angegebenen Scheitelhohen beziehen sich auf einen durchgestreckten Hals was nicht einer naturlichen Haltung entspricht 9 Der ausserst schlanke Tarsometatarsus von Kelenken zeigt zudem auf dass auch einige der extrem grossen Formen der Phorusrhaciden einen an das schnelle Laufen angepassten Korperbau besassen 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Phorusrhacidae nach Degrange et al 2015 14 Phorusrhacidae Psilopterines Mesembriornithinae Mesembriornis Llallawavis Procariama Psilopterinae Psilopterus echte Terrorvogel Kelenken Devincenzia Titanis Paraphysornis Andrewsornis Andalgalornis Patagornis Phorusrhacos PhysornisVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Vorlage Klade Wartung 5Vorlage Klade Wartung StyleKelenken ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Phorusrhacidae welche umgangssprachlich auch als Terrorvogel bezeichnet werden Die Gruppe setzt sich aus mittelgrossen bis grossen zumeist bodenlebenden Vogeln mit uberwiegend rauberischer Ernahrungsweise zusammen Letzteres wird durch ein hakenformig nach unten gebogenes spitzes Ende des Schnabels und greifvogelartig gestaltete Krallen angezeigt Die Phorusrhaciden stehen in einer naheren Verwandtschaftsbeziehung zu den heutigen Seriemas die die offenen Landschaften Sudamerikas bewohnen Die Familie entstand im Verlauf des Oligozan der Ursprung liegt ermutlich ebenfalls in Sudamerika Einige altere Funde aus der Antarktika wurden anfanglich auch zu den Terrorvogeln verwiesen gelten heute als Reste andere Vogelgruppen 15 Im Verlauf des Pliozan besiedelten die Phorusrhaciden zusatzlich Nordamerika wo Titanis nachgewiesen ist Die jungsten bisher bekannten Funde stammen aus Uruguay und datieren in das ausgehende Pleistozan 16 14 Innerhalb der Phorusrhaciden wurde Kelenken vorlaufig der Unterfamilie der Phorusrhacinae zugewiesen Es bestanden dadurch engere Bindungen zu Phorusrhacos Devincenzia und Titanis 12 Besondere Kennzeichen der Phorusrhacinae sind ihre grossen Korperausmasse und ihr vergleichsweise graziler Gliedmassenbau der sie unter anderem von robusteren Formen wie Paraphysornis absetzt Die Unterteilung der grossen Terrorvogel in verschiedene Unterfamilien wie die Physornithinae Brontornithinae die Phorusrhacinae und die Patagornithinae wurde aber durch eine phylogenetische Untersuchung aus dem Jahr 2015 in Frage gestellt Hier zeigte sich dass diese eine geschlossene Einheit formen Sie schliessen Mitglieder mit einem Gewicht von uber 70 kg ein Als gemeinsame Gruppe erhielt sie vorlaufig die Bezeichnung als echte Terrorvogel Ihr gegenuber steht wiederum einer Gemeinschaft eher kleinwuchsiger Vertreter in der die Unterfamilien der Psilopterinae und der Mesembriornithinae eingeschlossen sind Ihren Mitgliedern werden zum Teil noch gewisse Flugeigenschaften zugesprochen Als vorlaufiger Terminus wurde hier Psilopterines vorgeschlagen 14 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Kelenken erfolgte im Jahr 2007 durch ein Arbeitsteam um Sara Bertelli Ihr lagen die wenigen Fossilstucke aus der Collon Cura Formation im westlichen Argentinien zu Grunde darunter der Schadel der Tarsometatarsus ein Fragment einer Zehe und einzelne weitere Bruchstucke Der Komplex wird als einem Individuum zugehorig betrachtet was unter anderem die nahe Lage zueinander und der ahnliche Erhaltungszustand untermauern Er fungiert als Holotyp der Gattung Exemplarnummer BAR 3877 11 Die Bezeichnung Kelenken ist der Sprache des Tehuelche Stammes Patagoniens entnommen und bezieht sich auf einen furchterregenden Geist der als riesiger Vogel in Erscheinung tritt Als einzige anerkannte Art wurde gleichzeitig K guillermoi aufgestellt benannt nach dem Finder der Fossilien Guillermo Aguirre Zabala 2 Bereits ein Jahr vor der Erstbeschreibung wurden die Funde in der Fachzeitschrift Nature vorgestellt und ihre wissenschaftliche Bedeutung diskutiert 1 Literatur BearbeitenSara Bertelli Luis M Chiappe und Claudia Tambussi A new Phorusrhacid