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Die Juno Ludovisi auch Hera Ludovisi genannt ist ein kolossaler Frauenkopf aus Marmor der in das 1 Jahrhundert v Chr datiert wird und sich heute im Museo Nazionale Romano in Rom befindet ausgestellt ist er im Palazzo Altemps Der Kopf ist Teil einer akrolithen Statue die zunachst als Hera identifiziert wurde jedoch heute als Antonia Minor gewertet wird die sich als die Gottin Juno darstellen liess Juno Ludovisi Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Beschreibung 3 Nachleben 4 Goethe und die Juno Ludovisi 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenForschungsgeschichte BearbeitenDer wohl in Rom gefundene Kopf der Juno Ludovisi wurde 1622 Teil der Sammlung des Kardinals Ludovico Ludovisi durch den sie auch ihren Beinamen erhielt Man identifizierte sie zu dieser Zeit als die Gottin Hera lateinisch Juno und nahm an dass der Kopf ein Teil eines kolossalen Kultbildes der Gottin sei Besonders im 18 Jahrhundert war der Marmorkopf ein sehr beliebtes Objekt Johann Joachim Winckelmann Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Schiller oder Wilhelm von Humboldt sahen die Juno Ludovisi als einen Inbegriff dessen was als griechische Idealitat verstanden wurde Wilhelm von Humboldt schrieb sogar ein von der Juno Ludovisi inspiriertes Sonett 1 womit er nicht der Einzige war 2 Ab dem spaten 19 Jahrhundert wurde jedoch begonnen die Deutung des Kopfes als Juno anzuzweifeln Die These dass es sich bei der gezeigten Frau um eine historische Personlichkeit handelt wurde aufgestellt und immer haufiger in der Forschung vertreten Heute sieht man in ihr zumeist Antonia Minor 36 v Chr 37 n Chr eine Angehorige der julisch claudischen Dynastie Sie war die Mutter des Kaisers Claudius und die Nichte des Augustus Es wird angenommen dass sie sich als eine idealisierte Hera darstellen liess Munzbilder der Antonia sowie ein im Sommer 2003 gefundener ahnlicher Kopf stutzen diese Annahme die jedoch weiterhin umstritten ist Beschreibung BearbeitenDer kolossale Kopf ist ein Frauenkopf aus Marmor mit einer Hohe von 116 Zentimetern was ein vergleichsweise monumentales Format fur diese Zeit ist Die Gesichtszuge wirken unpersonlich und sind frontal zum Betrachter gewandt Die lockige Frisur ist im Nacken locker gebunden und zeigt unter einem hohen Diadem einen deutlichen Mittelscheitel An den Seiten des Halses hinter den Ohren die halb von den Haaren verdeckt sind fallen Strahnen in Korkenzieherlocken herab Insgesamt wirkt die gezeigte Frau sehr idealisiert und ihre unpersonlichen Gesichtszuge sowie die monumentale Grosse des Kopfes sprechen fur die Darstellung einer Gottin Nachleben BearbeitenEs existieren zahlreiche Gipsabgusse der Juno Ludovisi So zum Beispiel im Goethehaus in Weimar 3 in der Gipsabgusssammlung des Archaologischen Instituts der Georg August Universitat Gottingen 4 oder im Museum of Classical Archaeology der Universitat Cambridge 5 Goethe und die Juno Ludovisi Bearbeiten nbsp Junozimmer im Haus am FrauenplanGoethe scheint bereits wahrend seiner Italienreise von der Juno Ludovisi begeistert gewesen zu sein In seinem Bericht zu seiner Italienreise aus dem April 1788 schreibt er dass er fur seinen zweiten Aufenthalt in Rom in ein Atelier umgezogen sei wo er einige Gipsabgusse bestaunen konne Weiter spricht er in seinem Bericht uber die Eindrucke die diese alten Plastiken bei dem Betrachter hinterliessen und stellt die Juno Ludovisi mit einer besonderen Verehrung vor 6 Den ersten Platz bei uns behauptete Juno Ludovisi um desto hoher geschatzt und verehrt als man das Original nur selten nur zufallig zu sehen bekam und man es fur ein Gluck achten musste sie immerwahrend vor Augen zu haben denn keiner unsrer Zeitgenossen der zum erstenmal vor sie hintritt darf behaupten diesem Anblick gewachsen zu sein Johann Wolfgang von Goethe Italienische Reise 7 Bereits in einem Brief aus dem Januar 1787 an Charlotte von Stein berichtet er uber die Juno und bezeichnet sie als