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Julius Jacobson 18 August 1828 in Konigsberg Ostpreussen 14 September 1889 in Cranz Ostpreussen war ein deutscher Ophthalmologe Im Konigreich Preussen gelang ihm die Abtrennung der Augenheilkunde von der Chirurgie als eigenstandiges Fach Julius Jacobson Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Losung der Ophthalmologie von der Chirurgie 3 Privater Werdegang 4 Ehrungen 5 Schriften 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBereits mit 16 Jahren studierte Jacobson Medizin an der Albertus Universitat Konigsberg Als Schuler von Karl August Burow und Hermann von Helmholtz erlebte Jacobson die Fortschritte der Augenheilkunde 1 2 Dazu zahlten die Vorstellung des Augenspiegels 1850 vorgetragen von H von Helmholtz vor dem Verein fur wissenschaftliche Heilkunde 3 Das neue Fach der Augenheilkunde und die operative Begabung Burows faszinierten den jungen Jacobson 4 1853 promovierte er zum Dr med mit einer Dissertation uber das Glaukom Fur die ophthalmologische Ausbildung ging er 1854 zu Ferdinand von Arlt an der Karl Ferdinands Universitat und zu Albrecht von Graefe an der Charite Bei ihnen erlernte er die neuesten Operationsverfahren besonders die Katarakt Operation beim Grauen Star und die Iridektomie beim Grunen Star A von Graefe wollte Jacobson als seinen Nachfolger haben Widrige Umstande verhinderten jedoch die universitare Laufbahn in der Reichshauptstadt so dass Jacobson nach Konigsberg zuruckkehrte 5 Von 1856 bis 1858 war er Assistent bei Albert Seerig in der Konigsberger Chirurgie Seit 1858 habilitiert wurde er 1861 Extraordinarius Nach Graefes Vorbild eroffnete Jacobson 1862 63 in Konigsberg eine Praxisklinik fur Augenheilkunde Er fuhrte die Chloroform Narkose nach James Simpson ein Fur die Staroperation ersetzte er die bis dahin ubliche Lanze durch ein neues Skalpell falschlicherweise wird es heute als Graefe Messer bezeichnet Durch seine arztliche Leistung und seine Veroffentlichungen gewann Jacobson hochstes Ansehen im In und Ausland Losung der Ophthalmologie von der Chirurgie Bearbeiten nbsp Konigsberger Augenklinik nbsp Die Universitatsaugenklinik nach einem Erweiterungsbau der zwanziger Jahre Aufnahme 19981870 gelang es Jacobson die Augenklinik zu verselbstandigen Regierungserlass vom 7 November 1870 s u 6 7 Die Albertina berief Jacobson 1873 auf den neuen Lehrstuhl Ein Instituts Neubau wurde 1877 an der Langen Reihe errichtet Diesem Endresultat ging ein zaher Kampf Jacobsons voraus Am 24 September 1864 stellte der Kurator der Albertus Universitat Konigsberg einen Antrag an das Kgl Staatsministerium und das Kgl Ministerium fur geistliche Unterrichts und Medizinalangelegenheiten in Berlin zur Errichtung eines Lehrstuhls fur Augenheilkunde mit Neubau zunachst nur einer augenarztlichen Poliklinik Die Reaktion aus Berlin kam prompt in Form einer Ruge Ein Regierungserlass vom 10 Dezember 1864 lehnte das Ansinnen strikt ab 8 1865 wurde erneut ein dringlicher Antrag in Berlin eingereicht Es war der Einfluss des bekannten Arztes und Abgeordneten Rudolf Virchow 1821 1902 der Jacobsons Plan erneut zu Fall brachte Das Fach sei zu unbedeutend fur solch einen Aufwand so Virchow 9 Daraufhin verfasste Jacobson 1868 eine Denkschrift in der er die Argumente Virchows widerlegte 10 Den Durchbruch zur Realisierung brachte ein sechsseitiges Schreiben des Kuratoriums der Universitat an das Ministerium in Berlin das von sieben Ordinarien unterschrieben wurde 11 Im Regierungserlass