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Das Konigstor ist eines der funf bekannten Stadttore in der Aussenmauer der hethitischen Hauptstadt Ḫattusa Der Name bezieht sich auf ein Relief auf der Stadtseite der monumentalen Toranlage Heute wird die abgebildete Kriegerfigur meist als Gott gedeutet Konigstor von Westen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Beschreibung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Areal von Ḫattusa liegt im nordlichen Zentralanatolien in der Turkei beim Ort Bogazkale fruher und in der archaologischen Literatur Bogazkoy Die Stadt ist von einer 6 6 Kilometer langen Aussenmauer umgeben 1 In deren Verlauf wurden bis heute funf monumentale Toranlagen entdeckt von Westen nach Osten das untere und das obere Westtor das Lowentor das Sphinxtor und das Konigstor Das Konigstor ist das ostlichste der Tore es liegt im Sudosten des Stadtgelandes an der modernen Strasse uber die die heutigen Besucher das Gelande erkunden konnen Sie folgt etwa einer hethitischen Strasse die sich von Kesikkaya kommend nach Suden und dort in weitem Bogen an der Befestigungsmauer entlangzog Am Konigstor bog sie vom Mauerverlauf ab in Richtung Nordwesten zur Konigsburg Buyukkale Auf der gegenuberliegenden Strassenseite sind die Grundmauern der Tempel 2 3 und 5 zu sehen nordwestlich dahinter liegt das Tempelviertel der Oberstadt Auf der Aussenseite des Tores schloss sich vermutlich eine Fernstrasse an Forschungsgeschichte BearbeitenSchon Carl Humann hatte den ungefahren Ort des Tores vermutet Theodor Makridi lokalisierte es dann genauer und legte 1906 die Front zum Teil frei Die Ausgraber um Otto Puchstein gruben es dann 1907 aus und entdeckten dabei das Kriegerrelief 2 Es wurde noch im gleichen Jahr nach Ankara ins Museum fur anatolische Zivilisationen verbracht 3 1968 wurde am Konigstor eine Kopie des Originals aufgestellt 4 die allerdings von Besuchern beschadigt und zu einem spateren Zeitpunkt ersetzt wurde 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Konigstor nach Puchstein Lithographie von Heinrich Kohl 5 nbsp Original des Kriegerreliefs im Museum AnkaraEbenso wie alle anderen ausseren Tore der Stadt ausser dem Sphinxtor hat das Konigstor eine von zwei Turmen flankierte Torkammer Vom Aufbau her entspricht die Anlage derjenigen des Lowentors jedoch in spiegelbildlicher Anordnung Die Kammer misst 6 25 7 80 Meter Die Turme sind 14 80 Meter tief der rechte sudliche ist 9 70 Meter breit der linke 10 40 Meter 2 Sie stehen innen wie aussen uber die Stadtmauer hervor Ihr Innenraum ist beim Sudturm in sechs beim Nordturm in vier Raume geteilt die Mauern stehen noch bis zu 4 50 Metern hoch an Sie sind aus Bruchstein gemauert die Aussenfronten sind polygonal gefugt Die Frontseiten sind sorgfaltig bearbeitet die stadtseitige Front ist wie bei den Turmen der Stadtmauern durch drei Pilaster an den Ecken und in der Mitte gegliedert 3 Die parabelformigen Durchlasse auf beiden Seiten haben an der Basis eine Breite von 3 25 Metern ihre Hohe wird mit etwa funf Metern angenommen Sie bestehen zu beiden Seiten aus je einem monolithen Block auf den in Kragsteintechnik jeweils zwei versetzte Blocke aufgesetzt sind Die Blocke sind mittels Bronzedubeln verbunden einer davon ist in der Spalte bei dem sudlichen inneren Pfeiler noch zu sehen An der Innenseite dieser Gewandesteine sind auf Fussbodenhohe Blocke angebracht auf deren Oberseite sich runde Steinpfannen befinden Sie dienten als Lager in denen sich die Turangeln drehten Besonders an der ausseren Torseite sind noch gut die Schleifspuren der Turflugel zu erkennen Verschlossen wurde das Tor demnach von zweiflugligen Holzturen Diese konnten nochmals von innen mit Balken verriegelt werden Einschublocher der Balken sind ebenfalls noch erkennbar 3 6 Der aussere Vorbau mit dem Aufweg zum Tor entspricht wiederum spiegelbildlich dem des Lowentors sodass die Rampe hier nach Suden weist Dem Tor ist aussen direkt eine von einer Stutzmauer gehaltene Terrasse vorgebaut die einen Vorhof bildet Er ist mit einer Mauer nach Osten und Suden und einer Bastion eingeschlossen Nach Suden schliesst sich dann die Strasse uber die Rampe an Die Grundmauern der ausseren Toranlage sind hier besser erhalten und sichtbar als beim Lowentor 3 6 In den inneren linken nordlichen Turpfeiler war zur Stadt hin die Skulptur eines nach rechts gewandten Kriegers als Relief eingearbeitet Die Figur ist mit einer Grosse von 2 25 Metern bis zur Helmspitze leicht uberlebensgross Sie ist in einem bis zu 17 Zentimeter hohen Halbrelief gearbeitet