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Das KZ Aussenkommando Sonneberg auch als Sonneberg West bezeichnet war ein Aussenlager des KZ Buchenwald auf dem Werksgelande der Thuringer Zahnradwerke GmbH Sonneberg einem Tochterunternehmen der Leipziger Maschinenfabrik G E Reinhardt in der Hallstrasse 39 im Sonneberger Stadtteil Bettelhecken Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Todesmarsch 3 Strafrechtliche Ahndung 4 Gedenken 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm September 1944 forderte der Betrieb uber die Kreisleitung der NSDAP Haftlinge aus dem KZ Buchenwald an Ein bislang von sowjetischen Kriegsgefangenen belegtes Barackenlager wurde geraumt und zum KZ Aussenkommando Sonneberg umgestaltet Am 14 September 1944 wurde das mit anfangs 260 mannlichen Haftlingen besetzte Lager auf dem Werksgelande der Thuringer Zahnradwerke mbH Sonneberg in Betrieb genommen Die Anzahl der Haftlinge stieg standig sodass es am 1 Januar 1945 bereits 445 Haftlinge waren und auch danach stieg die Anzahl weiter 1 Bis zur Auflosung des Lagers kann von einer Belegung mit 450 bis 470 Haftlingen ausgegangen werden 2 Unter menschenunwurdigen Bedingungen wurden in dem Werk von Haftlingen in Zwangsarbeit Flugzeugteile fur die Ju 52 und fur Sturzkampfflugzeuge sowie Kettenrader fur den Panzerkampfwagen VI Tiger und Zahnrader fur die V Waffen hergestellt 3 Die Haftlinge waren meist ungarische Juden aber es gab auch deutsche politische Haftlinge 4 und Kriegsgefangene 5 Es wurde in Zwolf Stundenschichten gearbeitet wobei die Nacht und Tagschicht wochentlich wechselten Die Versorgung mit Nahrungsmitteln war schlecht und es gab brutale Misshandlungen durch die SS 4 Monatlich starben im Durchschnitt zwanzig Haftlinge die durch andere Gefangene aus dem Stammlager ersetzt wurden 6 Kurz vor der Auflosung des Lagers im April 1945 kam es zu einem Massaker Als ubersturzt der Abmarsch der Gefangenen befohlen wurde protestierten die Angehorigen der Nachtschicht die furchteten keine Essensration vor dem Aufbruch mehr zu erhalten Als einige Haftlinge einen Sack Kartoffeln an sich brachten schossen SS Manner in die Menge Mindestens 40 Haftlinge wurden getotet und viele verletzt 7 Todesmarsch Bearbeiten nbsp Gedenkstatte Schustershieb Steinach fur die ersten acht erschossenen Opfer des Todesmarsches nbsp Grabstatte in Eschenthal in der zwei am 4 April 1945 ermordete Haftlinge begraben sind nbsp Eine der dreizehn Metalltafeln die an die Opfer des Todesmarsches erinnern Ort Hallstrasse in Bettelhecken SonnebergAm 4 April 1945 begann der Todesmarsch der 467 KZ Haftlinge aus dem Lager Sonneberg weil die 3 US Armee heranruckte Es soll ein schreckliches Bild gewesen sein was sich den Sonneberger Einwohnern bot Die Haftlinge trugen blau weiss gestreifte KZ Haftlingskleidung jeweilig gekennzeichnet mit einem farbigen Stern oder farbigen Dreieck sowie mit schwarzen Nummern auf dem Rucken und an der Vorderseite An den Fussen trugen sie Holzschuhe Am Schluss des Zuges liefen bewaffnete SS Manner mit abgerichteten Hunden Ein von Haftlingen gezogener Karren mit zwei Radern bildete den Abschluss des Zuges Viele Haftlinge wurden auf dem Marsch erschossen andere starben auf dem Marsch an Misshandlungen oder an den Folgen der Strapazen Uber die Halfte der Gefangenen kamen beim Marsch ums Leben 8 Es gab zwei Marschrouten Die grossere von ihnen fuhrte vom Lager uber die Sonneberger Obere Stadt zum Schusterhieb und nach Steinach