vom 7 November 1870 wurde daraufhin prinzipiell die Einrichtung eines ersten Lehrstuhls fur Augenheilkunde in Konigsberg mit dem Bau einer Augenklinik genehmigt 12 Der Grund fur das Umdenken der Regierung ergab sich aus der grassierenden Granulose Epidemie der 1860er und der 1870er Jahre die durch die Auswirkungen des Deutsch Franzosischen Kriegs noch verstarkt wurde Granulose war die damalige Bezeichnung fur Granulationsgewebe bei Trachom Tuberkel und Conjunctivitis granulomatosa 20 bis 30 der Truppenteile litten an dieser Augengranulose von der Lider Tranenabflusswege und die Hornhaut befallen waren Entlassungen der Soldaten aus dem Militardienst setzten neue Infektionsherde in der Zivilbevolkerung Die Schadigungen gingen bis zur Erblindung Von 1873 bis 1889 war Julius Jacobson einziger Lehrstuhlinhaber fur Ophthalmologie in Preussen In diesen Jahren avancierte die Konigsberger Augenheilkunde neben Prag F von Arlt und Berlin A von Graefe zu einer namhaften Universitatsaugenklinik Europas 13 Gutzeit Grund hierfur waren Jacobsons operative Fahigkeiten und seine Forschungsergebnisse zur Granulose Nachfolger Jacobsons wurden die Professoren Adolf Vossius 1855 1925 Arthur von Hippel 1841 1916 Hermann Kuhnt 1850 1925 Emil Kruckmann 1865 1944 Franz Schieck 1871 1946 und Arthur Birch Hirschfeld 1871 1945 Die im Zweiten Weltkrieg teilzerstorte Augenklinik wurde wiederaufgebaut und dient heute als Wohnheim Privater Werdegang BearbeitenJacobson stammte aus einer Arztfamilie Dem Vater wurde aufgrund seines judischen Glaubens der Lehrauftrag an der Albertus Universitat entzogen 14 15 Ein Bruder war der Internist Heinrich Jacobson Bereits als Schuler war Jacobson in der Konigsberger Musikszene als Klaviervirtuose ein gern gesehener Gast Mit seiner Frau Hermine Jacobson geb Haller und den funf Kindern Hanna Geigerin Julius Margarethe und Trude Malerin 16 bewohnte er das schone Haus Konigstr 56 das durch seine heranbluhenden musikalisch hochbegabten Tochter noch eine besondere Anziehungskraft erhielt und es gab keinen herausragenden Kunstler keine beruhmte Sangerin die nicht Prof Jacobson aufsuchten 17 In Tagebuchern einer Italienreise schildert Jacobson das Konigsberger Privat und Berufsleben 18 Jacobson war Mitglied in mehreren Gesellschaften und im Verein fur wissenschaftliche Heilkunde Er litt an einer Trigeminusneuralgie Er wurde auf dem Reformierten Friedhof vor dem Konigstor in Konigsberg beigesetzt Ehrungen BearbeitenEhrenburgerwurde der Stadt Konigsberg Bronze Buste von Friedrich Reusch im Vorgarten der Augenklinik seit der Schlacht um Konigsberg verschollen 19 Schriften BearbeitenEin Gesamtverzeichnis seiner Schriften findet sich im Nachruf bei Arthur von Hippel Das Handbuch seines Mitarbeiters Adolf Vossius 1855 1925 mit dem Titel Grundriss der Augenheilkunde 1888 galt in Deutschland als Standardwerk und wurde in der 3 Auflage in die russische und die japanische Sprache ubersetzt Albrecht von Graefe s Verdienste um die neuere Ophthalmologie aus seinen Werken dargestellt von J Jacobson Berlin 1885 Reisebriefe aus Italien und der Schweiz 1893 Mitheilungen der Augenklinik Konigsberg 1877 1879 Hermann Peters Berlin 1880 Beitrage zur Pathologie des Auges Wilhelm Engelmann Leipzig 1888 Uber die syphilitische Retinitis Konigsberger Medizinische Jahrbucher 1859 Von der Lehre der Cataractextraction mit Lappenschnitt In Graefe Archiv Band 11 I 1865 Zur Lehre von der Cataractextraction mit Lappenschnitt In Graefes Archiv Band 11 Abt II 1865 Ueber den