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Der Kalvarienberg im oberbayerischen Bad Tolz ist eine Anhohe auf dem Stadtgebiet die heute ein barockes Ensemble bietet bestehend aus der katholischen Hl Kreuz Doppelkirche der Leonhardikapelle sowie dem eigentlichen Kalvarienberg mit Olberg Golgathahugel Kerkerkapelle und Kreuzwegkapellen die ab dem 18 Jahrhundert entstanden Leonhardikapelle und Kreuzkirche auf dem Kalvarienberg 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Hohenberg und Hinrichtungsstatte 2 Leonhardikapelle 3 Kalvarienberg 4 Doppelkirche Hl Kreuz 4 1 Orgel 5 Bildergalerie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHohenberg und Hinrichtungsstatte BearbeitenDie Anhohe wurde fruher schlicht Hohenberg genannt 1 Ab dem Mittelalter befand sich dort eine der beiden Tolzer Hinrichtungsstatten Auf diesem Hohenberg befand sich ein Galgen bei der anderen Hinrichtungsstatte auf dem heutigen Muhlfeld wurde meist durch Schwert oder Rad hingerichtet Fur den Unterhalt des Galgens war die Zunft der Weber zustandig die damals als unehrlich galten Von dieser Pflicht kauften sich die Tolzer Weber allerdings 1630 fur 70 Gulden frei Scharfrichter wurden dabei bis ins 18 Jahrhundert aus Munchen angefordert da das Landgericht Tolz keine eigenen Henker besass Die wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs 1632 eingefallenen schwedischen Truppen fuhrten den damaligen Pfleger zu Tolz Casar Crivelli zum Spott auf einem Pferd ohne Sattel auf die Anhohe 1 Wegen des Kirchenbaus wurde dieser Galgen Anno 1761 weiter nach Norden verlegt woran heute noch die Bezeichnung Galgenleite erinnert 2 Nach dem Historiker Joseph Katzameyer wurden fur den Bau dieses neuen Galgens alle Zimmerleute der Tolzer Zunft und aus Wolfratshausen herangezogen wobei jeder nur einen Schlag tun musste damit einer nicht in den Augen des anderen beschandelt dastand 2 Die letzte Hinrichtung auf dem inzwischen so genannten Calvariberg fand wohl in den 1790er Jahren statt Uber die genaue Jahreszahl gibt es unterschiedliche Darstellungen Johann Nepomuk Sepp beschreibt die Hinrichtung eines wegen wiederholten Diebstahls verurteilten Hafnergesellen 3 Bei einem Besuch von Konig Ludwig I in Tolz am 5 September 1829 verweilte dieser mit seiner Gemahlin auf dem Kalvarienberg in einem eigens erbauten Pavillon nahm dort sein Mittagsmahl ein und genoss den Ausblick ins Karwendelgebirge 4 nbsp Leonhardikapelle 2011 Leonhardikapelle BearbeitenTolzer Zimmerleute gelobten wahrend der Sendlinger Mordweihnacht 1705 im Falle einer glucklichen Heimkehr zum Dank eine Kapelle zu errichten 5 Nach dem Abzug der osterreichischen Besatzer und der Ruckkehr des Kurfursten Max Emanuel konnte dieses Gelobnis erfullt werden Ab 1718 wurde die katholische Leonhardskapelle erbaut zu Ehren der Mutter Gottes sowie der beiden Handwerkspatrone St Josef und St Johann Baptist und des heiligen Leonhard Dessen Verehrung nahm aufgrund der Viehseuchen im 18 Jahrhundert stark zu und diesem ist auch die geweihte Votivkette gewidmet die die Kapelle seit 1743 umgibt 6 Geweiht wurde die Kapelle allerdings erst 1726 zusammen mit der spater erbauten Kreuzkirche Andere Quellen verweisen auf eine Weihe bereits 1722 7 Der nach Westen ausgerichtete einschiffige Bau besitzt eine Stichkappentonne sowie einen dreiseitigen Chorschluss und einen oktogonalen Dachreiter mit Zwiebelhaube 6 War die Kapelle schon seit 1718 Ziel von Wallfahrern und loser Leonhardiritte so ist sie seit 1856 jahrlich Ziel der Tolzer