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Joseph Drechsler 26 Mai 1782 in Wallischbirken Bohmen 27 Februar 1852 in Wien war ein Komponist und Musikpadagoge Joseph Drechsler 1844 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Theoretische Schriften 4 Rezeption 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenDie ersten musikalischen Unterweisungen erhielt Drechsler von seinem Vater der Kantor und Schullehrer in Drechslers Heimatort war Mit 10 Jahren wurde er Sangerknabe in Passau spater lernte er Harmonielehre und Generalbass bei einem gewissen Grotius im Benediktienerkloster Florenbach Es handelt sich wohl um Vornbach am Inn Grotius durfte eine Latinisierung von Grotz sein der Organist dieses Klosters war In Passau studierte er Philosophie ging dann nach Prag um sich der Theologie zu widmen wandte sich aber da zu jung fur die Weihen schliesslich der Rechtswissenschaft zu Wahrend seines Aufenthaltes in Prag durfte er schon eine rege Kompositionstatigkeit entfaltet haben aus dieser Zeit stammen eine Missa Solemnis 1804 verschiedene Werke fur Pianoforte und eine Romanze fur Gesang und Klavier Drechsler beendete dieses Studium aber nicht sondern folgte 1807 einem Ruf des Theaterdirektors Karl Friedrich Hensler nach Wien an das Leopoldstadter Theater als Kapellmeister Offenbar herrschten dort aber Zustande die Drechsler nicht behagten so dass er sich entschloss die Stelle doch nicht anzutreten und von privatem Musikunterricht zu leben 1810 wurde er Korrepetitor beim k k Hofoperntheater und ruckte 1812 zum Kapellmeisteradjunkten auf In dieses Jahr fallt auch sein erstes Singspiel Die Feldmuhle das im Karntnertortheater am 29 September aufgefuhrt wurde Wegen Einschrankungen am Hofoperntheater verlor Drechsler allerdings diese Stelle wieder und wurde Orchesterdirektor an den Theatern in Baden und Pressburg Dieses Herumzigeunerns wie er es selbst nannte uberdrussig nahm er die Stelle des Organisten der Wiener Servitenkirche an 1815 Zugleich eroffnete er eine Musikschule und erteilte Unterricht im Generalbass und Orgelspiel Im folgenden Jahr wurde er Regenschori in der Kirche St Anna und einige Jahre spater 1823 Kapellmeister an der Universitatskirche und der Pfarre am Hof Aber er gab auch seine Opern und Theaterambitionen nicht auf Von 1821 bis 1822 war er Kapellmeister im Theater in der Josefstadt wo im Oktober 1822 seine Musik zu Das Bild des Fursten von Karl Meisl zusammen mit Beethovens Die Weihe des Hauses aufgefuhrt wurde Beethoven und Drechsler kannten sich personlich wie Eintragungen in Beethovens Konversationsheften beweisen 1822 wurde Drechsler Kapellmeister im Leopoldstadter Theater Wahrend seiner Beschaftigung an diesem Theater komponierte er die Musik zu 35 Opern Singspielen Operetten und Theaterstucken darunter drei Werke Ferdinand Raimunds namlich Der Diamant des Geisterkonigs 1824 Das Madchen aus der Feenwelt 1826 und Die unheilbringende Zauberkrone 1829 1830 gab Drechsler diese Stelle allerdings wieder auf da wichtige Mitglieder des Ensembles das Theater verlassen hatten und widmete sich hauptsachlich der Unterrichtstatigkeit daneben hatte er noch das Amt des Regenschori der Kirche am Hof inne In diese Zeit fallen vermutlich seine theoretischen Unterrichtswerke eine Orgelschule und ein Leitfaden zum Praludieren die aber ohne Jahresangabe erschienen sind Eine Harmonie und Generalbasslehre hatte er schon 1816 herausgegeben Im Jahr 1844 schliesslich trat er nach dem Tod des bisherigen Kapellmeisters Johann Baptist Gansbacher die Stelle des Domkapellmeisters zu St Stephan an um die er sich im Jahre 1823 schon einmal erfolglos beworben hatte Diesen Posten bekleidete er bis an sein Lebensende am 27 Februar 1852 im siebzigsten Lebensjahr Er wurde am Sankt Marxer Friedhof in Wien beerdigt Im Jahr 1894 wurde in Wien Penzing 14 Bezirk die Drechslergasse nach ihm benannt Werk BearbeitenDas Schwergewicht Joseph Drechslers Schaffens liegt sicher in zwei Bereichen Einerseits auf dem Gebiet der Buhnenwerke deren Quantitat ins Auge springt Drechsler hat an die 50 Buhnenwerke vertont die aber durchaus ein gewisses Niveau halten konnen Darunter finden sich unter anderem Claudine von Villabella nach einem Text von Goethe die drei schon genannten Vertonungen von Texten Ferdinand Raimunds und unzahlige andere Allerdings sind in der Musik zu Raimunds Stucken oft auch Melodien komponiert die von dem Dichter selbst stammen und die Drechsler dann als Grundlage fur seine Kompositionen verwendete In seiner Selbstbiographie schreibt Raimund dass er bei Verfassung vieler Lieder gleich die Melodien hinschrieb So stammt zum Beispiel die Melodie des Liedes Bruderlein fein von Raimund selbst aber auch einige andere Weisen konnen eindeutig Raimund zugeschrieben werden In einem Brief schreibt er ich werde auch dem Muller Wenzel Muller 1767 1835 ein anderer Komponist Raimund scher Theaterstucke die Musikstucke aus meinem eigenen Kopf vorsingen Es steht also fest dass Raimund selbst einen gewissen Anteil an der Musik hatte Drechsler musste wahrscheinlich