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Karl Emil Franz Fiebinger 20 Janner 1913 in Wien Osterreich 27 November 2014 in Wien 1 war als osterreichischer Ingenieur massgeblich an mehreren Grossbaustellen fur die Rustungsindustrie im Nationalsozialismus beteiligt Sein Ingenieurburo war unter anderem bei der Planung und der Durchfuhrung der unterirdischen Stollenanlagen B8 Bergkristall beim KZ Gusen Projekt Quarz beim KZ Melk sowie Projekt Zement beim KZ Ebensee bei deren Bau tausende Haftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen ermordet wurden beteiligt Ausserdem war sein Buro bei der Verlegung einer V2 Raketenfertigung nach Wiener Neustadt involviert und er plante in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs einen Fuhrerbunker im Jonastal in der Nahe von Gotha 2 Nach dem Krieg wurde er in die USA gebracht und arbeitete dort fur das Kriegsministerium und spater bei Bauprojekten mit seiner eigenen Firma unter anderem in Mexiko 1 3 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Firmengrundung 2 Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus 3 Werdegang nach dem Krieg 4 Literatur 5 Film 6 EinzelnachweiseAusbildung und Firmengrundung BearbeitenKarl Fiebinger wurde am 20 Janner 1913 als Sohn von Karoline Fiebinger und des Beamten Karl Fiebinger geboren Er studierte von 1931 bis 1938 an der Technischen Hochschule Wien Bauwesen mit einer Spezialisierung in Tunnel und Untertagebau 3 4 In seiner Abschlussarbeit setzte er sich mit statischen Problemen beim Stollenbau auseinander Er wurde nach seinem Studium Universitatsassistent beim osterreichischen Pionier des Stahlbetonbaus Rudolf Saliger der eine wichtige Rolle bei der Nazifizierung der Hochschule spielte 5 6 Er nahm an der Planung der Perlmooser Zement Werke in Kirchbichl teil und gab damit seine Arbeit an der Universitat auf Im April 1939 ein Jahr nach dem sogenannten Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich eroffnete Fiebinger das Buro fur Bauwesen in der Marokkanergasse 22 im dritten Wiener Gemeindebezirk 1942 beschaftigte er bereits 30 Mitarbeiter in seiner Firma 5 Ende 1944 beschaftigte sein Buro ca 500 Mitarbeiter 3 Fiebinger war mit der drei Jahre jungeren Hertha Fiebinger geborene Weinrank verheiratet 3 1938 stellte Fiebinger einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP Sein Antrag wurde jedoch abgelehnt 1941 wurde er Mitglied im NS Bund Deutscher Technik und 1941 im NS Dozentenbund Er hatte gute Kontakte zu Hans Kammler dem Leiter fur das Bauwesen der SS und zu vielen anderen wichtigen Nationalsozialisten und Industriellen 5 Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenFiebingers Buro war an der Planung der Flugmotorenwerke Ostmark in Wiener Neudorf Marburg und Brunn sowie der Heinkel Werke in Schwechat beteiligt 5 Im Fruhjahr 1943 war Fiebinger bei der Verlegung einer V2 Raketenproduktion ins Rax Werk bei Wiener Neustadt involviert Beim Bau der von ihm geplanten Serbenhalle bei Wiener Neustadt kamen auch KZ Haftlinge vom KZ Mauthausen zum Einsatz 5 Dieses Projekt durfte entscheidend fur die Wahl seines Architekturburos fur die Planung der Stollen fur die Untertageverlagerung der Rustungsproduktion in der Ostmark gewesen sein 2 Im Herbst 1943 bekam sein Buro die Auftrage fur den Ausbau des Brauereikellers im KZ Nebenlager Redl Zipf wo die Raketenbrennkammern der V2 getestet wurden sowie fur das Stollensystem Zement in Ebensee 2 An beiden Standorten wurden Aussenlager des Konzentrationslagers Mauthausen errichtet um beim Bau der Anlagen die Arbeitskraft von KZ Haftlingen ausnutzen zu konnen 7 Kurz danach wurde Fiebinger auch mit der Planung der grossen Stollenanlagen Bergkristall beim KZ Gusen in St Georgen an der Gusen und Quarz beim KZ Melk beauftragt Die Stollen wurden aufgrund der geologischen Bedingungen in unterschiedlicher Weise errichtet Beispielsweise wurden in Ebensee bei der Auskleidung teilweise Fertigbetonteile verwendet wohingegen in St Georgen und Melk im Schalungsverfahren ausbetoniert wurde In St Georgen beim Stollen Bergkristall und in Ebensee ubernahm das Buro von Fiebinger nicht nur die Planung sondern auch die Bauleitung 5 Architektonisch gab es fur diese Stollen keine Vorbilder und die unterirdische Verlagerung der Rustungsindustrie brachte verschiedenste Probleme wie die Versorgung mit Energie und Wasser eine Bewetterung der Stollen sowie die infrastrukturellen