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Der Jungfernkranich Anthropoides virgo Syn Grus virgo ist die kleinste Art der Familie der Kraniche Gruidae Die Art ist ein Brutvogel der borealen Zone sowie der Steppen und Wustenzonen von Sudosteuropa uber Zentralasien bis in den Nordwesten der Mongolei und dem Nordosten Chinas JungfernkranichJungfernkranich Anthropoides virgo SystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Kranichvogel Gruiformes Familie Kraniche Gruidae Unterfamilie Echte Kraniche Gruinae Gattung AnthropoidesArt JungfernkranichWissenschaftlicher NameAnthropoides virgo Linnaeus 1758 Kopfstudie ZoohaltungKopfstudie Portrat Jungfernkranich ZoohaltungPaar in der Region WolgogradIn Mitteleuropa ist der Jungfernkranich ein sehr seltener Irrgast Anerkannte Wildvogelbeobachtungen gibt es beispielsweise fur die Niederlande in den 1990er Jahren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsbild und Stimme 1 1 Adulte Vogel 1 2 Jungvogel 1 3 Fortbewegung 1 4 Stimme 2 Brut und Uberwinterungsgebiete 3 Lebensraum 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 5 1 Nest und Gelege 5 2 Brut 5 3 Aufzucht der Jungvogel 6 Bestand und Gefahrdung 7 Jungfernkranich und Mensch 8 Belege 8 1 Literatur 8 2 Weblinks 8 3 EinzelbelegeErscheinungsbild und Stimme BearbeitenAdulte Vogel Bearbeiten Der Jungfernkranich erreicht eine Korperhohe von 90 bis 100 Zentimeter und wiegt etwa 2 500 Gramm 2 Seine Flugelspannweite betragt 165 bis 185 cm Es besteht kein auffalliger Geschlechtsdimorphismus und die Art weist auch keinen Saisondimorphismus auf Die Stirn ein kleiner Bereich unter den Augen der Hinterkopf das Kinn der Hals und die verlangerten Federn am Vorderhals sind schwarz Hinter dem Auge steht ein sichelformiger Buschel dunner weisser Federn Das Korpergefieder die oberen und unteren Flugeldecken sowie die Achselfedern sind blaugrau Die Schwanzfedern und die langen Flugeldecken heben sich davon durch einen blassen Grauton ab Handschwingen Handdecken und Daumenfittich sind dagegen dunkler grau Die Armschwingen sind schwarz die Ellbogenfedern sind lang zugespitzt und von rauchgrauer Farbe mit dunklen Enden 3 Die Iris adulter Vogel ist rotlichbraun Der Schnabel ist dunkel grunlich an der Basis geht dann in ein olivgrau uber und ist rotlich bis rosa an der Spitze Die Beine sind dunkel und variieren in ihrer Farbung von olivgrau bis schmutzigschwarz Jungvogel Bearbeiten Frisch geschlupfte Dunenjunge sind auf der Kopfoberseite braunlich an den Kopfseiten dem Kinn und der Kehle gelblich gefarbt Die Korperoberseite ist graubraun mit dunklen Streifen auf den Flugeln Die Korperunterseite ist grau oder weisslich Das zweite Dunenkleid ahnelt dem ersten ist jedoch insgesamt etwas heller und grauer Die Iris ist dunkelbraun der Schnabel ist rosa mit einer grauen Spitze Die Beine sind zunachst rosa und werden nach einigen Tagen blaugrau Im Jugendkleid ist der Kopf der Hals der Korper und die Flugeldecken blass rauchgrau Die Schmuckfedern am Kopf beginnen sich zu bilden sie sind aber ebenfalls noch blass rauchgrau Der Hals weist bereits eine dunklere schiefergraue Farbe auf Im ersten Herbst Winterkleid unterschieden sich die Jungvogel von den adulten durch ein matteres Schwarz am Kopf und Hals Die Ellbogenfedern die verlangerten Halsfedern und der Kopfschmuck ist noch deutlich kurzer als bei adulten Vogeln 4 Junge Vogeln haben eine gelblich olivfarbene bis rotbraune Iris der Schnabel ist olivgrau an der Basis und gelblich bis rotlich im distalen Bereich Fortbewegung Bearbeiten Wie bei anderen Kranicharten ist der Flug geradlinig und ruhig mit weit ausholenden Flugelbewegungen Verglichen mit anderen Kranicharten ist der Flug jedoch leichter und grazioser Auffliegende