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Julius Sachs bzw Julius von Sachs 2 Oktober 1832 in Breslau 29 Mai 1897 in Wurzburg war ein preussisch schlesischer deutscher Botaniker Er gilt als Begrunder der experimentellen Pflanzenphysiologie und gemeinsam mit Wilhelm Knop als Mitbegrunder der Hydrokultur Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Sachs Julius Sachs Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Ehrungen und Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSachs wurde als siebtes Kind eines Graveurs in eine judische Familie geboren Er wuchs in sehr bescheidenen Verhaltnissen auf den Eltern war es nicht moglich ihren Sohn entsprechend seinen genialen Veranlagungen auszubilden Zumindest war es ihm moglich das Gymnasium zu besuchen Erste Anregungen fur die Naturwissenschaften empfing Sachs bereits als Jugendlicher durch den Breslauer Physiologen und Pathologen Jan Evangelista Purkinje dessen Sohne mit ihm die Schule besuchten Durch den Kontakt mit ihnen fand er zu seinem Empfinden fur die Schonheit der Natur Bereits fruh sammelte und bestimmte er Pflanzen mit grosser Begeisterung Nachdem er bereits im Alter von 17 Jahren Vater Mutter und Bruder verloren hatte beschloss er zunachst die Schule zu verlassen und Seemann zu werden Von diesem Entschluss konnte ihn Purkinje abhalten indem er ihn 1850 bei seiner Ubersiedlung von Breslau nach Prag als Privatassistenten mitnahm Dort setzte Sachs seine Studien fort und studierte ab 1851 an der Universitat Prag Naturwissenschaften Nebenbei arbeitete er fur Purkinje und promovierte 1856 zum Dr phil Er habilitierte sich 1857 fur das Fach Botanik In seinen fruhen Arbeiten beschaftigen sich Sachs mit Themen zur Ernahrungs und Wachstumsphysiologie 1859 erhielt er auf Empfehlung des Zoologen Friedrich Ritter von Stein 1818 1885 und des Botanikers Friedrich Wilhelm Hofmeister damals noch Musikalienhandler in Leipzig eine Stellung als Assistent am agrikulturtechnischen Laboratorium in Tharandt Hier gelang es ihm die Kulturmethoden von Pflanzen im Labor weiterzuentwickeln und gleichzeitig mit Wilhelm Knop Pflanzen in anorganischen Nahrlosungen anzuziehen Sachs forschte vor allem auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie Die Autoritaten auf diesem Gebiet waren zu seiner Zeit vor allem Hugo von Mohl Carl Wilhelm von Nageli und Friedrich Wilhelm Hofmeister Diese beschaftigten sich vor allem mit Studien an Pflanzenzelle und gewebe Sachs belebte mit seiner Experimentalphysiologie 1 die fruheren Ansatze von Stephen Hales Thomas Andrew Knight Nicolas Theodore de Saussure oder Jean Baptiste Boussingault Er entwickelte das sogenannte Auxanometer ein Gerat zur Messung des Pflanzenwachstums 1861 wurde Sachs Professor der Botanik an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn Wahrend der sechs Jahre die er dort arbeitete gelang ihm unter anderem der Nachweis dass Starke die sich durch Kohlensaureassimilation in den Chlorophyllkornern bildet im Dunkeln verschwindet und im Licht wieder neu auftritt Diesen Nachweis erbrachte er mit der bekannten Iodprobe In dieser Zeit zeigte sich auch dass Sachs ein hervorragender botanischer Schriftsteller war Am 1 Oktober 1865 veroffentlichte er das Handbuch der Experimentalphysiologie das in klarer Darstellung eine Ubersicht interessanter und wichtiger Experimente zur Pflanzenphysiologie enthielt Damit gelang es Sachs dieses Fach einer breiten Fachoffentlichkeit bekannt zu machen 1867 wurde er Nachfolger von Heinrich Anton de Bary an der Albert Ludwigs Universitat in Freiburg im Breisgau Dort hielt es ihn allerdings wegen der durchaus schlechten Arbeitsbedingungen kaum ein Jahr 1868 folgte er einem Ruf an die Universitat Wurzburg wo er trotz zahlreicher Rufe an andere Universitaten unter anderem nach Jena Heidelberg Wien Berlin Bonn und Munchen uber 30 Jahre lang wirkte Sachs erforschte unter anderem die Verzweigung von Wurzeln die ihn zur Keimungsphysiologie fuhrten Er hat zur Klarung der Fotosynthese Vorgange Wesentliches beigetragen und schloss bei entwicklungsphysiologischen Untersuchungen auf das Vorhandensein blutenbildender Stoffe eine Hypothese die erst ein halbes Jahrhundert spater wieder aufgegriffen und bestatigt wurde Neben seinen vielen weiteren Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie zum Beispiel der Reizphysiologie hat Sachs sich fur andere Gebiete der Botanik und Biologie interessiert und engagiert Er nahm beispielsweise Stellung zur Stammesgeschichte der Pflanzen sowie zur Deszendenztheorie von Charles Darwin dessen Formulierung eines Selektionsprinzips er allerdings fur eine unzureichende Erklarung fur die Evolution hielt Bemerkenswert ist seine Stellung zum Artenschutz So hat er sich bereits Ende des 19 Jahrhunderts mit folgenden Satzen zu diesem Thema geaussert Mir ist es immer merkwurdig