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Das Johanneum am Speersort war ein klassizistischer Gebaudekomplex in Hamburg Er wurde 1837 1840 nach Planen von Carl Ludwig Wimmel und Franz Gustav Forsmann als Gebaude fur Hamburgs hohere Lehranstalten erbaut und beherbergte neben dem namensgebenden Johanneum das seinerzeit aus einer Gelehrtenschule und einer Realschule spater Realgymnasium bestand auch das Akademische Gymnasium die Stadtbibliothek spater Staats und Universitatsbibliothek sowie mehrere wissenschaftliche Sammlungen zeitweise auch die Commerzbibliothek Nach dem sukzessiven Auszug der Schulen und Sammlungen wurde das Gebaude zuletzt nur noch von der Staats und der Commerzbibliothek genutzt und im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen auf Hamburg 1943 44 zerstort Die letzten Ruinenreste darunter die markante Arkadenreihe zum Speersort wurden 1955 fur den autogerechten Ausbau der heutigen Domstrasse abgerissen Das neue Schulgebaude Johanneum in Hamburg Lithografie von Carl Lill 1841 Ansicht von Norden Speersort Ansicht des Mittelbaus von Suden Fischmarkt um 1900 im Hintergrund links der Turm der Petrikirche Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Baubeschreibung 2 Nutzungsgeschichte 3 Zerstorung und Nachnutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Lageplan gesudet Die Dom Strasse entspricht nicht der heutigen erst nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Domstrasse sondern der heutigen Buceriusstrasse Das Gebaude befand sich auf dem heutigen Domplatz sudlich der Hauptkirche St Petri am Ort des 1804 1806 abgerissenen Hamburger Mariendoms Es bestand aus drei U formig angeordneten Gebaudeflugeln die durch Arkadengange miteinander verbunden waren und einen Innenhof umschlossen der nach Norden zum Speersort hin durch eine weitere neunbogige Arkadenreihe abgeschlossen wurde Um das nach Suden abfallende Gelande auszugleichen besass der Mittelbau ein zusatzliches Untergeschoss wahrend die Seitenflugel nur zweistockig ausgefuhrt waren Der Mittelbau mass 62 32 Meter und umschloss zwei Lichthofe wahrend die deutlich schmaleren Seitenflugel jeweils etwa 50 Meter lang und 13 Meter breit waren Alle drei Flugel waren in hellem Quaderputz ausgefuhrt und mit flachen Walmdachern gedeckt Die Seitenflugel und das Hauptgeschoss des Mittelbaus besassen durchgangig Rundbogenfenster nur das Sockel und Obergeschoss des Mittelbaus wiesen Rechteckfenster auf Zum Johanneumskomplex gehorten ursprunglich neun Professorenhauser als Wohnungen der Lehrer in der unmittelbaren Umgebung von denen die beiden zum Schopenstehl hin gelegenen Ende des 19 Jahrhunderts im Zuge der Vergrosserung und Neugestaltung des alten Fischmarktes abgerissen wurden Die sieben verbliebenen Hauser mussten in den 1930er Jahren dem Neubau des Pressehauses heute Helmut Schmidt Haus weichen Fur die Beheizung des Gebaudes kamen Luftheizungsofen Luftzeigungsofen zum Einsatz die der Mechaniker Libbertz konstruiert hatte und die sich schon nach kurzer Zeit bewahrten Uber einen im Herbst 1839 im Souterrain des Realschulgebaudes gesetzten Ofen heisst es Man hat den ganzen Winter 1838 39 hindurch zwei Sale jenes Gebaudes durch denselben beheizt und der gunstige Erfolg der Anlage hat zu dem Beschlusse gefuhrt auch die ubrigen Oefen im Souterrain erbauen zu lassen 1 Nutzungsgeschichte BearbeitenDer Mittelbau beherbergte anfangs das Akademische Gymnasium die Stadtbibliothek sowie die wissenschaftlichen Sammlungen aus denen spater das Naturhistorische Museum das Volkerkundemuseum und das Museum fur Hamburgische Geschichte hervorgingen Der westliche Seitenflugel nahm die Realschule des Johanneums auf wahrend die Gelehrtenschule