Jungernkraniche benotigen zunachst einen kurzen Anlauf Fliegende Schare von Jungernkraniche bilden im Flug oft eine Keilform Die schwarze Hals und Brustfarbung ermoglicht die Unterscheidung von anderen Kranicharten Grundsatzlich sind Jungfernkraniche tagaktive Vogel In den Uberwinterungsgebieten versammeln sie sich gelegentlich in grossen Scharen zur Rast und zur Ubernachtung an offenen Fluss und Seeufern oder auf Sandbanken im Niedrigwasserbereich Sie sind dabei gelegentlich mit Graukranichen vergesellschaftet Diese Schlafplatze verlassen sie kurz vor Sonnenaufgang und sie kehren in der Abenddammerung zuruck Der sogenannte Tanz ist bei ihnen verglichen mit den anderen Kranicharten nicht sehr ausgepragt Er besteht aus einem kurzen schnellen Laufen mit angehobenen Flugeln Pirouetten Verbeugungen und Hochwerfen von Grasbuscheln kleinen Zweigen und ahnlichen Dingen die die Jungfernkraniche am Boden finden Hohe Sprunge wie sie bei anderen Kranichen zu beobachten sind fehlen beim Tanz der Jungfernkraniche Der Tanz ist nicht an eine Jahreszeit gebunden Er wird aber besonders haufig wahrend des Fruhjahrzuges und in der Brutzeit gezeigt 5 Vermutlich wegen der nur schwach ausgepragte Territorialitat fehlen spezielle ritualisierte Drohdemonstrationen wie sie fur andere Kranicharten typisch sind Stimme Bearbeiten Der Ruf des Jungfernkranich ist hoher harter und rauer als die des Kranichs Das sogenannte unisone Duett bei dem zwei miteinander verpaarte Vogel gemeinsam rufen ist kurzer als bei anderen Kranicharten Es dauert nur drei bis vier Sekunden Jungfernkraniche werden dabei nur den Kopf zuruck der Schnabel wird dabei vertikal gehalten Die Flugel sind nicht angehoben wie es bei anderen Kranicharten zu beobachten ist Das unisone Dutte ist vor allem wahrend der Brutzeit in den Brutarealen zu vernehmen 6 Brut und Uberwinterungsgebiete Bearbeiten nbsp In Rajasthan Indien uberwinterte Jungfernkraniche im Hintergrund Hirschziegenantilopen nbsp Verbreitung des Jungfernkranichs Brutgebiete Migration UberwinterungsgebieteDer Jungfernkranich lebt in den Steppen Sudrusslands zwischen der Ukraine und dem Osten Sibiriens sowie in einigen Gegenden im Nordwesten Afrikas und zahlt somit zu den Steppenformen der Kraniche Bis in die 1920er Jahre bruteten Jungfernkraniche auch im Gebiet des heutigen Rumaniens Der Bestand ist jedoch in den 1920er Jahren erloschen 7 Der Jungfernkranich uberwintert in Afrika und Indien sowie dessen Nachbarlandern Myanmar Bangladesch und Pakistan 8 Das afrikanische Hauptuberwinterungsgebiet liegt im Sudan am Ober und Mittellauf des Weissen und des Blauen Nils 9 Auf seinem Durchzug von und nach Afrika uberquert er das ostliche Mittelmeer Durch Beringung ist sicher dass die in der Ukraine brutenden Jungfernkraniche im Sudan uberwintern Vermutlich gilt dies fur die gesamte Population die im Westen des Verbreitungsgebietes brutet Im Altai und in Kasachstan brutende Vogel finden sich dagegen in Indien und Pakistan zum Uberwintern ein Der Zug lauft in zahlreichen Regionen in so geringer Konzentration ab dass er fast unbemerkbar ist Zu grosseren Konzentrationen von ziehenden Jungfernkranichen kommt es vor allem an der Westgrenze des Tienschan Gebirges 10 An ihren Brutplatzen treffen Jungfernkraniche ab Ende Marz ein Die Ankunft kann sich jedoch im Extremfall bis Mitte Mai hinziehen Der Wegzug in die Uberwinterungsgebiete beginnt ab Mitte August und wahrt bis Ende September 11 Lebensraum Bearbeiten nbsp Auffliegende Jungfernkraniche in einem Uberwinterungsgebiet in Rajasthan nbsp Auffliegende Jungfernkraniche in der Mongolei nbsp Uberwinternde Jungfernkraniche in RajasthanJungfernkraniche bruten in ebenen oder leicht hugeligen Steppen und Halbsteppengebiete in der Ebene oder in den