Aves Cariamae from the Middle Miocene of Patagonia Argentina In Journal of Vertebrate Paleontology 27 2 2007 S 409 419 doi 10 1671 0272 4634 2007 27 409 ANPACF 2 0 CO 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Luis M Chiappe und Sara Bertelli Skull morphology of giant terror birds These monstrous birds were probably more agile and less portly than previously thought Nature 443 2006 S 929 doi 10 1038 443929a a b c d Sara Bertelli Luis M Chiappe und Claudia Tambussi A new Phorusrhacid Aves Cariamae from the Middle Miocene of Patagonia Argentina In Journal of Vertebrate Paleontology 27 2 2007 S 409 419 doi 10 1671 0272 4634 2007 27 409 ANPACF 2 0 CO 2 Richard F Kay Derek Johnson und D Jeffrey Meldrum A New Pitheciin Primate From the Middle Mioceneof Argentina American Journal of Primatology 45 1998 S 317 336 Laureano Raul Gonzalez Ruiz Alfredo Eduardo Zurita Gustavo Juan Scillato Yane Martin Zamoran und Marcelo Fabian Tejedor Un nuevo Glyptodontidae Mammalia Xenarthra Cingulata del Mioceno de Patagonia Argentina y comentarios acerca de la sistematica de los gliptodontes friasenses Revista Mexicana de Ciencias Geologicas 28 3 2011 S 566 579 Barbara Vera Marcelo Reguero und Laureano Gonzalez Ruiz The Interatheriinae notoungulates from the middle Miocene Collon Cura Formation in Argentina Acta Palaeontologica Polonica 62 4 2017 S 845 863 doi 10 4202 app 00373 2017 Diego Brandoni Laureano Gonzalez Ruiz Agustina Reato und Gabriel Martin Chronological implications of the nothrotheriid Xyophorus Mammalia Xenarthra from the Collon Cura Formation Miocene of Patagonia Argentina Historical Biology 31 7 2019 S 879 887 doi 10 1080 08912963 2017 1398748 Santiago Brizuela und Adriana Maria Albino Tupinambine teiids from the middle Miocene of north western Patagonia Argentina Amphibia Reptilia 29 3 2008 S 425 431 doi 10 1163 156853808785112110 Lucas Kraglievich Una gigantesca ave fosil del Uruguay Devincenzia gallinali n gen n sp tipo de una nueva familia Devincenziidae del Orden Stereornithes Anales del Museo de Historia Natural de Montevideo Serie II 3 1932 S 323 353 a b c Herculano M F Alvarenga und Elizabeth Hofling Systematic revision of the Phorusrhacidae Aves Ralliformes Papeis Avulsos de Zoologia 43 4 2003 S 55 91 PDF Roberto Diaz Aros und Guillermo O Aguirre Zabala Siguiendo la huella de un ave del terror el hallazgo de Kelenken guillermoiBertelli et al 2007 Centro de Estudios Paleontologicos de Chile 2013 S 1 11 Federico L Agnolin Brontornis burmeisteri Moreno amp Mercerat un Anseriformes Aves gigante del Mioceno Medio de Patagonia Argentina Revista del Museo Argentino de Ciencias Naturales Nueva Serie 9 2007 S 15 25 a b Herculano M F Alvarenga Luis M Chiappe und Sara Bertelli The terrorbirds In Gareth Dyke und Gary Kaiser Hrsg Living Dinosaurs The Evolutionary History of Modern Birds Wiley Blackwell Chichester U K 2011 S 187 208 Federico L Agnolin Reappraisal on the Phylogenetic Relationships of the Enigmatic Flightless Bird Brontornis burmeisteri Moreno and Mercerat 1891 Diversity 13 2021 S 90 doi 10 3390 d13020090 a b c Federico J Degrange Claudia P Tambussi Matias L Taglioretti Alejandro Dondas und Fernando Scaglia A New Mesembriornithinae Aves Phorusrhacidae Provides New Insights Into the Phylogeny and Sensory Capabilities of Terror Birds Journal of Vertebrate Paleontology 35 2 2015 S e912656 doi 10 1080 02724634 2014 912656 Marcos M Cenizo Review of the putative Phorusrhacidae from the Cretaceous and Paleogene of Antarctica new records of ratites and pelagornithid birds Polish Polar Research 33 3 2012 S 225 244 Herculano M F Alvarenga Washington Jones und Andres Rinderknecht The youngest record of phorusrhacid birds Aves Phorusrhacidae from the late Pleistocene of Uruguay Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 256 2 2010 S 229 234Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kelenken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kelenken amp oldid 225843470