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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kallikles Begriffsklarung aufgefuhrt Kallikles altgriechisch Kalliklῆs Kalliklḗs aus dem athenischen Demos Acharnai war ein griechischer Sophist und moglicherweise ein Politiker am Ende des 5 Jahrhunderts v Chr Die einzigen Quellen fur ihn sind der Dialog Gorgias des Sophisten Gegners Platon in dem er einer der Gesprachspartner von Sokrates ist und eine Bezugnahme von Aristoteles auf Platons Dialog So haben einige Forscher behauptet dass Platon Kallikles als fiktive Figur erfunden habe Die Mehrheit geht allerdings davon aus dass es ihn wirklich gab 1 Uber die Lebensumstande des Kallikles ist nichts bekannt Von ihm vertretene Ansichten entnimmt man Platons Dialog Inhaltsverzeichnis 1 Auftritt im Gorgias 2 Nachwirkung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenAuftritt im Gorgias BearbeitenDer Dialog spielt wahrend des Peloponnesischen Krieges im Haus des Kallikles bei dem der Sophist Gorgias sich als Gast aufhalt Kallikles steht gerade am Beginn einer politischen Karriere wobei die Forschung nicht einig ist welcher politischen Richtung Demokratie Aristokratie oder Oligarchie er zuzuordnen ist 1 Recht des StarkerenWie der Sophist Thrasymachos in Platons Dialog Politeia 2 so vertritt auch Kallikles das Recht des Starkeren 3 In einer kurzen Ansprache 4 unterscheidet Kallikles zunachst das was von Natur aus gerecht ist von dem was nach vom Menschen gemachten Gesetzen gerecht ist Unrechtleiden sei deshalb schlechter als Unrechttun denn von Natur sei allemal jedes das unschonere was auch das ublere sei Auch sei das Unrechtleiden kein Zustand fur einen Mann sondern fur einen Knecht dem besser ware zu sterben als zu leben weil er beleidigt und beschimpft nicht imstande ist sich selbst zu helfen Von Natur aus sei es dagegen gerecht und schon wenn sich einzelne Starkere gegenuber den Schwacheren wenn notig auch mit Gewalt durchsetzen wenn der Tuchtigere mehr habe als der Untuchtige der Edlere mehr als der Unedle Als Beispiele nennt er das Tierreich sowie die Politik wo die besseren Staaten und Menschen uber die schlechteren Staaten und Menschen herrschen und auch mehr besitzen Fur einen Starken wie den Herrscher Xerxes gab es keine Gesetze die ihn einschrankten Er handelte der Natur aber nicht den Gesetzen gemass Die grosse Masse der Schwacheren hingegen wendete sich gegen die Starkeren und erschuf Gesetze die den Schwacheren nutzen und den Starkeren schaden Denn sie selbst meine ich sind ganz zufrieden wenn sie nur gleiches erhalten da sie die schlechteren sind 5 Uberdurchschnittlich kraftige und edle Menschen die Besten werden in Furcht gehalten Die Schwachen behaupten es sei hasslich ungerecht und machen es zu Unrecht mehr zu haben oder zu erreichen als andere So knechtet man die Besseren von Jugend an und lehrt ihnen dass alle gleich viel haben mussen Wenn aber denke ich einer mit einer recht tuchtigen Natur zum Manne wird so schuttelt er das alles ab reisst sich los durchbricht und zertritt alle unsere Schriften und Gaukeleien und Besprechungen und widernaturlichen Gesetze und steht auf er der Knecht und erhebt sich als unser Herr und eben darin leuchtet recht deutlich hervor das Recht der Natur 6 Gegen Ende seines kurzen Monologs zitiert Kallikles noch Pindar um seine Thesen zu untermauern Als Grund warum seine Ansichten von anderen selten geaussert werden nennt Kallikles dass sich diese oft bloss nicht zu sagen trauen was sie sich denken In einem weiteren kurzen Monolog 7 vertritt Kallikles Ahnliches Ein Mensch der jemand anderem dient kann nicht gluckselig sein Von Natur aus schon und recht ist es seine Begierden mit Tapferkeit und Einsicht voll zu befriedigen Weil die meisten Menschen dazu aus Unvermogen einfach nicht im Stande sind verbieten sie es auch den Besseren und loben das Masshalten und die Gerechtigkeit Denn denen welche entweder schon ursprunglich Sohne von Konigen waren oder welche kraft ihrer eigenen Natur vermochten sich ein Reich oder eine Macht und Herrschaft zu grunden was ware wohl unschoner und ubler als das Masshalten fur diese Menschen wenn sie dass sie des Guten geniessen konnten und ihnen niemand im Wege steht sich selbst einen Herren setzten namlich des grossen