Vorgebirgen In der Regel weisen ihre Lebensraume einen aus Wermutkrautern und ahnlichen Pflanzen bestehende Vegetation auf Haufig sind ihre Brutareale von kahlen Salzstellen unterbrochen Meist findet sich ein See oder ahnliches Gewasser nicht mehr als 1 5 Kilometer von ihrem Brutplatz entfernt Sie bruten gelegentlich auch in sehr hoch gelegenen Steppen Die maximale Hohenverbreitung reicht bis 2300 bis 2400 Metern 12 Sie nutzen zunehmend aber auch Agrarland Dies ist unter anderem im Suden der Ukraine im Siwaschgebiet im Wolgagebiet sowie in weiten Teilen Kasachstans und im Altai zu beobachten 13 Nahrung BearbeitenJungfernkraniche ernahren sich uberwiegend pflanzlich Daneben fressen sie aber vor allem wahrend der Brutzeit auch tierische Nahrung Bei in Kasachstan brutenden Jungfernkranichen setzt sich die Nahrung aus Weizenkorner Tulpensamen und in geringer Menge auch Kafer zusammen Wahrend des Fruhjahres fressen sie ausserdem die grunen Spitzen der aufgehenden Getreidekulturen Im Herbst nutzen sie auch Weizenahren Auch in den Uberwinterungsgebieten spielt Weizen in ihrer Ernahrung eine grosse Rolle Sie fressen aber ausserdem dort auch Hirse und Leguminosen 14 Fortpflanzung BearbeitenJungfernkraniche werden in einem Alter von zwei bis drei Jahren geschlechtsreif Es sind monogame Vogel die eine Paarbindung eingehen die uber mehrere Fortpflanzungsperioden besteht Nest und Gelege Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum WiesbadenAn ihren Brutplatzen treffen Jungfernkraniche zu einem Zeitpunkt ein der mit dem Beginn der Vegetationsperiode zusammenfallt Als Niststandort wahlen sie gewohnlich Stellen mit einem unregelmassigen nicht sehr hohen Pflanzenwuchs Mitunter bruten sie auch auf Weizenfelder und Brachen oder auf Wiesen die als Viehweiden dienen Typisch ist ein Abstand von drei bis 4 Kilometern zu benachbarten Jungfernkranichpaaren Da die Territorialitat von Jungfernkranichen auch wahrend der Brutzeit deutlich schwacher ausgepragt ist als dies bei anderen Kranichen der Fall ist kommt es vor dass benachbarte Nester nicht weiter als 200 bis 300 Meter entfernt liegt 15 Die Nester befinden sich meist auch nicht weiter als 200 bis 300 von einer offenen Wasserstelle entfernt In Ausnahmefallen kann der Abstand zum nachsten Gewasser jedoch 1 bis 1 5 Kilometer betragen 16 Das Nest ist meist nicht mehr als eine flache Mulde die nur sehr sparlich mit Steinchen trockenem Pferde oder Schafmist ausgelegt sind Gelegentlich finden sich in der Nistmulde auch eine trockene Stangel von Krautern wie beispielsweise Wermut Auf Ackerflachen oder Brachen fehlt auch dieser sparlich Nestbau 17 Die Eiablage fallt in den Zeitraum von der ersten Aprildekade bis Mitte Mai Das Vollgelege besteht in der Regel aus zwei in Ausnahmefallen sogar drei Eiern Der Legeabstand zwischen den Eiern betragt zwischen 24 und 48 Stunden Geht das Gelege verloren kommt es zu Nachgelegen an einem neuen Niststandort 18 Die Eier wiegen durchschnittlich ca 110 Gramm Die Grundfarbe der Schale ist olivbraun olivgrun oder olivgrau Darauf befinden sich ein individuell in Form und Menge stark variierende Flecken die gelblich braun rostbraun oder kastanienbraun sind Brut Bearbeiten Beide Elternvogel sind an der Brut beteiligt Der Hauptanteil fallt jedoch auf das Weibchen Das Mannchen halt sich gewohnlich in einer Entfernung von 300 bis 400 Metern auf Wird der brutende Kranich beunruhigt erhebt er sich gewohnlich und entfernt sich dann unauffallig vom Nest Erst in einer Entfernung von etwa 30 bis 50 Meter fliegt er auf wobei er einen Alarmruf von sich gibt Der zweite Elternvogel fliegt gewohnlich gleichfalls auf und beide kreisen einige Zeit in geringer Hohe uber dem Neststandort Erst wenn die Gefahr nicht mehr besteht