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Joseph Eduard Konrad Bischoff 9 August 1828 in Niedergailbach Saarpfalz 30 Mai 1920 in Speyer war Priester der Diozese Speyer und zu seiner Zeit unter dem Pseudonym Conrad von Bolanden ein sehr bekannter deutscher Schriftsteller Joseph Eduard Konrad Bischoff um 1870Joseph Eduard Konrad Bischoff alias Conrad von Bolanden Originalphoto mit Unterschrift 1894Joseph Eduard Konrad Bischoff im hohen Alter ca 1919 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr wurde am 9 August 1828 im saarpfalzischen Niedergailbach als Sohn des wohlhabenden Handlers Gerhard Bischoff und seiner Frau Clara geb Lonquet geboren Der Junge besuchte die Lateinschule in Blieskastel Die Familie zog um nach Fischbach bei Dahn und Pfarrer Peter Zimmermann von Schonau erteilte ihm den ersten Lateinunterricht Ab 1841 ging Bischoff ins Gymnasium zu Speyer und studierte schliesslich von 1849 an in Munchen Am 20 August 1852 empfing er im Speyerer Dom die Priesterweihe aus der Hand von Bischof Nikolaus von Weis Zunachst Domkaplan in Speyer amtierte der Geistliche dann als Pfarrverweser in Kirchheimbolanden als Pfarrer im nordpfalzischen Borrstadt und ab 1859 als Pfarrer von Berghausen bei Speyer Schon fruh fing er an sich mit der Schriftstellerei zu befassen und schrieb unter dem Pseudonym Conrad von Bolanden nach Burg und Ort Bolanden historische Romane und Erzahlungen die einen dezidiert katholischen Standpunkt vertraten Auch in den Kulturkampf und das politische Tagesgeschehen griff der Priester mit seinen Werken immer wieder ein was heftige Kampagnen gegen ihn ausloste Seine Bucher wurden zeitweise in Preussen verboten und Bischof von Weis war nicht recht glucklich mit seinem zwar beruhmten aber doch auch von der offentlichen Meinung stark angegriffenen Priesterschriftsteller der die gesamte Diozese zur Zielscheibe machte Er stellte ihn schliesslich vor die Alternative das Schreiben aufzugeben und sich nur noch seinen priesterlichen Obliegenheiten zu widmen oder sich in den Ruhestand versetzen zu lassen und nur noch der Schriftstellerei zu leben Joseph Eduard Bischoff fuhlte sich verpflichtet dem Katholizismus in Deutschland das scharfe und gefurchtete Schwert seiner Feder zu erhalten und wahlte 1869 das Letztere Schwert und Feder sind auch oftmals in Wappenform auf den Buchdeckeln von Bischoffs Buchern aufgepragt nbsp Sterbebildchen Conrad von Bolanden 1920Als Ruhestandler und Schriftsteller war er vom Tragen geistlicher Kleidung dispensiert weshalb er in seinen Buchern immer wieder so dargestellt ist um sie nicht unnotig klerikal erscheinen zu lassen Papst Pius IX zeichnete ihn mit dem Ehrentitel eines Papstlichen Geheimkammerers aus Er schrieb mehr als 60 Romane und Erzahlungen meist zur heimatlichen Kirchengeschichte die eine immense Auflage erlebten und in bis zu 14 Sprachen ubersetzt wurden Es war im ausgehenden 19 Jahrhundert ein von Freund und Feind rege diskutiertes und kommentiertes Ereignis wenn wieder ein neuer Bolanden erschien Das Sterbebildchen bezeichnet ihn gar als den gefeiertsten Romanschriftsteller der katholischen Welt Bischoff auch erster geistlicher Autofahrer des Bistums starb hochbetagt am 30 Mai 1920 in Speyer Den verlorenen Ersten Weltkrieg empfand er als verdientes Strafgericht fur den aufgeblasenen Nationalismus des Hohenzollernstaates Er liegt auf dem Friedhof Speyer begraben in seinem Geburtsort ist eine Strasse nach ihm benannt Werk BearbeitenMeyers Konversationslexikon 4 Auflage von 1888 1890 konstatiert Bischoff hat in kurzer Zeit eine ungemeine Fruchtbarkeit entwickelt und in den katholischen Kreisen Europas Aufsehen erregt Die weitere Wertung erfolgt allerdings in dem etwas einseitig noch deutlich vom Kulturkampf gepragten Sprachjargon der damaligen Zeit Seine zum Teil vielfach aufgelegten Werke teils historischen teils sozialen Inhalts haben stark ausgesprochen ultramontane Tendenzen und richten sich schroff gegen den Protestantismus und uberhaupt gegen jede freiheitliche und vernunftige Entwicklung