vorgekommen dass selbst Naturforscher die Ausrottung typischer Gestalten mit kuhler Miene mit ansehen wenn man bedenkt dass jede organische Form ihrer phylogenetischen Entstehung nach ein historisches Ereignis war welches sich niemals wiederholen kann so ist durch ihre Ausrottung eine Lucke fur alle Ewigkeit in der organischen Welt verursacht und das ist doch wohl keine Kleinigkeit selbst wenn es sich nicht um Riesenvogel sondern nur um mikroskopisch kleine Species handelt 2 Viele Schuler von Sachs wurden spater beruhmte Botaniker darunter Julius Oscar Brefeld Francis Darwin 1848 1925 Karl Ritter von Goebel Georg Albrecht Klebs Spiridon Miliarakis Hermann Muller Thurgau Gregor Kraus Fritz Noll 1858 1908 Wilhelm Pfeffer Karl Prantl Ernst Stahl Hugo de Vries und Otto Appel Schriften Auswahl Bearbeiten1859 Physiologische Untersuchungen uber die Keimung der Schminkbohne Phaseolus multiflorus 1859 Ueber das abwechselnde Erbleichen und Dunkelwerden der Blatter bei wechselnder Beleuchtung 1862 Ueber das Vergeilen der Pflanzen 1863 Ueber den Einfluss des Tageslichtes auf die Neubildung unt Entfaltung verschiedener Pflanzenorgane 1865 Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen 1868 Lehrbuch der Botanik 1871 1872 Die Geschichte der Botanik vom 16 Jahrhundert bis 1860 1872 Ueber den gegenwartigen Zustand der Botanik in Deutschland Rede zur Feier des 290 Stiftungstages der Julius Maximilians Universitat gehalten am 2 Januar 1872 Thein Wurzburg 1872 1875 Geschichte der Botanik vom 16 Jahrhundert bis 1860 Oldenbourg Munchen 1875 Nachdruck Olms Hildesheim 1966 Geschichte der Wissenschaften in Deutschland Band 15 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 1882 Vorlesungen uber Pflanzen Physiologie Engelmann Leipzig 1882 1892 Gesammelte Abhandlungen uber Pflanzenphysiologie 1894 Mechanomorphosen und Phylogenie 1896 Phylogenetische Aphorismen und ueber innere Gestaltungsursachen oder Automorphosen Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten1874 wurde er korrespondierendes 1880 auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 3 Im Jahr 1880 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 4 1882 wurde Sachs in die American Academy of Arts and Sciences 5 1885 in die Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften 6 und am 31 Mai 1888 zum auswartigen Mitglied der Royal Society gewahlt 7 Seit 1895 war er Mitglied der National Academy of Sciences Literatur BearbeitenWerner E Gerabek Sachs Julius von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 333 f Digitalisat Ilse Jahn Hrsg Geschichte der Biologie Karl Magdefrau Geschichte der Botanik Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 437 20489 0 Ernst Wunschmann Sachs Julius von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 682 685 Ernst Pringsheim Julius Sachs Jena 1932 Hartmut Gimmler Gerlinde Gimmler Wolfram Hartung Materialien zur Bibliografie und Biografie von Julius Sachs 1832 1897 Band 10 Julius Sachs in Briefen und Dokumenten Teil I 1832 1868 Julius von Sachs Institut fur Biowissenschaften der Universitat Wurzburg 2003 ISBN 3 00 011721 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Julius Sachs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Julius Sachs in der Deutschen Digitalen Bibliothek Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Julius Sachs beim IPNI Julius von Sachs 1832 1897 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 7 Oktober 2008 abgerufen am 29 November 2012 Julius Sachs In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Julius von Sachs Institut fur BiowissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Hans Burgeff Sachs und das Experiment In Verhandlungen der Physikalisch Medizinischen Gesellschaft Neue Folge Band 57 1932 S 41 51 Vgl auch Ernst G Pringsheim Julius Sachs der Begrunder der neuen Pflanzenphysiologie 1832 1897 Fischer Jena 1932 zitiert in Magdefrau 1992 262 Mitgliedseintrag von Prof Dr Julius von Sachs mit Bild bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 8 Februar 2016 Mitgliedseintrag von Julius von Sachs bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 8 Februar 2016 Members of the American Academy Listed by election year 1850 1899 PDF Abgerufen am 24 September 2015 Past Members J von Sachs Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 4 Juli 2023 Eintrag zu Sachs Julius von 1832 1897 im Archiv der Royal Society London Normdaten Person GND 118604600 lobid OGND AKS LCCN n82239838 VIAF 76385061 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sachs JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher Botaniker und gilt als Begrunder der experimentellen PflanzenphysiologieGEBURTSDATUM 2 Oktober 1832GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 29 Mai 1897STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Sachs amp oldid 235186585