ophthalmologischen Befund bei Tuberkeln des Auges In Graefes Archiv Band 19 I 1873 Klinische Beitrage zur Lehre vom Glaucom In Graefe Archiv Band 29 III Band 30 I 1883 1884 Albrecht von Grafes Verdienste um die neuere Ophthalmologie H Peters Berlin 1885 Beziehungen der Veranderungen und Krankheiten des Sehorgans W Engelmann Leipzig 1885 Literatur BearbeitenArthur von Hippel Jacobson Julius In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 50 Duncker amp Humblot Leipzig 1905 S 612 616 Margarethe Quidde Albrecht von Graefe s Briefe an Jul Jacobson Wolf amp Sohn Munchen 1892 Jens Martin Rohrbach Nachtrag Graefe an Jacobson In Jens Martin Rohrbach Hg Zum 150 Todestag Albrecht von Graefe 1828 1870 Das Gewissen der Augenheilkunde in Deutschland Springer Heidelberg 2020 S 87 94 Heinz Rohrich Jacobson Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 246 f Digitalisat Eberhard Neumann Redlin von Meding Konigsberg und Berlin Universitatskliniken der Ophthalmologie im 19 Jahrhundert In Jahrbuch Preussenland Band 5 2014 2015 ISBN 978 3 944870 36 6 S 123 146 Mitteilungen aus dem Geheimen Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz Berlin Einzelnachweise Bearbeiten E Kunz Geschichte der Universitatsaugenklinik Konigsberg 1 Teil Ostpreuss Arztfamilie Sommer 1973 S 14 16 2 Teil Ostpreussische Arztfamilie Advent 1973 S 10 12 und Teil 3 Ostpreussische Arztfamilie Ostern 1974 Gedenkbrief mit vielen Abbildungen der Nachfolger Jacobsons S 6 10 E Neumann Redlin von Meding Konigsberg Geburtsstatte der Augenheilkunde in Preussen um 1850 1875 In Konigsberger Burgerbrief Nr 70 2007 S 53 55 E Neumann Redlin von Meding Verein fur wissenschaftliche Heilkunde In Konigsberger Burgerbrief Nr 78 2011 S 49 52 E Neumann Redlin von Meding Karl August Burow 1809 1874 Ein verkannter Wegweiser der preussischen Chirurgie und Augenheilkunde In Konigsberger Burgerbrief Nr 74 2009 S 45 47 W Hoffmann Die Bedeutung Konigsbergs fur die Entwicklung der Augenheilkunde Vortrag am 16 Oktober 1951 beim Treffen der Ostpreussischen Arztfamilie Osterrundbrief 1952 S 6 7 Akte Augenklinik Konigsberg beim Geheimen Staatsarchiv Berlin Repositorium 76 Va Sektion 11 Titel X Nr 39 Band I 1866 1881 Blatter 2 20 24 41 49 und 100 Akte Augenklinik Bauten Konigsberg beim Geheimen Staatsarchiv Berlin Repositorium 76 Va Sektion 11 Titel XIX Nr 11 Band I 1873 1900 Blatt 6 Lit Hoffmann Lit Hoffmann S 7 Lit Augenklinik 1866 1881 Blatt 20 Lit Augenklinik 1866 1881 Blatt 41 Lit Augenklinik 1866 1881 Blatt 24 u 49 K Gutzeit A Birsch Hirschfeld Zur Erinnerung an das 50 jahrige Bestehen der Universitatsaugenklinik in Konigsberg Pr In Konigsberger Allgemeine Zeitung vom Mai 1927 Nachdruck in Ostpreussische Arztfamilie Osterrundbrief 1977 S 8 10 H Berger Julius Jacobson Ostpreussische Arztfamilie Sommerrundbrief 1966 S 23 26 Teil 1 und Teil 2 Osterrundbrief 1967 S 14 19 Reisebericht Italien Berger 1966 S 24 Berger 1967 OAF Ostern 1967 S 17 E v Leyden Lebenserinnerungen Berger 1967 S 14 17 Robert Albinus Konigsberg Lexikon Wurzburg 2002 ISBN 3 88189 441 1 Normdaten Person GND 117047856 lobid OGND AKS LCCN n87814096 VIAF 31054009 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jacobson JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher Ophthalmologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 18 August 1828GEBURTSORT Konigsberg OstpreussenSTERBEDATUM 14 September 1889STERBEORT Cranz Ostpreussen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Jacobson amp oldid 238043002