Leonhardifahrt die sich zur grossten ihrer Art entwickelte 8 Kalvarienberg Bearbeiten1711 liess der kurfurstliche Salz und Zollbeamte Friedrich Nockher 1660 1754 auf der Anhohe ein Kreuz errichten Er stammte aus einer verarmten Familie aus Matrei am Brenner die es aber ab dem 17 Jahrhundert in Tolz zu Wohlstand und Ansehen brachte 9 Dessen Grossvater Kaspar Nockher ehelichte 1623 Anna Fering die Besitzerin der Alten Hopfapotheke Sein Enkel Friedrich war Salzbeamter und Handelsmann und rettete Tolz 1705 vor Brandschatzung durch osterreichische Truppen indem er diesen 2 000 Gulden bezahlte Sein Sohn Friedrich ubernahm das Handelshaus des Vaters und wurde 1719 Salz und Zollbeamter 10 Angeregt durch den 1694 in Lenggries erbauten Kalvarienberg bei dessen Einweihung er zugegen war trieb Friedrich Nockher einen weiteren Ausbau in Tolz voran wobei ihm vom Magistrat das Gelande auf dem Hohenberg zugeteilt wurde 11 Nockher stiftete 1718 sieben Wegkapellen fur die Darstellung der Sieben Falle Christi als Vorlaufer des Kreuzwegs mit vierzehn Stationen Des Weiteren stiftete er eine Heilige Stiege unter freiem Himmel eine Nachbildung der Scala Santa in Rom den Olberg sowie eine abschliessende Kapelle mit Kreuzigungsgruppe 12 Die Stiege wurde ab 1723 mit der Doppelkirche uberbaut nbsp KreuzwegDer Kalvarienberg der seinen Anfang in der heutigen Nockhergasse nimmt fuhrt zunachst hinauf zum Olberg Die Christusfigur davon wurde 1835 von Joseph Otto Entres erschaffen der Engel von Franz Anton Frohlich 1822 die drei schlafenden Junger noch vor 1773 von Joseph Anton Frohlich Die Kerkerkapelle eine Grotte mit Saulenportikus und Seitenschiffen entstand 1735 mit Figuren des Tolzer Bildhauers Joseph Anton Frohlich Daruber befindet sich die pilastergegliederte Kreuzannagelungskapelle mit Fresken 1871 wurden dort von Joseph Sattler Passionsszenen erganzt Das grosse Kruzifix auf dem Boden stammt ebenfalls von Frohlich 13 Auf dem Golgathahugel daruber steht eine monumentale uberlebensgrosse Kreuzigungsgruppe Die Christusfigur stammt dabei von 1721 von Martin Hammerl Die beiden Schacher wurden 1860 erganzt geschaffen von Paul Weiss und 1872 die Skulpturen von Maria Johannes und Maria Magdalena von Saturnin Kiene 1874 stiftete Frau Merz 15 Kreuzwegstationen aus Sandstein 1926 erganzte der zwei Jahre zuvor gegrundete Verein zu Erhaltung des Kalvarienbergs funf Wegkapellen des Kreuzwegs 14 Doppelkirche Hl Kreuz Bearbeiten nbsp Hl Kreuz Kirche 2007 Das grosste Bauwerk auf dem Kalvarienberg ist die weithin sichtbare Hl Kreuz Kirche Die zuvor entstandene Heilige Stiege wurde ab 1723 mit einer Kirche uberbaut Davor entstand die 1726 geweihte Kreuzkirche Diese beiden Kirchen wurden schliesslich vereint und bilden seither eine Doppelkirche 1 1732 wurden die beiden Fassadenturme mit oktogonalen Obergeschossen erbaut und der Kreuzhugel daneben aufgeschuttet Die Turmhelme schuf Hieronymus Weber 1757 Von 1763 bis 1804 beherbergte der ostliche Anbau der Kirche ein Eremitenkloster 15 Die verschiedenen Bauabschnitte des langgestreckten Gebaudes sind heute gut ablesbar Die sich nordlich anschliessende uberbaute Hl Stiege besitzt rundbogige Fenster dreiseitig geschlossene Chorkapellen und eine Flachdecke mit schrager Voute Wie das romische Vorbild umfasst die Stiege 28 Stufen bei zwei Seitentreppen und dem grossen Mittelteil der jedoch nur dem Gebet auf Knien vorbehalten ist Das Obergeschoss umgibt eine Empore die Rankenstukkaturen stammen von 1726 Das lange Hauptfresko der Auferstehung Christi schufen 