zunachst den Ostflugel bezog 1874 zog die Realschule in ein neues Schulgebaude vor dem Steintor heute Museum fur Kunst und Gewerbe fortan wurde der Westflugel von der Gelehrtenschule mitgenutzt 1883 wurde das nicht mehr zeitgemasse Akademische Gymnasium aufgelost 1891 bezog das Naturhistorische Museum ein eigenes Gebaude am Schweinemarkt 1912 das Volkerkundemuseum seinen Neubau an der Rothenbaumchaussee Die dadurch freiwerdenden Raume im Mittelbau wurden von der stark expandierenden Stadtbibliothek ubernommen Als 1914 die Gelehrtenschule in einen von Fritz Schumacher entworfenen Neubau im Stadtteil Winterhude umzog konnten beide Seitenflugel ebenfalls fur Bibliothekszwecke umgebaut werden Die Stadtbibliothek ubernahm den Westflugel wahrend der Ostflugel der Commerzbibliothek zugewiesen wurde die vorher im Borsengebaude am Adolphsplatz bzw seit 1907 ubergangsweise in drei Professorenhausern an der heutigen Buceriusstrasse untergebracht gewesen war Der Auszug aus der Borse war erforderlich geworden weil fur den Bau der U Bahn zwischen Rathaus und Rodingsmarkt heutige Linie U3 der sudliche Borsenflugel an der Grossen Johannisstrasse abgerissen werden musste Mit der Eroffnung des Museums fur Hamburgische Geschichte am Holstenwall 1922 konnten schliesslich auch dessen Sammlungen das Gebaude am Speersort verlassen nbsp Grundriss Mittelbau Erdgeschoss nbsp Grundriss Mittelbau Obergeschoss nbsp Lesesaal der Stadt bibliothek um 1900 nbsp Ausstellungsraum im Lichthof des Mittelbaus nbsp Grundrisse Allge meine Bauzeitung 1839 nbsp Ansichten Allge meine Bauzeitung 1839 nbsp Ansichten und Schnitt Allgemeine Bauzeitung 1839 nbsp Konstruktion eines Luftheizungsofens Allgemeine Bau zeitung 1839 Zerstorung und Nachnutzung Bearbeiten nbsp Der Domplatz heute Die Arkaden des Helmut Schmidt Hauses sind ein Zitat des Johanneums das auf einem Teil der heutigen Grunflache stand Unten die Domstrasse fur deren Bau die Reste des Johanneums weichen mussten Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebaude mehrfach bei Luftangriffen getroffen In der Nacht vom 24 auf den 25 Juli 1943 Operation Gomorrha brannten der Mittelbau und der Ostflugel komplett aus der Westflugel wurde am 18 Juni 1944 von einer Sprengbombe weitgehend zerstort Von uber 800 000 Banden der Staatsbibliothek konnten nur etwa 160 000 gerettet werden von den 188 000 Banden der Commerzbibliothek nur 14 000 Die letzten Reste des Westflugels und die Arkadenreihe am Speersort wurden bis 1955 zugunsten der neuangelegten Domstrasse abgetragen Das ubrige Gelande ist seither unbebaut und wurde jahrzehntelang als Parkplatz genutzt mehrere Anlaufe zu einer Neubebauung scheiterten bisher Seit 2008 ist der Domplatz als Grunflache gestaltet Die Arkadenreihe des einstigen Johanneums wird jedoch bis heute vom ostlich benachbarten Helmut Schmidt Haus 1938 erbaut als Pressehaus und bekannt als Sitz der Wochenzeitung Die Zeit zitiert ebenso vom 1914 von Fritz Schumacher erbauten neuen Johanneum in Winterhude Literatur BearbeitenGerd Rondigs Vom Speersort zum Universitatscampus Gebaude der Staats und Universitatsbibliothek Hamburg in Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Bd 104 2018 S 79 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johanneum am Speersort Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Carl Ludwig Wimmel Ofen zur Heizung mit erwarmter Luft in dem neuerbanten Bibliothek und Schulgebaude in Hamburg In Allgemeine Bauzeitung Jahrgang 1839 S 345 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung abz53 549160733378 9 9974111937894 Koordinaten 53 32 57 N 9 59 50 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanneum am Speersort amp oldid 235155376