einzelne Teile fast als Vollplastik Dargestellt ist eine mannliche Gestalt die lediglich mit einem Lendenschurz und einem Helm bekleidet ist Der Wickelrock ist reich verziert und wird von einem straff geschnurten breiten Gurtel gehalten Vorn hangt schrag uber den Saum bis zum Oberschenkel ein gefranstes Band herab Das Stoffmuster ist durch eingravierte Bander mit schragen Linien gekennzeichnet Hinter dem Gurt steckt eine Prunkaxt mit einer nach hinten gebogenen Schneide Nach hinten lauft sie in vier Spitzen aus An ihrem Griff hangt an einer Schnur eine Quaste An der linken Korperseite tragt der Krieger ein kurzes Schwert in einer gebogen auslaufenden Scheide Dessen halbmondformiger Griff ragt uber den Gurtel Der Helm ist nach assyrischer Art spitz und hat Wangenklappen und einen uber den Rucken herabhangenden Nackenschutz Als Verzierung ist vorn ein gebogenes Horn aufgesetzt Der Mann ist bartlos seine langen Haare fallen unter dem Nackenschutz uber die Schultern herab Die Fusse der Figur sind unbekleidet Die Muskeln der Beine und die Gesichtszuge sind naturalistisch herausgearbeitet das Brusthaar ist durch Gravuren fein angedeutet Die Deutung der Figur war zunachst umstritten Puchstein berichtet dass Miss Dodd von der amerikanischen Madchenschule in Konstantinopel die das Relief nach Entfernung unserer Schutzdecke zu sehen bekommen hat die Person als weiblich deutete In dieser Ansicht schlossen sich ihr die britischen Forscher Sayce Ramsay und Garstang an die eine Amazone in einer Pelzjacke erkannten Puchstein blieb bei seiner Deutung als mannlichen Krieger Ich mag in der Beurteilung der alt hethitischen Geschlechtskriterien nicht so kompetent sein wie Miss Dodd aber ich kann nicht zugeben dass mir und meinen Kameraden eine Verwechslung von Pelz und menschlicher Behaarung passiert ware Er hielt den Dargestellten fur einen Konig und zwar fur denjenigen der die Toranlage errichtet hatte 7 Inzwischen herrscht die Meinung vor dass es sich um einen Gott handelt aufgrund des Horns am Helm das in hethitischen Darstellungen Gottern vorbehalten ist Jurgen Seeher Grabungsleiter in Ḫattusa von 1995 bis 2005 schlagt Sarrumma den personlichen Schutzgott Tudḫaliyas IV vor Das Datum der Erbauung des Konigstors bleibt noch unklar Da sowohl Konigstor als auch Lowentor etwas schrag in der Stadtmauer stehen konnten sie nachtraglich eingebaut worden sein Die Tatsache dass die Aussenfassade des Lowentores nicht fertig bearbeitet ist wird haufig als Hinweis darauf gesehen dass die Handwerker wegen des Untergangs der Stadt im fruhen 12 Jahrhundert v Chr die Arbeiten abbrachen Der heutige Grabungsleiter Andreas Schachner halt dagegen auch fur moglich dass die zeitweise Verlegung der Hauptstadt unter Muwattalli II am Anfang des 13 Jahrhunderts v Chr der Anlass fur die Unterbrechung der Bauarbeiten gewesen sein konnte und demnach die Erbauung der Tore ins spate 14 Jahrhundert v Chr zu datieren ware 8 nbsp Aussenseite nbsp Schleifspuren der Torflugel nbsp Bronzedubel zur Steinverbindung nbsp Balkenloch zur Verriegelung nbsp Toranlage von aussenLiteratur BearbeitenOtto Puchstein Boghaskoi Die Bauwerke J C Hinrichs sche Buchhandlung Leipzig 1912 S 64 72 Digitalisat Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 4 uberarbeitete Auflage Ege Yayinlari Istanbul 2011 ISBN 978 605 5607 57 9 S 58 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konigstor Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten DAI Hattusa Bogazkoy Die Stadtmauer Abschnitt Ergebnisse a b Otto Puchstein Boghaskoi Die Bauwerke J C Hinrichs sche Buchhandlung Leipzig 1912 S 64 a b c d e Peter Neve Hattuscha Information Archaeology and Art Publications Istanbul 1987 ohne Seitenzahlen Kurt Bittel Bogazkoy Fuhrer Donmez Ankara 1972 S 21 Der Verlauf der Stadtmauer die 1907 noch nicht freigelegt war entspricht nicht den heutigen Erkenntnissen die Mauer ist schmaler als der Torbau Auch die obere Querwand im rechten Turm die Puchstein parallel zum linken Turm vermutete existierte wahrscheinlich nicht a b Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 4 uberarbeitete Auflage Ege Yayinlari Istanbul 2011 ISBN 978 605 5607 57 9 S 58 63 Otto Puchstein Boghaskoi Die Bauwerke J C Hinrichs sche Buchhandlung Leipzig 1912 S 6471 72 Andreas Schachner Hattuscha Auf der Suche nach dem sagenhaften Grossreich der Hethiter C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 60504 8 S 159 40 00925 34 622611111111 Koordinaten 40 0 33 3 N 34 37 21 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konigstor Ḫattusa amp oldid 237782417