in Kirche und Staat Leben und Wissenschaft Wesentlich ausgewogener urteilt 40 Jahre spater Dr Anselm Salzer in seiner Geschichte der Deutschen Literatur Band III S 1461 Ausgabe von 1927 Bolanden setzte sich andere Ziele seine Muse reihte sich den streitbaren Musen an deren Zahl in den 70er und 80er Jahren des 19 Jahrhunderts Legion waren Was da vom Dorfpoeten angefangen bis hinauf zu den literarischen Tonangebern gegen Rom und fur Germanien von deutscher Art und deutschem Blut gesungen und gesagt wurde wieviel Gereimtes und Ungereimtes auf den deutschen Buhnen ertonte was Meissel Stift Pinsel und Grabstichel schufen was in leichten Novellen und faltenreichem Romankleide zu Kampfe auszog oder den Saiten der Lyra entklang wer konnte das heutzutage noch alles uberschauen Und all dieses fand Beifall und ward falls es den Gesetzen der Kunst nur halbwegs entsprach als Meisterwerk gepriesen Und da soll man es Bolanden ubel nehmen und seine Werke einfach als Tendenzschriften abweisen nur weil er in seinen Werken in gleicher Art und Weise einmal fur Rom zu kampfen wagte und dazu die Musen zu Hilfe rief Dr Anselm Salzer Geschichte der Deutschen Literatur 1927 nbsp Conrad von Bolanden Das Kind von Bethlehem JugendstileinbandBischoffs Werke sind nicht alle von gleicher Gute haben jedoch immer fundierte Quellenangaben und lesen sich stets unterhaltsam Naturgemass wahlte er als dezidiert katholischer Schriftsteller der mit seinen Werken gegen den ubermachtigen Zeitgeist ankampfen wollte hauptsachlich solche Quellen aus die sein Anliegen unterstutzten andere liess er teils unberucksichtigt Dennoch hat er sich stets bemuht wahrheitsgetreue Schilderungen abzugeben Joseph Eduard Bischoff alias Conrad von Bolanden formuliert im Vorwort zu seinem ersten Roman Eine Brautfahrt seine Absichten in eigenen Worten Nicht wie die Phantasie sie schafft willkurlich nebelhaft schwarmerisch uberhaupt erdichtet durfen Thatsachen und Gestalten der Vorzeit im historischen Romane vor unsere Anschauung gebracht werden Nur so wie sie wirklich gewesen und gelebt nach den Zeugnissen und Urkunden rein und farbenklar nachgemalt und nachgedichtet in dem von ihrem Geist durchdrungenen Geiste des Schriftstellers in ihrem eigenthumlichen Wesen und Walten vollkommen wiedererweckt und gleichsam lebendig geworden nur so sollen die Dinge und Personen vergangener Tage vor unsere Seele treten Es soll des Dichters Wort wie der Pinsel des Historien Malers und der Beweis des Geschichtsforschers wie verschieden auch bei jeglichem die Form der Darstellung sein mag dennoch ein und dasselbe Ereignis ubereinstimmend darbieten das treue Bild jener Ereignisse und Zustande Conrad von Bolanden Eine Brautfahrt 1857 nbsp Conrad von Bolanden Urdeutsch um 1900 Erstauflage erschien 1875Oftmals sind Bischoffs Erzahlungen von einer frappierenden Weitsicht gepragt In seinem Roman Urdeutsch z B bekampft er die Verherrlichung des Germanentums von alldeutscher und deutschnationaler Seite Held des Romans ist St Martin der am Rhein missioniert und anhand der Germania von Tacitus lasst er alle dort beschriebenen oftmals recht schockierenden Gebrauche der heidnischen Urdeutschen lebendig werden Der Roman zwei Menschenalter vor der Vergotzung des Germanentums im NS Staat verfasst hat fast prophetisch anmutende Passagen So schreibt Joseph Eduard Bischoff u a im Epilog Wenn man sagen kann Lieber keine Schulen als solche von Schulschwestern und Schulbrudern so kann man auch sagen Lieber zuruck in die Barbarei als Gesittung und Tugendgrosse des Christentums Und die barbarenfreundlichen Philosophen des Unglaubens sind wirklich von der nahen Heimkehr menschenfressender Gotzen ebenso uberzeugt wie von dem bevorstehenden Untergang des Christentums Die alten Heidengotter sagen sie welche das Kind von Bethlehem von ihren Thronen gesturzt und verbannt hat regen sich und erheben das Haupt Sie fordern die Herrschaft zuruck und rutteln an dem Felsen den die Pforten der Holle nicht uberwaltigen sollen Sie kampfen aus der Tiefe herauf und ihr Schlachtruf