1813 Franz Anton Frohlich und Matthias Schmaunz nach einem Entwurf von Joseph Hauber Das Kapellenfresko der Hl Dreifaltigkeit aus den 1720er Jahren wurde 1813 ebenfalls von Frohlich uberarbeitet Der Altar lasst sich ebenfalls auf 1726 datieren weitere Figuren auf die Zeit bis 1760 Unter der Hl Stiege liegt die Gruft von Friedrich Nockher 16 Fresken ehren ihn und sein Lebenswerk 17 Der Mittelabschnitt zur Kreuzkirche zeigt dreifache Reihen unterschiedlicher Fensterformen und risalitartige Fassaden Die Kreuzkirche gliedert sich durch je drei Bogenstellungen an den vier Seiten Im Vorraum zeigt sich eine Orgelempore nordlich ein erhohter Chor mit Kreuzaltar und darunter die Grabkapelle An beiden Seiten befinden sich Treppenabgange zur Hl Stiege das Obergeschoss dient als Oratorium Darunter befindet sich die Eremitengruft Fresken wurden dort 1785 von Joseph Matthaus Ott geschaffen das Chorfresko 1880 durch Joseph Sattler erneuert Aus demselben Jahr stammt der Hochaltar mit Kreuzreliquie Zwei Seitenaltare dienen als Reliquienschreine fur die Heiligen Regina und Thekla 6 Orgel Bearbeiten nbsp Die Ismayr OrgelDie Orgel wurde 1977 von Gunter Ismayr gebaut Sie hat 7 Register ein Manual und Pedal Die Disposition lautet 18 I HauptwerkGedackt 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Prinzipal 2 Quinte 1 1 3 Mixtur 1 PedalSubbass 16 Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und RegistertrakturBildergalerie Bearbeiten nbsp Kalvarienberg uber der Isar nbsp Kreuzkirche nbsp Hl Stiege nbsp Kreuzigungsgruppe nbsp Olberg nbsp Altar der Leonhardikapelle nbsp Portal nbsp Kerkerkapelle Innenansicht Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kalvarienberg Bad Tolz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Tolz in alten Bildern Walter Frei 2000 Seite 105 a b Maximilian Czysz Christoph Schnitzer Mordsgeschichten aus Bad Tolz und dem Isarwinkel CS Verlag 2003 S 14 Maximilian Czysz Christoph Schnitzer Mordsgeschichten aus Bad Tolz und dem Isarwinkel CS Verlag 2003 S 15 Georg Westermayer Die Chronik von Tolz Verlag Gunther Aehlig 3 Auflage 1976 S 208 Christoph Schnitzer Roland Haderlein Claudia Petzl Bad Tolz CS Verlag 2006 S 55 a b c Georg Paula Angelika Wegener Hussen Denkmaler in Bayern Landkreis Bad Tolz Wolfratshausen Karl M Lipp Verlag 1994 S 34 Peter Blath Archivbilder Bad Tolz Karl M Sutton Verlag 2009 S 100 Gisela Schinzel Penth Sagen und Legenden um Tolzer Land und Isarwinkel Ambro Lacus Verlag 2006 S 135 Christoph Schnitzer Roland Haderlein Claudia Petzl Bad Tolz CS Verlag 2006 S 54 Walter Frei Barbara Schwarz Bad Tolz Strassen Platze Menschen 2003 S 25 Walter Frei Barbara Schwarz Bad Tolz Strassen Platze Menschen 2003 S 26 Georg Paula Angelika Wegener Hussen Denkmaler in Bayern Landkreis Bad Tolz Wolfratshausen Karl M Lipp Verlag 1994 S 30 Georg Paula Angelika Wegener Hussen Denkmaler in Bayern Landkreis Bad Tolz Wolfratshausen Karl M Lipp Verlag 1994 S 32 Georg Paula Angelika Wegener Hussen Denkmaler in Bayern Landkreis Bad Tolz Wolfratshausen Karl M Lipp Verlag 1994 S 33 Georg Paula Angelika Wegener Hussen Denkmaler in Bayern Landkreis Bad Tolz Wolfratshausen Karl M Lipp Verlag 1994 S 32 Christoph Schnitzer Roland Haderlein Claudia Petzl Bad Tolz CS Verlag 2006 S 54 Christoph Schnitzer Roland Haderlein Claudia Petzl Bad Tolz CS Verlag 2006 S 26 Orgeldatenbank Bayern online47 763718 11 555659 Koordinaten 47 45 49 4 N 11 33 20 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalvarienberg Bad Tolz amp oldid 224609958