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Das Sphinxtor auch Sphingentor in Ḫattusa ist das sudlichste Tor der hethitischen Hauptstadt Unter den funf bekannten Toranlagen in der Aussenmauer der Stadt hat es eine besondere Funktion da es nicht nur als Stadteingang sondern auch fur kultische Zwecke genutzt wurde Es ist nach den vier Sphinxfiguren benannt die aussen und innen das Tor bewachten Innenseite des Sphinxtores ostliche Sphinx Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Forschungsgeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Areal von Ḫattusa liegt im nordlichen Zentralanatolien in der Turkei beim Ort Bogazkale fruher und in der archaologischen Literatur Bogazkoy Die Stadt ist von einer 6 6 Kilometer langen Aussenmauer umgeben 1 In deren Verlauf wurden bis heute funf monumentale Toranlagen entdeckt von Westen nach Osten das untere und das obere Westtor das Lowentor das Sphinxtor und das Konigstor Das Sphinxtor liegt am sudlichsten Punkt der Stadtmauer und auf dem Scheitelpunkt des Walls von Yerkapi der den sudlichen Abschluss der Stadt bildet Damit ist das Sphinxtor auch der hochste Punkt des Stadtgebiets An der Innenseite dieses Walls fuhrt heute im weiten Bogen parallel zur Stadtmauer die moderne Strasse entlang uber die die heutigen Besucher das Gelande erkunden konnen In hethitischer Zeit fuhrte ebenfalls eine Strasse von Taanikkaya im Westen der Stadt entlang der Stadtmauer bis zum Konigstor und von dort weiter bis zur Konigsburg Buyukkale Diese verlief allerdings direkt an der Innenseite der Mauer auf der Hohe von Yerkapi und nicht wie die moderne Strasse am inneren Fuss des Walls 2 Von dort ist das Tor uber eine Treppe zu erreichen Dabei passiert man etwas unterhalb den Eingang zu dem Gang der hier unter der Bastion von Yerkapi hindurch zur Stadtaussenseite fuhrt Die Funktion dieser Poterne ist bis heute nicht abschliessend geklart Vom Sphinxtor aus hat man einen weiten Uberblick uber die Stadtanlage Auf der gegenuberliegenden Strassenseite ist das obere Tempelviertel zu sehen rechts dahinter Buyukkale gerade nach Norden reicht der Blick bis zur Unterstadt mit dem Grossen Tempel und links sind die fruher bebauten Felsformationen von Yenicekale und Sarikale zu sehen Beschreibung Bearbeiten nbsp Innenseite westliche SphinxWahrend die anderen vier Stadttore parabolische Offnungen haben und von zwei Turmen flankiert sind hat das Sphinxtor einen Eingang durch einen Torturm mit zwei rechteckigen Turoffnungen die von Tursturzen abgeschlossen wurden 3 Der aussere Eingang hatte eine Hohe von 2 78 Metern und eine Breite von 1 30 Metern der innere Durchgang ist etwas nach Osten versetzt und hat die gleiche Breite 4 Das Aussentor war mit zwei Turflugeln verschliessbar das Innentor dagegen war immer frei begehbar An den Angelsteinen seitlich der Turschwelle sind noch die Spuren der aufschwingenden Torflugel zu erkennen Das Sphinxtor war nicht wie die anderen Tore fur Wagen geeignet sondern ein reines Fussgangertor Es ist von aussen nur uber die beiden Treppen erreichbar die im Osten und Westen auf den steilen Wall von Yerkapi hinauffuhren 3 Die Toranlage war von vier Sphinxfiguren geschmuckt die paarweise innen und aussen das Tor flankierten Heute sind auf der Innenseite Kopien aufgestellt die restaurierten Originale befinden sich im lokalen Museum von Bogazkale An der Aussenseite ist lediglich ein Fragment der westlichen Sphinx zu sehen der Gesicht Brust und grosse Teile des Kopfschmuckes fehlen Der Block mit der rechten ostlichen Sphinx fehlt vollstandig er wurde wohl schon in antiker Zeit als Baumaterial entfernt Der erhaltene