seine erste Liebe in Rom und dass er sie nun endlich besitze Er aussert das Vorhaben sie mit nach Deutschland zu bringen und die Vorfreude darauf sie der Adressatin zu zeigen 8 Goethes Bewunderung der Juno Ludovisi ging so weit dass eines der Zimmer in seinem Wohnhaus in Weimar als das Juno Zimmer bekannt wurde Diesen Namen erhielt das Zimmer nach Goethes Tod 9 durch einen Abguss der Juno Ludovisi den er hier aufstellte Hierbei handelt es sich aber nicht um den Abguss aus seiner romischen Wohnung den er in seinem Bericht oder seinem Brief an Charlotte von Stein nennt Diese Juno aus seinen Berichten uberliess er 1788 Angelika Kauffmann denn es war ihm unmoglich den Abguss unbeschadigt uber die Alpen zu transportieren Erst 1823 schenkte ihm der Staatsrat Christoph Friedrich Ludwig Schultz aus Berlin einen neuen Abguss des kompletten Kopfes der von Goethe im Junozimmer in der Ecke zwischen Fenster und Tur aufgestellt wurde so dass er von zwei Seiten naturlich beleuchtet wird An diesem von Goethe vorgesehenen Platz steht die Figur noch heute im Goethehaus 10 Durch Goethe angeregt erfasste Schiller 1795 die Statue als einen der zentralen Begriffe seiner Briefe Uber die asthetische Erziehung des Menschen 11 Literatur BearbeitenAndreas Rumpf Antonia Augusta Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Verlag der Akademie der Wissenschaften Berlin 1941 Helga von Heintze Juno Ludovisi Opus Nobile Bd 4 Dorn Bremen 1957 Renate Tolle Kastenbein Juno Ludovisi Hera oder Antonia Minor In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Athen Band 89 1974 S 241 253 Taf 91 96 Alessandra Costantini in Antonio Giuliano Hrsg La Collezione Boncompagni Ludovisi Algardi Bernini e la fortuna dell antico Marsilio Venedig 1992 S 122 127 Nr 10 Nikos Kokkinos Antonia Augusta Portrait of a Great Roman Lady Routledge London New York 1992 S 119 121 Rolf Winkes Livia Octavia Julia Art and Archaeology Publications Louvain la Neuve Providence 1995 Charles Brian Rose Dynastic Commemoration and Imperial Portraiture in the Julio Claudian Period Cambridge University Press Cambridge 1997 Hermann Pflug Der fluchtige Zauber der Juno Die Juno Ludovisi zwischen Idealisierung und Erforschung In Antike Welt 31 1 2000 S 37 42 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hera Ludovisi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Virtuelles Antikenmuseum Archaologisches Institut der Universitat Gottingen zur Juno Ludovisi Das Goethezeitportal Goethes Juno Klassik Stiftung Weimar Goethes WohnhausAnmerkungen Bearbeiten Wilhelm von Humboldt Juno Ludovisi In Albert Leitzmann Wilhelm von Humboldts gesammelte Schriften Abteilung 1 Werke Band 9 Gedichte Behr Berlin 1912 S 199 Digitalisat Das Goethezeitportal Goethes Juno Abschnitt 5 Gedichte uber die Juno Ludovisi Klassik Stiftung Weimar Goethes Wohnhaus Virtuelles Antikenmuseum Archaologisches Institut der Universitat Gottingen Museum of Classical Archaeology Zu Goethe und der Juno Ludovisi siehe auch Reinhard Haussler Hera und Juno Wandlungen und Beharrung einer Gottin Steiner Stuttgart 1995 S 16 18 und passim Johann Wolfgang von Goethe Italienische Reise In Ludwig Geiger Eduard von der Hellen Goethes samtliche Werke Jubilaums Ausgabe in 40 Banden Band 26 Teil 2 Cotta Stuttgart u a 1907 S 268 Digitalisat Ausgabe von 1913 Johann Wolfgang von Goethe Italienische Reise In Ludwig Geiger Eduard von der Hellen Goethes samtliche Werke Jubilaums Ausgabe in 40 Banden Band 26 Teil 2 Cotta Stuttgart u a 1907 S 179 Digitalisat Goethe selbst nannte das Zimmer den blauen Salon wegen der Tapete Hugo Bieber Julius Zeitler Goethe Handbuch Band 2 Gochhausen Mythologie Metzler Stuttgart 1917 S 288 f Michail Pashchenko Goethe und Schiller eine Annaherung Die Juno Ludovisi als Inbegriff der Weimarer Klassik In Voprosy filosofii 2013 No 11 Abgerufen am 30 Dezember 2017 Normdaten Werk GND 4162925 5 lobid OGND AKS VIAF 205959024 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Juno Ludovisi amp oldid 219056889