Haufens Gesetz Geschwatz und Gericht Uppigkeit Zugellosigkeit und Freigebigkeit wenn sie nur Ruckhalt haben sind eben Tugend und Gluckseligkeit jenes andere aber sind Zierereien widernaturliche Satzungen leeres Geschwatz der Leute und nichts wert 8 Philosophie im ErwachsenenalterKallikles kritisiert Erwachsene die sich immer noch mit Philosophie beschaftigen 9 Er befurwortet es dabei ausdrucklich wenn junge Leute Philosophie betreiben Wenn ich Knaben und Junglinge bei der Philosophie antreffe so freue ich mich ich finde dass es ihnen wohl ansteht und glaube dass etwas edles in solchen ist den aber der nicht philosophiert halte ich fur unedel Wenn ich dagegen sehe dass ein Alter noch philosophiert und nicht davon loskommen kann solcher Mann o Sokrates dunkt mich musste Schlage bekommen 10 Als Erwachsener soll man von der Philosophie ablassen um nicht in wichtigen Dingen unerfahren zu bleiben wie in den Gesetzen des Staates und dem Umgang mit den Mitmenschen Wollen reine Philosophen in offentlichen Verhandlungen das Wort ergreifen ein Geschaft grunden oder sich in den Dienst des Staats stellen machen sie sich ebenso lacherlich wie ein Staatsmann in philosophischen Versammlungen Man soll sich als Philosoph weder vor anderen Aufgaben verstecken noch alles andere als die Philosophie schlecht machen nur weil man nichts davon versteht Kallikles gibt Sokrates dem er wohlgesinnt sei den Rat mit der Philosophie aufzuhoren Sokrates konnte sich noch nicht einmal vor Gericht verteidigen selbst wenn er einen ganz gemeinen und erbarmlichen Menschen zum Anklager hatte wurde er die Todesstrafe ausfassen So lasst Platon Kallikles sagen Darum du Guter gehorche mir hor auf zu lehren ube im Wohlklang lieber dich von schonen Taten in dem wodurch du weise erscheinst lass Andern jetzt dies ganze herrliche soll ich es Possenspiel nennen oder Geschwatz weshalb dein Haus armselig leer und verodet steht und eifere nicht denen nach die solche Kleinigkeiten untersuchen sondern die sich Reichtum erwerben und Ruhm und viel anderes Gute 11 Nachwirkung BearbeitenEinige Hauptpunkte des Gesprachs zwischen Kallikles und Sokrates findet man auch bei Aristoteles kurz zusammengefasst Allerdings nur insoweit als es Aristoteles in seiner logischen Schrift Sophistische Widerlegungen als Beispiel dafur interessiert mit welchen Mitteln man jemanden zu unglaubwurdigen Behauptungen verleiten kann Kallikles versuche es indem er Natur und Gesetz als Gegenteile setze 12 Einige Forscher gehen davon aus dass Kallikles Einfluss auf Machiavelli und besonders auf Nietzsche gehabt hat 1 in dessen Lehre vom Ubermenschen ebenfalls gefordert wird dass einzelne besondere Individuen ihre Uberlegenheit gegen die Masse der Schlechteren durchsetzen Siehe auch BearbeitenOpfer Schimpfwort Literatur BearbeitenGeorge B Kerferd Hellmut Flashar Kallikles aus Acharnai In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 ISBN 3 7965 1036 1 S 85 f Michel Narcy Callicles In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 CNRS Editions Paris 1994 ISBN 2 271 05195 9 S 168 169Weblinks BearbeitenCallicles and Thrasymachus Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Textstellen des platonischen Dialogs Gorgias auf www gottwein deAnmerkungen Bearbeiten a b c George B Kerferd Hellmut Flashar Kallikles aus Acharnai In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 85f Platon Politeia 338c Erik Wolf Naturrecht Abschnitt I Abriss der Wort Begriffs und Problemgeschichte In Joachim Ritter u a Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Band 6 Schwabe Basel 1984 Sp 560 563 hier 561 Platon Gorgias 482c 484e ubers u hrsg v Friedrich Schleiermacher in Platons Werke Zweiten Teils erster Band 3 Aufl Berlin 1856 S 63 65 Platon Gorgias 483c Platon Gorgias 484a b Platon Gorgias 491e 492c Platon Gorgias 492b c Platon Gorgias 484c 486d Platon Gorgias 485b c Platon Gorgias 486c d Aristoteles Sophistische Widerlegungen 173a7 Normdaten Person GND 102383715 lobid OGND AKS VIAF 57001360 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME KalliklesKURZBESCHREIBUNG griechischer SophistGEBURTSDATUM 5 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 5 Jahrhundert v Chr oder 4 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kallikles amp oldid 231994457