Laibungsblock wurde zerbrochen im Vorfeld des Tores gefunden Auch er weist auf der Ruckseite Rillen auf die die romischen oder byzantinischen Handwerker zur Vorbereitung der Zerteilung in transportable Stucke dort anbrachten nbsp Original der ostlichen Sphinx im Museum BogazkaleDie beiden Sphinxfiguren der Stadtseite waren 1907 ausgegraben worden und durch Brandeinwirkung stark zerstort Nach der Restaurierung konnten 20012 13 Kopien wieder am Sphinxtor aufgestellt werden und vermitteln einen Eindruck des fruheren Aussehens der Toranlage Die Gestalt der Sphinx kam Anfang des 2 Jahrtausends von Agypten uber Syrien nach Zentralanatolien Dort wurden mannliche Sphinxfiguren mit Hornermutze vermutlich awiti genannt hauptsachlich auf Siegeln zum Attribut von Gottern Die weibliche Sphinx wohl dammassara erkennbar unter anderem an Gesichtszugen und Korperformen ubernahm eine Funktion als Zeuge und Bewacher von Kulthandlungen und Vertragen In dieser Funktion tritt sie vor allem in der hethitischen Grossreichszeit haufig als Torwachterfigur auf Die am vollstandigsten erhaltene Figur an der Ostseite des Tores ist 2 58 Meter hoch Die Flugel und der Leib sind als Relief gestaltet wahrend Kopf Brust Vorderbeine und der Kopfschmuck als Vollplastik gearbeitet sind Das Gesicht weist runde Formen auf der Mund ist zusammengepresst die Augen waren eingelegt Zu beiden Seiten des Gesichts fallen breite Zopfe herab die auf der Brust lockig auslaufen Sie bilden die nach der agyptischen Gottin genannte Hathor Frisur Der Kopf ist mit einem Helm bekleidet auf dem vorn als Gotteszeichen Horner dargestellt sind Daruber erhebt sich eine Spitzmutze Sie ist mit sechs Rosetten geschmuckt wie sie ahnlich auch auf einer Sphinxfigur vom Tor auf dem Nisantas im Museum Bogazkale erkennbar sind Seitlich erhebt sich ein grosser Flugel uber den stammigen Hinterbeinen steht katzenartig der Schwanz nach oben 5 3 Auf der der Stadt zugewandten Seite war dem Tor ein Vorbau vorgelagert Er bestand aus mehreren Raumen Einer davon der direkt vor dem Tor liegt nimmt die gesamte Breite des Torturms ein und hat eine Tiefe von 1 40 Metern Er stellt vermutlich eine offene Vorhalle dar Zwei rechts und links anschliessende kleine Kammern waren wohl Wachterstuben Westlich schliesst sich ein Komplex von 16 8 Metern aus langlichen Raumen an dessen Funktion unklar ist 6 Auf dem Flugel der westlichen Sphinx ist etwa in Augenhohe ein Graffito in luwischen Hieroglyphen eingepunzt Zu erkennen sind die beiden Zeichen nbsp REX fur Konig und nbsp SCRIBA fur Schreiber Der turkische Hethitologe Metin Alparslan schliesst daraus unter Vorbehalt dass ein des Schreibens kundiger Konig fur die Inschrift verantwortlich ist 7 Die Toranlage hatte wahrscheinlich gemeinsam mit dem machtigen gepflasterten Wall von Yerkapi eine rituelle Funktion Der deutsche Prahistoriker und fruhere Grabungsleiter Jurgen Seeher vermutet dass die Rampe als gewaltige Buhne fur kultische Handlungen genutzt wurde Dabei hielt sich aussen die Masse der Zuschauer auf und erwartete das Erscheinen eines Priesters mit einem Kultbild aus dem Sphinxtor 3 Die Errichtung der monumentalen Tore in der Stadtmauer wird ins 14 oder 13 Jahrhundert v Chr datiert 8 nbsp Aussere Sphinx nbsp Hinterleiber der inneren Sphingen nbsp Vorbau nbsp Inschrift am Flugel der westlichen Sphinx nbsp Torsphinx vom Nisantas im Museum BogazkaleForschungsgeschichte BearbeitenBei den fruhen Ausgrabungen unter Leitung des Assyriologen Hugo Winckler und von Theodor Makridi einem Kurator des Istanbuler Archaologischen Museums wurde bereits 1907 die Torkammer freigelegt 9 Die beiden Blocke mit den inneren