hallt durch die Wissenschaft Poesie und Kunst unserer Tage Wer mochte dies bestreiten Conrad von Bolanden Urdeutsch In seinem Roman Die Schwarzen und die Rothen 1868 beschreibt Bischoff den siegreichen Kampf der Katholiken gegen die Krafte des Fortschrittes und der Loge Darin entwirft er u a in antisemitischer Weise ein Zerrbild von Juden als Gefahr und als Trager der von ihm bekampften Prozesse da sie in seiner Schilderung der katholischen Kirche offen und verdeckt zu schaden versuchen Diese zeitbedingte Sicht ist besonders auf den Badischen Kulturkampf zuruckzufuhren in dem die Hauptakteure der Gegenseite fast alle der Freimaurerbewegung angehorten und ihre Unterstutzer nicht selten judischen Glaubens waren Dennoch muss man sagen dass sich eine gewisse antisemitische Grundhaltung offen oder verdeckt durch viele von Bischoffs Werken zieht In dem Buch Die Schwarzen und die Rothen beschreibt der Schriftsteller auch eingehend den sogenannten Mannheimer Kasinosturm 1865 als typisches Ereignis des Badischen Kulturkampfs Obwohl er sich mit seinem Bischof Nikolaus von Weis der ihn in den Ruhestand geschickt hatte nicht aufs beste verstand setzte er ihm dennoch ein kleines literarisches Denkmal Dem Pralaten in seinem Roman Die Aufgeklarten 1864 gibt Eduard Bischoff deutlich erkennbar die Zuge seines wirklichen Oberhirten Nikolaus von Weis und bezeichnet ihn dort wegen dessen sprichwortlicher Gastfreundschaft und Mildtatigkeit als den Gastwirt zum Goldenen Kreuz welchen die Armen ihren Vater nennen Franz Xaver Remling Biographie Nikolaus von Weis I Band 1871 Im Lexikon Pfalzer Personlichkeiten resumiert der Herausgeber Schulrektor Viktor Carl 1998 uber Bischoff Seine Arbeit fand nicht die gebuhrende Wurdigung durch die Regierung und durch seinen Oberhirten Eine unvollstandige Ubersicht uber die Romane Bischoffs teils mit Kurzbeschreibung findet sich in der Datenbank Projekt Historischer Roman der Universitat Innsbruck 1 Literatur BearbeitenJakob Bisson Sieben Speyerer Bischofe und ihre Zeit Pilger Verlag Speyer 1956 S 123 125 Volker Busch Konrad von Bolanden in Walther Killy Hg Literaturlexikon Bd 2 S 96 97 Viktor Carl Lexikon Pfalzer Personlichkeiten Hennig Verlag Edenkoben 1998 S 61 Anselm Salzer Geschichte der Deutschen Literatur Band III S 1461 1927 Lorenz Wingerter Bolanden Konrad von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 429 f Digitalisat Wolfgang Degott Zur Erinnerung an ein Kind Niedergailbachs zum 190 Geburtstag Saarbrucker Zeitung vom 8 August 2018 Digitalansicht Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Joseph Eduard Konrad Bischoff Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Josef Eduard Konrad Bischoff Quellen und Volltexte Literatur von und uber Joseph Eduard Konrad Bischoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie im Portal Literaturland Saar Bischoff Joseph Eduard Konrad in der Datenbank Saarland Biografien Ubersicht uber seine historischen Romane Eintrag in der Catholic Encyclopedia Webseite zum Autor Conrad von Bolanden Conrad von Bolanden kompletter Scan des gesamten Buches Historische Novellen uber Friedrich II von Preussen und seine Zeit 1865 Conrad von Bolanden kompletter Scan des gesamten Buches Konigin Bertha 1866 Conrad von Bolanden kompletter Scan des gesamten Buches Angela 1866 Werke von Joseph Eduard Konrad Bischoff im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Kurt Habitzel Gunter Muhlberger Gregor Retti Projekt Historischer Roman Josef Eduard Konrad Bischoff Universitat Innsbruck abgerufen am 26 Mai 2019 Normdaten Person GND 123514363 lobid OGND AKS LCCN nr91007634 VIAF 24453519 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bischoff Joseph Eduard KonradALTERNATIVNAMEN Bolanden Conrad von Pseudonym Bischoff Josef Eduard ConradKURZBESCHREIBUNG katholischer Pfarrer und SchriftstellerGEBURTSDATUM 9 August 1828GEBURTSORT Niedergailbach SaarpfalzSTERBEDATUM 30 Mai 1920STERBEORT Speyer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Eduard Konrad Bischoff amp oldid 208588755