kehrt das Weibchen zum Nest zuruck 19 Die Brutzeit betragt 27 bis 29 Tage Aufzucht der Jungvogel Bearbeiten nbsp JungvogelDie Kuken schlupfen im Zeitraum von der zweiten Maihalfte bis Anfang Juni Wie bei anderen Kranicharten verhalten sich die Kuken aggressiv zueinander Es konnen trotzdem pro Gelege zwei Jungvogel heranwachsen weil sie in ihren ersten Lebenstagen jeweils von einem Elternvogel gefuhrt werden 20 Zu einer selbstandigen Nahrungsaufnahme sind die Kuken nach einer Woche fahig Nach 55 bis 65 Tagen sind die Jungen flugge Bestand und Gefahrdung BearbeitenDie Populationsgrosse wird auf 200 000 bis 240 000 Vogel geschatzt nimmt aber stark ab Vor allem die Zerstorung der Lebensraume und die Bedrohung durch Raubwild und verwilderte Hunde sind dafur verantwortlich Zudem erbeuten indische und ostafrikanische Jager pro Saison etwa ein Zehntel der Zugvogel auf ihrem Weg in die Hauptuberwinterungsgebiete Die IUCN stuft den Jungfernkranich als nicht gefahrdet ein Jungfernkranich und Mensch BearbeitenIm Jahr 1758 gab Carl von Linne den Jungfernkranich den lateinischen Namen Ardea virgo Als Ziergeflugel wurden Jungfernkraniche sowohl in China Vogel ersten Ranges und in Indien Vornehmster aller Gefiederten als auch im Alten Agypten gehalten Davon berichten uber 4000 Jahre alte Reliefs in agyptischen Grabern der Pharaonenzeit Auch die Grabkammer des Ti weist darauf hin dass diese Vogel sowie Graukraniche in halbzahmen Herden als Opfertiere gehalten und gemastet wurden Aus Schriften des Romers Varro lasst sich schliessen dass Jungfernkraniche spater auch als Hausvogel gehalten wurden Dabei wurden sie zur Bewachung von Haus und Hof eingesetzt um mit ihrem lauten trompetenahnlichen Schreien zuverlassig vor Raubtieren und Greifvogeln zu warnen Als Karl der Grosse jedoch ein salisches Gesetz anderte ging dieser Brauch verloren Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Wolfgang Mewes Gunter Nowald Hartwig Prange Kraniche Mythen Forschung Fakten G Braun Verlag Karlsruhe 2003 ISBN 3 7650 8195 7 Heiner Heiner Bergmann Siegfried Klaus Franz Muller Wolfgang Scherzinger Jon E Swenson Jochen Wiesner Die Haselhuhner Die Neue Brehm Bucherei Band 77 Westarp Wissenschaften Magdeburg 1996 ISBN 3 89432 499 6 R L Potapov V E Flint Hrsg Handbuch der Vogel der Sowjetunion Band 4 Galliformes Gruiformes Aula Verlag Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 417 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jungfernkranich Grus virgo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anthropoides virgo in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2004 Abgerufen am 25 Januar 2009 Kurzinfo zum Jungfernkranich Ausfuhrliche Seite zum Jungfernkranich Factsheet auf BirdLife International Jungfernkranich Grus virgo bei Avibase Jungfernkranich Anthropoides virgo auf eBird org xeno canto Tonaufnahmen Jungfernkranich Grus virgo Einzelbelege Bearbeiten Hans Gunther Bauer Einhard Bezzel Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 S 377 Bergmann et al S 167 Potapov amp Flint 1989 S 250 und S 251 Potapov amp Flint 1989 S 251 Potapov amp Flint 1989 S 255 Potapov amp Flint 1989 S 255 Potapov amp Flint 1989 S 252 Ali Salim The Book of Indian Birds engl 13th ed Bombay Natural History Society Oxford University Press 2002 S 124 Potapov amp Flint 1989 S 253 Potapov amp Flint 1989 S 253 Potapov amp Flint 1989 S 253 Potapov amp Flint 1989 S 253 Potapov amp Flint 1989 S 254 Potapov amp Flint 1989 S 255 und S 257 Potapov amp Flint 1989 S 254 Potapov amp Flint 1989 S 254 Potapov amp Flint 1989 S 254 Potapov amp Flint 1989 S 254 Potapov amp Flint 1989 S 253 und S 254 Potapov amp Flint 1989 S 255 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jungfernkranich amp oldid 235757025