Moglichkeiten fur den Einsatz von tausenden KZ Haftlingen Auch beim Bau der Stollenanlagen selbst kamen Haftlinge der eigens errichteten Konzentrationslager zum Einsatz 2 Tausende Haftlinge aus ganz Europa starben bei dieser Arbeit und bei der Arbeit in den errichteten Stollen 7 Bei Kriegsende wurde Fiebinger aufgrund seiner guten Kontakte auch die Planung eines Fuhrerbunkers im Jonastal in Thuringen anvertraut Fiebinger selbst sagte uber dieses Projekt dass er es ablehnen wollte er aber zur Ubernahme gezwungen worden sei Er wartete das Kriegsende in Strobl am Wolfgangsee ab Aufgrund des Uberblicks uber die Rustungsbaustellen wurde Fiebingers Buro in Person des Architekten Hermann de Verrette nach dem Krieg als sachverstandiger Beirat fur die Abwicklung der Baustellen u a in St Georgen und Ebensee eingesetzt Das Gehalt fur sein dafur eingesetztes Personal bekam Fiebingers Buro vergutet 4 Werdegang nach dem Krieg BearbeitenIm Herbst 1945 grundete Fiebinger eine neue Firma in Salzburg wurde allerdings im Marz 1946 wegen der Planung von SS Bauten von amerikanischen Soldaten des Counter Intelligence Corps CIC festgenommen Im April 1947 wurde er wieder freigelassen musste aber in Salzburg bleiben und wurde dort uberwacht Im Herbst 1947 wurde Fiebinger im Rahmen der Aktion Paperclip in die USA gebracht und musste dort fur das Kriegsministerium mindestens zwei Auftrage abwickeln Dem US Militar gab er detaillierte Angaben zu den von seinem Buro geplanten und gebauten Stollenanlagen In den USA arbeitete Fiebinger in einem Ingenieurburo in New York Vermutlich wurde er immer noch bei geheimen Projekten u a beim Bau unterirdischer Abschussrampen fur Interkontinentalraketen eingesetzt 5 3 In den 1960er und 1970er Jahren setzte Fiebinger eigene Wohnbauprojekte in Mexiko um Diese finanzierte er durch billige osterreichische Entwicklungshilfekredite 5 1968 grundete Fiebinger fur seine Plane die Firma Austrobau Als Geschaftsfuhrer wahlte er Hermann de Verrette den Architekten mit dem er bereits bei der Errichtung der Stollenanlagen im Zweiten Weltkrieg zusammenarbeitete 5 Seine Rolle im NS Regime war lange kein Thema Erst in den 1990er Jahren als die Geschichte der Lager Melk und Ebensee aufgearbeitet wurde wurde seine Rolle genauer untersucht 5 Seine letzten Lebensjahre verbrachte Fiebinger in Steinbach am Attersee und in Wien wo er im November 2014 starb 4 Literatur BearbeitenRobert Bouchal Johannes Sachslehner Unterirdisches Osterreich vergessene Stollen geheime Projekte Verl Gruppe Styria Wien 2013 ISBN 978 3 222 13390 9 Bertrand Perz Wir haben in der Nahe von Linz unter Benutzung von KZ Mannern ein Vorhaben Zur Genese des Projekts Bergkristall In KZ Gedenkstatte Mauthausen Jahrbuch 2009 pdf abgerufen am 16 Mai 2020 Wolfgang Quatember Karl Fiebinger 1913 2014 Bauingenieur im Auftrag der SS In betrifft Widerstand Nr 133 2019 memorial ebensee at PDF abgerufen am 16 Mai 2020 Film BearbeitenStollen in den Dachsteinkalk Das NS Rustungsprojekt und das KZ Ebensee Dokumentarfilm 2022 Buch und Regie Andreas Kurz Einzelnachweise Bearbeiten a b Markus Schmitzberger Dipl Ing Karl Fiebinger In Geheimprojekte at Zeitgeschichte Osterreich 1938 1945 Abgerufen am 16 Mai 2020 a b c d Bertrand Perz Wir haben in der Nahe von Linz unter Benutzung von KZ Mannern ein Vorhaben Zur Genese des Projekts Bergkristall In KZ Gedenkstatte Mauthausen Jahrbuch 2009 pdf abgerufen am 16 April 2017 a b c d e Jan Ruth Mills Karl Emil Franz Fiebinger Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 25 Juni 2010 abgerufen am 16 Mai 2020 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ecc pima edu a b c Wolfgang Quatember Karl Fiebinger 1913 2014 Bauingenieur im Auftrag der SS In betrifft Widerstand Nr 133 2019 memorial ebensee at PDF a b c d e f g h i j Bouchal Robert Unterirdisches Osterreich vergessene Stollen geheime Projekte Styria Premium 2013 ISBN 978 3 222 13390 9 Strassennamen Wiens seit 1860 als Politische Erinnerungsorte PDF 4 2 MB S 168ff Forschungsprojektendbericht Wien Juli 2013 a b Die Aussenlager In KZ Gedenkstatte Mauthausen Abgerufen am 16 Mai 2020 PersonendatenNAME Fiebinger KarlALTERNATIVNAMEN Fiebinger Karl Emil Franz vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer IngenieurGEBURTSDATUM 20 Januar 1913GEBURTSORT Wien OsterreichSTERBEDATUM 27 November 2014STERBEORT Wien Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Fiebinger amp oldid 232730979