dann Richtung KZ Aussenlager Laura bei Lehesten am Rennsteig bis es zuruck nach Sonneberg ging Von Sonneberg fuhrte der Marsch uber die bayerischen Stadte Kronach Wallenfels Geroldsgrun 12 oder 13 April und Nordhalben und uber die thuringische Stadt Saalburg Uber Thuringen und Sachsen ging es auf bohmisches beziehungsweise tschechisches Gebiet 9 10 Der Rest des Zuges verlief sich am 7 Mai in Praseles 50 km vor Prag nachdem die SS Manner vor der nahen Roten Armee geflohen waren Die zweite Marschroute fuhrte wahrscheinlich uber Koppelsdorf und Friedrichsthal nach Bad Elster 111 Haftlinge sollen dort von der 3 US Armee befreit worden sein Die ersten Todesopfer dieser Marsche waren acht Haftlinge deren Leichen auf der Hohe des Schusterhiebs zwischen Sonneberg und Steinach im Juni 1945 von Steinacher Frauen gefunden wurden Nur notdurftig verscharrt lagen sie im Strassengraben Manche Leichen hielten noch ihre kleinen Blechbuchsen mit rohen Kartoffeln darin unter dem Arm geklemmt Alle waren durch Kopfschusse getotet worden Auch im Steinbruch am Ortsausgang von Friedrichsthal wurden zwei dort verscharrte Leichen in Haftlingskleidung gefunden Heute liegen die sterblichen Uberreste der ermordeten Haftlinge auf den Friedhofen in Steinach und Eschenthal 11 Zwei Haftlinge wurden am Rennsteig nahe der Schildwiese erschossen und auf dem Friedhof von Kleintettau beigesetzt 12 In Burgstein sind ebenfalls Grabstatten auf dem Friedhof des Ortsteiles Grosszobern fur funf judische Haftlinge die im April 1945 bei dem Todesmarsch in Pirk einem Ortsteil der Gemeinde Weischlitz von SS Mannern ermordet wurden Von dem Haftling Ignacy Arthur Krasnokucki einem polnischen Juden ist bekannt dass er im April 1945 von dem Todesmarsch fliehen konnte 13 Wahrend einer Rast an einem Brunnen konnte er sich in einem Abwasserkanal verstecken Einen Tag spater zog er weiter in Richtung Osten bis er auf eine amerikanische Armee traf und in Sicherheit war Ein Marsch von Kriegsgefangen soll sich vom Lager Sonneberg am 18 April 1945 in Bewegung gesetzt haben die von der US Armee am 23 April 1945 in der Nahe der Stadt Eichstatt befreit wurden 14 Strafrechtliche Ahndung Bearbeiten nbsp SS Mann Heinrich Buuck April 1947 nbsp SS Obersturmfuhrer Alfred Andreas Hofmann April 19471947 wurde in den Buchenwalder Nebenprozessen unter anderen gegen den SS Mann Heinrich Buuck er hatte nur einen IQ von 67 verhandelt 15 der vor Gericht zugab auf dem Evakuierungsmarsch aus dem Aussenlager Sonneberg Haftlinge auf Befehl getotet zu haben Er wurde am 14 Oktober 1947 zur Todesstrafe verurteilt die spater in 15 Jahre Haftstrafe umgewandelt wurde jedoch wurde ihm im Uberprufungsverfahren Befehlsnotstand zugebilligt sodass er 1954 auf Bewahrung aus dem Kriegsverbrechergefangnis Landsberg War Criminals Prison No 1 entlassen wurde Der SS Obersturmfuhrer Alfred Andreas Hofmann auch Hoffmann 23 Juli 1904 nach Einsatz im KZ Buchenwald Kommandofuhrer im Aussenkommando Sonneberg von Oktober 1944 bis 11 April 1945 16 wurde am 17 September 1947 zu einer funfjahrigen Haftstrafe im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg verurteilt Ein SS Oberscharfuhrer im Aussenkommando Sonneberg war Ernst Folsche 17 der in einem ostdeutschen Verfahren zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde Ein weiterer Angeklagter erhielt eine zweieinhalbjahrige Haftstrafe In westdeutschen Verfahren wurden zwei Angeklagte zu jeweils zwei und dreieinhalb Jahren verurteilt