Sphinxfiguren waren durch Brandeinwirkung so stark zerstort dass sie zur Restaurierung abgebaut und spater nach Berlin ins Vorderasiatische Museum verbracht wurden Die besser erhaltene westliche Sphinx wurde nach der Restaurierung 1924 ans Istanbuler Museum zuruckgegeben Um die zweite in Berlin verbliebene Skulptur entspann sich ein Streit zwischen der Turkei die die Ruckgabe forderte und den deutschen Museen 10 Nachdem der Streit eskalierte bis zur turkischen Drohung mit dem Entzug der Grabungslizenz fur Ḫattusa wurde schliesslich 2011 auch die ostliche Figur ruckgefuhrt 11 Die Originale wurden im ortlichen Museum in Bogazkale aufgestellt am Sphinxtor selbst wurden 2012 und 2013 Kopien installiert die nach einer Silikonform angefertigt wurden die das Berliner Museum erstellt hatte Die Kopien wurden derart gestaltet dass fur den Betrachter erkennbar ist welche Stucke original und welche restauriert sind 12 1976 wurde unter der Grabungsleitung von Peter Neve die Figur der ausseren westlichen Sphinx wieder aufgestellt die schon von Otto Puchstein am Anfang des 20 Jahrhunderts zerbrochen im Vorgelande des Tores gesehen wurde 1977 78 wurden die Grundmauern des Torvorbaus freigelegt 9 Literatur BearbeitenJurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 4 uberarbeitete Auflage Ege Yayinlari Istanbul 2011 ISBN 978 605 5607 57 9 S 58 63 Massimiliano Marazzi Die sogenannten eingepunzten Hieroglypheninschriften von Bogazkoy In S Velhartcka Hrsg Anatolian Studies in Honor of Jana Souckova Siegelova Brill Leiden 2016 S 198 201 academia edu Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sphinxtor Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten DAI Hattusa Bogazkoy Die Stadtmauer Abschnitt Ergebnisse Andreas Schachner Hattuscha Auf der Suche nach dem sagenhaften Grossreich der Hethiter C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 60504 8 S 124 131 a b c d Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 4 uberarbeitete Auflage Ege Yayinlari Istanbul 2011 ISBN 978 605 5607 57 9 S 58 63 Peter Neve Die Oberstadt von Ḫattusa die Bauwerke 2 Die Bastion des Sphinxtores und die Tempelviertel am Konigs und Lowentor von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2706 4 S 10 Alessandra Gilibert Die anatolische Sphinx In Lorenz Winkler Horacek Hrsg Die Wege der Sphinx Ein Monster zwischen Orient und Okzident Verlag Marie Leidorf Rahden Westf 2011 S 7 17 core ac uk Digitalisat Peter Neve Die Oberstadt von Ḫattusa die Bauwerke 2 Die Bastion des Sphinxtores und die Tempelviertel am Konigs und Lowentor von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2706 4 S 16 18 Metin Alparslan Ein hieroglyphen luwisches Graffito auf einer der Sphingen am Sphingen Tor In Archaologischer Anzeiger 2013 1 S 174 175 Andreas Schachner Hattuscha Auf der Suche nach dem sagenhaften Grossreich der Hethiter C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 60504 8 S 92 93 a b Peter Neve Die Oberstadt von Ḫattusa die Bauwerke 2 Die Bastion des Sphinxtores und die Tempelviertel am Konigs und Lowentor von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2706 4 S 1 Hermann Parzinger Es muss eine gerechte Losung geben faz net 2 Marz 2011 Sphinx ist wieder in der Turkei n tv 27 Juli 2011 abgerufen am 5 Februar 2013 Andreas Schachner Die Arbeiten in Bogazkoy Ḫattusa 2012 In Archaologischer Anzeiger 1 2013 S 152 153 Andreas Schachner Die Arbeiten in Bogazkoy Ḫattusa 2013 In Archaologischer Anzeiger 1 2014 S 112 114 40 006222222222 34 616583333333 Koordinaten 40 0 22 4 N 34 36 59 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sphinxtor Ḫattusa amp oldid 237406183