aber immer den Rest der Komposition hinzufugen Im Gegensatz zu anderen Kapellmeistern und Buhnenkomponisten wie etwa Wenzel Muller versucht Drechsler sich von dem rein volkstumlichen Element abzuheben und seiner Musik etwas Opernhaftes zu geben Andererseits war Drechsler ein angesehener Musiklehrer wie seine Unterrichtswerke zeigen Auch Johann Strauss Sohn war ein begabter Schuler des Kapellmeisters Seinem Ansuchen um die Konzession in Gasthauslokalitaten Musikunterhaltungen abhalten zu durfen lag ein Zeugnis Joseph Drechslers bei das ihm angeborenes Talent und stetes Vorwartsschreiten bescheinigte Ausserdem besorgte er eine verbesserte Neuausgabe der Klavierschule Ignaz Pleyels Daneben betatigte er sich auch auf ganz anderen Gebieten der Musik mit Erfolg Er schrieb zehn grosse und sechs kleinere Messen ein Requiem weitere geistliche Vokalkompositionen drei Kantaten eine davon zur Einweihung der neuerbauten Synagoge Auch an Instrumentalmusik gibt es einiges von dem Komponisten namlich Streichquartette Orgelfugen Klaviersonaten und andere Klavierwerke Er folgte auch Anton Diabellis 1781 1858 Aufforderung eine Variation zu dessen Walzer zu schreiben und lieferte ein eindrucksvolles Stuck ab das 1824 zusammen mit den anderen Beitragen als Band 2 der Publikation Vaterlandischer Kunstlerverein veroffentlicht wurde Ludwig van Beethoven schrieb aus diesem Anlass seine beruhmten Diabelli Variationen die Band 1 fullten Ausserdem komponierte Drechsler Lieder Arien und Chore ausserhalb seiner Buhnenwerke Theoretische Schriften BearbeitenJoseph Drechsler war nicht nur Komponist und Musiker sondern zugleich auch ein Musikpadagoge der nicht nur im Jahr 1815 Kurse fur Orgel und Generalbass an der Normalschule St Anna eroffnete sondern der auch verschiedene Lehrwerke verfasste Zum einen bearbeitete er die Klavierschule des Komponisten Verlegers und Klavierfabrikanten Ignaz Pleyel 1757 1831 und gab sie neu heraus zum anderen schrieb er selbst eine kleine Orgelschule Ausserdem verfasste er eine Harmonielehre 1816 und einen Leitfaden zum Praludieren o J Der Theoretisch praktischer Leitfaden ohne Kenntnis des Contrapunktes phantasieren oder praludieren zu konnen wurde als Anleitung zu den offentlichen Vorlesungen in der Harmonielehre und dem Orgelspiel bey St Anna geschrieben wie Drechsler auf dem Titelblatt vermerkt Das kleine Buchlein 76 Seiten lehrt die harmonische Improvisation ohne dass allerdings dabei die Kenntnis des Kontrapunktes als uberflussig hingestellt wurde Diese Anleitung und vermutlich auch die anderen Lehrwerke Drechslers geben sich nicht als gelehrte theoretische Schriften sondern als einfache Lernbehelfe fur Jedermann Rezeption BearbeitenIm Volksstuck mit Musik in einem Akt Bruderlein fein von Leo Fall Musik und H E Falschholz Libretto ist Joseph Drechsler die Hauptfigur Literatur BearbeitenBohumir Jan Dlabac Allgemeines historisches Kunstler Lexikon fur Bohmen Bd 1 Prag 1815 Neudruck Hildesheim 1973 Sp 339 Constantin von Wurzbach Drechsler Joseph In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 3 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 380 f Digitalisat Francois Joseph Fetis Biographie universelle des musiciens et bibliographie generale de la musique Bd 3 Paris 1869 S 55 Hermann Mendel August Reissmann Musikalisches Konversationslexikon Eine Enzyklopadie der gesamten musikalischen Wissenschaften Bd 3 Berlin 1880 S 242 Alfred Orel Art Drechsler In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Hrsg v Friedrich Blume Bd 3 Kassel 1954 Sp 743 Alfred Orel Einleitung zu Raimund GA Bd 6 S XVIII Karl Maria Pisarowitz Drechsler Joseph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 106 Digitalisat Elmar Seidel Eine Wiener Harmonie und Generalbasslehre der Beethoven und Schubertzeit In Federhofer Festschrift Hrsg v Friedrich Wilhelm Riedel und Hubert Unverricht Mainz 1971 S 217 228 Ludwig van Beethovens Konversationshefte Hrsg v Karl Heinz Kohler Bd 2 Leipzig 1976 Walter Senn Art Gansbacher In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Hrsg v Friedrich Blume Bd 4 Kassel 1955 Sp 1232 Franz Stieger Opernlexikon Teil II Bd 1 Tutzing 1977 S 285 f Alexander Weinmann John Warrock Art Anton Diabelli In The new Grove Dictionary of Music and Musicians Hrsg v Stanley Sadie Bd 5 London 1980 S 414 Eva Kitzler Joseph Drechsler und seine Kirchenmusik Dissertation Universitat Wien 1983 2 Bande Weblinks BearbeitenWerke von und uber Joseph Drechsler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Joseph Drechsler in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Joseph Drechsler im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Normdaten Person GND 127916148 lobid OGND AKS LCCN n93088378 VIAF 69965992 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Drechsler JosephKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Komponist und MusikpadagogeGEBURTSDATUM 26 Mai 1782GEBURTSORT Wallischbirken BohmenSTERBEDATUM 27 Februar 1852STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Drechsler amp oldid 206728002