und zwei erhielten einen Freispruch Deren Verfahren wurden eingestellt 18 Im September 1945 hatten sich insgesamt zwolf Personen aus Sonneberg von denen einige in Zusammenhang mit dem Aussenlager bzw den angeschlossenen Produktionsstatten gebracht wurden im Rahmen eines Sammelprozesses vor einem sowjetischen Militargericht zu verantworten 19 Alle vier zum Tode Verurteilten waren mit der Ausbeutung und Kontrolle von Zwangsarbeitern aus dem Lager befasst gewesen oder hatten als Eigentumer einer Fabrikationsstatte selbst von erzwungener Arbeit profitiert Fur schuldig befunden und hingerichtet wurden die Ingenieure Erich Schubert und Johannes Friedrich beide in leitender Funktion im Zahnradwerk 20 Dort als Meister war der ortsansassige Schmied Hermann Schindhelm beschaftigt Den in Murschnitz im Juli 1945 wohnhaften Schindhelm geboren 1908 hatten uberlebende Haftlinge als besonders grausam beschrieben Zahlreiche brutale Misshandlungen wurden ihm zur Last gelegt Er soll auch an einer Treibjagd auf entflohene sowjetische Kriegsgefangene teilgenommen haben Unter den Lagerinsassen war Schindhelm wegen der haufigen Ubergriffe und seiner feindseligen Haltung gegenuber den Zwangsarbeitern als der Schwarze Schmied bekannt 21 Vierter Verurteilter war der Koppelsdorfer Ernst Heubach Heubach 57 Jahre alt besass eine Porzellanwarenfabrik in Koppelsdorf in der etwa 200 Zwangsarbeiter unterschiedlicher Nationalitat beschaftigt waren Die Mitgliedschaft in der NSDAP seit 1937 und sein Rang als SA Obersturmfuhrer durften von den Richtern als weitere Indizien gegen den Angeklagten gewertet worden sein 22 Alle Verurteilten wurden am 29 September 1945 hingerichtet 23 Gedenken BearbeitenJahrlich gedachten zu Zeiten der DDR im September am Gedenktag der Opfer des Faschismus tausende Burger mit einem Marsch des Gedenkens dieser Opfer 11 Auch zur Zeit der BRD wurde jahrlich bisher an die Opfer erinnert 24 1977 wurde auf dem Schusterhieb eine Gedenkstatte fur die dort gefundenen acht Opfer des Todesmarsches errichtet Seit 1982 erinnern in Sonneberg und Umgebung entlang der zwei Routen zudem dreizehn Metalltafeln an die Opfer der Todesmarsche 25 26 Neben der Sonneberger Stadtkirche St Peter befindet sich ein dreiteiliger Gedenkstattenkomplex Er besteht aus einem Obelisken der an die Gefallenen aus dem Deutsch Franzosischen Krieg erinnert Betonwanden mit Namen von Gefallenen und Vermissten aus dem Ersten Weltkrieg und einer Steinplatte die eine Grube mit Messingurnen abdeckt Die Messingurnen sind mit Erde gefullt die von dem ehemaligen Standort des KZ Aussenkommando Sonneberg und vom Schusterhieb wo die acht ermordeten Haftlinge gefunden wurden stammt Im Juli 2014 wurde der Gedenkstattenkomplex von Mannern der Reservistenkameradschaft Sonneberg die die Pflegepatenschaft ubernommen hatte gereinigt Als die Steinplatte abgehoben wurde wurde festgestellt dass die Urnen zerstort waren und die Erde auf dem Boden der Grube verteilt lag Nachforschungen ergaben dass die Gedenkstatte fur die Haftlinge vermutlich schon 2006 von Jugendlichen geschandet wurde 27 Am Ortsausgang von Pirk befindet sich ebenfalls ein Gedenkstein fur funf judische Haftlinge die im April 1945 bei dem Todesmarsch in Pirk von SS Mannern ermordet wurden Literatur BearbeitenGerhard Stier Zwangsarbeit in Sonneberg das Beispiel Zahnradwerk Museums und Geschichtsverein Sonneberg 2001 DNB 1016052782 28 Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 3 Sachsenhausen