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Als Kolner Weberaufstand werden die blutigen Auseinandersetzungen der Zunft der Weber mit der durch das Patriziat dominierten politischen Fuhrung der Stadt Koln zwischen 1369 und 1371 bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der eigentliche Weberaufstand 2 1 Aufstand am 20 Mai 1369 2 2 Ruhige Zeit 2 3 Blutige Weberschlacht 3 Politische Folgen 4 Zeitgenossische Aufzeichnungen 5 Literatur 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Bettziechenweber grundeten im Jahre 1149 in Koln die erste Vereinigung von Handwerkern eine sogenannte Zunft 1 2 Diese und weitere Zunfte ordneten ihre Angelegenheiten selbststandig Der Rat der Stadt Koln griff in deren Autonomie nur ein um Missstande zu beseitigen Sein Eingreifen wurde als wohltatig empfunden 3 Wer in Koln ein Handwerk betreiben wollte war gezwungen der betreffenden Zunft beizutreten Zunftzwang Damit gehorten die Zunfte zu den ersten Mitgliedskorperschaften Die Zunfte hatten jedoch keinen Anteil am politischen Leben der Stadt waren trotz ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung nicht im patrizischen Rat der Stadt Koln vertreten Die Zunfte misstrauten zunehmend vielen Entscheidungen des Rates Fur einfache Leute war der Stadtrat nicht zuganglich sie waren aus Sicht des Patriziats hier auch nicht erwunscht Fur die Geschlechter war es eine Unmoglichkeit dass solche Leute offentliche Amter bekleideten Einige der neuen Schoffen stellte Godefrit Hagene Gottfried Hagen namentlich und mit ihren Berufen vor Hermann den Keilstecher den Fischer Leo den Weber Gerlach und andere alles kleine Leute des Handwerkerstandes 1245 1253 Hagen meinte ware es keine Sunde so wurde er es hassen dass das heilige Koln von solchen Eseln regiert wurde Auch wenn einem Esel eine Lowenhaut verpasst wurde so bliebe er doch immer ein Esel hier verwendet er ein Bibelgleichnis Die Weber stellten sich an die Spitze aller Kreise die mit den politischen Entscheidungen des patrizischen Rates unzufrieden waren 4 Der eigentliche Weberaufstand BearbeitenDer Aufstand der Weberzunft in Koln lasst sich in drei Phasen einteilen Der Weberaufstand vom 20 Mai 1369 Pfingsten bis zum 2 Juli 1370 die ruhige Zeit bis zum 19 November 1371 und schliesslich als Ende die blutige Weberschlacht am 20 November 1371 Aufstand am 20 Mai 1369 Bearbeiten Dem adeligen Kolner Ratsmitglied Rutger Hirzelin vom Grin wurde 1367 vorgeworfen stadtische Gelder unterschlagen zu haben 5 Aufgedeckt wurde diese Tat am 6 Januar 1367 mit Hilfe der Kolner Zunfte die die politischen Entscheidungen zunehmend kontrollieren wollten Vom Grin wurde am 20 Mai 1369 Pfingsten hierfur hingerichtet Einem zugleich wegen Strassenraubes verhafteten Mann wurde der Prozess gemacht doch den Webern dauerte dieses Verfahren zu lange sie sturmten das Gefangnis und schlugen ihm ohne Urteil den Kopf ab Weitere Spannungen mit dem Rat kamen hinzu und entluden sich letztlich im Weberaufstand Weiterhin kam Unmut auf weil drei Kolner Landfriedenstagsabgeordneten vorgeworfen wurde einem der Stadt Koln verfeindeten Adeligen Edmund Birkelin Zugestandnisse gemacht und so Nepotismus betrieben zu haben Nachdem diese drei sich dem offentlichen Druck beugend in Haft begaben und acht weitere Ratsmitglieder aufgefordert wurden diesen zu folgen und dieser Aufforderung am 7 Januar 1371 nachkamen wurde die Machtfulle der Zunfte insbesondere der Weber uberdeutlich Es waren schliesslich 8 von 15 Ratsmitgliedern in Haft gegangen Ruhige Zeit Bearbeiten Dieser Druck der Weber fuhrte zu einer Verfassungsanderung Diese zielte u a darauf ab die Richerzeche als Institution des Meliorats abzuschaffen den zwar immer noch nur fur die Kolner Patrizier vorbehaltenen Rat schoffenfrei zu organisieren den nunmehr auf 52 Mitgliedern verkleinerten weiten Rat auf Vertreter der Handwerker und der Kaufleute zu beschranken und dieser Einrichtung weiterreichende Kompetenzen zuzuordnen 6 Diese Neuordnung trat am 2 Juli 1370 in Kraft Die zweite Phase der Weberzeit zwischen dem 2 Juli 1370 und dem 20 November 1371 ist von einseitigen Entscheidungen des neuen weiten Rats gepragt Moglicherweise wegen der Unerfahrenheit in der Amtsfuhrung vielleicht aus Ubermut und Stolz ergingen Beschlusse des neuen weiten Rats die die Kosten ungleichmassig verteilten Dazu gehorte die Einfuhrung einer Weinfuhrakzise Verbrauchssteuer und einer direkten Vermogensteuer Schoss die einerseits die Weinkaufleute und andererseits die Grundbesitzer reiche Kaufleute und Patrizier belastete aber eben die neu an die Macht gekommenen Weber verschonte Die Koelhoffsche Chronik kritisierte spater im August 1499 die um die Weber erweiterte Zusammensetzung des Rates Es war wunderlich und fremd anzusehen als Koln allzeit regiert war von funfzehn