Buchenwald C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 52963 1 S 577 f Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht 2015 ISBN 978 3 525 36968 5 S 260 f 275 600 books google de Film BearbeitenZahnradwerk Das vergessene KZ 2007 SON Film e V DVD und Blu Ray 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Aussenkommando Sonneberg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Genaues Datum und Haftlingsanzahl unter Sonneberg Gerhard Stier Sonneberg West In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Band 3 Munchen 2006 ISBN 3 406 52963 1 S 578 Informationen zum Lager Sonneberg a b Christine Schmidt van der Zanden Sonneberg West In Geoffrey P Megargee Hrsg The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos 1933 1945 Band 1 Bloomington Indiana 2009 S 420 Bericht eines Kriegsgefangenen Memento vom 12 April 2015 im Internet Archive der in Sonneberg war Gerhard Stier Sonneberg West In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Band 3 Munchen 2006 ISBN 3 406 52963 1 S 578 Lucien Elkind Caporal Dick Paris 1997 S 186 Gerhard Stier Sonneberg West In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Band 3 Munchen 2006 ISBN 3 406 52963 1 S 578 Neue Erkenntnisse und neue Fragen In Neue Presse 27 Juli 2018 S 13 Geroldsgrun auf digitalcollections its arolsen org a b Zitat aus einem Buch zur Sonneberger Geschichte Memento vom 28 Januar 2015 im Internet Archive Todesmarsche durch die Heimat Ignacy Arthur Krasnokucki Memento vom 28 Januar 2015 im Internet Archive konnte vom Todesmarsch fliehen Bericht Memento vom 12 April 2015 im Internet Archive eines Kriegsgefangenen Heinrich Buuck Protokoll PDF Datei englisch Alfred Andreas Hoffmann Protokoll PDF Datei englisch Aufgefuhrt im Bundesarchiv Nummer DY 55 68 Justiz und NS Verbrechen Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Deutsch Deutsche Verfahren Andreas Weigelt Fallgruppenubersicht und Erschliessungsregister Leitfaden fur die biographische Dokumentation In Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Gottingen 2015 S 159 415 S 275 Andreas Weigelt Fallgruppenubersicht und Erschliessungsregister Leitfaden fur die biographische Dokumentation In Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Gottingen 2015 S 159 415 S 275 Andreas Weigelt Hermann Schindhelm In Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Gottingen 2015 S 159 415 S 600 books google de Andreas Weigelt Ernst Heubach In Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Gottingen 2015 S 159 415 S 260 f Andreas Weigelt Ernst Heubach In Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Gottingen 2015 S 159 415 S 260 f Nachweis Erinnerung zur Zeit der BRD Nachweis Memento vom 3 Februar 2015 im Internet Archive uber die Gedenkstatten und Metalltafeln Jahresangabe in Thomas Schwammlein Bearb Kulturdenkmale in Thuringen Landkreis Sonneberg E Reinhold Verlag Altenburg 2005 ISBN 3 937940 09 X S 418 Gedenkmaler Pflege schreitet stetig voran In Freies Wort 29 Juli 2014 rk sonneberg de Memento vom 4 Februar 2015 im Internet Archive PDF Datei von der Website der Reservistenkameradschaft Gerhard Stier Zwangsarbeit in Sonneberg das Beispiel Zahnradwerk books google de Film auf Website zauberhaftes sonneberg de50 3606716 11 1431862 Koordinaten 50 21 38 4 N 11 8 35 5 O Normdaten Korperschaft GND 7534387 3 lobid OGND AKS VIAF 244319548 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenkommando Sonneberg amp oldid 236756171