adeligen Geschlechtern An deren Stelle sassen nun die Weber Blutige Weberschlacht Bearbeiten nbsp Weberschlacht 1371 Holzschnitt aus der Koehlhoffschen Chronik August 1499 Das vom Rat nicht erlaubte Eingreifen von zwei Wollenwebern in die Julich Brabantische Fehde am 22 August 1371 fand bei Baesweiler die entscheidende Schlacht der Fehde statt in der die Truppen des Herzogs von Julich unterstutzt vom Herzog von Geldern gegen den Herzog von Brabant siegreich blieben und die daraus resultierenden politischen Konflikte fuhrten am 20 November 1371 zu einer Schlacht zwischen dem engen Rat der faktisch entmachteten Richerzeche und den nicht mehr mit der Politik der Weber einverstandenen Gaffeln auf der einen Seite und den Webern auf der anderen Seite Als der zum Tode verurteilte Wollenweber Henken von Turne er hatte unerlaubt an der Julich Brabant Fehde als Soldat mitgewirkt gewaltsam dem Henker entrissen wurde versammelten sich Kaufleute und ein Teil der nicht mit den Webern kooperierenden Zunfte bewaffnet um gegen die Weber zu kampfen Voran mit der Stadtfahne marschierten sie von St Brigiden neben Gross St Martin uber den Alten Markt und Heumarkt zum Malzbuchel wo die Weber sich sammelten Die zahlenmassig unterlegene Weberschar verliess ihr Quartier und stellte sich am Waidmarkt in Schlachtordnung auf Der blutige Kampf am Griechenmarkt begann doch die Weber flohen in Einsicht ihrer Unterlegenheit Wer von den Webern nicht fiel oder die Stadt nicht verliess wurde bald aufgespurt und in die Stadtturme gesperrt Die Ratspartei bestrafte die Weber streng viele wurden vertrieben der verurteilte Weber Henken van Turne schliesslich auf dem Heumarkt enthauptet und das Vermogen der Weberzunft darunter 25 Hauser konfisziert Am 21 November 1371 teilte der Rat den Burgern mit dass die noch nicht gefassten straffalligen Weber die Stadt ungehindert verlassen durften solange die Glocken von St Maria im Kapitol lauteten Wer schon geflohen war durfte die Stadt nie mehr betreten 7 Politische Folgen BearbeitenDie Sieger der Schlacht setzten eine Kommission von zwolf nicht dem engen Stadtrat angehorenden Personen ein die ein neues Eidbuch Stadtverfassung vorbereiten sollte Dieses sollte die Stadtverhaltnisse wieder auf das fruhere aristokratische Regiment zuruckfuhren und moglichst erneute Auflehnungen vermeiden Am 22 Februar 1372 wurde der enge Rat verkleinert und auf patrizische Familien und Kaufleute beschrankt wie es vor der Weberschlacht gewesen war Damit hatte das Patriziat die politischen Erschutterungen des Weberaufstands uberlebt Doch die Weberschlacht loste die Trennung der bisher kooperierenden Patrizier in die Greifen und die Freunde aus die sogar in Feindseligkeiten mundete Am 4 Januar 1396 ging die Gruppierung der Freunde gewaltsam gegen die Greifen vor Als am 18 Juni 1396 Constantin von Lyskirchen Anfuhrer der Freunde festgenommen wurde endete vorerst die Ara der herrschenden Patrizierfamilien 8 Zeitgenossische Aufzeichnungen BearbeitenNeben der Koehlhoffschen Chronik existiert noch eine als Rede in Reimform verfasste Aufzeichnung der Ereignisse die Heinrich von Lintorf zugeschrieben wird 9 Der Kolner Stadtschreiber berichtet minutios uber die Vorkommnisse des Weberaufstandes unter namentlicher Nennung von Beteiligten Es ist jedoch fraglich ob er selbst Zeuge der Ereignisse war zumal er sich mehrfach auf mundliche Uberlieferungen und schriftliche Quellen beruft Gesichert ist zumindest dass seine Weverslaicht in Koln entstanden ist Literatur BearbeitenPeter Fuchs Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 1 und 2 Koln 1990 ISBN 3 7743 0262 6 Siehe auch BearbeitenAllgemeiner Artikel uber den WeberaufstandEinzelnachweise Bearbeiten Stadt Solingen mit Hinweis auf die Kolner Zunfte Edith Ennen Die europaische Stadt des Mittelalters 1987 ISBN 3 525 01341 8 S 151 Felix Hauptmann in Zeitschrift fur Geschichte Sprache und Altertumer des Mittel und Niederrheins 9 Band Nr 4 Bonn 1909 Carl Dietmar Werner Jung Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Koln Koln 2002 ISBN 3 7616 1505 1 S 77 Peter Fuchs Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 1 Koln 1990 S 31 ff Daniel Heisig Vergleich der Ereignisse Weberaufstand 1370 und Sturz der Geschlechter 1396 in Koln im 14 Jahrhundert Trier 2004 Peter Fuchs Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 1 Koln 1990 S 317 Hans Jurgen Gerhard Karl Heinrich Kaufhold Struktur und Dimension Festschrift fur Karl Heinrich Kaufhold zum 65 Geburtstag 1997 ISBN 3 515 07065 6 S 391 f GoogleBooks https www geschichtsquellen de repOpus 04608 html Volker Honemann in Verfasserlexikon Bd 10 1999 ISBN 3 11 015606 7 Sp 780 782 Normdaten Sachbegriff GND 1050232119 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kolner Weberaufstand amp oldid 223793719